Polen
Vor der Einreise
1. Anreise
Visum (Beantragung, Verlängerung)
Da Polen Mitglied des Schengen-Raums ist, brauchst du kein Visum. Nach drei Monaten muss man sich aber offiziell melden (wird aber nicht kontrolliert). Dafür ist einiges an Dokumenten nötig und man muss evtl. in eine andere Stadt fahren.
Verkehrsmittel zur Einreise (Landweg, Luftweg, Schiff)
Wenn man früh genug bucht, kann die Anreise mit dem Flugzeug billiger sein als mit dem Zug. Teilweise lohnt es sich aber nicht, da nur wenige Flughäfen in Deutschland Flughäfen in Polen anfliegen.
Interessanter ist sicher die Reise mit dem Bus oder Zug. Busse fahren von verschiedenen größeren Städten aus in verschiedene größere Städte in Polen. Buchen kann man das sehr einfach im Reisebüro. Auch online kann man innerhalb von Minuten sein Ticket buchen und ausdrucken. Aufpassen: für Personen unter 26 Jahren gibt es bei fast allen Busgesellschaften Rabatt! Außerdem gilt auch bei den Busgesellschaften eine Gepäckgrenze von 20-23 Kg. Übergepäck kostet meistens um die 5€, man kann auch ein weiteres Gepäckstück dazu buchen.
Bei der Buchung aufpassen, es gibt direkte Verbindungen und solche, bei denen man umsteigen muss.
Gutes Vergleichsportal für Busse: <a href=“ http://www.autobusy.pl/przewozy-miedzynarodowe/bilety-autokarowe/?OpenAgent&IDAKW=AUTOBPL0KK&KrajW=PL&KrajD=DE&osob=1&isPowrot=0 oder auch auf busradar.pl .
Beträchtlich bequemer ist die Anreise mit dem Zug. Es gibt einen Euronight von Amsterdam nach Moskau, der durch Deutschland und Polen fährt. Er fährt über Emmerich, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Wuppertal, Dortmund, Hamm, Bielefeld, Hannover, Berlin, Frankfurt/Oder, Rzepin, Poznan, Konin, Kutno, Warszawa und Terespol. In diesem Zug muss man einen Schlafplatz für 40 Euro reservieren.
Außerdem gibt es den Berlin-Warszawa-Express, der dieselbe Strecke, nur eben kürzer, abfährt. Für beide Züge bekommt man Tickets über das Europa-Spezial-Angebot für 39 Euro.
Falls der Ankunftsort in Polen nicht per Europa-Spezial online verfügbar ist, lohnt sich ein Gang zum Schalter der Bahn. Oft kann man für einen geringen Aufpreis (mit Glück sogar zum gleichen Preis) das Ticket bis zum Ziel buchen.
Ebenso gibt es derzeit täglich Eurocity-Züge von Berlin aus nach Gdańsk (bzw. Sopot und Gdynia) und nach Wrocław. Die aktuellen Verbindungen können hier eingesehen werden.
Mittlerweile sind auch bei den Polen Mitfahrgelegenheiten bekannt und beliebt. Auf www.blablacar.de gibt es oft günstige Mitfahrgelegenheiten nach Polen.
2. Impfungen, medizinische Vorkehrungen
Es sind keine von Deutschland verschiedenen Vorkehrungen zu treffen, in Polen grassieren die selben Krankheiten wie in Deutschland. In einigen Regionen gibt es eine erhöhte Zecken-Gefahr. Einige Ärzte raten daher zur FSME-Impfung, die wird jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen.
Die medizinische Versorgung ist so gut wie in Deutschland, Apotheken gibt es reichlich. Halstabletten sowie Schmerz- und Grippetabletten gibt es oft auch im Supermarkt. Schmerztabletten gibt es verschreibungsfrei in höheren Dosen im Supermarkt und in der Apotheke zu kaufen.
3. Wohnungssuche
In größeren Städten, wie z.B. Warschau, Krakau oder Breslau empfiehlt sich Expats oder auch Couchsurfing. Auf http://Tablica.pl oder auch gumtree.pl bieten viele Vermieter Zimmer an, ansonsten einfach bei Google „Stancja“ und die Stadt eingeben. Ebenfalls nicht zu verachten sind private Beziehungen. Ist man unzufrieden mit der Wohnung, einfach dem nahem Umfeld erzählen, viele rufen sofort Bekannte an, die gerade etwas vermieten oder hören sich für einen um.
Wer lieber auf deutsch- oder englischsprachigen Seiten gucken möchte, kann sein Glück in größeren Städten auch auf wg-gesucht.de oder den einschlägigen Erasmusseiten und Erasmus-Facebook-Gruppen probieren. Allerdings findet man hier auch häufiger Wohnungen mit einem „Ausländer-Preisaufschlag“. Vergleichen ist unbedingt angebracht.
