KARIBU im Land der 1000 grünen Hügel, Samosas, Chapatis und besten Mangos

Grün. Grün. Grün. Das war der ziemlich primitive erste Eindruck, der mir im Kopf wieder und wieder hin und her ging, nachdem wir in Kigali den Flughafen verließen. Ich war völlig überwältigt. Immerhin habe ich für die letzten drei Monate in einem Wüstenland gelebt, westlich die Namib, östlich die Kalahari, dazwischen Savannen. Die vorherrschenden Farben in der namibischen Landschaft sind braun-beige-gelb-orange. Auch wenn die Regenzeit gerade in unglaublichen Schauern über uns hineinbricht und ein Ergrünen verspricht. Kigali kam mir fast vor wie ein Dschungel. Palmen, Gräser, Pflanzen, Obstbäume, Avocadobäume, bunte Blüten, große Parks und Grünflächen und immer wieder wunderschöne Blicke über die zahlreichen Hügel und Täler der Stadt. Und immer wieder dachte ich: Du bist in Ruanda, du bist wirklich in Ruanda. Abgefahren. Manchmal kann ich eben mein Glück immer noch nicht ganz fassen.

Aus Ruanda habe ich ungefähr 1000 Geschichten zu erzählen. Es waren erlebnisreiche, unglaublich schöne zwei Wochen mit vielen Begegnungen und Neuem. Es wird nicht leicht sein, für diesen Blog bestimmte Erlebnisse auszusieben. Für mich ist Ruanda jetzt jedenfalls nicht mehr das Land, in dem vor 20 Jahren ein Genozid stattfand. Das ist eine Single Story.

Und die hat dieses wunderschöne Land ganz einfach nicht verdient. Und so hoffe ich auch bei einigen Bloglesern der Single Story einige andere Geschichten über Ruanda hinzufügen zu können.

Was mich außer dem ganzen Grünzeug in Kigali sofort total überwältigt hat, war die unglaubliche Auswahl an Obst und Gemüse. Hier in Namibia ist man schon von so einigem verwöhnt, aber frische Lebensmittel sind eben importiert und deshalb oft teuer. ABER in Kigali auf dem Markt gab es die leckersten Mangos, riesigsten Avocados, besten Orangen, diese sauleckeren Minibananen, Baumtomaten (hatte ich vorher ja noch nie von gehört), Maracujas… uund auch sonst einfach wahnsinnig gutes Essen. Zum Beispiel Samosas nach afrikanischer Art mit Zwiebeln, Kohl und scharfem Hack gefüllt, Chapatis, und, als Reliquie der Franzosen: Waffeln, Crepes, Croissants und anderes leckeres Gebäck. NOM. Ich war im Paradies.

Ja und nach einer Nacht in Kigali ging es dann für mich und zwei andere mutige Freiwillige, die wir beschlossen hatten, die Gelegenheit zu nutzen um eine Woche durch Ruanda zu reisen, ab in den Südwesten Ruandas, in den Regenwald – Njungwe, an der Grenze zu Burundi und der DR Kongo. Laut Wikipedia ein immergrüner Regenwald, und dazu noch der größte Bergregenwald in Ost und Zentralafrika. Na, wenn das so ist! Da in Njungwe ging das Abenteuer richtig los, denn unsere Reise war bis ins letzte Detail überhaupt nicht so richtig geplant. Bekanntlich ist das ja aber die beste Art zu reisen. 🙂

Und so beginne ich die Geschichten…

Wie wir am ersten Morgen Affen vorm Fenster hatten

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Oh ja, kleine süße Affen überall und sie haben Bananen gefressen, ja, für Bananen konnten sie sich so richtig begeistern. Und auch dafür, sich gegenseitig am Schwanz zu ziehen.

Wie wir ins Kitabi Cultural Village wollten

Ja da sollte so ein Cultural Village sein im Regenwald. Das stand im Internet. Da sollte man campen können. Community Based Tourism. Eine gute Sache. Da wollten wir hin. Also wir am Morgen vom Guesthouse nach Kitabi. Tja ja. Ich hatte da via skype angerufen und uns angekündigt. Geld hat das auch noch gekostet. Naja und als wir da ankamen war man aber sehr verwirrt über unsere Ankunft, die Leute die dann irgendwann kamen waren aber mega nett. Nur etwas verplant von unserem Besuch. Ja und dann sind wir zum Regenwald National Park Office und haben uns über Touren informiert. Dabei kam heraus, dass alle geilen Touren an dem Office von unserem Guesthouse losgingen. Da man im Cultural Village immer noch kein Zelt für uns gefunden hatte, beschlossen wir, wieder zum Guesthouse zurück zu trampen. Also die ganzen 3 Stunden.

