Ankommen.

ạn·kom·men
Verb [ohne OBJ]
  1. (jmd. kommt irgendwo an)

    ein bestimmtes Ziel erreichen.
    „Bist du gut angekommen?“

Mein Ziel habe ich erreicht. Ob ich gut angekommen bin? Mal sehen.

Nachdem heute in meiner jetzt schon geliebten Wüstenstadt der Strom zum 6. Mal (keine Hyperbel!) und die Schule, sowie mein Spanischunterricht aufgrund eines Sturmes ausgefallen sind, dachte ich, es wäre Mal an der Zeit, sich an den ersten wirklich interessanten Blogeintrag zu wagen.

Womit fange ich an. Einer lustigen Anekdote? Da würde mir die Szene am Flughafen in Buenos Aires einfallen, in der ich zum Flughafenpersonal auf die Frage hin, wielange ich doch in Argentinien bliebe, anstatt „un año“ (ein Jahr) „un ano“ gesagt habe. Hanna neben mir musste anfangen laut loszulachen und als ich sie verdutzt angeguckt habe sagte sie nur: „Du hast gerade Arsch zu ihm gesagt“. Prima Cathi, prima.

Dieser extremst klischeehafte Spanischfehler den ich an diesem Tag begangen habe erscheint mir jedoch nicht als perfekter Einstieg. Vielleicht fange ich auch wie in Patrick Süskinds „Das Parfum“ an und beschreibe die Gerüche dieser Stadt.

Wenn ich die Augen schließe und darüber nachdenke, dann rieche ich die trockene Hitze San Juans, sowie die feuchte, angenehme Kühle meines Hauses. Ich rieche Staub, Benzin, den unangenehmen Geruch von Autoreifen und Straßenhunden. Ich rieche bitteren Mate-Tee, den Duft frisch gewaschener Wäsche, exotische Wüstenpflanzen.

Ach ne, das überlasse ich lieber den wahren Schriftstellern dieser Erde. Wie könnte ich denn noch anfangen? Chronologisch?

Flug, Buenos Aires, Seminartag, 16-Stunden-Busfahrt, Mitbewohner kennenlernen, Asado, Mate-Trinken im Park, erster Schultag, erste Spanischstunde, Frühlingsbeginn, Fiesta, Ausflug nach Ullún, Konzert im Park, Malsession, Weintour, Tag der Deutschen Einheit im Goethe-Institut, Sturm.

Irgendwie auch nicht das Wahre. Zu trocken, ausgeschrieben würde es dann klingen wie einer dieser öden Schülerberichte über Exkursionen, von denen ich in meiner Schulzeit unzählige verfasst habe.

Ich könnte auch enfach so tun, als würde ich hier ganz oldschool eine Karte an eine*n Verwandte*n schreiben – voll nostalgisch.

Liebe*r xxx,

mir geht es hier sehr gut. Von meinen Mitbewohnern (7 Stück an der Zahl, davon 3 aus Mexiko, 3 aus Argentinien und eine Rumänin) werde ich stets mit leckerem Mate-Tee und Reisgerichten versorgt. Die Schüler im Colegio Central Universitario erfreuen sich an der deutschen Sprache und Kultur, die ich zusammen mit den drei Deutschlehrerinnen an der Schule vermitteln darf. San Juan ist auf den zweiten Blick eine wunderschöne Stadt (auf den ersten Blick nur eine schöne). Im Park wird viel gejogged, aber keine Sorge, ich bin noch die alte Cathi, selbstverständlich habe ich noch nicht mitgemacht. Wer wäre ich denn dann?! An vielen Straßenecken hört man Latinobeats, zu denen man am liebsten direkt lostanzen würde. Am Wochenende ist dann immer Zeit dafür. Ich hoffe, dir geht es auch prima! Fühl dich gedrückt, deine Cathi.

… und dann wäre wohl schon längst kein Platz mehr auf der Karte. Schade, denn eigentlich würde ich noch so viel mehr schreiben. Vielleicht muss ich jedoch auch akzeptieren, dass die Erlebnisse dreier Wochen nicht auf eine Postkarte passen. Und sie passen auch nicht in einen, in zwei oder in 500 Blogeinträge. Eine Frage kann ich hier jedoch beantworten.

„Bist du gut angekommen?“

Oh ja, das bin ich.

 

Zur Werkzeugleiste springen