Stadtspaziergang

Man hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber spazieren gehen hat sich inzwischen tatsächlich zu einer meiner Lieblingstätigkeiten entwickelt. Stöhnte ich bis vor kurzem beim bloßen Gedanken daran noch laut auf, ist est jetzt zur einzig sinnvollen Bewegungsmöglichkeit für mich geworden. Nicht nur, dass es hier praktisch kein Sportangebot gibt, sieht man so ja praktischerweise auch noch sehr viel von der Stadt und, wie ich gestern feststellen sollte, auch ihrer Umgebung. Zusätzlich habe ich Freitag und Samstag mal meine Kamera mitgenommen um ein paar Fotos für all die Faulpelze zu schießen, die nach solchen verlangen anstatt schnell ihren Kalender zur Hand zu nehmen und den nächsten Urlaub in Rumänien zu planen ;).

Hatte ich in den ersten Tagen noch das Gefühl, jede Ecke von Satu Mare (auf rumänisch), Sathmar (auf deutsch), Szatmárnémeti (auf ungarisch), würde lautstark nach dem Sozialismus zurückverlangen, ….

die von mir aus nächstgroße Straße in Richtung des zentralen Piaţa Libertăţii

…so sind mir im Laufe der Zeit doch auch die zahlreichen anderen Einflüsse aufgefallen. Alles in allem bestätigt sich hier sehr die von „uns Rumänen“ auf dem Vorbereitungsseminar festgestellte Gegensätzlichkeit. Das gilt natürlich vor allem für die Häuser, die eben nicht alle nur hässlich sind. Grau leider aber schon, denn die Schöneren sind oft sehr heruntergekommen. In einigen Fällen macht das jedoch nichtmal was aus:

mein Lieblingshaus im Mondlicht

Dieses Bild führt auch gleich zu einem anderen sehr prägenden Aspekt für das hiesige Stadtbild. Natürlich, die Kabel. Sie sind überall! Meistens führen sie nur von Laterne zu Laterne, doch interessant wird es, wenn sich diese Stränge treffen, über die Straße müssen, sich kreuzen oder irgendwo enden sollen. Das sieht dann in etwa folgendermaßen aus:

Kabelsalat

Wo wir schon von Prägungen sprechen sollten wir auch Parks und Kirchen nicht vergessen. Satu Mare ist eine wunderbar grüne Stadt, es gibt kaum Straßen ohne Bäume und viele kleine Parks, beziehungsweise grüne Plätze. Gleich vor dem Haus in dem mein Zimmer ist…

Hauseingang von der anderen Straßenseite

Eingang zum Hof über den man gehen muss um zu mir zu kommen...

es fehlt: das Gästezimmer (meins) 🙂

… sieht man die Ersten. Und so geht es dann weiter. Mit Grünzeug, sowie Kirchen gleichermaßen:

die Kirche vor dem Kulturtreff vom Park aus gesehen

das Tor einer Kirche direkt um die Ecke

die Synagoge

die Piaţa Libertăţii

Am meisten Natur findet man innerhalb der Stadt am Fluss, dem Someș, den ich gestern natürlich auch besuchte. Eigentlich mit dem Plan, danach zu Kaufland weiterzuziehen, um mal den Wocheneinkauf zu machen, doch es solle anders kommen. Dazu später. Jedenfalls fiel mir erstmal unangenehm auf, dass man gar nicht direkt am Fluss laufen kann, sondern nur auf einem Erdwall neben dem grünen Baumstreifen, auf dessen anderer Seite gleich die Straße ist. Als ich letztlich doch eine Treppe zum hinuntersteigen fand, war der Grund plötzlich sehr offensichtlich und ich kehrte nach wenigen Versuchsschritten wieder auf den Wall (mir fällt kein besseres Wort ein) zurück. Es war schlicht und einfach ein unerträglicher Gestank da unten. Den fehlenden Weg hätte man ja noch verkraften können aber… Ein paar Schritte weiter fand ich dann auch den Grund dafür. Nochmal auch zu Gegensätzen:

Müll in der schönsten Natur

Schließlich kam ich an die nächste Brücke, die ich, in dem Glauben dahinter auf der anderen Seite zurück zu Kaufland zu laufen, überquerte. Von dort aus hatte man auch einen guten Blick auf die, in anderen Artikeln bereits erwähnte, Brücke über die mein Schulweg führt: Wie man sieht war inzwischen auch die Sonne herausgekommen, wie schön! In den drei Wochen die ich jetzt hier bin ist es nämlich Herbst geworden. Also, so richtig, nichtmal tagsüber kann man noch im T-Shirt rumlaufen sondern muss sich warm einpacken. Nächste Woche sollen es bis zu 0 Grad werden, ich bibbere jetzt schon. Aber zurück zu meiner Someș-Überquerung. Auf der anderen Seite wagte ich nämlich einen Blick in die entgegengesetzte Richtung zu Kaufland und das Bild was sich mir bot war wundervoll. In nicht allzuweiter Ferne, so hatte ich das Gefühl, wäre ich, zumindest auf einer Seite, von Feldern umgeben. Also machte ich mich auf dem Wall auf dieser Seite auf den Weg. Nach nichtmal einer Stunde fand ich mich dann tatsächlich auf dem Lande wieder. Es war wie in einem Gedicht, einfach goldener Herbst (einer der geflügelten Ausdrücke in den Grundschulklassen). Aber ich glaube, hier sagen die Bilder wirklich mehr als Worte:

Kornblumen am Wegesrand

viele Rumänen pflanzen ihr Gemüse selber an

Irgendwann hieß es dann aber auch umkehren und da ich nicht den gleichen Weg zurücklaufen wollte, ging es noch ein bisschen zwischen Feldern und später Häusern hindurch zu Kaufland. Dort gab es natürlich auch viel zu entdecken, mit Abstand am beeindruckendsten fand ich allerdings die Weihnachtsmänner (waren sie NOCH oder SCHON wieder da???)

5 Gedanken zu „Stadtspaziergang

  1. Liebe Veronika,
    du schilderst sehr anschaulich.-Wenn dein Buch fertig ist, wird es auf der Bestsellerliste ganz oben landen!
    Ich wünsche dir eine schöne Zeit in Rumänien, zieh dich warm an- auf dass du nicht krank wirst wie Katharina!!!
    Hast du meine Post erhalten?
    Nachträglich noch Geburtstagswünsche und Bussi,
    deine Oma

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