Reise zwischen den Welten

Langsam setzt sich der Zug in Bewegung. Ich hänge mich aus dem Fenster und tatsächlich, da, im Zug gegenüber sehe ich nochmal Linda vorbeiziehen. Wir beide kleben am Fenster und winken, bis der Zug nach Sofia schließlich in der Dunkelheit entschwindet. Ich schiebe das Fenster zu und lasse mich in meinem Abteil in den Sitz fallen. Noch zehn Minuten, dann werden auch wir losrollen, nur leider in die andere Richtung, gen Budapest.
Ich versuche die Tränen herunterzuschlucken, was mir nur so halb gelingt. Mit dem Abschied und alleingelassen mit all den schönen Erinnerungen schleicht auch die Einsamkeit langsam ihren Weg zurück und ballt sich in meinem Hals und hinter den Augen. Da helfen nur die vielen lieben Satzgeschenke. Und erinnern.

Alles hier auch nur ansatzweise zusammenzufassen würde Seiten füllen. Was Istanbul angeht haben jedoch meine Mitreisenden Anil und Linda sehr sehr treffende Zusammenfassungen zusammengestellt, sogar schon inklusive Fotos!
Sombor war dann etwas weniger aufregend, aber trotz alledem: Kulturweit pur. Wieder einmal konnte ich ein unfassbar schnelles Zusammenwachsen einer tollen inspirierenden Gruppe erleben. Das hat viele Probleme ans Tageslicht befördert aber zum Teil auch schon die Kraft gegeben, diese bei der Ankunft zu beheben.

Im Zug fällt mir all das wieder ein. Ich vermisse meine neugwonnenen Freunde. Ich hoffe, nein ich bete, dass nächstes Wochenende nicht nur Caro sondern vielleicht sogar auch noch Josi kommen kann, dass ich mal nach Sarajevo komme und Thesi mich im Gegenzug besucht, einfach… weil sie mich besuchen soll!
Nach einer unruhigen Nacht, Taxiabzocke in Budapest, die mir relativ egal ist, einigem Umsteigen und vier Passkontrollen rattert der Zug dann wieder durch Rumänien.
Inzwischen ist hier auch das letzte Grün verschwunden, die Äcker wurden umgegraben und alles ist mehr braun als leuchtend bunt. Da noch keine Berge zu sehen sind fühle ich mich fast ein bisschen, als würde ich durch die Wüste fahren.
Die Vorfreude, zu der ich mich durchgerungen habe verschwindet leider schlagartig als ich die SMS einer Lehrerin bekomme und macht einem tiefen Gefühl der Resignation Platz. Es wird sich hier wohl doch nicht so schnell alles ändern, das merke ich auch, während ich am Nachmittag erstmal meine ganzen Internetkorrespondenzen einigermaßen wieder auffrische. Zwar trinke ich jetzt den mitgebrachten viel zu süßen Çay aus den mitgebrachten türkischen Gläsern statt Pfefferminztee mit Honig aus der großen Tasse. Aber während ich „unser“ Istanbullied höre und mit Linda Fotos anschaue hängt das Internet doch wie immer zwischendurch mal und die wiedergewonnene Entfernung wird mir schmerzlich bewusst.

Weihnachtsstimmung ist auch nach dem schönen Adventsfrühstück am Sonntag noch nicht so ganz bis hierhin vorgedrungen. Vielleicht ja, wenn ich nachher das erste Mal meinen tragbaren Adventskranz anzünde oder morgen das erste Türchen öffne. Immerhin sind die nächsten Wochenenden mit Besuchen gefüllt und dann sehen Linda und ich uns auch schon wieder. Wo, das wissen wir noch nicht. Doch es wird sicher wieder etwas anders und alles ganz neu!

Ein Gedanke zu „Reise zwischen den Welten

  1. Lass‘ dir deine neugewonne Euphorie nicht durch blödes und undurchdachtes Verhalten vermiesen. Du hast der Schule mehr zu geben, als sie dir momentan zu geben scheint.

    Du packst das!

    Istanbul, not Constantinople!

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