Bei der Zimmersuche zählt: wer zuerst kommt, malt zuerst. Meist wird jedes Zimmer einer Wohnung einzeln vermietet, man selbst hat kein Mitspracherecht bei der Auswahl neuer Mitbewohner. Auch ein geteiltes Zimmer ist nicht ungewöhnlich in Polen.
4. Packliste
Reiseapotheke
Kopfschmerztabletten, Halstabletten, Handcreme, Mückenspray und ähnliches, also so wie in Deutschland.
Kosmetika (Shampoo, Creme, etc.) sind oft teurer als in Deutschland. Wenn also noch Platz im Koffer ist, lieber etwas mehr einpacken. Ansonsten gibt es überall Rossmann, der die gleichen Produkte wie in Deutschland (nur mit Aufpreis) führt. Sogar oftmals mit der deutschen Bezeichnung.
Was man auf keinen Fall vergessen sollte
- Eine Isomatte und einen Schlafsack, falls man mal jemanden besucht, der kein zweites Bett hat.
- warme Kleidung für den Winter ist unbedingt erforderlich. Zwanzig Grad unter null sind im Winter recht normal, mit sibirischer Kälte ist aber nicht zu rechnen. Auch Regenkleidung ist natürlich mitzunehmen. Auch wenn zum Beispiel in Torun das Wetter meistens deutlich sonniger ist als in den meisten Gegenden in Deutschland, wird man manchmal auch arg nass.
- Wörterbuch (oft kommt man nur mit Polnisch weiter), besonders empfehlenswert ist eins, dass klein ist und in jede Tasche passt.
- ein gutes Buch, für langweilige Stunden am Anfang
- Passfotos (braucht man immer wieder, z.B. für das Monatsticket)
- Euros zum Wechseln (geht überall) oder eine Karte, mit der man umsonst abheben kann (z.B. DKB oder ING Diba)
Gastgeschenke
Ich würde an Leute, die Deutsch sprechen, deutsche Bücher verschenken, solange ich nichts besseres weiß. Für Frauen empfiehlt sich ein zusätzlicher Blumenstauß.
Auch gerne gesene: Haribo oder gute Schokolade. Oft sind Polen auch an Spezialitäten aus der Region interessiert, die vielleicht gar nicht so bekannt sind. Was auch gut ankam waren „Fanartikel“ meiner Heimat (Tasse, Schlüsselanhänger, Magnet, etc.).
5. Zur Einstimmung:
Filme
Der bekannteste polnische Regisseur dürfte wohl Roman Polański sein.
Ob einem die Filme gefallen, ist wie immer Geschmackssache, aber Filme wie „der Pianist“ gehören beinahe zur Allgemeinbildung für einen Polenreisenden. Empfehlen kann ich auch seine Verfilmung von „Oliver Twist“. Auch die Theaterverfilmungen „Gott des Gemetzels“ oder „Pelz der Venus“ sind in höchsten Maße gesellschaftskritische und anspruchsvolle Filme.
Bücher
Die Bücher von „Steffen Möller“ sind etwas überzogen, teilweise falsch, aber trotzdem ganz gut als erste Einstimmung.
Die Bücher der Bundeszentrale für Politische Bildung sind zwar sehr faktenlastig, jedoch sehr informativ und gut aufbereitet.
Außerdem sind die Bibliotheken des Goethe-Instituts in Warschau und Krakau empfehlenswert. Sie enthalten neben zahlreicher Fachliteratur über Polen auch viele Bücher der deutschen Belletristik, so dass man auch einfach mal wieder ein wenig schmökern kann. Einen Mitgliedsausweis bekommt man für 20 zł im Jahr, wenn es von der Arbeitsstelle schon Kontakte zum Goethe-Institut gibt und man mal nett lächelt, kann man vielleicht auch eine kostenlose Karte herausschlagen.
Musik über und aus dem Land
Die aktuellen Polnischen Charts angucken und mal reinhören, damit wird man dann wahrscheinlich in Polen auch beschallt werden.
Beliebte und bekannte Gruppen in Polen sind unter anderem:
- Big Cyc (Rock)
- Enej (Folk, Ska, Alternative)
- Gooral (Electro)
- Raggafaya (Reggae)
- Mazowsze (traditionelle Volksmusik)
- Boys (Disco Polo, polnischer Schlager)
- Weekend (Disco Polo)
6. Wie komme ich an weitere Infos
Webseiten
http://www.sueddeutsche.de/thema/Polen
http://www.polen.travel/de/unterkunfte/
http://www.polen.diplo.de/Vertretung/polen/de/Startseite.html
Reiseführer
Ich hatte den Lonely Planet für Polen, er bietet gute Infos. Ansonsten lohnt es sich meistens am meisten online nach Empfehlungen zu gucken oder sich bei den Polen Tips zu holen.
