Archiv für den Monat: Juni 2013

Der böse Hänsel, die böse Gretel und die Hexe…

Es häufen sich die Ereignisse, kaum zu glauben. Heute war die große Premiere unseres Theaterstücks „Der böse Hänsel, die böse Gretel und die Hexe“ – geschrieben von der 5ten und 7ten Klasse, inszeniert von meiner Theatergruppe. Nachdem es in letzter Zeit jeden Tag aufs neue Probleme gab, die es so aussehen ließen, als würde die Aufführung ins Wasser fallen (Es sieht so aus, als ließe sich kein Termin finden; Hexe sagt mir im letzten Moment ab; niemand greift mir bei der Organisation unter die Arme; Bühnenbild muss in aller Eile improvisiert werden und und und), hat es nun doch funktioniert. Alle deutschen Klassen sind da, um ihre Klassenkameraden auf der Bühne zu sehen.

Hänsel und Gretel marschieren durch das Publikum auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Hänsel und Gretel marschieren durch das Publikum auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Nach wochenlanger Vorbereitung ist endlich der große Moment da: Hänsel und Gretel hüpfen auf die Bühne. Das Stück beginnt. Der böse Hänsel überredet Gretel dazu, die versteckten Essensvorräte der Eltern anzubrechen. Die Eltern erwischen sie dabei und schicken sie verärgert ins Bett. Nachts lauschen Hänsel und Gretel, wie ihre Eltern beschließen, sie im Wald auszusetzen. Das wollen die beiden sich nicht gefallen lassen und die hinterhältige Gretel fasst den Plan, eine Spur aus Brotkrumen zurückzulassen, damit sie wieder nach Hause finden.

Die arme Hexe ist entsetzt: Wie konnten die Kinder nur ihr Haus zerstören?

Die arme Hexe ist entsetzt: Wie konnten die Kinder nur ihr Haus zerstören?

Als die Familie am nächsten Tag durch den Wald wandert, kann Gretel das Brot aber nicht in ihrer Tasche finden. Der gefrässige Hänsel hat es aufgegessen. Und so verirren sie sich ganz allein im Wald, ohne Orientierung und Hänsel hat schon wieder Hunger. Da finden sie ein Haus ganz aus Lebkuchen und Schokolade und beginnen sofort, es aufzuessen. Die Hexe, die darin wohnt, kommt entsetzt heraus und schimpft mit ihnen. Als sie aber sieht, dass die Kinder nichts böses wollten, bittet sie sie herein und lässt sie bei ihr übernachten.

Die Sonne, die den nächsten Tag signalisieren soll, bekommt viele Lacher aus dem Publikum.

Die Sonne, die den nächsten Tag signalisieren soll, bekommt viele Lacher aus dem Publikum.

Am nächsten Morgen sollen die beiden helfen, das kaputte Haus zu reparieren. Doch die böse Gretel legt sich auf die faule Haut, während der gefräßige Gretel weiter am Haus knabbert. Da hat die Hexe genug und sperrt Hänsel zu Strafe in den Stall. Sie macht sich jedoch Sorgen um ihn und will nicht, dass er zu wenig zu Essen bekommt. Die alte Hexe verlangt, seinen Finger zu fühlen, um zu sehen, ob er abgemagert ist. Hänsel, der Vielfrass hält ihr statt seinem dicken Finger ein Stöckchen hin.

Die frechen Kinder lauschen nachts, als die Eltern verzweifelt einen Weg aus ihrer Armut suchen.

Die frechen Kinder lauschen nachts, als die Eltern verzweifelt einen Weg aus ihrer Armut suchen.

Als die besorgte Hexe den Ofen anfeuert, um Hänsel ein Brot zu backen, schubst die hinterhältige Gretel sie hinein. Gretel befreit Hänsel, die beiden klauen der Hexe all ihr Gold und beschließen, dass ihre Eltern es nicht verdient hätten damit beschenkt zu werden. Bei all dem Gold, so denken sie, brauchen sie keine Eltern. Und die Moral von der Geschicht‘? Traue frechen Kindern nicht!

Den Applaus haben wir uns wohl verdient.

Den Applaus haben wir uns wohl verdient.

Endlich ein Erfolg!

