„Dienstag, 06. Dezember 2011 –
Ich breche bereits früh zur Bushaltestelle auf, die Fahrt würde etwa zehn Minuten dauern, ich würde in jedem Fall rechtzeitig beim Sprachkurs ankommen. Vereinzelt warten andere Menschen mit mir. Aber jeder wartet alleine, für sich. Es ist dunkel. Und kalt ist es auch. Trotzdem stecke ich meine Hände nicht in die warmen Jackentaschen. Meine Hände halten das Portmonnaie. Im Kopf wiederhole ich immer wieder den Namen der Zielhaltestelle. Ein komplizierter Name, geradezu ein Zungenbrecher – szantokowatschjanoschutza, szantokowatschjanoschutza, szantokowatschjanoschutza,… Mit jedem Bus, der um die Ecke biegt steigt meine Anspannung. Ja, klar, ich will doch nur Busfahren, hat jeder schon mal gemacht, keine große Sache. Aber es ist das erste Mal in der Stadt, in der ich nun seit fast drei Monaten lebe, und ich bin alleine. Viele Busse fahren sowieso einfach vorbei und die, die anhalten, fahren ohne mich weiter. Dann endlich kommt er, der Einundzwanziger. Ich lasse die Anderen vor mir einsteigen und gehe als Letzte. Alle haben irgendwelche Karten, die sie beim Busfahrer vorzeigen, wahrscheinlich Monatstickets. Ich nicht, natürlich nicht. Der Busfahrer sitzt in einer Art Kabine, durch das kleine Fenster sage ich den auswendig gelernten Straßennamen auf. Der Busfahrer bestätigt mir freundlich auf Ungarisch, ja, diese Haltestelle wird angefahren. Fragend stehe ich vor dem Fensterlein, ‚Ticket?‘ Als Antwort kommt irgendetwas Ungarisches, was ich nicht verstehe und der Busfahrer geht mit seinen Fingern durch die Luft spazieren. Hä? Ich verstehe, dass er nicht verstanden hat und setze mich einfach hin. Nagut, dann eben schwarz.“
Eigentlich hätte an dieser Stelle ein Bericht (oder so) zum Zwischenseminar stehen sollen. Aber ich mag chronologische Brüche. Deswegen kommt jener mit Verspätung. So wie die öffentlichen Verkehrsmittel (im Winter).
Falls ihr euch wundert, weshalb ich erst jetzt zum ersten Mal in Pécs mit dem Bus gefahren bin… Bisher war es immer so gewesen, dass ich die notwendigen Wege zu Fuß zurück legen konnte. Und ich bewege mich auch gerne zu Fuß fort, ebenso gerne radfahrend. Aber leider mangelt es mir an einem Fahrrad. Zur Schule sind es etwa zwölf Minuten, im Schnellschritt vielleicht nur zehn. Dadurch, dass ich in der Innenstadt wohne, gibt es kaum etwas Lebensnotwendiges, was ich nicht zu Fuß erreichen könnte. Für die längeren Wege, also in erster Linie zum Sprachkurs, werde ich von Céline im Auto mitgenommen. Nun trug es sich aber zu, dass Céline gestern Abend zur Sprachkurszeit eine unschwänzbare Orchesterprobe hatte… und damit begann die Geschichte.
wie spricht man das busszal denn aus? zufällig wie bussal? im bayerischen bedeutet das nämlich küsschen:)
Ja, ziemlich genau so wird es ausgesprochen. 😀