Lange ist es her, dass ich hier etwas geschrieben habe.
Zum Glück bin ich weder verletzt, noch krank, noch tot. “Ich bin”, wie meine Schüler sagen würden, “gut”.
Weil es die letzten Wochen ziemlich viel zu tun gibt und in der nächsten Woche mein Onlinevorbereitugnsseminar 2.0 beginnt (Ich muss mich schließlich auf meine letzte Hälfte des Freiwilligendienstes “vorbereiten” ;D), habe ich mich dazu entschlossen Urlaub zu nehmen.
Anders als an der Küste ist es in Bjelovar unüblich die ganze Zeit im Urlaub zu sein. Umso mehr muss da natürlich der kostbare Urlaub genossen werden. Ich stehe also am Samstag Morgen früh (sehr früh) auf, damit ich mir den ersten Bus nach Zagreb schnappen kann. Auf meinem Weg zum Busbahnhof durchquere ich die Stadt, wie sie menschenleer daliegt. Es ist eine dieser Urzeiten, wo sich die Stadt erst noch im Aufstehen befindet. Nur hier und da lädt ein LKW Ware für Geschäfte aus oder laufen Frühaufsteher genau wie herum.
Auf dem Weg nach Zagreb fahre ich durch eine Menge Orte und Städte, die ich noch besuchen will. In letzter Zeit habe ich eine Vielzahl an Ideen für Fahrradtouren bekommen und von Städten, die ich selber besuchen will. Die Inspiration scheint nahezu endlos zu sein, meine Zeit hier in Kroatien allerdings schon. Aber, alles zu seiner Zeit. Jetzt möchte ich erst einmal meinen Aufenthalt in Zagreb genießen.
In der Stadt angekommen schließe ich meine schweres Gepäck am Bahnhof weg und setzte meinen Weg in Richtung Westen fort. Mein erstes Zeil auf meiner Zagrebtour ist der botanische Garten. Aufgrund der milden und sonnigen Tage steht der Garten völlig in der Blüte. Umso trauriger ist es deshalb, dass der Garten eingesperrt ist. Eine solche Schönheit wegzuschließen ist schon eine Schande. Und, so bleibt mir nichts anders übrig als an den Gitterstäben des Zauns zu kleben und den Park von der Ferne zu bewundern.
Verzaubert setze ich meinen Weg gen Norden fort. Die Blütenpracht, zusammen mit dem sonnigen Tag hat mich vollends von Zagreb überzeugt. Eine Vielzahl an Parks und Prachtgebäuden im österreichisch-ungarischem Stil säumen meinen Weg durch die Stadt. Besonders empfehlen kann ich dabei auch das Nationaltheater. Eigentlich sind jedoch alle Häuser wunderschön und sehr ansehnlich. Zwar hat viel von der Altsubstanz unter den Jahren und den letzten Erdbeben gelitten, aber die Stadt hat wirklich eine einzigartige Schönheit: ruhig, bescheiden, aber trotzdem stolz.
Nach einer Weile meines Weges biege ich nach rechts ein in die Unterstadt, die Donji Grad von Zagreb. Hier in den Straßen liegen eine Menge von Geschäften. An den Modegeschäften bummeln eine Vielzahl an Zagrebern, die den sonnigen Samstagmorgen ebenfalls so gut es eben nur geht ausnutzen wollen. Bei dem Blick durch die Straßen fühle ich mich unweigerlich an meine Heimatstadt erinnert.
Auf meinem Weg weiter gen Norden stoße ich auch auf die Grič-Tunnel. Sie sind gewissermaßen berüchtigt in Zagreb, weil sie der Bevölkerung im 2.Wk Schutz geboten haben. Ehrlich gesagt habe ich mich da schon ein bisschen auf ein Museum oder ähnliches gefreut, aber ništa. Gut sind die Tunnel nur zum Aufwärmen und Abkürzen durch die Stadt.
So werde ich wieder an einer anderen Ecke in der Innenstadt ausgespuckt. Ich befinde mich jetzt direkt im Kaptol-Viertel. Es wirkt überhaupt nicht wie eine Großstadt, die Zagreb tatsächlich ist, sondern eher wie eine Kleinstadt. An den Hügelhängen befinden sich Weinterrassen und die Häuser sind zwei-stöckig. Der Grund dafür ist, dass die Österreicher damals durchgesetzt haben, dass in Zagreb keine Gebäude höher sein durften als in Wien. Deshalb sind die Häuser höchsten 3 Stockwerke hoch. Was die Österreicher damit nicht wussten, ist, dass sie dadurch Zagreb seinen für mich besonderen Charm erst verliehen.
