Endlich komme ich mal wieder dazu, einen Eintrag in diesem Blog zu machen, den ich in letzter Zeit so sträflich vernachlässigt habe. Ich bin jetzt schon einen Monat hier und falls jemand fragt, sage ich, dass es mir hier gut geht. Das tut es auch. Natürlich gibt es hier Momente, in denen ich verzweifle oder in denen es mir nicht so gut geht und ich lieber zu Hause wäre, aber diese Momente sind eher selten: Wenn ich mich darüber ärgere, dass die Anschlüsse mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so sind, wie ich es mir wünschen würde oder wenn ich einen Looping mit dem Rad mache, aber unbeschadet aus der Situation herausgehe oder wenn mein Vermieter irgendwelche Handwerker in meine Wohnung lässt, ohne mich zu fragen. Aber diese Momente gehen schnell vorbei und dann genieße ich wieder, dass ich hier bin.
In diesem ersten Monat habe ich schon sehr viel erlebt und bin ein bisschen in Slowenien rumgekommen. An der Schule bin ich freundlich und herzlich aufgenommen worden. Die ersten Wochen an der Schule waren sehr entspannt und sehr ausflugsreich. Die Schule hatte
– einen Sporttag, an dem alle Schüler an unterschiedlichen Orten/Dörfern (weil es nur begrenzten Platz in Beltinci gibt) Volleyball, Fußball, Völkerball oder Ähnliches gespielt haben oder auch um die Wette rennen.
– einen technischen Tag, an dem ich sehr viel Spaß hatte mit einen eigentlich schwierigen Thema: Deutsch und Astronomie. Die Schüler haben viele Vokabeln auf Deutsch zum Thema Astronomie gelernt – und die, die keine Lust dazu hatten und gestört haben, durften ihr ß an der Tafel üben… Aber die Schüler fanden das eher amüsant.
– den europäische Tag der Sprachen. Wir haben am 25. September (eigentlich ist das der 26. September, aber an diesem Tag wurden keine Fremdsprache unterrichtet. Deshalb wurde der Tag vorgezogen) eine Vorleserunde für die Schüler in der Bibliothek veranstaltet. Im Rahmen dieser Veranstaltung habe ich den Schülern Märchen und Kinderbücher vorgelesen. Und es war schön zu sehen, dass sich ein paar Schüler auch die Bücher im Nachhinein ausgeliehen haben. Außerdem habe ich in der 9. Klasse eine Einführungsstunde in Latein gemacht, die auch sehr gut ankam, was mich sehr gefreut hat :). Latein ist hier nämlich nicht so populär, weil Slowenisch natürlich auch keine romanische Sprache ist. Manche Schüler ist Latein sogar unbekannt. Aber es hat ihnen Spaß gemacht, den ersten Lektionstext aus dem Cursus continuus zu machen, mit dem ich auch angefangen hatte… Achja… damals!
– Wir waren zweimal in Murska Sobota: Einmal in der Bibliothek mit anschließender Stadtführung – wow, Murska Sobota hat schon einiges an Geschichte zu bieten. Das eindrucksvollste war ein Denkmal der Befreiung durch die Sowjets, in der dir zwei Soldaten mit Gewehren und zwei Panzer ins Auge fallen – und ein anderes Mal in einer Berufsschule für Tourismus und Handel, in der ich auch einen Einblick in die slowenische Küche erhalten konnte. Und mein erster Eindruck hat sich bestätigt: Es gibt nicht DIE slowenische Küche.
– Ein absolutes Highlight war der Ausflug nach Ljubljana. Es war zwar sehr kalt, weil wir in diesen Tagen einen Kälteeinbruch hatten – von 25° auf zum Teil unter 10° in ein paar Tagen – aber wirklich sehr eindrucksvoll. Wir haben auf dem Weg dorthin haben wir einen Zwischenstopp in einem Museum zum Kernreaktor, ich weiß leider nicht, ob es direkt am Kernreaktor oder nicht – wollte es aber auch nicht genau wissen.
Mein absolutes, persönliches Highlight war allerdings das slowenische Parlament. Ich hatte die große Ehre und durfte als Besucher in das slowenische Parlament. Im Foyer gibt es zum Beispiel eine riesige Wandmalerei zur slowenischen Geschichte mit den wichtigsten Stationen und eine riesige Vitrine mit Geschenken aus aller Welt an die slowenische Regierung. Bilder durfte ich keine machen und uns hat die ganze Zeit ein Aufpasser begleitet. Aber hier habe ich auch zum ersten Mal gespürt, dass die Slowenen nicht so politisch versiert sind. Das haben mir zumindest einige Slowenen erzählt, da es zum Beispiel eine sehr geringe Wahlbeteiligung gibt.
In den letzten zwei Wochen war das Ausflugsprogramm dann vorbei und es hat sich ein gewisser Schulalltag eingestellt. Ich begleite jetzt jeweils eine Woche Lidija und eine Woche Lila, die zwei Deutschlehrerinnen und ich darf im Unterricht manchmal zu Beginn die Schüler motivieren, zum Beispiel durch ein Spiel oder ähnliches. Ansonsten helfe ich den Schülern bei einigen Aufgaben oder setze mich neben die schwachen Schüler und unterstütze sie bei der Arbeit. Langsam lerne ich auch die Klassen und Schüler kennen und sie mich und wir verstehen uns besser. Die Sprachbarriere ist zwar immer noch sehr groß aber ich freue mich, dass ich mich mit einigen Schülern anfreunden kann. Es wird :).