Wie es über dem Regenwald so richtig fett geregnet hat

Man wird es nicht erwarten aber im Vergleich zu Namibia regnet es im tropischen Regenwald wirklich oft. 😀 Um genau zu sein regnet es mehrmals am Tag und das ist auch ziemlich beeindruckend. Von Kitabi aus hatten wir nen super Ausblick auf den Bergregenwald und das hat ordentlich geschüttet. Ja und ne halbe Stunde später ist der ganze Salat dann wieder wolkenreich nach oben verdampft, wie das im Regenwald halt so ist. Einmal Wasserkreislauf im Schnelldurchlauf, bitte! Ziemlich beeindruckend. Und natürlich musste ich versuchen das Szenario fotographisch ein bisschen festzuhalten. 🙂 Vor dem Regen, Weltuntergang und nach dem Regen!

Vor dem Regen

Vor dem Regen

Regen

Regen

Regen dampft wieder hoch :)

Regen dampft wieder hoch

Wie wir zurück nach Gisakura getrampt sind

Ja und da es schon spät war und wir keinen Bus mehr bekommen hätten in dem noch Plätze frei sind (dafür muss man vor Abfahrt dieser Busse in Kigali anrufen) sind wir dann eben getrampt – was man übrigens in Namibia never ever tun würde – ein Truckfahrer hielt bald an und lud uns zu dritt mit unseren Backpacks in seinen Fahrerraum, in dem schon ein Freund von ihm saß. Ab ging es durch Nyungwe. Den ganzen Weg über brachte er uns Kinyarwanda bei und wir ihm etwas Deutsch.

Da es schon dunkel war, haben wir den genauen Ort des Guesthouses nicht mehr erkannt und dachten irgendwann, wir seien an dem Haus schon vorbei gefahren. Der Truckfahrer hat uns ausgeladen und wir sind das Stück zu Fuß zurück gelaufen. Auf einmal hat er uns von hinten wieder eingeholt. „Just checking on you, it’s night, ladies“. Damit lud er uns ein und fuhr uns ein ganzes Stück wieder zurück. Nur um dann festzustellen, dass wir doch noch nicht  vorbei waren. Also wieder umgekehrt und uns – endlich – am Guesthouse und anderen Park Office abgesetzt. Und dann hat er auch noch sein Essen mit uns geteilt!

Wie wir endlich durch den Regenwald zu einem Wasserfall gewandert sind

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Das war am nächsten Tag. Nach dem Kitabi-Fail. Ja und dann gab es noch einen Fail: Der VISA Automat am Park Office ging nicht. Also hatten wir auf einmal nicht mehr genug Bargeld dabei, weil wir ja 50 US Dollar für die Tourpermit bezahlen mussten. Ja und Das war doof, weil wir eigentlich noch ne Nacht in dem Guesthouse bleiben wollten. Nunja, nach der Tour sind wir dann nach Kigali zurück. Ich glaube, das war ganz gut so. Denn da gab es Geldautomaten und so weiter und so fort und wir wussten dass wir da alles bekommen was wir für das Wochenende in Nordruanda brauchen würden.

Also sind wir nachmittags mit dem Bus zurück nach Kigali. Wir haben uns auf dem Weg echt gut unterhalten und an der Haltestelle wieder echt gutes Streetfood gegessen, Fleischspieße, Gebackenes, Samosas.. Mmmhhh 🙂
Am nächsten morgen ging es dann erstmal gemütlich in der Innenstadt von Kigali einkaufen, wobei natürlich wieder viele Samosas, African Coffees, G-Nuts und sonstige Backwaren konsumiert wurden.

Wie wir nach Kamembe fuhren

Dann gings mit dem Bus nach Kamembe. Es war echt eng denn wir hatten unsere Backpacks auf dem Schoß. Zum Glück dauerte die Fahrt nur 2 Stunden.

