Zwischen Tzatziki und Loukoumades

Die Griechen sagen Nein und wir treffen einen Esel

Der letzte Blogbeitrag liegt schon etwas zurück…

In der Zwischenzeit sind zwei Wochen vergangen und es ist wieder einiges passiert. Die Zeit vergeht hier wie im Flug und bevor man realisiert hat, dass schon wieder Montag ist, ist die Woche auch schon wieder rum. Wir wohnen jetzt  schon fast seit einem Monat in Griechenland und mir kommt das Ganze immer noch etwas unwirklich vor. Im Nachhinein hätte ich mir nicht vorstellen können, dass meine erste Wohnung im Ausland sein wird. Aber insgesamt schlagen wir uns ganz gut. Der „Putzsamstag“ klappt besser als zuhause und auch kochen, abwaschen etc. stellen keine Hürden dar. Anders verhält es sich z.B. mit dem Strom. So scheint es unsere Nachbarn zumindest nicht wirklich zu stören, dass dieser zwei Mal in der Woche von 8:40 bis ca. 15:00 Uhr, meistens ist es eher 17:00 Uhr, nicht vorhanden ist. Im Gegenteil, bei der Post wird dann halt schon um 8:45 Uhr Feierabend gemacht, da die Systeme ja eh nicht funktionieren. Das ist deshalb etwas kompliziert, weil wir keinen Briefkasten haben und unsere Pakete bei der Post abholen müssen. Dann steht man am nächsten Tag eben wieder 10 min früher auf, nur um zu erfahren, dass das Packet noch in Athen ist. Eine weitere Schwierigkeit stellt auch das Einkaufen dar. Wir haben unsere Fähigkeit, einen Wocheneinkauf zu planen nun zwar perfektioniert (in den ersten zwei Wochen waren wir quasi jeden Tag einkaufen, weil wir immer irgendetwas vergessen hatten), allerdings ist der Gewürzkauf immer noch eine Herausforderung. Wenn man die Buchstaben nicht lesen kann, muss man jedes einzelne Gewürz im Regal mit dem Google-Übersetzter einzeln übersetzten, bis man endlich Thymian gefunden hat. Aber in der nächsten Woche steht man wieder vor dem gleichen Regal , nur dass man diesmal eben Majoran oder Muskatnuss braucht. Wenn man dann bemerkt, dass man sich an keine einzige Übersetzung erinnert und die Suche von Neuem beginnen kann, hinterfragt man schon mal die Funktion des eigenen Hirns.

Auch bei der Arbeit waren die letzten vier Wochen sehr produktiv: die Broschüren sind inzwischen fertig übersetzt. Bevor wir mit unseren Projekten starten meinte Eleni, die Managerin des Verwaltungsbüros, dass wir uns den Park ein bisschen anschauen sollten, damit wir wissen, über was wir eigentlich die ganze Zeit schreiben. Außerdem wäre es nicht schlecht, wenn wir auch die Website übersetzen könnten. Also saßen wir die letzten zwei Wochen abwechselnd entweder im Büro und haben die Website übersetzt, oder in einem Jeep, um die Sehenswürdigkeiten des Parks zu erkunden. So waren wir mit George dem Ranger im Wald von Kalavryta und haben 200 Jahre alte Bäume bestaunt und sind mit George dem Professor auf dem Gipfel des Chelmos (2355m) rumgekraxelt. Hier raubt einem nicht nur die beeindruckende Sicht den Atem, sondern auch der Aufstieg. Denn der Wanderweg entsteht hier erst noch, somit war das Ganze mehr klettern, als laufen. Während wir atemlos die Aussicht bestaunten erzählte uns George begeistert von seinen Infotafelideen, auf denen man nicht nur über die Namen der umliegenden Gipfel, sondern auch über deren Entstehung aufgeklärt werden soll.

Chelmos

Da der Professor über Letzteres aber nur eine Theorie hat, wurden erstmal Proben gesammelt, damit man diese im Labor der Universität Patras  bestätigen kann. Bis der Wanderweg fertig ist, wird es also noch ein bisschen dauern. Allerdings bekamen wir eine spontane Führung durch das Aristarchus-Teleskop, das zweitgrößte Teleskop Europas, welches auf dem Gipfel des Neraidorachi, eine der dunkelsten Regionen Europas, steht. Zufälligerweise lief der diensthabende Ingenieur gerade vorbei und weil George den Professor des Astronomie-Instituts kannte, durften wir das riesige Gerät, welches neben dem Skicenter von Kalavryta steht, bestaunen.

Aristarchus-Teleskop

Auch die Höhle der Seen, welche wir zwei Tage später besuchten war atemberaubend. Diese ist über 2 km lang, enthält insgesamt 13 Seen, 10 verschiedene Fledermausarten und einige imposante Stalagmitformationen.

Höhle der Seen

Eines Dienstags, wir waren gerade dabei die Website zu übersetzten, erfuhren wir, dass wir am Mittwoch frei haben. Aber erstmal von vorne: am 28. Oktober ist der griechische Nationalfeiertag, der Ochi (griechisch für Nein) – Tag. Schon am Dienstag war der Dorfplatz vor der Kirche mit Fahnen und Wimpeln dekoriert, aber auf Grund von Corona fanden keine weiteren Festlichkeiten statt, nur die Cafes waren alle voll besetzt. Man braucht auch nicht auf einen freien Platz warten, denn von George dem Ranger wussten wir, dass die Griechen für ihren Kaffee gut und gerne mal 2-3 Stunden brauchen. Auf diesen kulturellen Unterschied wurden wir aufmerksam, als wir innerhalb von 20 Minuten mit unserem Kaffee fertig waren und George uns entsetzt fragte, warum wir diesen nicht genießen würden. Wir nutzten den Feiertag schlussendlich nicht zum Kaffee trinken, sondern unternahmen einen kleinen Spaziergang in der Nähe von Kalavryta. Dabei trafen wir unseren neuen Freund, den Esel.  Nach einer kurzen Diskussion über den Namen (zur Auswahl stand noch George), tauften wir den Esel schlussendlich Benjamin. Am Abend gingen wir noch mal bei Nikki vorbei, die für den Nationalfeiertag extra geöffnet hatte, um uns zur Feier des Tages eine Runde Loukoumades zu holen. Bei Nikki sind wir inzwischen Stammgäste. Dieser Status hat zwei Vorteile:

  1. man wird von Nikkis Mann mit einem dröhnenden „GUTEN MORRRGEN!“ begrüßt, auch wenn man nur am Laden vorbeiläuft und
  2. wir kriegen inzwischen zwei Mal Loukoumades zum Preis von einem.

Wenn die Entwicklung so weiter geht, brauchen wir keinen Flug zurück nach Deutschland, wir rollen einfach zurück.

Loukoumades

Dieser Plan wurde aber schon am nächsten Tag durchkreuzt, als wir den ganzen Tag mit George dem Ranger durch die Vouraikos-Schlucht wanderten. Die Schlucht enthält nicht nur riesige Felsformationen, sondern auch die engste, aktive Zahnradbahn der Welt. Diese ist seit 1897 in Betrieb und verbindet Kalavryta mit Diakofto.

PS.: Liebe Grüße von Benjamin

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