Mein Jahr in China

Der Chorwettbewerb

Als sich die Dunkelheit schon über die Stadt gelegt hatte, kamen sie. Es waren 15 Reisebusse, die sich durch das Schulgatter schoben und aus denen zig herausgeputzte Lehrer stiegen. Und es war wirklich unglaublich, mit was für einer Pefektion jeder Chor an Make-Up, Kostüm und Frisur gefeilt hatte.

Die Lehrer trugen einheitliche Fracks und die Lehrerinnen Ballkleider, wie man sie sich in Deutschland in Außnahmefällen auf Hochzeiten oder großen Galaabenden vorstellen kann. Die Perfektion jeder einzelnen 3-minütigen Inszenierung war beeindruckend: Ansage strahlend schöner junger Frau, Einmarschieren Chor, Einmarschieren Klavierspieler und Dirigent, Lächeln und Gesang, Verbeugung strahlender Dirigent, Dirigent weißt Chor von Bühne (ungesehen: alle Frauen ziehen schnell die Kleider aus)

Die Lehrer meiner Schule traten in hellblauen Elfenkleidern und schwarzen Anzügen auf, und überzeugten die Jurymitglieder, unter ihnen der Schulleiter, außerdem mit einem furiosen Gesangsfinale fortissimo. Kein Wunder, dass unser Chor bis zum Ende die höchste Punktzahl hatte (abgesehen davon, dass alle Bewertungen bei 9,… Punkten lagen und sich nur um zehntel unterschieden).


Der Wettbewerb schien also entschieden, als plötzlich der letzte Chor mit seinem Charme alle Gäste jubeln ließ. Patriotisch fahnenschwenkende Lehrerinnen in langen roten Wallekleidern und die entschlossen dreinblickenden Lehrer mit einer vorwitzigen Fliege um den Hals,- ihnen konnte keiner den Sieg nehmen. Müsste der Gastgeber also auf den zweiten Platz zurückfallen? Unvorstellbar.

Kommen wir also zur Ergebnisverkündigung des Chorwettbewerbs! Für das „Problem“ war nämlich schnell eine Lösung gefunden: Bei der Fahnenübergabe wurden einfach vier (!) erste Plätze vergeben, 5 zweite und 7 dritte.



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