Wie wir jede Menge Menschlichkeit und anderes im Red Rocks erfuhren

Von Kamembe nahmen wir ein Taxi zum Red Rocks Backpackers. Ein Hostel mit Gegelenheit zum Campen das nach dem Konzept des Community Tourism arbeitet. Also funktioniert das Hostel nur in Zusammenarbeit mit den Locals. Zu essen gibt es, was dort geerntet wird, die Locals aus dem Dorf kochen dort. Die Frauen kommen wenn sie wollen und verkaufen ihr Kunsthandwerk dort. Man kann auch spezielle Aktivitäten buchen, zum Beispiel kochen mit Locals, Bananenbier brauen, usw. Ich hatte den Eindruck dass man sich wirklich auf Augenhöhe begegnet. Wir kamen abends im Red Rocks an und wurden gleich von der unglaublich süßen Harriet, einer Ruanderin, die in Amerika lebt, zu Bananenbier ans Feuer eingeladen. Mhhhhh. Ich LIEBE Bananenbier. Macht euch gefasst auf die Eröffnung meiner eigenen Brauerei in Berlin!

Am Feuer unterhielten wir uns mit ihr. Harriet studiert in den USA Psychologie und betreibt seit etwa 1 Jahr das Red Rocks. Sie bietet Gruppentherapie und Sexual Education für die Frauen der Community an. Im Red Rocks arbeiten außerdem viele und es ist einfach ein Ort wo man sich abend trifft und ans Feuer setzt und plauscht und so begegnen sich eben Leute die sich sonst nicht treffen würden. Wir sahen schon am abend die ganzen Activities die man machen konnte, die aber alle eine Stange Geld kosteten. Harriet sagte uns aber, am nächsten Tag würde eh eine Gruppe Ösis kommen.

Wie wir ein bisschen Volunteering gemacht haben

Ja und der springende Punkt war, sie war so lieb dass sie uns angeboten hat einfach bei den Ösis mitzumachen wenn die die ganzen Aktivitäten machen. Im Gegenzug haben wir ein bisschen abgewaschen und so Kram.

Am nächsten Morgen aus dem Zelt gekrabbelt, fielen uns erstmal die wunderschönen Körbe auf, die die Frauen aus dem Dorf zum Verkauf an Touristen ins Red Rocks gebracht hatten. Harriet fragte uns, ob wir lernen wollen, wie man so einen Korb webt. Und schwupps, schon saßen wir da. Und webten. Es war wirklich nicht so schwer, aber ich habe ziemlich gebraucht bis es hübsch aussah.

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Ja dann kamen irgendwann die Österreicher und sie waren zwar sehr nett aber erinnerten mich leider auch ein bisschen an die Touristengruppe aus „Hummeldumm“. Diese Gruppe hatte ja aber Bananenbierbrauen und Afrikanisch kochen gebucht.

Bananenbier brauen

1. Man schält unendlich viele Bananen

2. Man legt sie in ein Gefäß

3. Man macht so ein Gras drüber dessen Name mir entfallen ist

4. Man zermatscht die Bananen damit

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5. Mal mahlt Hirse

6. Man gibt die Hirse dazu

7. Man lässt es 5 Tage stehen – es ist Bier

8. Man lässt es länger stehen – es wird Schnaps

Außerdem haben wir danach noch alle zusammen gekocht. Es war mega, mega lecker. Besonders angetan haben es mir der Kürbis und die Bohnen.

Wie wir mit den anderen Freiwilligen auf den Bisoke stiegen

Tja, ich lasse die Bilder sprechen. Alle sagten es sei ein leichter Hike, 6 Stunden und wir wären oben und wieder unten. Kein Ding für junge fitte Menschen.

Leider hatten diese weisen Zungen die Regenzeit nicht einkalkuliert. Der Bisoke war eine Matschpiste. Wo einst anscheinend Treppen waren war wadentiefer Schlamm. Teilweise war der Aufstieg einfach ein Fluss.

Am Anfang versuchte ich noch meine Schuhe zu schonen, später sank ich einfach wadentief ein. Kein einziger von uns ist nicht hingefallen. Rauf war schon hart an der Grenze. Ab etwa 3500 Metern hatte ich mit der Höhe zu kämpfen und Schnappatmung.

Aber wirklich Angst hatte ich vor dem Abstieg. Denn da würde man ja noch weniger Halt finden und bestimmt eher auf dem Arsch runter rutschen als alles andere. Und so kam es dann auch.

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Ermüdet vom stundenlangen Aufstieg und einfach erschöpft ließ die Konzentration stark nach und ich glaube wir sind alle ein paar Mal wirklich durch den Matsch auf den Arsch geschlittert und gefallen. Am Anfang habe ich noch die Klappe gehalten aber irgendwann konnte ich es nicht mehr zurück halten: Ich fing an zu Fluchen wie ein Rohrspatz, was ich natürlich nicht nur auf Deutsch und Englisch kann, sondern auch auf Afrikaans und Oshivambo. Die anderen Freiwilligen können das jetzt übrigens auch. 😀 Unter lauten „Siiis man“ „OSHITI“ „Das-Auslandsjahr-sollte-ja-ne-Grenzerfahrung-werden“-„Nie-wieder-besteig-ich-nen-Vulkan“-Rufen ging es den Berg wieder runter. Ich musste an  Alisas Post denken! Und sogar wenn ich wandern eigentlich nicht hasse habe ich mich genauso gefühlt wie sie! Nun denn, wir kamen alle wieder runter, verbrachten einen gemütlichen Restabend mit Essen und machten uns am selben Tag genauso unmenschlich früh wieder auf..