Ansonsten einfach einen Reiseführer bei Ebay ersteigern, kann nie schaden.
Ein Reiseführer für die eigene Stadt kann auch sinnvoll sein, das hängt aber von der Stadtgröße ab. In jedem Fall ist ein Stadtplan empfehlenswert.
Blogs, Newsfeeds etc.
Der Kulturweit-Blog natürlich! Auch sehr interessant ist der Newsletter „Polen-Analysen“, die man auf der Internetseite www.laender-analysen.de bestellen kann. Einmal im Monat erhält man dann kostenlos per Email eine gemeinsam vom Deutschen Poleninstitut, der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen und der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde erstellte Analyse zu einem bestimmten Thema.
Vor Ort
1. Kosten
Lebenshaltung (Miete und Verpflegung)
Die Lebenshaltungskosten sind geringer als in Deutschland. Lebensmittel kosten etwa vier fünftel so viel wie in Deutschland, Kleidung ist beim Discounter extrem günstig, bei Modeketten genauso teuer wie in der Heimat. Mieten sind auch geringer als in Deutschland, allerdings kann man das nicht generalisieren. In den Zentren der großen Städte kann man sehr viel Geld los werden, in Vororten bezahlt man aber für die gleiche Fläche unter Umständen nur zwei Drittel der Miete, die man in Deutschland in den günstigsten Gegenden bezahlen würde. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass man in Polen mit 350 Euro vielleicht gut über die Runden kommt, vielleicht aber auch nicht, je nachdem, wo man wohnt.
Aus meiner persönlichen Erfahrung in Warschau kann ich sagen, dass sich die Mietpreise nicht stark von deutschen Studentenstädten unterscheiden, wenn man nicht gerade eine Stunde außerhalb des Stadtzentrums auf 7 qm wohnen möchte. 350 Euro decken bei mir gerade so die Miete mit allen Nebenkosten ab.
In den größeren Städten, wie z.B. Krakau, Breslau oder Warschau kann man für ein Zimmer um die 800-1000PLN (kalt) rechnen, in kleineren Städten, wie Oppeln, Torun oder Danzig bekommt man ein Zimmer bereits ab 400PLN (kalt). Aufpassen bei den Nebenkosten, gerne wird man ausgenommen, wenn man nichts versteht. Daher mit den Mitbewohnern Nebenkosten vergleichen und immer diese alles aushandeln lassen!
In einigen Städten kann man auch im Studentenwohnheim unterkommen, dabei kann es jedoch leicht passieren, dass man sich das Zimmer teilen muss.
Vergünstigungen, spezielle Angebote (z. B. für den Nahverkehr oder Museen; Vergünstigungen durch den Freiwilligenausweis)
Der Freiwilligenausweis wird grundsätzlich nicht anerkannt, wobei „grundsätzlich“ hier aber im Wortsinne und nicht wie im Alltagsgebrauch zu verstehen ist: Man kann Glück haben, und der Ausweis wird als Studentenausweis anerkannt, oder man hat eben Pech.
Dafür ist in Polen der Internationale Studentenausweis (ISIC) bekannt und anerkannt. Mit diesem Ausweis kommt man in (fast) alle Museen zum ermäßigten Preis, außerdem zahlt man in fast allen Städten im Nahverkehr den ermäßigten Preis für Einzelfahrten und Monatstickets. Hier gilt allerdings: vorher Nachfragen! Ansonsten kann es teuer werden, denn die Kontrolleure sind da sehr genau.
Bei Bussen der PKS bekommt man teilweise leichte Vergünstigungen mit der ISIC, aber man muss vorher sagen, dass man den Studentenpreis möchte. Teilweise haben wir es auch mit dem Kulturweitausweis geschafft, manchmal hilft auch diskutieren. In den Nationalparks kommt man mit dem ISIC ebenfalls zum ermäßigten Preis rein.
Falls nur ein oder zwei Leute in der Gruppe den ISIC haben, diese zuerst zahlen lassen, danach den gleichen Preis verlangen, oft wird dann nicht mehr nachgefragt, bzw. der Kulturweitausweis anerkannt.
Generell gilt: diskutieren bringt wenig bis nichts. Am einfachsten ist es, vor der Ausreise (nach Möglichkeit) den ISIC zu beantragen und mitzunehmen.
Man kann den ISIC auch vor Ort beantragen, es gibt bestimmte Reisebüros (z.B. Almatur), die einen den Ausweis gegen Vorlage eines deutschen Studentenausweises (vielleicht auch Schülerausweis, da habe ich keine erfahrung) sofort für 26 zł ausstellen. In Großstädten lohnt sich der Ausweis, da sich der Preis für Nahverkehrstickets damit halbiert.
