Zwischenbericht

Hallo zusammen!

Es ist zu still um diesen Blog geworden, Schluss damit. Die letzten 1,5 Monate hätten natürlich verdient, dass ausführlich über sie berichtet wird – ich behelfe mir mit meinem Zwischenbericht, den ich für eine Stiftung erstellt habe (darum auch der etwas förmliche Stil 😉 ).

Morgen ist 1. Advent in Deutschland! Eine Woche lang habe ich mich auf den heutigen Tag gefreut: 1x in der Vorweihnachtszeit veranstaltet die Deutsche Botschaft einen Weihnachtsmarkt, der mittlerweile so an Bekanntheit gewonnen hat, dass man weit mehr als eine Stunde anstehen muss, um überhaupt reinzukommen. Schweren Herzens habe ich mich gegen Glühwein, Adventskalender, Leberkäsbrötla und Co. entschieden. 🙁 Traurig.

Und nun der Zwischenbericht in gekürzter Form:

Groß, größer, Beijing! Schon der Anflug auf die Stadt lässt einen staunen. Die nicht enden wollenden Hochhausgebirge sind durch das kleine Bordfenster des Flugzeugs betrachtet nicht weniger imposant.

Die chinesische Hauptstadt beeindruckt durch ihre krassen Gegensätze. Auch nach 2 Monaten Peking staune ich immer noch über die Koexistenz von rostigem Drahtesel und Ferrari, Gemüseverkauf vom Pferdewagen und Luxus-Shopping-Malls, einfachsten Wohnverhältnissen und prächtigen Villen – all das ergibt zusammen Beijing.

Es ist nicht einfach, die Gesichter der Menschen hier zu „lesen“ und die asiatische Zurückhaltung macht es einem auch nicht leicht, aber ich glaube, dass Viele, wahrscheinlich vor allem auch die älteren Menschen, die noch ganz andere Zeiten erlebt haben, ebenso erstaunt sind über den rasanten (wenn dieses Wort überhaupt reicht) Wandel von Peking, vor allem in den letzten Jahren im Zuge des Megaprojekts „Olympische Spiele 2008“. Ich kenne nur das aktuelle Beijing, aber den Aussagen vieler Leute zufolge hat die Stadt mit den massiven Umbaumaßnahmen für die Olympiade auch deutlich an Charme und Originalität eingebüßt.

Das Post-Olympia-Peking präsentiert sich jedenfalls als eine quirlige Metropole des 21. Jahrhunderts, wo Menschen in der U-Bahn gebannt auf ihre Smartphones schauen, bei Starbucks Kaffee trinken gehen und vom eigenen Mittelklasseauto oder mehr träumen. Globales Business und (relativ westlich orientierter) Konsum bestimmen den Trend.

Es ist für mich schwer einzuschätzen, inwieweit die Kleinbauern, Kellner, Wachmänner, Friseure, Bauarbeiter,… ein „gutes“ Leben führen und auch am enormen Boom teilhaben. Gearbeitet, gebaut und vor allem konsumiert wird allerorten. Manchmal ist es natürlich auch nicht mehr als eine „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“, wenn ein Geschäft oder Museum 5-fach überbesetzt ist und die Angestellten vor Langeweile eine neue Tischdecke zu sticken anfangen.

Je besser man Chinesisch kann, desto mehr hat man überhaupt von der Zeit in China. Es gilt Schriftzeichen lesen zu lernen, täglich neue Vokabeln zu studieren und diese dann vor allem auch anzuwenden – so viel zur Therorie! Der Spracherwerb erfordert eine Menge Arbeit und Zeit – Zeit, die mir leider nur abends und am Wochenende bleibt. Nicht umsonst nennt sich eines der DAAD-Programme „Sprache & Praxis in China“, bei dem ein Sprach-Intensivkurs einem Praktikum vorausgeht; beides zugleich, wie ich und Praktikanten anderer Firmen es momentan erleben, ist nicht leicht zu vereinbaren, aber auch die kleinen Fortschritte sind Erfolgserlebnisse.

Reisen: Das prägendste Erlebnis bisher war ein viertägiger Ausflug zur Familie einer Bekannten in eine Stadt im Nordosten Chinas. Die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit hat meine Erwartungen noch übertroffen. Es war interessant und aufschlussreich, den Familienalltag kennenzulernen und wie in unterschiedlichen Regionen Deutschlands auch, eine andere Mentalität als in Beijing wahrzunehmen. Allein der Fakt, dass die Bekannte einen jüngeren Bruder hat, was in den Metropolen Beijing oder Shanghai ein absoluter Ausnahmefall wäre, zeigt, dass man – so unfruchtbar es für Diskussionen über China erscheinen  mag, so gut wie nie eine allgemein gültige Aussage über China treffen kann. Das Land ist so enorm groß – und immer sieht man wie aus dem Flugzeugfenster nur einen begrenzten Teilaspekt eines Sachverhalts.

Der kurze Plausch mit dem Frühstücksbäcker, die Gespräche mit meinen chinesischen Arbeitskollegen oder den Leuten an der Sprachschule und den vielen Menschen, die man an allen Ecken spontan und unverhofft trifft – ich bin gespannt, welche Geschichten Peking noch für mich bereithält! Mehr davon demnächst auf diesem Blog…

Peking, selbst im Modell ganz groß

 

 

Historische Straße, es muss ja nicht immer gleich achtspurig sein!

Ein Gedanke zu „Zwischenbericht

  1. hey moni!

    juhuu ich habe deinen blog gefunden!

    vielen dank für deine karte – die ich leider inmitten aller spielsachen, weihnachtskeksen und bandes dessinées die bei mir herumkugeln nicht mehr finde. daher auch keine karte oder mail sondern in dieser form ein lebenszeichen!

    bleibst du über weihnachten in bejing oder kommst du nach d?

    ich hab sooolche lust dich zu besuchen, dass ich sogar schon vorsichtig im elternhaus angefragt habe, ob sie einen flug cofinanzieren würden 😉 (JAA)
    ich fürchte es wird bei der vorstellung bleiben, da ich grade viel am hut habe (eigentlich schreib ich mag-arbeit, arbeite und bin irgendwie auch noch mama)
    aber wow china! wie spannend!!! wie lange bleibst du denn noch?
    und falls wir verrückte reisefamilie im februar in PEK-airport stehen würden, würdest du uns abholen kommen ? 😉

    naja du siehst, du löst jede menge tagträume aus… spätestens nach deiner wiederkunft ist es zeit für ein wiedersehen! ich war dieses wochenende grade in halle wo mittlerweile jule und stockfischmarlene wohnen und in nette künstlerInnekreisen herumfeiern und gourmetieren (hatte des we gut gewählt und war beim weihnachtsschmaus im freundeskreis dabei)

    also ich bewundere deinen mut und deine neugier und bin auch ein bissi neidisch.

    bisous aus vorweihnachtlichen wien (und den nächsten punsch trinke ich auf dich!)
    ena

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