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Links, zwo, drei, vier! – Der Tag des Sieges

Huch, jetzt ist schon wieder ein ganzer Monat vergangen!! Die Zeit vergeht so schnell und es ist wieder so viel passiert, ich kann es gar nicht glauben! Nun fang ich aber erstmal von vorne an, beim 9. Mai – dem Feiertag in Russland schlechthin.
Schon die Wochen davor konnte man die große Vorfreude und den Hype, der wegen des Feiertages gemacht wurde, spüren. Die Straßen wurden geschmückt, überall wurde alles blitzeblank geputzt und mit Plakaten versehen. Im Fernsehen wurde, grob alle 5-10 Minuten, mit kleinen Spots, auf den Tag aufmerksam gemacht. Die Volksmusik, die auf den großen Straßen und Plätzen erschallte, stimmte zusätzlich darauf ein. Und dann hab ich es zeitlich wohl genau richtig erwischt, denn dieses Jahr war sogar Jubiläum. Denn am 9. Mai 2015 hieß es „70 Jahre Sieg“! Der Sieg im 2.Weltkrieg, aber ganz besonders der Sieg gegen den Faschismus, vor dem sich, im Jahr 1945, ja unter anderem die Soldaten der Sowjetunion erfolgreich verteidigt hatten.
Wie habe ich diesen Tag erlebt?
Vormittags ging ich auf den Kirov-Platz, sozusagen den Hauptplatz Irkutsks, der sich direkt vor der Staatsadministration befindet. Als ich ankam, waren dort schon wahnsinnig viele Menschen versammelt. Die ganze Stadt war praktisch auf den Beinen und total aus dem Häuschen! Alle sind gekommen, um sich die Parade anzusehen. Und schon ging es los, mit Marschmusik und dem ganzen, in Irkutsk anwesenden, Militär. Am Ende fuhren sogar riesige Gefährte auf. Die Menge jubelte! Und als ein Kleinpanzer sogar mit Platzpatronen zu feuern begann, rasteten die Leute total aus! Nach der Parade wurden verschiedene Shows vorgeführt. Die Hauptvorführung endete mit einer Parade der Familienangehörigen, die Bilder der verstorbenen Veteranen in die Luft hielten.

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In der ganzen Stadt waren verschiedenste Bühnen aufgebaut. Es wurde viel getanzt, gefeiert und gesungen. Es herrschte überall in der Stadt gute und ausgelassene Stimmung. Ab und zu sah man Veteranen in Uniform, die Hände voll mit riesigen Blumensträußen. Denn es ist üblich, am 9. Mai eine Blume zu kaufen und sie einem beliebigen Veteranen zu schenken, um ihnen für den Sieg zu danken.

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Jeder zelebrierte an diesem Tag auf seine Weise. Die einen fuhren mit ihren als Panzer verkleideten Autos hupend durch die Straßen und hielten die russische oder die sowjetische Flagge aus dem Fenster. Die anderen genossen die vielen Straßenkonzerte oder saßen, im Freundeskreis, im Park, auf dem schon grün gewordenen Rasen. Ich war den ganzen Tag mit einer Gruppe 11.-Klässlern unterwegs. Wir gingen viel spazieren und so hatte ich die Möglichkeit, die vielen Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Denn viel zu sehen gab es auf jeden Fall! Am Straßenrand waren viele verschiedene Stände aufgebaut, wo man die, in meinen Augen, skurrilsten Dinge kaufen konnte. Von kleinen Militäruniformen für Kinder, bis hin zu Luftballons in Form von Panzern oder Seifen, die aussahen, wie Handgranaten, war alles dabei. In einem Park war sogar ein sehr realistisch nachgestelltes Militärlager aufgebaut, wo man das gleiche zu Essen bekam, wie die Soldaten, damals an der Front.

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Sehr viele Menschen trugen zum Anlass das Schwarz-Orangene Georgenband, womit auch viele Fassaden, Laternen oder Litfaßsäulen geschmückt waren. Dort hingen natürlich auch die Farben Russlands, sowjetischen Flaggen, oder einfach nur rote Sterne. Warum so viel die Sowjetische Flagge gezeigt wird, liegt daran, dass nicht nur der Sieg Russlands gefeiert wird, sondern aller Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Kriegs- und Siegeslieder, die von allen Seiten ertönten und sich somit nach einiger Zeit öfters wiederholten, erinnerten an die damalige Zeit.

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Ansonsten sah man viele Sprüche oder Parolen, die auf den vorbeifahrenden Autos oder auf Plakaten geschrieben standen; wie zum Beispiel: „Erinnern wir uns und seihen wir stolz“, „Alles Gute zum Feiertag“, oder „Danke Opa, für den Sieg!“ bis hin zu „Auf nach Berlin!“.
Im Großen und Ganzen hat mir die ausgelassene Stimmung in der Stadt sehr gut gefallen. Dass der zweite Weltkrieg und was damit einher geht so tief im Gedächtnis vieler Menschen hier verankert ist, war mir zuvor nicht so bewusst. Natürlich sind viele Dinge für mich sehr neu und ungewohnt, aber ich muss sagen, manches konnte ich nach mehreren Gesprächen mit Schülern oder Freunden wirklich besser verstehen und nachvollziehen.