Part 1 – Comienzos (Anfänge)

 

Parte 1 – Comienzos (Anfänge)

Anreise
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich die Nacht vor meinem Abflug nicht viel geschlafen habe. Mein Schlafrhythmus war zu dem Zeitpunkt eh nicht der beste und so hatte ich gerade einmal drei Stunden Schlaf gehabt, als um vier Uhr morgens mein Wecker klingelte. Somit saß ich gegen acht etwas müde im Flieger nach Amsterdam und fasste den Entschluss dort erstmal einen Kaffee zu kaufen. Die Überraschung: diesen musste ich nicht alleine trinken, da ich zufällig zwei weitere Kulturweitfreiwillige traf, die auf dem Weg nach Afrika waren. Am Gate für meinen Flug nach Bogotá wartete dann auch schon ein anderer Freiwilliger auf mich, der den selben Flug gebucht hatte. Meine Zeit in der Luft betrag 10 Stunden und 40 Minuten und verging überraschend schnell. Neben mir saß eine nette Kolumbianerin, mit der ich schon etwas Spanisch beim Unterhalten übte und dann war ich plötzlich auf der anderen Seite der Erde. TIPP: Habe deinen Pass, dein Visum und deinen Corona-Nachweis/Test immer griffbereit und stelle dich auf lange Wartezeiten bei der Einreise ein. Wir standen über eine Stunde in der Schlange und mit uns sehr viele andere Menschen. Dann trennten uns unsere Wege und ich wurde von einem Fahrer, welcher von meiner Schule organisiert wurde, zu meiner Gastfamilie gebracht.

Gastfamilie
Meine Begrüßung war unglaublich herzlich und ich habe mich gleich willkommen gefühlt. Ich habe eine kleine Gastschwester (10 Jahre), die ein wahrer Sonnenschein ist und meine Gasteltern sind auch sehr freundlich. Bei der Vermittlung hat mir auch die Schule geholfen und da diese eine teure Privatschule ist, ist auch meine Gastfamilie recht wohlhaben. Ich habe mein eigenen Zimmer, einen begehbaren Kleiderschrank und ein eigenes Bad. Von Montag bis Freitag arbeitet eine Haushälterin (sie ist total lieb) bei ihnen und ein paar mal die Woche kommen weitere Putzkräfte. Wir haben einen sehr geregelten Tagesablauf (mehr dazu später) und im Allgemein ist besonders meine Gastmutter extrem organisiert und alles hat seinen Platz. So entspricht sie eher ein deutschem Klischee, haben wir sofort scherzhaft festgestellt. Mein Gastvater ist da eher ein „typischer Kolumbianer“, locker, humorvoll und ein ganz kleiner bisschen verplanter. Aber alle haben gemeinsam, dass sie sehr freundlich zu mir sind. Trotzdem ist es manchmal etwas schwierig, sich an all die neuen Abläufe und Gewohnheiten zu gewöhnen und oft fühle ich, als würde ich sehr viel falsch machen. Ich denken, da ist der beste Weg zur Besserung Kommunikation, eine Weisheit, die ich mir auch noch öfter vor Augen halten muss.

Auf offener Straße
Auch mein Stadtviertel (Usaquén) ist eines, in dem eher wohlhabende Kolumbianer leben und auch ziemlich sicher, wobei man immer aufpassen sollte. TIPP: Mir wurde sofort gesagt, dass ich das Handy auf offener Straße lieber in der Tasche lassen sollte – und zwar nicht in der Hosen oder offenen Jackentasche. Ich habe jetzt ein System entwickelt, da bisher super funktioniert. Ich habe alle Wertsachen, die ich mitnehmen möchte, wenn ich aus dem Haus gehe (Handy, Airpods und etwas Bargeld – so wenig wertvolles wie möglich) immer in meiner Bauchtasche, die ich mir um die Schulter schnalle und dann auf meinen Rücken unter die Jacke drehe. So komme ich immer noch schnell an alles dran und trotzdem ist es diskret und sicher. Zu der Sache mit dem Handy: ich benutze es natürlich auch manchmal auf der Straße, um kurz etwas zu googlen, ein Foto zu machen oder jemandem zu schreiben. Dabei ist es einfach wichtig, trotzdem vorsichtig zu sein und ein wachsames Auge zu haben. Achte also immer darauf wo du bist und wie sicher du dich dort fühlst.

Alltag (Mo bis Fr)
06:00 Uhr – aufstehen
06:20 Uhr – Frühstück
06:45 Uhr – Schulbus zur Schule
07.15 Uhr – Schulbeginn
15:05 Uhr – Schulschluss
15:15 Uhr – Schulbus nach Hause
15:45 Uhr – Ankunft beim Haus
16:00 Uhr – Freizeit (spazieren gehen, einkaufen, joggen, lesen, Aufgaben für die Schule, meiner Gastschwester bei den Hausaufgeben helfen, YouTube, Sozial Media (je nach Lust und Laune))
19:00 Uhr Abendessen
20:00 Uhr – Abendroutine (lesen, auf Nachrichten antworten, Netflix oder Co, sich fertig fürs Bett machen)
23:00 Uhr – schlafen

Wochenende
Meine zwei Wochenenden, die ich bisher hatte, waren bisher eher ruhig. Wir sind einmal zum Country Club der Familie gefahren und haben uns etwas umgesehen und das andere Mal waren wir bei dem Ferienhaus, das etwas außerhalb der Stadt liegt und noch nicht fertig gebaut ist. Außerdem heißt Wochenende auch ausschlafen und meist gehen wir zum Frühstücken in ein Café oder bestellen etwas nach Hause.