In allen Museen habe ich bisher problemlos Ermäßigung mit meinem deutschen Studentenausweis erhalten. Das liegt weniger daran, dass er gültig ist (tatsächlich ist er sogar abgelaufen), sondern dass dort oftmals keiner so genau hinguckt.
2. Verkehrsmittel
Öffentlicher Nah- und Fernverkehr
Zugfahren
Das Eisenbahnnetz in Polen ist gut ausgebaut und man kommt mit dem Zug fast überall hin. So eine Reise kann allerdings manchmal lange dauern, denn die Züge sind nicht alle schnell und manchmal muss man oft umsteigen. Es gibt Regionalzüge, die besonders langsam und unkomfortabel sind und keine Toiletten haben, Interregio, die schon etwas besser sind und Toiletten haben, TLK, das sind mittelschnelle und komfortable Fernzüge, sowie schnelle Intercity. Für weitere Reisen empfielt sich der TLK. Grundsätzlich ist der Standard der Züge nicht so hoch wie in Deutschland, aber bei Preisen von zwischen der Hälfte und einem Achtel ist das Preis-Leistungsverhältnis deutlich besser. Fahrplanauskünfte erhält man auf der Internetseite www.pkp.pl. Das Personal an den Bahnhöfen und in Zügen spricht in der Regel kein Englisch, ist aber meist sehr nett und mit Händen und Füßen klappt die Kommunikation bei mangelnden Polnischkenntnissen auch.
Wichtig ist bei Verbindungen mit Umstiegen, dass man genau weiß, wo man umsteigt und in welche Züge. Am einfachsten ist es, wenn man sich vorher auf der Internetseite die Verbindung raussucht, aufschreibt und den Zettel am Schalter vorzeigt, so braucht man auch kaum sprechen.
In größeren Städten gibt es auch Fahrkartenautomaten, an denen man zumindest für die direkten Verbindungen Tickets lösen kann. Das klappt allerdings nicht immer, da die Automaten manche Verbindungen nicht anzeigen oder nur Karten mit Sitzplatzreservierungen ausgeben.
Busse
Zwischen vielen Städten fahren die PKS-Busse. Am einfachsten erfährt man die Verbindungen vort Ort im Busbahnhof an der Anzeigetafel. Achtung: einige fahren nicht täglich oder nur am Wochenende! Die Tickets kann man online oder beim Busfahrer kaufen.
In Nordpolen werden einige Strecken auch von Veolia befahren.
Für weitere Reisen durch Polen zu günstigen Preise empfiehlt sich Polski-Bus. Hier gilt das Prinzip, je früher man bucht, umso günstiger ist es. Aber auch spontan lässt sich oft noch ein Schnäppchen schlagen. Besonders Praktisch, man bucht online und zeigt dann beim Einsteigen nur die Buchungsnummer vor, man muss also kein Ticket ausdrucken.
Polskibus fährt mittlerweile in viele Städte in Polen (Warschau und Łódz sind die Hauptknotenpunkte) und hat auch Verbindungen nach Wien, Bratislava, Prag und Berlin.
Für Reisen ins Baltikum empfiehlt sich Simple-Express oder Ecolines. Diese fahren alle größeren Städte im Baltikum ab Warschau an.
Sämtliche Busverbindungen können mit der Seite busliniensuche.de, bzw. busradar.pl preislich verglichen werden.
Öffentlicher Nahverkehr
In den Städten gibt es überall Busse. Je nach Stadt gibt es Fahrkarten entweder für eine Linie oder eine bestimmte Zeit. Fahrkartenautomaten gibt es in manchen Bussen, die Busfahrer haben nicht immer welche und Wechselgeld wird, sofern vorhanden, ungern herausgegeben. Es empfielt sich, Fahrkarten an den Kiosks zu kaufen, die in den Städten gefühlt alle 300 Meter stehen.
Schwarzfahren ist sehr riskant, es wird regelmäßig kontrolliert.
Kleine Orte im Dunstkreis der Städte erreicht man mit PKS-Vorortbussen.
Sucht man innerhalb seiner Stadt nach Verbindungen des Nahverkehrs ist die Seite oder App jakdojade.pl sehr zu empfehlen.
Anreise zum Zwischenseminar
Wenn das Zwischenseminar wieder so stattfindet wie 2016, muss man einfach mit dem Zug nach Wrocław fahren, bzw. von dort aus weiter nach Jelenia Góra.
Von einigen Städten geht es schneller mit dem Bus, am besten im individuellen Fall vergleichen.