Heute wurde mein Freiwilligenprojekt Realität: Zusammen mit dem Mansarda Jugendzentrum habe ich einen Flashmob in der Innenstadt durchgeführt. Die Idee war, Nächstenliebe zu verschenken, in Form von kleinen Streichholzschächtelchen. Es ging darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass man auch mal etwas Nettes für jemand Fremden tun kann, einfach so. Es geht um Respekt und um Freundlichkeit im Umgang miteinander. Dass man seinen Sitzplatz für jemanden aufgibt, der ihn dringender braucht. Dass man hilft aufzuheben, was anderen heruntergefallen ist. Dass man sich anlächelt, wenn man sich auf der Straße begegnet.

Besonders viel Herzlichkeit habe ich hier nicht erfahren und deshalb kam ich auf die Idee, die Menschen ein wenig aufzurütteln. Auf dem Zwischenseminar habe ich den Plan für dieses Projekt gefasst und zusammen mit dem Jugendzentrum habe ich es umgesetzt. In mühevoller Vorbereitung haben wir 250 Streichholzschächtelchen rot angemalt und jeweils ein Herz aus Papier hereingeklebt, dass herausspringt, wenn man die Schachtel öffnet.

Das Jugendzentrum bietet viel Raum für Kreativität. Hier stehen Farben, Perlen, Pinsel, Kleister, Pappmaché, Papier und viel mehr zur Verfügung, damit sich die Jugendlichen damit austoben können. An einem Dienstagnachmittag bereiten wir dort 250 Schächtelchen "Nächstenliebe" vor.

Das Jugendzentrum bietet viel Raum für Kreativität. Hier stehen Farben, Perlen, Pinsel, Kleister, Pappmaché, Papier und viel mehr zur Verfügung, damit sich die Jugendlichen damit austoben können. An einem Dienstagnachmittag bereiten wir dort 250 Schächtelchen „Nächstenliebe“ vor.

So sieht "Nächstenliebe" von innen aus.

So sieht „Nächstenliebe“ von innen aus.

Die Anderen kamen auf die Idee, wir könnten doch einen Tanz oder ein Lied aufführen, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen. Also übten wir den so genannten „Cup Song“ ein – ein Lied, bei dem ein Becher als Percussion-Instrument benutzt wird.

Wer gerne wissen möchte, wie sich das anhört: Hier der Youtube-Link zu dem ursprünglichen Video: http://www.youtube.com/watch?v=DWCOYJg9ps4

Und das war dann unsere Performance. Mit dem Rathaus hatten wir abgesprochen, dass sie das Lied über ihre Lautsprecher abspielen würden und wir haben dann dazu den Rhythmus gemacht und lauthals mitgesungen. Es hat höllisch viel Spaß gemacht!

Und das war dann unsere Performance. Mit dem Rathaus hatten wir abgesprochen, dass sie das Lied über ihre Lautsprecher abspielen würden und wir haben dann dazu den Rhythmus gemacht und lauthals mitgesungen. Es hat höllisch viel Spaß gemacht!

Wir haben zuerst ein paar Mal diesen „Cup Song“ aufgeführt und als dann genügend Leute stehen geblieben sind, haben wir die „Nächstenliebe“ verteilt. Ich glaube, die Menschen haben sich darüber gefreut, auch wenn vielleicht nicht jeder verstanden hat, was es bedeutet, Ich habe es so gut es ging erklärt und auch die anderen Helfer haben erzählt, worum es geht.

Interessierte konnten sich zeigen lassen, wie der Rhythmus funktioniert.

Interessierte konnten sich zeigen lassen, wie der Rhythmus funktioniert.

Irgendwann tauchte dann auch das Lokalfernsehen auf und hat gefilmt und ich habe ein Interview über die Aktion gegeben. Ich bin ziemlich stolz darauf, dass alles so super gelaufen ist! Zum Glück habe ich mich an das Jugendzentrum gewandt und nicht versucht, das Ganze alleine mit ein paar unmotivierten Schülern aus meiner Schule auf die Beine zu stellen. Die Leiterin des Jugendzentrums hat meine Idee großartig unterstützt: Sie hat die Aktion beim Rathaus angemeldet und gemeinsam haben wir ein facebook-Event erstellt, um dafür Werbung zu machen.

Mein Projekt hat nicht die Welt verändert. Aber es hat Menschen zusammengebracht und ein bisschen unerwartete Freundlichkeit erzeugt.