Essen
Das Essen in Kolumbien ist sehr, sehr fleischlastig. Es wird quasi zu jedem Essen gereicht, wenn man will, und das ist etwas, an das ich mich erst noch gewöhnen muss. Ich bin keine Vegetarierin, dennoch habe ich in Deutschland nie viel Fleisch gegessen. TIPP: Fall mal als Vegetarier in Kolumbien ist, sollte man auf jeden Fall mit seiner Gastfamilie reden (falls man eine hat) und bekommt sonst auch in vielen Restaurants vegetarische Optionen. Jedoch nicht immer. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Gastfamilie in einem Restaurant, das ausschließlich Fleisch oder Fisch serviert hat – also aufpassen. Ansonsten habe ich aber noch kaum etwas gegessen, was mir nicht geschmeckt hat und ich würde raten, alles einmal zu probieren. Besonders gerne mag ich die gebratenen Platanos (eine besondere Art von Banane). Zum Essen werden außerdem immer Säfte getrunken (wenn man mag) und es gibt außerdem sehr vieles, günstiges und leckeres Obst, welches man in Deutschland kaum findet.

Schule
In der Schule helfe ich in der ersten, zweiten und vierten Klasse. Da es eine Schweizer Schule (Colegio Helvetia)  ist, gibt es immer eine Klasse, die Deutsch lernt und eine andere die Französisch lernt. Ich helfe natürlich im deutschen Unterricht und die Arbeit macht mir Spaß, ist aber auch ziemlich erschöpfend. Ich helfe bei den Aufgaben, organisiere den Klassenraum, bereite mit meiner Ansprechpartnerin den Unterricht vor, helfe bei der Pausenaufsicht und lese auch zwei mal die Woche in der Bibliothek ein Buch vor. Das klingt vielleicht ziemlich entspannt, aber wenn man sich acht Stunden lang um eine Herde verspielter Kinder kümmern muss, ist man am Ende des Tages doch sehr erschöpft. Besonders die vierte Klasse macht mir noch etwas Sorge, da sie oft so chaotisch ist, dass man kaum richtigen Unterricht machen kann und sie auch besonders schlecht für die psychische Verfassung der Klassenlehrerin ist. Dennoch habe ich Hoffnung für die Gruppe und arbeite mit ihr und anderen Lehrer*innen zusammen, um sie unter Kontrolle zu bekommen. Was ich jedoch besonders an der Schule schätze, ist ihr Design. Sie ist sehr grün, mit wunderschönen Blumen und einem verwunschen wirkendem Baum (siehe mein Profilbild) in der Mitte des Schulgartens. Wenn man von einem Klassenraum in den anderen gehen möchte, ist man immer an der frischen Luft, da sich alle Türen nach außen öffnen. Man fühlt sich wie in einer grünen Oase mitten in der Stadt.

Bogotá
Etwas, was mir mit als erstes aufgefallen ist, ist die Verkehrssituation in Bogotá und damit meine ich, lange Wartezeiten im Stop and Go, keine wirklich erkennbaren Verkehrsregeln und ein Fahrstil, an den ich mich erstmal gewöhnen muss. Das öffentliche Verkehrsnetzt ist ziemlich begrenzt, man kann den Bus nehmen oder, was ich bisher einmal gemacht habe, ein Uber. Es wird gerade auch an einer Metro gearbeitet, diese wird wohl aber nicht mehr fertig, solange ich hier bin. Somit bin ich zu 90 Prozent zu Fuß unterwegs und alles, was unter 45 min entfernt liegt, wird gelaufen. Etwas anderes, was mir schon schnell aufgefallen ist, ist das Wetter. Hier wird auch gerne gesagt: „Du hast alle vier Jahreszeiten an einem Tag“ und dem kann ich nur zustimmen. Das Wetter ist sehr schwer hervorzusagen und somit sollte man immer auf Regen gefasst sein, es kann aber auch plötzliche recht warm und sonnig werden. Ich denken, meist ist es bewölkt. TIPP: Empfehlenswert ist ein Zwiebellock, sodass man schnell Kleidung aus- und anziehen kann, um sich an das Wetter anzupassen. Und ein kleiner Regenschirm für die Tasche ist sicher auch nicht schlecht.

Anmerkung
Das waren meine ersten Eindrücke im September. Ich kann hier nur von meinen Gedanken, Erfahrungen und Beobachtungen erzählen und jeder Aufenthalt in Bogota ist sehr individuell. Somit sind die Sachen, die mir als „anders“ aufgefallen sind, nur für mich fremd und jemand anderes könnte sie als ganz normal erachten. Auch ich bin sehr von den Meinungen der Menschen beeinflusst, mit denen ich hier lebe und arbeite und noch dazu bringe ich meiner eigenen Assoziationen aus Deutschland mit. Neutrales berichten ist quasi unmöglich und in allem steckt eine persönliche Perspektive. Ich bin gespannt, was ich in den kommenden Monaten noch so erleben werde und diese Erfahrungen werden meine Sichtweise in der Zukunft sicher auch weiterhin beeinflussen.

Jetzt aber genug für heute. Danke für deine Aufmerksamkeit und alles Liebe von mir 🙂

Kathi