Wie wir die Golden Monkeys besuchten

Da hatte ich übrigens schon fast Angst dann, als es am< nächsten Tag zu den Golden Monkeys – Goldmeerkatzen –  ging. Denn ich fürchtete schon wieder so eine Schlammpiste besteigen zu müssen. Doch das Universum meinte es gut mit mir. Es waren nur 20 Minuten weg zu den Äffchen und es war kaum matschig. Die Golden Monkeys sind sehr zahm, denn sie wurden von dem Nationalpark über 2 Jahre lang an Menschen gewöhnt. Sie sind eine der seltensten Affenarten der Welt. Sie leben ausschließlich in dem Virungagebiet um die Vulkane von Ruanda, Uganda und dem Kongo. Hier finden Interessierte einen Artikel über die Tierchen.

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Danach fuhren wir noch zur Aussichtsplattform an die Twinlakes. Zum Schwimmen wäre es eh zu kalt und regnerisch gewesen. Aber die Sonne schaute noch heraus. Und es war soooo schön! Richtig malerisch!

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Danach fuhren wir zurück nach Kigali, wo am nächsten Tag nachmittags das Zwischenseminar los ging. Davor waren wir noch auf dem Markt. Wer mich kennt, weiß, dass ich natürlich nicht über den Stoffmarkt gehen konnte ohne mir Stoff zu kaufen. Ja und der wurde dann auch für mich geschneidert. Zu einem wunderschönen Rock.

Das Seminar war sehr sehr angenehm. Ich habe die gute Zeit, den Ausspruch und die Gespräche sehr genossen. Und auch das gemeinsame Erkunden des einen oder anderen Restaurants und Clubs. Und das Moto fahren. Und die Bewegungsfreiheit auf den Straßen zu jeder Tag und Nachtzeit. Und die wunderbaren Blicke über die Hügel. Und das ganze Essen. Und all die mitgebrachten Snacks aus allen Ländern. Oder ums kurz zu machen: War schön mit euch!

Zum Ende dieses Posts geht ein Applaus an all die LeserInnen, die bis hier durchgehalten haben. Ich sitze grade super kribbelig zuhause rum und zähle die Stunden bis ich meine beste Freundin vom Flughafen holen kann. Es sind noch 11 bis sie landet und ich schätze mit Gepäck und Einreisemodalitäten noch 11,5 bis wir uns in die Arme fallen können. Dann geht es los auf einen ganz wunderbaren Weihnachts-Neujahrs-Roadtrip der uns von der Westküste über den Waterberg und Rundu durch den Caprivistreifen an die Viktoriafälle und hoffentlich auch wieder zurück führen wird. An den Viktoriafällen haben wir Tickets für das Carnival Festival in Zimbabwe. Es wird legen…

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

 

 

Bring the money, bring the fucking money

Eine Weile habe ich überlegt, ob ich das jetzt auf meinem Blog erzählen soll. Es wurde ja viel über faire Berichterstattung geredet, über die allseits gefürchtete Single Story, die nur einen kleinen Aspekt eines Sachverhalts darstellt und dieser kleine Aspekt ist dann misslicher Weise das einzige, das andere Menschen jemals über diesen Sachverhalt gehört haben. Doch ich berichte auf diesem Blog von meinem Auslandsjahr und ich möchte dieses Bild authentisch zeichnen. Ich habe von meinen schönen Momenten berichtet, von den Ausflügen, von den lieben Menschen, auch von kleineren Schwierigkeiten, die man ebenso meistert.

Wer diesen Eintrag liest, macht sich bitte bewusst, dass es sich bei diesem Erlebnis um einen Ausschnitt von etwa fünf Minuten meines Lebens in Windhoek handelt. Es lässt keine Verallgemeinerungen auf „das Leben“ in „Windhoek“, „Namibia“ oder gar ganz „Afrika“ zu. Es ist mein Erlebnis und es gibt Leute die kommen hier und erleben nicht dasselbe.

