Halloween auf rumänisch

Um das mal gleich zu Anfang klarzustellen: Nein, ich habe Dracula nicht gesehen! Hier stehen übrigens auch keine ausgehöhlten Kürbisse rum, man sieht kaum Leute in Kostümen und nur wenige Schaufenster haben von Herbst auf Halloween umgesattelt. Mir ist bewusst, dass erst morgen Halloween ist, aber dieser Tag war trotz großem Spaß einfach auch ein bisschen gruselig, komisch und traurig.

Alles begann mit einem schlimmen Erwachen. Mir falllen keine deutschen Wörter ein: I was terrified! Ein unfassbar lautes Kratzen und Schaben riss mich aus dem Schlaf. Als ich mich traute aus dem Bett zu steigen und das Licht einschaltete, wurde schnell klar, dass dies nicht, wie befürchtet, eine neue Maus war, sondern viel mehr von oben kam. Direkt über meinem Bett! Mein erster Gedanke: Marder! Ist in der Tat sehr plausibel, wie ich nach einer kleinen Internetrecherche feststellte. Diese possierlichen Tierchen leben bevorzugt in Dachschrägen (wie über meinem Bett) und sind nachtaktiv. Ich finde 6 Uhr morgens kann man durchaus noch nachtaktiv nennen. Es kann natürlich auch sein, dass die verbliebenen Mäuse einfach umgezogen sind, aber das war echt lauter als jede Maus je war! Der Kulturtreffpunkt hat seinen Namen echt verdient.

An Schlaf war nicht mehr zu denken und so verbrachte ich meine Zeit zunächst mit skypen (zum Glück hat Russland fünf Stunden Zeitverschiebung!) und nach möblierten Zimmern suchen. Ich überlege momentan tatsächlich und ernsthaft auszuziehen, aber irgendwie bin ich noch ein bisschen zu stur dafür. Außerdem fühl ich mich inzwischen in meinem Zimmer wirklich heimisch, vor allem mein Bett habe ich tief in mein Herz geschlossen und der Platz ist so herrlich begrenzt, dass Chaos schaffen gar kein Problem ist.

Danach war erstmal Kirche angesagt, ich will die Dinge hier nicht beim Namen nennen, aber es gab wirklich GUTE Gründe sich das Lachen verkneifen zu müssen. Anschließend bin ich mit C. und Frau F. noch einen Kaffee trinken gegangen, was wirklich toll war und meine Vorweihnachtsstimmung wieder ein bisschen in Fahrt gebracht hat – dazu noch kurz: Hallo, Minusgrade, Mandarinen, Lust auf Schnee, Weihnachtslieder im Chor, Geschenküberlegungen und Schokoweihnachtsmänner bei Kaufhaus… wenn das keinen Advent ankündigt!

Aus diesem Grund machten C. und ich uns danach auf, den vielbesprochenen Flohmarkt zu suchen. Dort angekommen konnten wir uns gegen die auf uns einprasselnden Vorurteilsgedanken dann aber leider nicht wehren. Anfassen war erst recht nicht angesagt und meine Kamera habe ich auch lieber in der Tasche gelassen. Immerhin weiß ich jetzt, wo ich nächstes Frühjahr ein Fahrrad herbekommen (jetzt würde sich das nicht mehr lohnen), aber wer weiß wo die herkommen…

Der Rückweg war schön und vor allem sonnengetränkt. Irgendwann entdeckte ich den von außen wirklich schön wirkenden Innenhof des alten Krankenhauses und da alle Tore offenstanden und niemand in Sicht war, beschlossen wir, uns das einfach mal anzuschauen. Kurz vor dem Eingang erschreckt ich mich fast zu Tode, weil ich direkt daneben im Erdgeschoss/Keller auf einmal einen Mann erblickte, der sich an die Gitterstäbe vor seinem Fester klammert. Als wir hineingingen fing er auf einmal an, etwas zu brabbeln und ich überlegte kurz, ob dies der Pförtner war, der uns zurückpfiff, aber das Gerede war zu brabbelig, als dass man etwas verstehen hätte können, geschweige denn, dass WIR etwas hätten verstehen können. Also gingen wir trotzdem. Und was wir sahen war irgendwie gar nicht so schön: C. entdeckte ein Schild, was darauf hinwies, dass es in Richtung des Mannes zur psychatrischen Abteilung ginge und diverse Fenster und Türen waren vergittert! Also war ein schneller Rückzug angesagt.

Unser Weg führte uns weiter in die Grand Mall, den Stolz Satu Mares, ähäm! Sie beinhaltet bis jetzt ein Bekleidungsgeschäft, ein Apotheke (heute beides geschlossen – ja, das ist verwunderlich, hier ist es nicht unüblich, dass Geschäfte am Sonntag offen haben), ein Club für irgendein Kanoroojumpingding, was wir vielleicht mal ausprobieren wollen, ich schrieb ja bereits über den Mangel an Sportangeboten, klingt auf jeden Fall nach seeeehr viel Spaß, einem Kino und zwei FastFoodLäden. Der Rest ist Baustelle. Die man einfach betreten kann! Riesige betonierte Räume, also in Berlin würden die sicher nicht lange so leer bleiben. Total komisch, aber das wird ja noch weiter ausgebaut.

Unser Ziel wurde dann das Kino. Das Programm ist… naja, irgendwie sehr eintönig. Spontan wurde ich aber doch fündig: Warum sagt mir eigentlich niemand, dass mein Lieblings-Tim-und-Struppi-Band von Steven Spielberg verfilmt wurde?! Um 15 Uhr sollte der Film laufen, quasi perfekt für unsere Zwecke, nur noch eine halbe Stunde hin, genug Zeit, um schnell etwas zu essen. Also kauften wir kurzentschlossen zwei Karten, setzten uns in den Fastfoodladen und warteten dann auf den Einlass. Zwei Minuten vor 15 Uhr ging C. zu den Mitarbeitern um zu fragen, ob wir denn schon reindürften. Nein, Sie müssen noch bis drei warten war die Antwort. Hä?! Seit wann nehmen die Rumänen es so genau mit der Zeit?? Gute fünf Minuten später hatten es dann auch wir geschnallt: „Sag mal, hast du deine Uhr umgestellt?“ „Hm, ich weiß nicht…“ „Hmmm“ „Nein, ich glaube ich hab sie nicht umgestellt… Nein, sicher nicht, es sei denn, mein Handy hat sich selbst umgestellt!“ „Hmmm… Im Ernst?! Wir müssen hier jetzt eine Stunde warten?????“
Also ging es gleich noch einmal raus in die Sonne und ich kaufte meine ersten Maroni hier. Die bekommt man an jeder Straßenecke, nochmal mehr Weihnachten, aber meine waren leider schon fast ausgekühlt! Um 15 Uhr ging es dann wirklich ins Kino und bis auf Tim und Struppi haben mir die Animationen eigentlich sehr gut gefallen. Der Film war auch ganz lustig und 3D hat auch in dem winzigen (einzigen) Kinosaal gut funktioniertcooole 3D-Brillecoole Brille 2KinoDanach ging es erstmal nach Hause, zumindest einiges an Hausarbeit und Vorbereiungen erledigen. Der Marder lässt von sich hören, wenn auch zum Glück nur sehr unregelmäßig. Der Abend klang dann sehr lustig mit C. und I. im Red Hat aus und jetzt bin ich gespannt auf die nächste, hoffentlich sehr volle Woche.