Mein Jahr in China

Eilmeldung: Reisekreuz Wuhan – 1,3 Mrd. Menschen in Reiselust!

An der Nummer 1 Mittelschule gibt es zur Zeit nur ein Thema, das wirklich ALLE Lehrer beschäftigt: „Kommst du mit zur Chorprobe?“, „Wo ist jetzt Chorprobe“ oder: „Ich muss jetzt schnell zum Chor!“ Gerüchten zu Folge, sollen sich etwa dreizehn Lehrerchöre formiert haben, um am Freitag an einem schulinternen Chorwettbewerb (Bericht hier) teilzunehmen. Nachmittagskurse (u.a. meine Deutschstunden) fallen aus, weil die Lehrer zum Singen und einige der Schüler zur Begleitung Klavier oder Geige spielen müssen.

Häh? China steht ein großes Fest bevor. Die Volksrepublik feiert am 1.10. ihren 100. Nationalfeiertag und hat deshalb, na klar, alle Schulen dazu aufgefordert, einen Wettbewerb auszurichten. Auch für die Schüler ist der Nationalfeiertag ein großes Event, wegen des Chorwettbewerbs zum Einen, aber auch, weil auf den Nationalfeiertag eine Woche Ferien folgen. Unglaublich, aber wahr: sie ist die einzige arbeitsfreie Woche im Jahr und es gibt sie erst seit 1999. Daher also auch der vieltragende Name: Die „Goldene Woche“. Erst seit der Einführung der „Goldenen Woche“ können sich die Chinesen vorstellen, was „In den Urlaub fahren“ heißt. Die Konsequenz ist simpel und liegt auf der Hand: Ein Fünftel der Weltbevölkerung macht in der „Goldenen Woche“ Urlaub!

An den großen Sehenswürdigkeiten Chinas werden etwa drei Mal so viele Besucher als üblich erwartet. – Endlich ergeben für mich auch die langen Menschenschlangen, die vor kleinen und unscheinbaren Büros stehen, einen Sinn! Es sind Reisebüros in ihrer Hochsaison, die Reisetickets quer durch China, von Ost nach West, von Nord nach Süd, verkaufen.

Ich bin wirklich gespannt, was mich hier im zentralchinesischen Wuhan während der „Goldenen Woche“ erwarten wird. Wuhan ist das Drehkreuz der großen Straßen, Schienennetze und Fluglinien, auf denen sich die Menschen von Ost nach West, und von Süd nach Nord bewegen werden. In einer der vergangenen „Goldenen Wochen“ wurde die 1000-Jährige „unsterbliche“ Schildkröte im Zoo Wuhan von ihren vielen chinesischen Bewunderern – erdrückt… Naja, zumindest gibt es jetzt hier eine Touristenattraktion weniger.

Meine Wohnung liegt  glücklicher Weise etwas außerhalb des Stadtkernes, aber auch ich habe Ferien und also werde auch ich mich dazu aufmachen, Wuhan näher kennenzulernen, ist doch klar! Ich hoffe, dass Annina noch ein Zugticket von Shanghai nach Wuhan bekommt, eine erträgliche Reise erlebt, sodass wir uns dann zusammen den Weg zu ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt bahnen können. Tja, und mal sehen, wer den Chorwettbewerb der Lehrer gewinnt!

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