Alles neu

…in Satu Mare?
Als ich gestern mit dem Mikrobus die altbekannte Strecke zwischen Carei und Satu Mare entlangfuhr war plötzlich etwas anders. Mitten in der Landschaft machte die Straße auf einmal einen Bogen gen Himmel. Einen kurzen Moment stutze ich und dann dämmerte es mir: Sollten die zwei Pfeiler, die seit Ewigkeiten unbenutzt in der Gegend herumstanden etwa endlich zu einer Brücke verbunden worden sein? Und tatsächlich, als wir sie überquerten führte da an der Seite der Schotterweg entlang, über den man in den letzten acht Jahren im Schritttempo entlangrattern musste und unter der Brücke, kaum erkennbar, die kleine Bahnstrecke, die sowieso höchstens zwei Mal pro Tag genutzt wird, wenn überhaupt.
Bei einem ersten kleinen Stadtspaziergang fiel mir dann gleich noch etwas neues ins Auge. Ein Chinarestaurant, was den Kartoffelkonsum hier endlich etwas einschränken könnte. So wären mir vielleicht einige möglichst-viel-asiatisch-jeder-Art-essen Tage bei meinen Berlinbesuchen erspart geblieben, jetzt kann meine Nachfolgerin hoffentlich davon profitieren. Ich werde das Restaurant in meinen letzten Tagen hier aber ganz bestimmt noch ausprobieren.
Genauso übrigens wie die Snackbox, ebenfalls neu eröffnet. Sieht sehr gut aus und hat sogar ein bisschen mehr an Salat als nur ein paar geschnittene Gurken und Tomaten.
Die Lebensqualitäten scheinen sich in dieser Stadt echt zu verbessern.
Trotzdem ist auch vieles beim Alten geblieben: Der Obst- und Gemüsehändler, der mich gleich gefragt hat, ob ich für die Ferien Zuhause war und die Feierfreude der Sathmarer Schwaben. Zu meiner Freude stellte ich gestern Abend fest, dass schon dieses Wochenende Erntedankfest sein würde. Es ist wie immer: Viel Spaß, viel Alkohol, Leute, die man irgendwie kennen sollte, ein großes Chaos bei der Organisation, ein bisschen Ärger, aber alle sind im Endeffekt doch irgendwie zufrieden.
Und das ist es auch, was es mir leicht macht zu gehen: Das Wissen, dass, egal wann ich zurückkomme, hier alles noch genauso sein wird, zumindest, was das Leben der deutschen Minderheit angeht. Denn würden sie nicht immer alles so machen, wie sie es gewohnt sind, hätten sie Sprache und Traditionen vermutlich nicht so lange in der Fremde erhalten können.
Übrigens: Neu ist auch die Maus (die Mäuse?!), die sich hier offensichtlich wieder eingenistet und mir gestern Abend einen weniger schönen Empfang bereitet hat. Da bin ich doch recht froh, dass ich ab übermorgen wieder in der Großstadt bin.

2 Gedanken zu „Alles neu

  1. Your reflections on „home“ and Romania remind me of my own experiences in Berlin some 20 years ago. Although we have yet to share lipstick and cigarettes (which by the way I quit in March) I often see (the best of) myself in you!

    ganz liebe Grüße von deine ganz stolze Patentante!

  2. Siehst du, meine Liebe, auch in Satu Mare kann sich das Leben wandeln. Ich freue mich, dass es ein Nach-Hause-Kommen war. Ich warte hier in der Großstadt. <3

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