Nach einer Woche…

Eine Woche Irkutsk hinter mir und jeder Tag war auf seine Weise ein Erlebnis… Nach einem langen, ausgiebigen Schlaf (der leider für eine Stunde mitten in der Nacht durch Jetlag gestört wurde) machte ich mich fertig und befand mich gleich wieder mitten im russischen Leben. Denn zum Frühstück servierte mir mein Gastopa eines der anscheinend typischsten russischen Gerichte: Gretschi, eine Art Buchweizenbrei, den man entweder süß oder salzig essen kann. Dazu noch einen Krautsalat und einen heißen Schwarztee. Auch die Tage später stellte ich fest, dass das Frühstück hier sich doch sehr vom mir geläufigen Frühstück in Deutschland unterscheidet. So gab es morgens auch mal Nudeln mit Geschnetzeltem oder leckeren Fischauflauf; meist jedoch den Weizenbrei, der mir mit der Zeit immer besser schmeckt!
Nach dem Frühstück rief mich Vitalij an und wir beschlossen, bevor wir uns mit seiner Freundesclique trafen, noch in das Museum sibirischer Geschichte zu gehen. Es ist zwar nicht sehr groß, aber man bekommt dort ein gewisses Basiswissen über die Region: die wirtschaftliche Entwicklung Irkutsks, aber besonders auch die verschiedenen Sibirischen Völker (z.B. Burjaten, Tuwiner oder Jakuten), die in meinen Augen ziemlich den Mongolen ähneln und heute noch einen großen Teil der sibirischen Bevölkerung ausmachen. Im Gegensatz dazu natürlich der russische Einfluss, der verstärkt seit dem 17.Jahrhundert das Gebiet Irkutsk prägt. Wenn man durch die Stadt geht, finde ich, sieht man oft die Vielfältigkeit der ethnischen Herkunft. Vielleicht kann ich in den nächsten Wochen etwas mehr darüber erfahren, würde mich mal interessieren…
Am nächsten Tag war mein erster Arbeitstag. Also nahm ich das erste Mal alleine den Bus um in die Schule zu kommen… Die Hälfte des Montages bestand daraus, mit den Deutschlehrern viele organisatorische Dinge abzuklären, wann Ferienbeginn ist, wo ich assistieren kann etc. Danach durfte ich gleich mit einer Deutschlehrerin mitgehen und in zwei Deutschstunden die zehnten Klassen kennen lernen. Nach einer deutschen Vorstell- & Fragerunde sollte ich dann auch gleich deutsche Grammatik erklären, war gar nicht mal so einfach 
Am darauffolgenden Tag war die fünfte Klasse dran. Und das 5 Mal… 5 Mal mich vorstellen, 5 Mal die gleichen Fragen beantworten… Irgendwann wurde es doch sehr anstrengend. Das schöne war aber, dass die Kids alle so interessiert waren und mit ihren doch so wenigen Wörtern deutsch, versucht haben, so viel zu erfragen wie möglich. Es kam mir so vor, als würden sie jetzt verstehen, warum es Sinn macht, deutsch zu lernen, da sie mit russisch bei mir nicht sehr weit kamen. Und als sie nichts mehr sagen und fragen konnten, kam zum Glück das Spiel „Hangman“ mit deutschen Wörtern ganz gut an. Danach war ich aber doch ziemlich geschafft und beschloss an der frischen Luft zu Fuß über den Staudamm nach Hause zu gehen, der den einzigen Abfluss vom Baikalsee „Angara“ staut und von dem man eine schöne Aussicht auf die langsam auftauende Stadt hat.
Demnächst werde ich wahrscheinlich jede Deutschklasse einmal kennen lernen dürfen und dann sehen, wo ich am besten anpacken kann. Die Tage danach waren jedoch erstmal ganz dem deutschen Sprachdiplom gewidmet. Denn aus Nowosibirsk kam der deutsche Fachberater der ZfA um die DSD1-Prüfung den Neuntklässlern abzunehmen. Mit so einer bestandenen Sprachprüfung dürfte man schon an wenigen deutschen Universitäten studieren. Die Tage bis Sonntag durfte ich also bei den mündlichen Prüfungen und den darauf folgenden Bewertungsgesprächen daneben sitzen und auch die ein oder andere eigene Meinung einfließen lassen. Nebenbei hatte ich die Möglichkeit, in den Pausen den Fachberater mit all meinen Fragen zu löchern, die ich schon in den wenigen Tagen angesammelt hatte und viele Tipps und Informationen über Sibirien, die DSD-Schulen und deren System und meine Rolle als Freiwilliger darin, von ihm zu ergattern.
Nach den Prüfungen am Montag ging es raus aus dem noch schmutzigen Irkutsk und mit der 11ten Klasse auf Klassenfahrt, rein in die Natur, an den Baikalsee, aber darüber später mehr…