3. Medien
gute Radiosender
Das Radioprogramm ist in Polen sehr ähnlich wie in Deutschland. Die Sender senden allerdings landesweit, nicht nur Regional. Populär ist zum Beispiel Radio Z. Eine Kuriosität ist Radio Maryja aus Torun, ein nationalistisch-katholischer Sender, der ein paar Millionen Fans hat und beim Rest berüchtigt ist.
Stadtanzeiger
Die sind ja in jeder Stadt anders. In Torun sind es die Nowości.
Tageszeitungen
Die meistverkaufte Tageszeitung ist Fakt, ein Springer-Blatt.
Die führende Qualitätszeitung ist die Gazeta Wyborcza.
Bekannt ist auch das Magazin Polityka, dssen Name selbsterklärend ist.
4. Einkaufen
Lebensmittel, Haushaltsartikel
Lebensmittel bekommt man am günstigsten bei Biedronka, der führenden Supermarktkette in Polen, deren Filialen wirklich überall sind. Es gibt auch Lidl, Tesco, Real und einige andere. Steht mal ein größerer Einkauf an, empfielt sich ein Besuch bei Piotr i Pawel oder Carrefour, gigantische Supermärkte in denen man von Abflusspümpeln bis Zungenreinigern alles bekommt. Grundsätzlich bekommt man in Polen alles, was man in Deutschland bekommt, mit Ausnahme von Lakritz und Aufbackbrötchen. Viele Ketten gibt es in beiden Ländern gleichermaßen, zum Beispiel Rossman oder H&M.
In den Großstädten gibt es außerdem zahlreiche kleine 24-Stunden (oder beinahe 24-Stunden) Shops, z.B. Carrefour Express, FreshMarket oder żabka. Empfehlen kann ich TopMarket, diese Supermärkte sind meist auch eher klein bis mittelgroß, haben aber ein ausreichendes Angebot und sind trotzdem noch recht günstig.
Bioprodukte sind in Polen noch relativ unbekannt. Auf den Märkten und Straßenständen kommt das Obst und Gemüse meist von Bauern aus der Region und ist somit quasi „bio“.
Souvenirs, Landestypisches
Etwas „typisch Polnisches“ außer Wodka zu finden ist relativ schwer. Jede Region hat ihre Spezialität. Krakau gibt es z.B. an jeder Ecke kleine Tonvögel zu kaufen, mit denen man Lärm machen kann, in der Tatra gibt es besonderen Käse, Torun ist bekannt für seinen Lebkuchen.
(Wochen-)Märkte
Märkte gibt es viele, dort gibt es Lebensmittel, aber auch Firlefanz. Oft sind diese auf einem größeren Gelände und finden täglich Stadt. Viele Verkäufer haben sogar feste Buden. Einfach nach „Targowisko“ fragen oder nach großen Plätzen mit viel Betrieb suchen. In größeren Städten hat auch fast jeder Stadtteil seinen eigenen Targowisko.
5. Freizeittipps
Sport
Wie in Deutschland, gibt es auch in Polen für alle Sportarten Vereine. Fitnessstudios sind nicht so häufig wie in Deutschland, aber eigentlich sollte sich in jeder Stadt (zumindest wenn sie nicht zu klein ist) eines finden lassen.
Zumindest in Warschau gibt es eine Reihe an Parks, in denen Fahrradfahren und Joggen gehen verboten ist. Bevor man sich also in die Laufschuhe schwingt, sollte man einmal kurz nachsehen, wo das überhaupt erlaubt ist.
In die Sportgruppen von Hochschulen zu kommen, erweist sich als relativ schwierig bis unmöglich.
Kunst und Kultur
Für Warschau lohnen sich zwei Webseiten besonders:
Zum einen die Touristische Website warsawtour.pl, die sämtliche Ausflugstipps und Museen vorstellt
Und zum anderen die Seite waw4free, auf der für jeden Tag sämtliche Events verzeichnet sind, die kostenlos in Warschau stattfinden.
Weiterhin lohnt es sich unglaublich, einen facebook-Account zu haben, da beinahe alle Aktivitäten (manchmal ausschließlich) hier verzeichnet sind. Neben den üblichen Erasmusgruppen empfiehlt sich beispielsweise auch die Gruppe Warsaw Social, die für sämtlich „Foreigners“ oftmals kostenlose Events zur Integration anbietet.
Reisen im Land, Ausflugstipps
Nutzt die langen Wochenenden und Feiertage zum Reisen!
Die touristisch interessantestens Städte sind (für Polen und Ausländer): Krakau, Breslau, Warschau, Danzig, Poznan, Torun und Olsztyn. In einigen dieser Städte gibt es „free walking tours„, bei denen Locals durch die kostenlos auf englisch oder spanisch durch die Stadt führen.