Kürzlich ist mir passiert, was seit meiner Ankunft hier ein bisschen wie ein Damoklesschwert über meinem Auslandsaufenthalt schwebte. Der Duden erklärt diese Redewendung wie folgt: Obwohl eigentlich alles gut läuft, könnte trotzdem etwas Unangenehmes passieren . Und so war es eben auch bei mir. Alles lief gut, bis neulich.

Da wurde ich nach dem Einkaufen von einem Mann auf einer Treppe ans Geländer gedrängt. „Bring the money“. Im ersten Affekt habe ich zwar furchtbar impulsiv, aber nicht schlau gehandelt: Ich habe abartig losgeschrien, das war einfach der erste Reflex. Dann zog er sein Messer und bedrohte mich damit. „Bring the fucking money.“ Okay okay okay. Wenn jemand einen mit einem Messer bedroht, überlegt man sich das nicht zweimal. Also Jutebeutel geöffnet, Geld raus – er nahm tatsächlich nur die Scheine aus meinem Geldbeutel. Meinen ganzen Einkauf ließ er mir – der übrigens mehr wert gewesen wäre, als das Bargeld, das noch da war.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es Menschen gibt, die Windhoek betreten und verlassen und nicht ausgeraubt werden. Es passiert nicht jedem. Meine Mitbewohnerin wurde zum Beispiel in Nizza in Europa ausgeraubt und meine Kollegin in Berlin. Und beide nicht hier.

Ich wurde auch nicht im Stich gelassen. Leute unten am Parkplatz wurden auf meine Situation aufmerksam und schrien ebenfalls los. Der Täter rannte weg, ein Mann kam die Treppe hochgerast um zu fragen, ob ich okay war. Dann riet er mir, schnell wegzulaufen. Das habe ich dann getan. Zu mir nach Hause sind es nur 3 Minuten. Es war zum Zeitpunkt des Überfalls weder Dunkel, noch waren die Straßen nicht belebt. Es ist am hellichten Tag passiert.

Natürlich stand ich unter Schock. Aber wirklich überrascht war ich nicht. Sobald ich das Messer gesehen hatte, hatte ich zwar abartige Panik. Gleichzeitig lief in meinem Kopf aber auch einfach ab: Das hast du schon 100 Mal gehört seit du hier bist. Gib ihm dein Geld, dann passiert dir nichts.

Was ich aus diesem Überfall mache? Erstmal, dass es völlig egal ist, ob ich mich einschüchtern lasse und im Dunkeln nur Taxi fahre oder zuhause bleibe oder nicht. Ich wurde am Tag überfallen, und ich kann mich schlichtweg tagsüber nicht einbuddeln.

Dass ich gerade wachsamer durch die Straßen gehe, mich mehr umdrehe, die Leute wieder mehr beobachte, wieder mehr über die Wege nachdenke, die ich einschlage – der Schreck sitzt mir noch in den Knochen.

Als ich in Windhoek ankam, hatte ich Angst. Alle haben mir erzählt, dass es hier gefährlich ist. Dann ist mir eine ganze Weile nichts passiert. Und jetzt ist mir eben was passiert. Ich würde nicht sagen, dass ich unvorsichtig war vorher. Aber ich gehe jetzt eben mit einem anderen Gefühl durch die Straßen.

In Namibia und gerade in Windhoek gibt es große Unterschiede zwischen Arm und Reich. Es gibt das ehemalige Township Katutura und es gibt Slums. Der Mensch, der mich überfallen hat, brauchte vermutlich dringend Geld. Wahrscheinlich lebt er in einem Slum. Wahrscheinlich war er sogar verzweifelt, vielleicht hat er sogar mal versucht, auf legalem Wege zu Geld zu kommen und vielleicht hat es einfach nicht geklappt. Im Vergleich zu ihm bin ich unfassbar privilegiert.

Doch das schreibe ich keinesfalls, um sein Verhalten zu entschuldigen. Natürlich sucht man nach Gründen, warum einem sowas passiert. Und in diesem Fall ist der Grund eben nicht schwer zu finden. Es gibt eine Erklärung für das, was mir passiert ist. Das heißt nicht, dass diese Erklärung die Tat entschuldigt. Allerdings möchte ich diesen Blogbeitrag doch in einen gewissen Kontext einrücken. Und der ist eben: Es gibt in Namibia extreme Armut neben extremem Reichtum. Es gibt auch Rassismus. Beides tritt unabhängig voneinander bei unterschiedlichen Personen auf, oder auch in Kombination. Fakt ist, dass es vermutlich recht leicht war, mich als Opfer herauszupicken. Zu vermuten, dass ich viel Geld dabei habe und dabei kein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil viele Menschen, die so aussehen wie ich, eben viel Geld haben.

