Doch nach den ersten paar tausend Treppenstufen kommen die ersten Zweifel auf. Wie gemütlich wäre jetzt ein warmes Hostelbett, wie schön eine heiße Dusche und warum tue ich mir das an? Es gilt, die Zähne zusammenzubeißen, keinen Blick auf die weit entfernten Lichtflecken zu verlieren, die wohl am Ende der „Treppe mit den 18 Wendungen“ liegen müssen. Das frühe Aufstehen, die Anstrengung zur gewöhnlichen Zeit des Tiefschlafes, das ist der Körper nicht gewohnt. Doch die Zeit drängt.
Es ist 6:30 Uhr, als wir unsere Schals noch einmal etwas enger vor Mund und Nase binden, bevor wir das Hochplateau besteigen. Unter uns leuchten die Straßenbeleuchtungen Tai’ans, wo wir im Dunkel unser gemütliches Hostel erahnen können. Dort ist es dunkel, die anderen Gäste schlafen wohl noch. Doch, bis zum Sonnenaufgangs-Gipfel kann es nicht mehr weit sein.
Auf dem Gipfel des Tai Shan nimmt uns ein eisiger Wind sofort in seine Klauen. Es ist bitterkalt. Lange halten wir es nicht aus, die Hände werden kalt, und weitere Treppenstufen zum warmwerden gibt es nicht mehr. Uns begegnet ein Gelbmützenmönch aus der Tempelanlage auf dem Berg auf seinem Morgenspaziergang.
Zur ersten Rast gibt’s heißen Milchtee aus der Thermoskanne, die halbwegs aufgetauten Mandarinen und Schokolade, zur Zweiten eine Tüte Kekse und heißen Tee aus der zweiten Thermoskanne.Wir genießen den Abstieg in vollen Zügen, und auch die verwunderten Blicke der anderen Wanderer, die uns munteren Westlern, bewappnet mit der großen Taschenlampe, entgegenkommen.