Lodz ist als polnische Industriestadt auch interessant anzusehen. Kattowice als Stadt ist auf den ersten Blick unattraktiv, hat bei genauerem hinschauen interessante Ecken und etwas weiter außerhalb einen schönen Park. Opole ist klein, aber fein und falls man in Schlesien etwas Zeit hat durchaus interessant.
Stettin hat kein richtiges Stadtzentrum, bietet jedoch viele interessante Ecken.
Ist man gerade in Danzig, lohnt sich ein Tagesausflug nach Malbork zur bekannten Marienburg, sowie nach Sopot, einem beliebten Urlaubs- und Partyort.
Für einen Urlaub an der Ostsee empfiehlt sich die Halbinsel Hel zum entspannen, Fahrradfahren, Robben gucken und am Strand liegen. Weiter westlich liegt Leba, dass für seine Wanderdünen bekannt ist.
In der Nähe von Bialystock gibt es einen Urwald, viele Bisons und die Fabrik des bekannten Wodkas „Zubrówka“.
Wer es lieber aktiv hat, dem empfiehlt sich die Tatra. Der bekannteste Ort ist dabei Zakopane, der jedoch touristisch überlaufen und nicht gerade günstig ist. Von hier aus lassen sich gut Tagestouren in der Tatra machen, günstiger sind die kleineren Orte in der Umgebung. Beim wandern in der polnischen Tatra sollte man sich allerdings auf viele Touristen einstellen, in Ruhe wandern ist hier nur auf den höchsten Bergen möglich.
Wer es lieber ruhiger hat, fährt am besten auf die Slowakische Seite, in die hohe Tatra.
Bekannt für seine Kajaktouren sind die Masuren.
Ansonsten gilt: andere Freiwillige besuchen und sich besuchen lassen. Oft geben auch die Homepages der örtlichen Tourismusbehörde oder Freunde gute Tips für Ausflüge in der Region.
Ein besonderes Highlight: das Woodstockfestival Anfang August in Kostrzyn nad Odra. Ein kostenloses Festival mit nationalen und internationalen Gruppen.
6. Sprachkurs
An jeder größeren Uni gibt es einen Sprachkurs für Ausländer. Diese beginnen mit dem Semester und sind teilweise zusammen mit den Erasmusstudenten. Preislich sind diese Kurse sehr verschieden. In Torun gibt es für 690 PLN plus 50 PLN Anmeldegebühr einen Sprachkurs über 60 Stunden an der Universität. Internetseite: www.umk.pl
Es lohnt sich, frühzeitig, also schon vor der Abreise, nach einem Sprachkurs zu gucken, da Intensivkurse oftmals schon vor dem akademischen Jahr beginnen. Die Anmeldefristen liegen dann meist im August oder Februar.
Für Warschau kann ich die Kurse der Politechnika empfehlen, der Intensivkurs wurde über die facebook-Seite des ESN-Netzwerks Politechnika ausgerufen. Mit dem Budget von Kulturweit kann man sich rein theoretisch auch einen anschließenden semesterbegleitenden 60-Stunden-Kurs leisten, jedoch muss man auch hier auf die frühen Anmeldefristen achten (was ich beispielsweise verpasst habe). WICHTIG: Da die Kurse so früh sind, druckt euch unbedingt vorher die Abrechnungsformulare aus, bevor ihr sie per Mail von Kulturweit bekommt. Das erspart euch viel nachträgliche Rennerei. Die Formulare findet ihr auf der Internetseite von Kulturweit.
Da mittlerweile Polen auch immer internationaler wird, bieten auch vermehrt private Sprachinstitute Sprachkurse für Ausländer an.
In kleineren Orten lohnt es sich, an Sprachschulen einfach mal nachzufragen oder sich einen Privatlehrer zu suchen. Gibt es EVS-Freiwillige im Ort, haben die oft einen Sprachkurs oder einen Sprachlehrer, manchmal kann man sich anschließen.
Tandempartner für Deutsch sind besonders in größeren Städten und in Universitätsstädten mit Deutsch-Studiengang sehr beliebt. Auch ehemalige Schüler der Schulen freuen sich über Mglichkeiten in der Übung zu bleiben, die Lehrer vermitteln gerne.
online lernen
wer zusätzliche oder vorher schonmal etwas lernen möchte, hat online viele Möglichkeiten.
für die Grammatik empfiehlt sich die Seite mowicpopolsku.
Auch die Sprachapp von duolingo kann für den ersten Einstieg ganz nützlich sein. Die App motiviert einen, jeden Tag zehn Minuten lang die Sprach zu lernen und vermittelt mit Hör-, Schreib- und Auswahlübungen Grammatik und Vokabular.