Ich frage mich, ob der Täter enttäuscht war, als er die 80 Namibia-Dollar aus meinem Portemonnaie gefischt hat. Umgerechnet sind das 5,70€. Waren sie ihm das wohl wert?

Es war soeben 20 Uhr…

Zunächst die Schlagzeilen

  • Etosha-Geburtstagspartey verlief einsame Oberklasse
  • Radiostudio der NBC überlebt Flex-Attacke auf Klimaanlage
  • Behebung eines mehrtägigen Dalet-Ausfalls macht Arbeit in der NBC wieder liebenswürdig
  • Kindersendungs-Moderatoren weiterhin mutmaßlich im Mittelalter gestrandet
  • Susa lernt Schulterstand
  • Sonnenbrand trotz Wolkendecke
  • UND ZUM SCHLUSS Sandboarding: Wenn es die Bindung zerfetzt

Und nun die Nachrichten im Einzelnen:

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Im Etoshapark Geburtstag feiern war fett. Wir hatten mega Glück mit den Tieren und haben am 1. Tag schon Cheetas gesehen. Zwar von fern durchs Fernglas, aber: Das ist extrem selten. Normalerweise sieht man sie gar nicht!

Auch zeigten sich ne Menge Elefangten, Löwen, Nashörner, Giraffen und so weiter. In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir am Wasserloch unseres Camps ein NasEinhorn beim Furzen beobachten und belauschen dürfen. Dann sind wir unterm Sternenhimmel eingeschlafen. Am nächsten Tag gab es Kindergeburtstagsmorgen, mit Tröte, Hütchen, Seifenblasen, Kuchen und Sekt. Ich habe ein unfassbar tolles Schmuckkästchen bekommen und ein ganz tolles selbstgeknüpftes Armband in den Farben der Namibia Flagge. Das Band ist um den Arm geknüppert und wird mich wohl lange Zeit an Namibia und die Knüpferin erinnern. <3

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WINDHOEK

Vergangenen Dienstag ging es heiß her in Studio 5 der NBC. Als Ralf und Susa sich gerade bereit machten, die ersten Nachrichten in der Sendung „Blick in die Welt“ zu lesen, ging ohrenbetäubender Lärm im Studio los. Schnell Musik eingelegt. Lärm wird lauter. Durch die Öffnung der Klimaanlage sprühen Funken ins Studio. Susa und Kollege hoffen, dass ihre Haare nicht in Flammen aufgehen. Danach ist das Mischpult mit einer Schicht aus Staub, Asche und Eisenspänen bedeckt. Jemand hat zur falschen Zeit, und, wie wir später erfahren, auch noch über dem falschen Studio an der Klimanlage geflext.

NOCHMAL WINDHOEK

Am selben Tag fiel in der NBC bis Donnerstag Mittag Dalet aus. Dalet ist das Mischprogramm. Nichts ging mehr. Rien na va plus oder wie man das sagt. Man konnte nicht auf die Musikdatenbank zurück greifen, nicht aufnehmen und nicht schneiden. Also: CD, Moderation, CD. Nervig.

WINDHOEK

In der Kindersendung spielen wir seit 5 Wochen jeden Freitag ein Hörspiel. Die Grundstory ist, dass wir eine Zeitmaschine im Studio gefunden haben. Erst waren wir in der Dinozeit und jetzt im Mittelalter. Letzten Freitag waren wir in einem Kloster und diesen gehts auf ne Ritterburg. Es macht unglaublichen Spaß das einzusprechen und mit Special Effects zusammen zu schnippeln.

SOSSUSVLEI/ WINDHOEK / SWAKOPMUND

Nach mehrfachem, langem Üben und einigen Unfällen ist es soweit: Susa beherrscht das Akrobatik-Kunststück Schulterstand! Sehet und staunet!

 

 

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SWAKOPMUND

Dreiste Frechheit: Obwohl es den ganzen Tag mega bewölkt und FAST, aber nur FAST zu kalt ist, kriege ich einen megafetten Sonnenbrand im Gesicht. Doofes Meer, doofe Wüste. In Windhoek kriege ich überhaupt gar keinen Sonnenbrand mehr. PAH.

SWAKOPMUND

Wir waren Sandboarden. Nochmal. Es war geil, weil die Piste steiler war als letztes mal. Nicht so geil war, dass es mir einmal mitten beim Fahren die Bindung am Board weggefetzt hat. Aaalter bin ich gestürzt. Kleiner Schock. Dann großer Schock, aber ich habs überlebt.

