Der Weltuntergang ist vorbei, ich lebe immer noch, aber zum Orchester zu gehen lohnt sich jetzt nicht mehr. Da dachte ich, nutze ich doch gleich mal die Zeit um ein bisschen über die Tage in Cluj zu berichten – nachdem das mit den Kulturtagen schon wieder zu lange her ist um anständig davon zu erzählen.
Obwohl Sathmar zum größten Teil katholisch geprägt ist – unschwer zu erkennen an der großen katholischen Kathedrale mitten im Zentrum – gelten auch hier, auch für die katholischen Sathmarer Schwaben und die deutsche Schule, die orthodoxen Feiertage. Während sich also die Deutschen vor einer Woche über den freien Montag freuten, ging ich zur Schule, wofür ich allerdings pünktlich zum „Transilvania International Film Festival“ ein verlängertes Wochenende bekam. Ich ergriff also die Gelegentheit und fuhr am Samstag mit C. vom Maifest in Zalău/Zillenmarkt, wo wir einen Auftritt mit der Tanzgruppe hatten, weiter nach Cluj/Klausenburg, das ich noch in bester Erinnerung hatte.
Dort angekommen wartete erstmal eine freudige Überraschung auf mich: G., der bereits am 1.Maiwochenende Teil unserer lustigen Gruppe Alleinreisender war, war immer noch, bzw. wieder, Gast der Hostels. Zu dritt besorgten wir uns also erstmal ein Programm des Festivals um danach die besten Nudeln der Welt zu essen. Zuvor noch müde und kinounmotiviert, packte mich das, mir von der Berlinale bekannte, Filmfestivalfieber sobald ich das Programm aufschlug. Was gibt es dort nicht alles zu sehen! Und was noch besser als in Berlin ist: Freiluftkinos und gelegentliche Freivorstellungen sind Teil des Festivals und die Karten bekommt man auch spontan und bereits nach vergleichbar kurzer Wartezeit!
Für den Abend suchten wir den neuen Jafar Panahi Film „این فیلم نیست“ („This is not a film“) aus. Als Vincent, der Freiwillige aus Vișeu de Sus/Oberwischau, endlich ankam, machten wir uns also auf den Weg ins Institut Français, in dessen Hof ein Freiluftkino aufgebaut war. Nicht damit rechnend, waren wir natürich alle viel zu kalt angezogen und die Müdigkeit tat bei mir ihr übriges. Auch wenn ich so nicht den ganzen Film mitbekam, muss ich doch sagen, dass das Filmverbot für Jafar Panahi mich genauso aufgeregt hat, wie bei der letztjährigen Berlinale, der Mann macht einfach zu gute Filme, alsdass die den Menschen vorenthalten werden sollten.
Nachdem wir in ein wärmeres Jazzcafé eingekehrt waren und meine Lebensgeister langsam wieder erwachten, stürzte ich mich mit Vincent in Clujs Nachtleben. Es hat sich auf jeden Fall mal wieder gelohnt, die Müdigkeit noch ein bisschen aufzuschieben, in Satu Mare kennt man letztlich einfach doch zu viele Leute.
Den nächsten Morgen begann ich trotzdem erstaunlich ausgeruht und filmdurstig. Nach einigem Hin und Her führt uns das Schicksal (oder sollte ich sagen, die falschen Wegbeschreibungen?) schließlich in „Monsieur Lazhar“, einen kanadischen Film, der wirklich sehr berührend war. Für mich allerdings lange nicht so mitreißend, wie das darauffolgende „Café de Flore“, dessen Ausgang zwar normalerweise überhaupt nicht mein Fall wäre, der Aufbau allerdings so spannend und toll zusammengeschnitten, dass ich unbequeme Stühle vergaß und meinen Blick nicht von der Leinwand wenden konnte. Allein der Soundtrack war einfach umwerfend!
Einen grandiosen Abschluss fand der Tag dann etwas außerhalb des Zentrums, in einem berlinverdächtigen Freiluftkino, am Fuße eines begrasten Hügels, auf dem man wunderbar sitzen konnte, mit dem Film „Beirut Hotel“ – nicht unbedingt mein Fall, aber mit der Stimmung, dem Blick auf die Hügel um Cluj und einem wunderschönen Mond wirklich sehr schön!
Danach waren wir alle ganz schön erledigt und nachdem wir noch etwas essen waren ging es nichts wie ins Bett. Für mich hieß es am nächsten Morgen erstmal ausschlafen, einkaufen und auf dem Balkon chillaxen, während die anderen Beiden bereits um zehn wieder ins Kino verschwunden waren. Um halb zwölf trafen wir uns dann ein letztes Mal, diesmal zu „Păcătoasa Teodora“ („Teodora Sinner“), ein Dokumentarfilm über orthodoxe Nonnen, der für mich nach der Klostertour im April sehr interessant und für einen Dokumentarfilm gut gemacht war, der sich für die anderen Zwei allerdings ein bisschen hinzog.
Es folgten der Abschied von Vincent, ich schlenderte noch ein bisschen durch die Stadt und um 17 Uhr ging auch für C. und mich der Bus zurück. Wenn zeitlich möglich planen wir auch für nächstes Wochenende einen weiteren Ausflug nach Cluj, wo das Festival noch bis zum 10. Juni läuft.
Inzwischen ist das Unwetter wieder zurück, das Orchester wäre vorbei und ich gehe jetzt im Regen tanzen.
Bilder folgen hoffentlich..
Das hört such ja wirklich sehr lebendig an und ich höre die filmexpertin raus. Wir Rennen dem Wochenende entgegen und freuen uns auf ein paar stunden mit Tina und Martin in tangermünde.
Liebe grüße Martin
Ich beneide dich sehr – was es doch noch alles in Rumanien zu entdecken gibt! Geniess die letzten Wochen! Film ab! Mamutschka