7. Lebensweise
Esskultur
Das Essen in Polen hat Ähnlichkeit mit dem deutschen, aber auch russische, litauische und österreichische Einflüsse. Sehr zu empfehlen sind Pierogi, also herzhaft oder süß gefüllte Teigtaschen, die es gekocht oder gebraten gibt. Auch gut sind Naleśniki (gefüllte Pfannkuchen). Ebenfalls probieren sollte man Zurek, eine saure Mehlsuppe mit Fleischwurst, und das polnische Nationalgericht Bigos, ein Eintopf mit Sauerkraut, Gemüse und vielen Sorten Fleisch und Wurst, für den es ebensoviele verschiedene Rezepte wie Sterne in der Milchstraße gibt.
Außerdem typisch Polnisch ist die Zapiekanka, ein überbackenes Pizzabaguette, dass es an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Direkt daneben (oder am gleichen Ort) gibt es Gofry (Waffeln), mit allen möglichen Toppings. Am Anfang noch gewöhnungsbedürftig, später kaum noch wegzudenken sind Pizzen mit Sauce. Generell wird Pizza mit zwei Soßen rot (meist Ketchup, bei besseren Pizzerien, Tomatensauce) und weiß (Knoblauchsoße) serviert. Nach einiger Zeit in Polen können sich die meisten keine Pizza mehr ohne Knoblauchsoße vorstellen.
Günstiges Essen gibt es in Milchbars (Bar Mleczny). Auf Pierogi spezialisierte Restaurants nennen sich „Pierogarnia“.
Besonders leckere Pfannkuchen gibt es bei der Kette „Manekin“.
Für Warschau: die angeblich besten Pommes der Welt gibt es bei okienko, ebenso lohnt sich ein Besuch in einem leider nur mittelgünstigen Wedel-Café (gibt es auch in anderen Städten). Wedel ist eine Warschauer Schokoladenmarke und hat die Zubereitung einer Tasse heißer Schokolade zum Lebensinhalt erklärt. Das schmeckt man auch.
Dos and Don’ts im Alltag
Dos
Ein absolutes Do ist es, sich an der polnischen Sprache zu versuchen. Gleichgültig, wie viele Fehler man begeht, es ist respektvoll, die Sprache des Gastlandes zu sprechen und die Leute freuen sich in der Regel. Es ist nicht wie in Deutschland, wo die Kenntnis der Sprache oft vorausgesetzt wird und ein Akzent naserümpfend aufgenommen wird.
Ansonsten ist es zu empfehlen, nett und freundlich und vor allem nicht abweisend zu sein. In der Regel freuen sich die Leute, Deutsche zu treffen.
Im Übrigen ist es nett, Frauen Blumen zu schenken, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Ist man irgendwo bei Freunden zum Essen eingeladen, bringt man etwas mit, wie z.B. Nachtisch oder etwas zu trinken.
Donts:
Unfreundlich sein, Leute von oben herab behandeln, das Thema „Krieg“ anfangen und dabei den Polen Vorwürfe machen. Ein Fan von Erika Steinbach sollte man nicht sein. (Wenn Polen das Thema selber anschneiden, keine Sorge, man wird euch bestimmt nichts vorwerfen)
Man muss nicht unbedingt in die Kirche gehen, aber da die Kirche ein sensibles Thema ist, sollte man die Meinung des Gesprächspartners herausgefunden haben, bevor man über die Kirche oder die Atheisten herzieht.
Im übrigen sollte man den Kommunismus nicht als leider gescheiterte, aber im Grunde wünschenswerte Utopie bezeichnen, denn die Polen haben Erfahrung mit dieser ach so schönen Gesellschaftsform, und man sollte auch nicht unbedingt Russisch sprechen, wenn man kein Russe ist.
Man hört Polen öfter über die Unzulänglichkeiten ihres Landes schimpfen. Da muss man nicht mitmachen („Solche Züge wie in Polen würden bei uns gar nicht vom TÜV abgenommen werden“ sollte man nicht sagen).
Angeblich verschenkt man keine gerade Anzahl an Blumen.
Wenn man einen Freund/eine Freundin hat, groß in der Öffentlichkeit „rummachen“. Polnische Pärchen verhalten sich ehern unauffällig und sind oft nur am Händchenhalten zu erkennen.
Ungefragt erzählen, wieviel Geld man bekommt, das es kann passieren, dass man als Freiwilliger mehr hat, als ein Polnischer Vollzeitarbeitnehmer.
Ganz wichtig: Erzählt ein Pole einen Polenwitz, darf gern mitgelacht werden, selber aber gilt: Klappe halten!
Dresscode/Kleidung
In Polen zieht man sich so an wie in Deutschland. Frauen sind dabei häufig etwas eleganter als in Deutschland, Männer nicht unbedingt. Am Tag der Schuleröffnung und dem letzten Schultag vor den Sommerferien trägt man Anzug oder das weibliche Äquivalent dazu. Wenn man bei einem Anlass nicht sicher ist, kann man einfach nachfragen, im Zweifelsfall lieber eleganter anziehen.