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Das Panorama von da oben war aber wie immer sehenswert.

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Sie hörten Nachrichten der NBC. Übersetzt und gelesen von Susanne Reinhardt.

Ihr Lieben, ich werde langsam schreibfaul. Es ist nicht mehr alles furchtbar neu aber trotzdem noch furchtbar aufregend. Leider manifestiert sich bei mir langsam eine gewisse Kommunikationsmüdigkeit, weil ich im Moment im Kopf keinerlei Verbindung mehr zwischen meinem Leben hier und meinem Leben in Deutschland herstellen kann. Ich denke zwar oft an daheim, aber ich glaube oft, dass Fotos mehr sagen können als viele Worte. Und dass trotzdem viele Fotos und Worte nicht rüber bringen, was ich hier erlebe. An meinem Geburtstag haben mir viele Menschen richtig gefehlt und ich hatte zum ersten Mal Heimweh. Es war toll abends daheim viele Nachrichten von lieben Menschen zu lesen.

Am Samstag geht es für mich erstmal 2 Wochen lang nach Ruanda.

Bis Bald 🙂

Sossusvlei oder auch: Ein Dornenbusch, Sand und ein kaputter Campingkocher

Und nun zum vorletzten Wochenende, Sossuvlei!

(Da waren wir vom 10. – 12. J)

Nach der Arbeit ging es wie üblich mit dem kaum überfüllten Autochen los. Golfi fuhr die knapp 300 Kilometer härteste Gravelstreet wie ein ganz großer 4 by 4. Nur einmal rumste es so heftig, dass wir dachten: Jetzt stirbt Golfi und wir müssen an der C26 campen. Aber ach was, so ein kleines Steinchen zerhaut ihn ja nicht. Wir haben ihn einfach unterschätzt, schande über uns.

Wie immer bei solchen Fahrten ist der Weg das Ziel. Wir hatten gute Musik und grandiose Ausblicke aus dem Auto. Bei Todesangst genossen wir während der Fahrt über den Gamsbergpass den grandiosen Ausblick, zu jeder Sekunde in dem Bewusstsein, dass dieser Ausblick mit einer gewissen Gefahr, an einem der beiden steilen Berghänge zu seiten der Straße hinabzustürzen, einher ging. No risk, no fun Ausblick. Wie auf jeder Autofahrt wurde natürlich auch wieder in den Sonnenuntergang getanzt.

Liebe Liebe Liebe :)

Liebe Liebe Liebe 🙂

In der Dämmerung sahen wir Dinge, die kein Reiseführer klischeehafter abbilden könnte:Hügel hoch, Hügel runter, galoppiert da eine Zebraherde den Staub aufwirbelnd in den Sonnenuntergang. Der Himmel glühte unglaublich lange nach. Oryxe und Springböcke, Sträuße und Suizidvögel kreuzten unsere Fahrbahn. (A/N: Suizidvogel= Vogel, der vor dem Auto auf die Straße fliegt oder so tief fliegt, dass man ihn bequem mit der Windschutzschreibe mitnehmen könnte)

Hungrig erreichten wir abends den Campingplatz. Zum Glück war unser Campingkocher nicht kaputt. Wir wären beinahe davor verhungert. Doch zum Glück gab es Doritos, Cracker, Oreos und Wein, bis die Nudeln im lauwarmen Wasser kaubar weich geworden waren. Es waren die ekelhaftesten Nudeln, die ich jemals in meinem Leben gegessen habe – einschließlich der Kost beim Vorbereitungsseminar!

Standard Campingessen: Nudeln mit Chakalaka

Standard Campingessen: Nudeln mit Chakalaka

Zum Glück bauten wir unser Zelt nicht direkt vor einen Dornenbaum. Zum Glück liefen wir nicht alle das ganze Wochenende immer wieder im Hellen und Dunkeln in die Dornen dieses Baumes. Zum Glück sah meine Stirn nicht aus wie Harakiri. Doch wie Hannah bereits berichtet hat, handelt es sich dabei natürlich um die Spuren einer Heldentat, ja, einer selbstlosen Rettungsaktion!

Bericht über meine heldenhafte Verletzung aus Hannahs Blog

Bericht über meine heldenhafte Verletzung aus Hannahs Blog

Abgesehen davon war der Campingplatz aber voll das Upgrade im Vergleich zur Spitzkoppe: Es gab fließend Wasser (was wir benutzten) und Strom (den wir nicht benutzten). Pah! Wer braucht schon Strom, wenn er Feuerholz hat! Und einen Steinkreis um das Feuerholz! (Fabians grandioser Beitrag zum Feuermachen. Denn so ein Steinkreis, der ist sicher. Da passiert dann nix mit dem Feuer!)

