Tag der Arbeit? Ich für meinen Teil habe das letzte Wochenende ganz intensiv nichts gemacht. Es ist wunderbar, wie viel zwei Tage mehr ein Wochenende zu einem kleinen Sommerurlaub werden lassen.
Nach vielem Hin und Her stand mein Plan letzte Woche Mittwoch endlich fest: Ein Ausflug ins ca. 200 km entfernte Cluj. Wie das so ist wenn man sich alleine auf den Weg macht, hat mich der Entschluss einige Überwindung gekostet, gerade weil wir kurz zuvor unsere tolle Terasse ein bisschen aufgepeppt haben und das Wetter zum in der Sonne liegen und Lesen einlud.
Nach einem, dank ausgefallener Stunden, fast komplett freien und intensiven Freitag hatte ich jedoch fürs erste genug von meinem neuen sathmarer Lieblingsplatz. Die Motivation war gerettet, das Hostel wurde gebucht. Der Plan: Samstagvormittag um elf in den Bus steigen, Montagnachmittag zurückfahren, ins Kino gehen und den Dienstag nutzen mein Zimmer endlich mal wieder auf Vordermann zu bringen.
Wenn man in Rumänien einen Bus in eine andere Stadt nehmen will hat man die Möglichkeit zuvor die entsprechende Organisation anzurufen um einen Platz zu reservieren. Das mache ich nur noch, wenn ich nach Budapest muss. Dazu kommt, dass ich momentan handylos bin und nicht immer andere um ihr Handy bitten möchte. Außerdem, und das ist fast das Wichtigste, ist der Nervenkitzel und die Freude wenn man einen Platz bekommt umso größer. Pünktlich um zwanzig nach zehn stand ich Samstag also mehr oder weniger entspannt am Busbahnhof. Immerhin, die Busse nach Cluj fahren regelmäßig, ich hätte also auch gut nochmal zwei drei Stunden warten können, die Stadt rennt ja nicht davon. Nach etlichen Minuten bangen Wartens mit einer anderen Frau erbarmte sich der Busfahrer schließlich unser und nahm uns vorne im Fahrerhaus mit. Was für ein Glück! Denn die Sonne schien nach wie vor erbarmungslos und in den Microbussen gibt es hinten keine aufmachbaren Fenster. Hätte ich also reserviert wäre ich möglicheweise dank Hitzeschlag gar nicht erst angekommen.
In Cluj angekommen legte ich zunächst meine Sachen im Hostel ab und machte mich dann auf den Weg in die Stadt. Vieles erkannte ich noch vom Ausflug mit meinem Papa, nur das es damals, im Dezember, eiskalt war und geregnet hat. Nach der ermüdenden Fahrt setzte ich also erstmal meine Entspannungsstrategie vom Vortag fort und informierte mich, was es in Cluj denn so zu sehen gäbe. Ich entschloss mich ziemlich schnell, den Botanischen Garten aufzusuchen, ein bisschen herumzuschlendern und vielleicht ein Schattenplätzchen zum Lesen zu finden. Definitiv eine gute Entscheidung!
Nach einem kleinen Abendessen kehrte ich planlos ins Hostel zurück und war überrascht, es auf einmal gefüllt mit Leuten vorzufinden. Man kam dann auch recht schnell ins Gespräch und ehe ich mich versah, steckte ich mitten in einer Billiardpartie mit einem Rumänen und einem Amerikaner. Kurz danach trafen zwei besonders motivierte junge Männer ein und schnell hatte sich eine Gruppe für die Erkundung des Nachtlebens zusammengefunden.
Der Abend war eindeutig sehr gelungen und gleich am nächsten Morgen trafen sich wieder einige von uns zu Käsekuchen und Kaffee im Café Vienna. Mit einem anderen Deutschen, M., und einer weltreisenden Amerikanerin, C., machte ich mich an diesem Tag in die Umgebung Clujs auf. Dass M. mit dem Auto unterwegs ist war natürlich genial, denn Autos bedeuten in Rumänien Unabhängigkeit. Wir fuhren zur Salina Turda, einer stillgelegten Salzmine, in der eine riesige Halle wie ein Rummel ausgestaltet wurde. Es gibt ein Riesenrad, Boote, man kann Billiard, Minigolf, Tischtennis, Federball und Bowling spielen. Der Wahnsinn! Es stellt sich einem unweigerlich die Frage, ob das so notwendig ist, in einem alten Bergwerk bowlen zu gehen, aber toll sieht es ohne Frage aus.
Im Anschluss fuhren wir weitere zehn Kilometer um zu einer beeindruckenden Berglandschaft zu kommen. Dort war es leider ziemlich voll, dennoch hüpften wir vergnügt und, in meinem Fall, barfuß durch die Wiesen, genossen nach langem Warten Mici, längliche Fleischbälle, ähnlich Cevapcici und spazierten durch die Schlucht – wobei ich in Ermangelung an gutem Schuhwerk irgendwann aufgeben musste.
Abends ging es wieder in großer Gruppe los, diesmal allerdings nur um was zu Essen. Früh ins Bett zu gehen bedeutete das allerdings nicht, denn auf dem Weg zu meinem Dorm blieb ich an einem sehr intressanten Gespräch über Ceausescu, Hitler und Minderheiten (speziell Roma und Juden) mit meinen zwei Billiardpartnern hängen. Wenn ich auch mit ihren Meinungen nicht wirklich etwas anfangen kann, war es doch interessant zu hören, dass es hier durchaus noch einige Leute gibt, die Ceausescu gerne zurückhätten.
An diesem Tag beschloss ich, die ganze Zeit auszunutzen und bis heute zu bleiben.
Ich hätte es nicht besser treffen können! Gestern war nichts Großes angesagt, wir gingen noch einmal in den Botanischen Garten, aßen alle zusammen im Hostel und hatten unseren Spaß. Umso intensiver wurde der Abend, wo sich noch einmal so ziemlich alle Verbliebenen aufmachten um die gemeinsame Zeit gebührend zu beenden. Sagen wir es so, ich hatte heute morgen deutlich Schwierigkeiten rechtzeitig (immerhin schon um acht!) aufzustehen um einen nicht allzu späten Bus zu erwischen und rechtzeitig zurück in Satu Mare zu sein.
Jetzt sieht mein Zimmer immer noch aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte, aber das Wochenende war es auf jeden Fall wert! Ich bin wieder deutlich ruhiger und freu mich sehr über all die interessanten Leute, die ich kennenlernen durfte. Und jedes Mal, wenn ich jetzt an DIE Wörter des Wochenendes – chillaxen, delicious und International BBQ-day – denke muss ich lachen.






