Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön… Von wegen! Deshalb habe ich aus reiner Langeweile ein paar Anekdoten, Haltestellen, Gedanken oder Erlebnisse (was man im Bus alles erleben kann, naja…) mitgeschrieben die ihr hier nachlesen könnt 🙂 Abfahrt war übrigens 14:00 h.
19:45 h Schon fast sechs Stunden unterwegs und noch kaum Anzeichen von Langeweile. Gerade sind wir in Tschechien eingefahren und haben prompt eine Pinkelpause eingelegt. In den vielleich zwanzig Minuten die wir standen ist es dunkel geworden. Das ist insofern doof, als dass die Lampen im Bus nicht funktionieren. Umso dankbarer bin ich für die Tatsache, dass meine Mutter gelegentlich vergisst, welche ihrer tollen kleinen Geschenke sie mir schonmal vermacht hat und ich deswegen jetzt im Besitz einer zweiten Leselampe bin- meine liegt irgendwo in Berlin in einer Schublade.
Im Moment ist der Bus eher zu gut geheizt und die stickige Luft vermischt sich mit dem Gestank von Schweiß, Kippen und dem billigen Wein aus einem Tetrapack, den die zwei Männer schräg hinter uns seit der Abfahrt in rauen Mengen herunterspülen. Ein echtes Abenteuer das Ganze, Anna Veigel wäre begeistert. Hinzu kommt, dass Johanna und ich die einzigen Deutschen im Bus sind und so wie es aussieht auch die einzigen Deutschsprachigen.
Ich will hier aber nicht gleich ein schlechtes Bild schaffen, alle sind sehr höflich, besonders die Busfahrer, nachdem sie gleich zu Anfang merkten, dass wir uns alle Mühe geben (auf seine Frage, ob ich rumänisch sprechen würde konnte ich mit „nu“, nein, antworten und nach dem Koffereinladen war auch ein „mulţumesc“, danke, angebracht) aber letztlich nichts verstehen. Bis jetzt habe ich also erstaunlich viel Zeit mit NEON lesen, essen, SMS schreiben und nachdenken verbracht. Ich befürchte aber jetzt mit der Dunkelheit kommt auch der Abschiedsschmerz.
21:49 Prag bei Nacht, was für ein Anblick! Die Toiletten im Busbahnhof sind weniger ansehnlich, aber immerhin kann man noch mit Euro zahlen. Nur auf das Zähne putzen müssen wir verzichten, wie ein Schild verkündet und auch Äpfel waschen darf man hier scheinbar nicht. Da wir leider immer noch nichts richtig verstehen haben wir keine Ahnung wie gut wir in der Zeit liegen und auch die Aushänge helfen nicht weiter.
Wieder im Bus treffen wir endlich eine junge Frau die englisch spricht. Dringend nötig, denn der Fahrer geht nun rum um nach unseren Zielen zu fragen. Der Boxfilm, den wir zartbesaiteten Mädels beide nicht anschauen können (und auch gar nicht verstehen würden), läuft immer noch. Überall Blut und ich warte verzweifelt auf Nachrichten von außerhalb des Busses.
06:34/07:34 h Die letzten Stunden konnte ich einigermaßen durchschlafen, sodass sich mein Rücken jetzt zwar eher uncool anfühlt, ich aber einigermaßen ausgeschlafen bin. Am Horizont erhebt sich eine feuerrote Sonne in die Lüfte. Sind wir schon in Rumänien? Eben hat ein Schild Bukarest in 600 km angekündigt, aber Arad liegt doch direkt hinter der Grenze und wir sollen erst um 10 h, rumänische Zeit ankommen. Andererseits nutzen wir im Moment nur Landstraßen, noch so ein Abenteuer, aber immerhin schöne Landschaften ringsherum.
Allerdings ist mir so schlecht, als hätte ich alles aus dem der Gestank hier besteht persönlich zu mir genommen. Und ich habe zwar Empfang, aber kein Netz. Johanna schläft noch, nach der rumänischen Anzeige im Bus sind es noch 2 1/2 Stunden.