Mein Projekt hat nicht die Welt verändert. Aber es hat Menschen zusammengebracht und ein bisschen unerwartete Freundlichkeit erzeugt.

Als wir auf dem Vorbereitungsseminar erklärt bekamen, dass wir ein Freiwilligenprojekt durchführen sollten, hatte ich keine Ahnung, was das für ein Projekt sein soll und wozu es überhaupt gut ist. Auch bis zum Zwischenseminar hatte ich noch keine realistische Vorstellung, was für ein Projekt ich durchführen könnte. Aber auf dem Seminar kam mir dann die Idee und ich bin sehr froh, dass ich es durchgezogen habe. Es war kein riesengroßer Aufwand, es war nicht super stressig zu organisieren. Es war auch kein Meilenstein in der Völkerverständigung. Es war einfach ein kleiner, sehr schöner Moment, in dem Jugendliche zusammengekommen sind um gemeinsam an einem sonnigen Samstagnachmittag gute Laune zu verbreiten.

Es tut so gut, wenn endlich einmal etwas gut läuft. Wenn man Leute findet, die motiviert sind. Die auf der selben Wellenlinie sind wie man selbst. Wenn man das Gefühl hat, das die Arbeit sich gelohnt hat und bei der Zielgruppe angekommen ist. Ach, ich wünschte es könnte immer so sein!

 

 

Eine Woche Serbien

Serbien ist nicht Syrien und Serbien ist auch nicht Sibirien. Serbien ist ein Land südwestlich von Rumänien und das Land, in dem unser Zwischenseminar stattfindet. Ich freue mich darauf, mal wieder aus Resita herauszukommen und ich bin gespannt, was Serbien so zu bieten hat. Zusammen mit den anderen Freiwilligen aus Rumänien treffe ich mich in Temeswar, von wo aus wir den Minibus nach Belgrad nehmen. Die Verbindung zwischen den beiden Ländern ist sehr schlecht. Es gab mal einen Zug von Bukarest aus, der ist aber abgeschafft. Jetzt gibt es nur noch die Möglichkeit über Varsat zu fahren, oder mit einem privaten Minibus-Unternehmen. In Belgrad angekommen, checke ich im Hostel ein. Es liegt direkt im Stadtzentrum und ich ziehe los, um alles zu erkunden. Dabei laufe ich zufällig in die anderen Freiwilligen aus Ungarn und Bulgarien hinein. Die sind aber schon geplättet von ihrer langen Anfahrt und legen sich bald aufs Ohr. Obwohl ich ebenfalls müde bin, lasse ich mich nicht aufhalten und kaufe mir ein Ticket für die lange Nacht der Museen. Es ist so viel los auf den Straßen, obwohl es mitten in der Nacht ist. Die Fußgängerzone Belgrads ist voller Leben. Ich schaffe es in ein langweiliges Trachtenmuseum, ein cooles Filmmuseum und in die serbische Nationalbank, wo ich einen Geldschein mit meinem Gesicht bedrucken darf. Danach ist die lange Nacht over und ich auch.

Die lange Nacht der Museen im Filmmuseum: Durch das Guckloch sieht man einen alten Westernstreifen ablaufen.

Die lange Nacht der Museen im Filmmuseum: Durch das Guckloch sieht man einen alten Westernstreifen ablaufen.

Das ist kein Spielgeld sondern serbische 200 Dinar-Scheine (umgerechnet jeweils 2 €) ausgestellt in der serbischen Nationalbank.

Das ist kein Spielgeld sondern serbische 200 Dinar-Scheine (umgerechnet jeweils 2 €) ausgestellt in der serbischen Nationalbank.

