18. Oktober: Mein erster Schultag. Oh, mein Gott, ich gehe wieder zur Grundschule! Und genauso fühlt es sich auch an. Aber wo ist meine Schultüte? Heute wird es wohl eher eine Wundertüte :). Na, mal sehen, was es so gibt! Um kurz vor Acht holt mich Lidija ab und dann geht es ab in die Schule. Gestern Abend konnte ich ja schon einmal einen Blick auf meine neue Schule werfen. Mein erster Eindruck von gestern bestätigt sich. Die Schule ist sehr modern ausgestattet und hat viel Grünes an sich. Also kein grauer Kasten – jippie. Heute und auch die nächsten Tage, das bekomme ich schnell mit, ist der große Vorstellungstag. Ich lerne viele Leute kennen und viele Leute lernen mich kennen. Dabei entsteht für mich folgendes „Problem“: Die müssen sich einen Namen merken, während ich mir 1000e merken muss, und wenn man jemanden zum dritten Mal fragt, wie er doch gleich hieß, kommt man sich schon ein bisschen bescheuert vor. Aber ich beruhige mich mit dem Gedanken: Hey, die wissen das, dass alles neu für mich ist. 🙂
Viele Lehrer und Schüler sprechen hier Deutsch oder zumindest Englisch. In ihren Augen ist ihr Deutsch aber immer sehr schlecht. Oft heißt es „Ich kann Deutsch verstehen, aber mir fehlen die Worte, um zu reden.“ Daher bin ich jetzt auch richtig gut darin geworden, mich mit einem Mix aus Deutsch-Englisch-Hände-und-Füße zu verständigen :). Am meinem ersten Tag lernte ich auch die anderen Deutschlehrerinnen kennen: Liljana und Polonska. Beide sind wirklich sehr nett, genauso wie Lidija.
Das Vorstellen in der Klasse war dann ein bisschen schwieriger, denn ich musste auf einfachstem Niveau mich vorstellen. Am Anfang fiel mir nicht viel ein, was über mich interessant ist, aber beim 5. Mal wird man immer kreativer! Super interessant finden es die Schüler, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Meerschweinchen habe, mein einer Bruder bei der Armee ist oder dass ich eine Tante habe, die mit ihrem Mann in Amerika lebt. Damit wird dann meist das Eis gebrochen und die Schüler wollen alles mögliche wissen. Meistens trauen sie sich noch nicht so, aber es gibt hier viele Fernsehkinder, die dann beim Übersetzen helfen. (Fernsehkinder werden diejenigen genannt, die Deutsch im deutschen Fernsehen gelernt haben. Hier gibt es nicht so viel Fernsehen, was auf Slowenisch ist und deshalb schauen die Kinder deutsche oder amerikanische Fernsehserien.)
Es machte natürlich schnell die Runde, dass da eine Deutsche an der Schule ist. Busch-Funk und sie ist auch noch Vegetarier. Auf dem Gang wird man dann immer mit einem „Guten Tag, Maria!“ begrüßt, aber wenn ich ihnen dann eine Frage stelle, kichern sie und wir versuchen uns irgendwie zu verständigen. Jede Klasse durfte mir dann ein Wort auf Slowenisch beibringen. So habe ich zum Beispiel pika polonica gelernt, was Marienkäfer heißt. Dabei merkte ich, dass es schon eine Sprache ist, für die mein Gehirn noch nicht wirklich Windungen besitzt. Denn es fällt mir immer noch schwer, mir diese Wörter zu merken! Das ist dann schon manchmal ein bisschen peinlich, wenn ich dann gefragt werde, ob ich noch weiß, was dies oder das heißt.
Was ich sehr cool von meiner Schule finde, ist, dass sie für mich extra ein vegetarisches Essen kocht (Mehr zu dem Punkt Essen unter „Kulinarisches“). Jeden Tag! Zunächst schien es ein kleines Problem zu sein, dass ich Vegetarier bin, denn hier ist man einfach kein Vegetarier. Vegetarier sind ein wenig Exoten, zumindest habe ich bis jetzt keinen anderen getroffen. Aber der Chefkoch an der Schule war ziemlich gelassen und meinte, dass sei gar kein Problem, ich kriege einfach ein paar Beilagen ohne Fleisch und dann hat sich die Sache. Vielen Dank, Dominik und an alle super lieben Küchenfrauen, die sich jeden Tag immer so viel Arbeit machen!
So gingen die ersten Vormittage in der Schule mit Vorstellen und ersten Korrigierarbeiten oder kleinen Motivationsübungen vorüber. Lidija war auch so lieb und hat mir zusammen mit den Hausmeistern ein Fahrrad klar gemacht. Es wird keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber ich bin sehr glücklich hier mobil zu sein :). Jetzt brauche ich von meiner Wohnung zur Schule nur noch knapp 3 Minuten. Am ersten Nachmittag hat mich dann Lidija auch gleich noch Murska Sobota gezeigt. Das ist hier die nächstgrößere Stadt, etwa 8 km entfernt. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass es hier so viele deutsche Geschäfte gibt: Hofer (Aldi), Lidl, Kik, C&A, dm, Inter Spar, New Yorker, und das ist nur eine Auswahl.
Am Wochenende habe ich dann versucht, mich erst mal in Beltinci einzufinden und ein paar Bilder gemacht:
Am Sonntag, 22. September – da war ja, wie aufgeklärte Deutsche wissen – in Deutschland die Wahl. Dazu hatte die neue Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in ihre Residenz zur „Wahlbeobachtung“ eingeladen. Das wollte ich natürlich nicht verpassen: Beginn: 17 Uhr. Tja, jetzt ist das so ein Ding mit den Verbindungen von Beltinci. Am Tag zuvor habe ich in Lipovci geschaut, wann der Zug fährt. Normalerweise etwa um 5 Uhr in der Früh. Aber da hing auch irgendein Schild, dass der Zug nicht fährt. Ich konnte zwar nicht lesen, was genau da stand, aber ich wusste irgendwie, dass er nicht fahren würde. Also habe ich mich nach einem Autobus erkundigt und habe dann um 6.30 Uhr an der Bushaltestelle gestanden…. Da kam aber kein Bus. Und es verging die Zeit… Dann war ich mal so schlau und habe auf den Plan geguckt. Tja, Maria, der fährt jeden Tag, aber nicht Sonntag, Pech gehabt. Das hat mich schon traurig gestimmt, denn es war für mich die einzige Möglichkeit irgendwie hier weg zu kommen und vor 17.00 Uhr in Ljubljana zu sein. Inzwischen weiß ich, dass der nur von Murska Sobota aus am Sonntag fährt, aber darauf muss man erst mal kommen, vor allem mit einer Auskunft, die nur auf Slowenisch ist. Also habe ich dann abends die Wahl zähneknirschend im Fernsehen verfolgen dürfen.
Als Vegetarierin verpasst du aber was in Slowenien! Zumindest rein aus Höflichkeit würde ich mal die Cevapcici vor ort testen (war glaub ich bei einem kroatischen Restaurant), das schön mit Kajmak dazu… 😉
Nee, mach nur was sich richtig anfühlt, aber vergiss nicht, hier weiter zu berichten, das macht Spass, das zu lesen!
LG Steffi