Bei schulischen Wettbewerben, Preisverleihungen und anderen öffentlichen Anlässen ist es immer angemessen sich chic anzuziehen, sonst fällt man schnell aus der Reihe und wird komisch angeguckt.
Wie eigentlich überall, sollte man in Kirchen keine kurzen Hosen, Miniröcke oder schulterfreie Kleidung tragen, darauf wird auch in touristischen Hochburgen viel wert gelegt!
In Polen ist es üblich seine Kleidung auch im Second-Hand Laden zu kaufen, daher einfach mal vorbei gucken und sich überraschen lassen, oft findet man etwas, das man schon länger sucht, aber schon aufgegeben hat. Teilweise gibt es Läden, in denen Kleidung nach Kilogrammpreis verkauft wird.
Feiertage, besondere Anlässe
Es gibt etliche Feiertage. An Allerheiligen gehen die Leute in Massen auf Friedhöfe, am Unabhängigkeitstag und am Tag der Verfassung gibt es Paraden.
Generell gilt an wichtigen Feiertagen, dass die Busse nach gesonderten Fahrplänen fahren und die Geschäfte geschlossen haben.
Rauchen, Alkohol
Rauchen ist in Polen verbreiteter als in Deutschland. Beliebteste alkoholische Getränke sind Bier und Wodka. Wenn man kein Abstinenzler ist, sollte man von beidem die polnische Version probieren. Vorsicht: Alkohol darf gern und viel genossen werden, aber nicht in der Öffentlichkeit.
Besonders wichtig beim Genuss des polnisches Biers ist, dass dieses mehr Alkohol enthält, als Deutsches Bier. Auch wird Bier fast ausschließlich in 0,5l Dosen/Flaschen verkauft.
8. Gay Travel
Homosexualität ist in Polen noch ein Tabu-Thema. Viele Polen sind sehr konservativ, daher sollte man sich überlegen, wann und mit wem man das Thema Homosexualität anschneidet. In größeren Städten, die internationaler geprägt sind, kann man aber mit mehr Toleranz rechnen.
9. Sicherheit
Polen ist ein ziemlich sicheres Land. Die Polizei patroulliert durch die Innenstädte, ebenso das Ordnungsamt und private Sicherheitsleute. Letztere sieht man auch in vielen Großwohnsiedlungen. Im Übrigen sind Kameras allgegenwärtig. Die Notrufnummer ist wie überall in Europa 112.
Im Ganzen ist die gleiche Vorsicht wie in Deutschland geboten. Zwei Ausnahmen: Zebrastreifen sind in Polen kein Stoppzwang, also sollte man nicht einfach drauflosrennen, und Fußballspiele zwischen polnischen Vereinen oder Länderspiele zwischen Polen und Russland sind unbedingt zu meiden. Jede Woche melden die Nachrichten Schlägereien. Ins Stadion kann man trotzdem gehen, sollte aber darauf achten, dass man im Familienblock sitzt.
Die politische Lage ist zwar seit der Wahl der rechtskonservativen PiS als alleinregierende Partei im Herbst 2015 im Umschwung, aber nach einschlägigen Aussagen für Ausländer nicht zu bemerken. Man sollte aktuelle politische Entscheidungen jedoch im Auge behalten, um nicht überraschend in Proteste oder Demonstrationen zu geraten. Aber das ist in Deutschland (insbesondere in Bundesländern, wo Pegida oder die AFD stark sind) ja auch nicht anders.
Im Übrigen hält sich in Polen die Meinung, dass es in Deutschland sehr viel gefährlicher sei als bei Ihnen, insbesondere seit Ankunft der Flüchtlingswelle, die in polnischen Medien im Allgemeinen sehr kritisch betrachtet wird.
10. Reisetipps für Frauen
Als Frau ist es relativ problemlos zu reisen. Im Zug bekommt man sofort Hilfe, wenn man das Gepäck nicht sofort alleine ins Gepäckfach bekommt, ebenso wird einem oft der Platz angeboten, wenn alles besetzt ist.
11. Kuriositäten, Sonstiges
Trampen (autostop) ist in Polen (und im Rest Osteuropas) sehr populär und häufig genutzt. Laut Aussagen vieler Polen, ist es sehr einafch per „autostop“ ans Ziel zu gelangen.
Unbedingt checken, ob es vor Ort eine Couchsurfinggruppe gibt, die regelmäßige Treffen hat. So lernt man schnell Menschen aus der Stadt, so wie andere Ausländer kennen. Ein einfacher und schneller Weg um neue Freundschaften zu schließen.