Nach einem schönen Wochenende in Belgrad ziehen wir Montagmittags los zum Busbahnhof. Von dort aus fahren wir nochmal 3 Stunden bis Mali Idos, einem kleinen Dorf im Nirgendwo. Dort erwarten uns Sandra und Jörn, unsere Seminarleiter. Es ist schön, alle wiederzusehen, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt habe. Unsere Seminarleiter sind super im Zuhören, uns Unterstützen und uns Motivieren. Die 5 Tage gehen schell vorüber. Wir stellen uns gegenseitig unsere Einsatzländer vor, sammeln Ideen für unser Freiwilligenprojekt, machen einen Ausflug nach Novi Sad (die zweitgrößte Stadt Serbiens), bekommen Besuch von Vertretern der Roma, machen Wanderungen durch die Umgebung von Mail Idos. Obwohl nicht jeder die gleichen Erfahrungen gemacht hat, wie man selbst, ist es hilfreich sich auszutauschen. Das Seminar gibt mir die Möglichkeit meinen Einsatz mit etwas Abstand zu betrachten – mich zu fragen, was ich besser machen, wie ich Unterstützung von den Menschen vor Ort einfordern könnte. Am ersten Tag habe ich das Gefühl, ich sei die einzige bei der nicht alles perfekt läuft. Mit der Zeit kommen bei den anderen dann aber auch Sorgen oder Probleme ans Licht – ich war einfach nur offen genug, sie gleich am Anfang einzugestehen. Nach dem Seminar erscheint mir auch noch nicht alles wie Friede, Freude Eierkuchen. Trotzdem gehe ich motivierter zurück an die Schule, mit neuer Hoffnung und einem etwas realistischeren Blick auf die Dinge.

Der idyllische Seminarort bringt Entspannung. Wäre es nicht die ganze Zeit kalt und windig gewesen, hätten wir uns im Tümpel erfrischen können.

Der idyllische Seminarort bringt Entspannung. Wäre es nicht die ganze Zeit kalt und windig, könnten wir uns im Tümpel erfrischen.

Nach 5 Tagen Seminar fahren wir wieder ab. Ich verbringe das Wochenende noch in Belgrad, denn die Stadt gefällt mir. Das vorherige Wochenende habe ich in einem sehr netten Hostel in der Innenstadt verbracht. Nach dem Seminar werde ich zum Couchsurfer. Ich übernachte bei einem aserbaidschanischen Belgrad-Zugezogenen, der mir die Stadt zeigt und von dem ich viel über sein Heimatland lerne, von dem ich vorher so gut wie nichts wusste.

Nette serbische Umweltschützer schenken mir eines ihrer T-shirts, weil es mir so gut gefällt!

Im Park in Belgrad: Nette serbische Umweltschützer schenken mir eines ihrer T-shirts, weil es mir so gut gefällt!

 

Das 7er Zimmer im belgrader Hostel: tagsüber tolle Athmosphäre, nette Leute, gute Gespräche; nachts seeliges Synchron-Schnarchen.

Das 7er Zimmer im belgrader Hostel: tagsüber tolle Athmosphäre, nette Leute, gute Gespräche; nachts seeliges Synchron-Schnarchen.

Inzwischen bin ich wieder zurück in Resita und die Zeit fliegt vorbei. Ich habe noch weniger als drei Wochen bis zum Beginn der Sommerferien. Eine halbe Ewigkeit war die Zeit lang wie Kaugummi und auf einmal ist mein Freiwilligendienst fast vorbei! Ich habe noch viel vor bis zum letzten Schultag und deswegen werden diese letzten Wochen sehr stressig: Für nächste Woche organisiere ich ein deutsches Filmfestival für die Kinder, die Woche darauf soll unser selbstgeschriebenes „Hänsel und Gretel“-Theaterstück aufgeführt werden. Und zwischendrin versuche ich noch mein Freiwilligenprojekt umzusetzen (ein Nächstenliebe-Flashmob über den ich bald mehr berichten werde). Dann noch die Vorbereitungen für die Fahrradkarawane und ach ja, ausziehen muss ich auch in drei Wochen! Es heißt also packen und alles zu einem befriedigenden Ende bringen. Und dann? Dann geht das wilde Leben los! Fast zwei Monate habe ich Zeit um durch die Gegend zu reisen. Zuerst mit meiner Tante und Großtante, dann mit den anderen kulturweitlern auf der Fahrradkarawane und schließlich nur mit Rucksack und Gitarre auf dem Rücken und einem Balkan FlexiPass in der Hand (das ist Interrail für Balkan-Fans)…

Ein Stück neues Zuhause: Die mitgenommenen Wartesitze am Bahnhof geben mir das Gefühl von Freiheit. Wieso auch immer.

Ein Stück neues Zuhause: Die mitgenommenen Wartesitze am Bahnhof geben mir das Gefühl von Freiheit. Wieso auch immer.