Mein wenig aufregender Alltag sorgte für eine kurze Zeit Stillschweigen. Währenddessen wurde ich zu einem Interview zum Thema Essen in das 5. Gymnasium eingeladen. Schüler der 1. Klasse (entspricht der 9. Klasse in Deutschland) befragten mich in recht gutem deutsch, wie es um meine Ernährung stünde, ob ich denn kochen könnte und was ich überhaupt zu Kroatien meinen würde. Das war neben dem Schulalltag eine nette Abwechslung – ich hoffe, die Schüler sahen das genauso.
Im Allgemeinen arbeitet die Schule derzeit auf die Feier des Élysée-Vertrags, auf die Halbjahreszeugnisse oder den Tag der offenen Tür hin. Das bedeutet für mich viel Organisation, helfende Handgriffe und gute Beschäftigung. In diesem Stress der Lehrer kam kroatisch etwas kurz, was ich die nächsten Wochen aufholen werde.
Was meine Freizeit angeht, die angesichts meiner Wochenstunden in der Schule nicht sonderlich üppig ausfällt, habe ich in der letzten Woche das kroatisch Kino getestet. Offensichtlich traute mir die Dame am Kartenverkauf keinen Kinoalleingang zu und verkaufte mir zwei Karten. Ich wunderte mich über den stolzen Preis, bemerkte dann aber die Dopplung und entschied mich doch noch, die zweite Karte zurückzugeben. 😉 Angesichts des guten Wetters unternahm ich am Samstag eine kleine Fahrradtour am Rande der Stadt und bestaunte die prächtigen Bauten, aus welchen Geldern auch immer sie erbaut wurden. […]
Am Sonntag war im Gottesdienst leider kein Übersetzer da – das sorgte dann für einen Stoß ins kalte Wasser der kroatischen Sprache. Aber hey, so lernt man eine Sprache auch. Apropos kalt: Kroatien passt sich wettertechnisch dem Rest Europas langsam an – unseren Gaszähler freuts.
Vergangenes Wochenende öffneten alle Museen kostenlos ihre Pforten zur Museumsnacht. Zusammen mit Theresa ging es in insgesamt fünf Museen, um gemeinsam mit tausenden anderen Besuchern die kroatische (Museums-)Kultur zu bestaunen. Dieser Abend war vor allem eine gute Gelegenheit für Familien, die normalerweise kein Geld für Kultur übrig haben – Daumen hoch! Den krönenden Abschluss bildete ein nettes Feuerwerk von einem der Hochausdächer nahe des Jelačić-Platzes.
Anlässlich des Élysée-Vertrags vom 22. Januar 1963 feierten wir am Montag die Ausstellungseröffnung zur französisch-deutschen Freundschaft. Leider hatten beide Botschafter kurzfristig abgesagt, dafür begrüßten wir den Fachberater für Deutsch aus Sarajevo, Herrn Meisterfeld, in unserem Haus. Dieser kannte mich noch von meinem Besuch in Sarajevo und so lernte er gleich einmal meine Arbeitsumgebung kennen. Was ich vor diesem Auslandsjahr nie gedacht hätte: Ich lerne in Zagreb sehr viel zur deutsch-französischen Freundschaft – und das ist nachwievor ein äußerst interessantes Thema. Trotz der 448km gemeinsamer Grenze und, man möchte meinen einen daher intensiven kulturellen Austausch, unterscheiden sich diese beiden Kulturen doch relativ stark. Man kann viel voneinander im Miteinander lernen, wenn man sich darauf einlässt – daran muss man jeden Tag aufs Neue arbeiten.
Soweit von mir – euch ein schöne, warme Woche. Euer Ruben
Ach ja, Museumsnacht… Die war hier in Potsdam auch am Wochenende, nur war ich irgendwie woanders… Vielleicht nächstes Mal. 🙂
Die deutsch-französische Freundschaft spür ich hier auch in vollem Maße: Die aus Westdeutschland stammenden Französisch-Studenten akzeptieren mich als Mensch, obwohl ich aus Sachsen komme.
Ik find’s knorke.