Campingplatz + Zelt vorm Dornenbaum

Campingplatz + Zelt vorm Dornenbaum

Am nächsten Tag ging es nach Sossusvlei. Der Sonnenaufgang war krass. Ohne Worte.

Putzmunter zum Sonnenaufgang

Putzmunter zum Sonnenaufgang

Und Sossusvlei war auch ganz nett.

Dead Vlei

Dead Vlei

Im Prinzip sind das besondere an Sossusvlei die roten Dünen. Zwischen denen liegen anders als in anderen Teilen der Namib große Plätze mit eingetrocknetem Boden und verdörrten Bäumen. Sowas von tot ist dort alles, ich konnte es mir vorher kaum vorstellen. Und unglaublich heiß. Deshalb steht man auch eigentlich immer um fünf oder so auf, wenn man in der Wüste ist.

So eine Düne sieht von unten nie so hoch aus, wie sie tatsächlich ist. Etwas fies, denn wenn man schonmal begonnen hat, will man dann auch ganz hoch.

So eine Düne sieht von unten nie so hoch aus, wie sie tatsächlich ist. Etwas fies, denn wenn man schonmal begonnen hat, will man dann auch ganz hoch.

Dünen hochklettern, ist wahnsinnig anstrengend. Dünen runterhüpfen ist toll. Nur in Sossusvlei hatte ich den Eindruck, mir dabei wirklich die Füße zu verbrennen. Man versank bis zu den Knien in dem Sand, und das tat irgendwie… weh.

Doch wir haben überlebt und gelernt, dass Dünen WRUUMMM machen können, wenn man raufhüpft. Jedenfalls in Sosssusvlei. Und dass es extrem geil ist, nach der Wüste in eine Pool zu springen. Unser Campingplatz lag nämlich an einer Luxuslodge. Kilometerweit entfernt von den gut betuchten Touris war es uns dennoch erlaubt, mit dem Auto zum Haupthaus zu fahren und diese Annehmlichkeit zu genießen. Und ja, ein Pool voll mit Wasser ist hier ein absoluter Luxus.

Am Sonntag haben wir bei einem kleinen Spaziergang noch allerlei Getier bewundern dürfen. Es ist für mich immer noch super beeindruckend, wie nah man hier den Tieren in ihrer natürlichen Wildbahn kommen kann. Das ist einfach gaaar kein Vergleich zu einem Zoo, wenn du spazieren gehst und auf einmal siehst du 10-20 Meter von dir entfernt nen Strauß, Zebra, Oryx oder Springbock.

Oryx!

Oryx!

Springböcke

Springböcke

Sundowner

Sundowner am Samstag

 

Da sich die Fragen häufen: Ja, ich weiß schon, was ich an meinem Geburtstag mache. Wir fahren in den Etoshapark. Alle Schnuggis ins Auto geladen, Zelt rein, Campingbox, Essen, Partyhüte, Tröten, Seifenblasen… und auf gehts! 🙂

 

 

Im Sandkasten…

Dune Seven, Walvis Bay, Namibia.

Und der Spaß geht los, Film ab!

Nur, damit ihr euch mal vorstellen könnt, was Wüste für einen Spaß macht! 🙂

In den Sand hüpfen, die Düne runterkugeln, Düne hochrennen, mit Spannung, was auf der anderen Seite für ein Ausblick wartet, auf dem Kamm spazieren, Düne runter rennen, auf den Popo schmeißen beim Springen… das sind eindeutig die Momente, für die ich hier lebe.

Auch ansonsten war das Wochenende in Swakopmund toll. Es war wie immer ein angenehmer Windhoek-Urlaub, dass man sich ohne größere Angst auch nachts im Dunkeln bewegen konnte. Sogar mit Smartphone und Geld zum Essen gehen dabei. Und auch der Meer ist immer schön, wenn man aus dem autoüberladenen, lauten, hupenden Windhoek kommt. Die Sonne hat gestrahlt. In Walvis Bay über die Dune 7 gehüpft, anschließend die wunderschönen Flamingos am Strand bewundert.

Quat fahren durch die Dünen macht ebenso Spaß. Und am Meer stehen, in die Weite starren und das Meeresrauschen genießen.

Bis bald. <3

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Flamingo

Flamingo

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