Mein Weg fühlt mich entlang an der Kathedrale und hin zum Marktplatz. Dort herrscht so viel Betrieb, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Zahllose Stände sind aufgebaut und eine riesige Menschenmasse tummelt sich um den Platz. Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass in Deutschland gerade erneut die Fallzahlen steigen, sich alles im Lockdown befindet und die Mutationen sich verbreiten. Für die Kroaten scheint das allerdings in weiter Ferne zu sein. Nahezu unbeschwert und oft unmaskiert gehen sie ihren Geschäften nach. Auf der anderen Seite ist es auch schön nach knapp einem Jahr Corona auch einmal wieder eine echte Menschenmasse zu sehen.
Weil ich inzwischen allerdings auch schon ein wenig geschafft bin, spaziere ich weiter zum Trg Bana, wo ich mir eine kleine Pause genehmige und den Menschen auf dem Platz zuschaue. Meine Pause wärt jedoch nicht sehr lange, denn schon bald mache ich mich durch die vielen kleinen Straßen zum Ribnjak Park und anschließend hinter der Gornji Grad, der Oberstadt entlang zum Tuškanac Park. Aufgrund der Tatsache, dass Zagreb direkt an den Berghängen liegt, teilt sich die Stadt relativ schnell in Täler und Bergkämme ein. Während über auf den Hügel die Straßen entlangführen, herrscht unten in den Täler die Natur. Die Wälder greifen mit den Fingern nach der Stadt.
Obwohl mir dieser Spaziergang wirklich sehr gefällt, bin ich inzwischen doch ein bisschen ausgelaugt und durchgefroren. Um mir deshalb eine Pause zu genehmigen, durchquere ich zum zweiten Mal an diesem Tag die Grič-Tunnel, um in der Nähe der Kathedrale einmal Medovik, einen wirklich vorzüglichen russischen Kuchen zu probieren. Meine überaus köstliche Erfahrung wird allerdings zerstört, als ein Scammer mich um 50 Kuna betrügt. Der Mann, der sich als Tauber-Mann ausgibt, überfällt mich mit der der Bitte etwas zu unterschreiben und ehe ich mich versehen kann “spende” ich der “Behindertenorganisation” 50 Kuna, er will noch mit mir verhandeln, dass ich ihm 150KN gebe. Alles geht sehr schnell und ehe ich mich versehen kann, sein meine 50KN verschwunden und der Typ ebenfalls. Nur ein übermüdeter Arne, der sich über alle Maßen über sich selber ärgert lässt er zurück (Ich bin immer noch wütend.).
Da ist ganz klar, dass der Tag für mich seinen offiziellen Tiefpunkt erreicht hat. Um mich auf andere Gedanken zu bringen, beschließe ich, dass ich die Welt zerstört sehen will. Aus meiner diabolisch-grimmigen Laune heraus stiefele ich diesmal richtig in die Gornji Grad hinauf, um das Museum der zerbrochenen Beziehungen zu besuchen. Um meine Nero-Laune zu stillen, irre ich durch die Oberstadt, die größtenteils wegen Erdbebenschäden abgesperrt durch das Viertel. Dem Dom mit seinem geschmückten Dach laufe ich dabei, zufällig auch über den Weg. Nach einigem Suchen entdecke ich dann endlich das Museum.
Über die nächsten 1 1/2 Stunden versinke ich in den vielen Geschichten von Beziehungsenden, jede eine ganz eigene Welt. Als ich ein ganze Weile später das Museum verlasse, bin ich sehr in mich gekehrt und nachdenklich, meine Nero-Laune ist da zum Glück verflogen. Trotzdem ist es schon komisch nach der Introperspektive des Aufenthalt im Museum sich wieder unter die Menschen zu begeben. Auf jeden Fall kann ich völlig empfehlen das Museum zu besuchen, besonders gut lässt es sich kombinieren mit dem Museum der Liebe in Dubrovnik.
Weil der Tag mittlerweile einigermaßen fortgeschritten ist und ich mehr als müde bin, bahne ich mir meinen Weg durch die Unterstadt zum Bahnhof. Auf der Strecke durchquere ich das Kneipenviertel, wo sich eine Vielzahl an Menschen tummeln. Überall stehen Gruppen und trinken Kaffee, Tanzen oder Spielen Musik. Die Szenerie gleicht mehr einem Straßenfest als einem gewöhnlichen Samstagnachmittag. Die ganze Stadt, nein das ganze Land scheint der Öffnung der Cafés und Restaurants entgegen zufiebern.
Die wohlersehnte Freiheit scheint zu nahen, was für mich allerdings naht ist das Bett. Nach dem ganzen Tag auf den Beinen und dem frühem Aufstehen bin ich mehr als finito. Drum falle ich durchausgeschafft ins Bett.
Zurückblicken kann ich auf einen Tag mit vielen Höhen und Tiefen. Es ist genau wie Zagreb selber. Trotzdem kann ich sagen, dass ich an keinem Ort gerade lieber wäre als hier in Zagreb (und natürlich in meinem Bett ;°D)
(Vielen lieben Grüße an die Korrektur. ^^)