07:48 h Ach nein, DAS war die Grenze, so richtig mit Pass vorzeigen. Jetzt hab ich auch wieder Netz 🙂
10:23 h Warten auf den Bus. Wenn die Reiseführer recht behalten bald eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Vor zwanzig Minuten sollten wir losfahren, Johanna ist seit einer Stunde weg und ich fühle mich ziemlich verloren. Der Mann, den ich für unseren Busfahrer halte (zumindest hat er die Tickets eingesammelt) ist lange nicht so nett wie der Vorige, der uns zum Abschied noch „la revedere“ zurief, und hat mein ganzes Gepäck nur kritisch beäugt. Dabei scheinen zwei Koffer hier das Minimum zu sein und die sind dann weitaus größer als meiner. Nichtsdestotrotz habe ich es natürlich auch nicht geschafft mein Gepäck klein genug zu halten um es tragen zu können, was vor allem an Verpflegung und in letzter Minute in die Hand gedrückten Abschiedsgeschenken liegt.
Bin ich beim zweiten Mal umziehen halt doppelt gelaufen und hab Geige und Wertsachen zweimal hin und hergeschleppt. In Satu Mare holt mich ja dann glücklicherweise meine Mentorin ab, ich bin schon so gespannt auf sie! Sogar die Zigaretten hier riechen anders.
-> Tatjana, ich hab gerade entdeckt es gibt hier Bake Rolls!!! 😀 Abifahrt reloaded würd ich sagen, also komm zu Besuch!
10:42 h Durchsage am Busbahnhof, aber die Leute die mit mir fahren reagieren nicht, daher gehe ich davon aus, dass es mich nichts angeht. Mein Bauch tut wieder weh, deswegen fällt es mir schwer höflich und offen zu gucken, was soll denn da der Busfahrer denken?! Ich bin aber die ganze Zeit am überlegen, was zum Teufel so viel Platz wegnimmt nachdem ich nahezu alle meine Bücher rausgeschmissen habe (und JA, das war schmerzlich!), aber bis auf ein großes Handtuch komm ich auf keinen grünen Zweig.
11:15 h Endlich im Bus und sogar ein Einzelplatz und sogar nochmal jemanden gefunden der englisch spricht und übersetzt. Bus kann man allerdings kaum sagen, es passen gerade mal 16 Leute hinein. Der Bus ist auch zu klein für mein Handgepäck, also liegen Geige und Laptoptasche im Anhänger, immerhin obenauf und noch mit Koffern davor vorm Rutschen gesichert, aber ich bibbere trotzdem. Gleichzeitig ist es aber auch egal, hauptsache ich komme endlich an!
11:30 h Scheiße, mein Buch hab ich ja auch hinten drin! Losgefahren sind wir immer noch nicht.
12:20 h Und es geht los, wir hatten noch auf einen anderen Bus gewartet . Meine Mentorin klang, als hätte sie nichts anderes gewartet, ich bin schon so gespannt! Hier ist richtig Sommer 🙂
13:47 h Die Kühe stehen hier einfach so neben der Straße auf der Wiese. Ohne Zaun. Fast überall an der Straße wird gebaut- bitter nötig, wenn man mich fragt. Meine arme Geige, hoffentlich überlebt sie all diese Schlaglöcher. Schlafen geht leider nicht, es sei denn, man fühlt sich wohl dabei in der Sauna zu schlafen. Landschaft sehr schön, aber wo sind die berühmten Karpaten? Noch fünf Stunden, oh Hilfe!
14:17 h Der Busfahrer raucht und telefoniert während der Fahrt, gut, dass meine Oma das nicht liest 🙂 Am Horizont wird es hügeliger.
15:53 h Die ersten Strohhütchen(siehe Bild oben) gesichtet 😀 Im Übrigen blüht hier alles noch wie wild, am schönsten die Rosen.
16:47 h Und wohin fährst du?
Nach Satu Mare.
Wohnst du da?
Nein, äh, also doch. Jetzt schon.
Gerade Pause mitten in der Landschaft. Mit einem Windstoß rauschte auf einmal ein Schwarm Spatzen aus dem Feld auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf und flog nur knapp über mich hinweg, wo er sich dann auf einem Baum niederließ, der von dem Moment an zu zwitschern schien. Das Wetter ist perfekt, einfach und wirklich Spätsommer, wie wunderschön.
17:00 h Wunderschöner Garten, mit CDs dekoriert in denen sich das Licht bricht. Scheint man hier aus Geldgründen öfters zu machen. Kinder, die in einer mit Wasser gefüllten Baugrube plantschen. Es sieht schlammig aus, aber ich beneide sie.
18:00 h Ankunft. Endlich!
ich will photos