28.März 2013
Es war heute ein sehr ereignisreicher Tag. Nachdem ich gemerkt habe, dass mir das kulturweit-Geld ausgegangen ist, der Monat aber noch nicht ganz zu Ende ist, bin ich erst mal auf die Suche nach einer Wechselstube gegangen, um ein paar meiner „Puffer“-Euros umzustauschen. Dann ging es in den Schreibwarenladen, um Druckerpapier und Filzstifte zu besorgen. Warum Druckerpapier? An der Schule muss jeder Lehrer sein eigenes Papier kaufen, wenn er/sie Kopien für den Unterricht machen möchte. Es gibt keinen Materialfundus oder eine Bezuschussung. Was soll man machen? Wenn kein Geld da ist, ist kein Geld da.
Die unschöne Konsequenz, die ich aus dieser Gegebenheit schließe, ist dass die Schüler kaum Arbeitsblätter zur Veranschaulichung bekommen, sondern das meiste frontal diktiert wird. Ist ja verständlich: Wenn man von seinem ohnehin kleinen Gehalt als Lehrer auch noch Unterrichtsmaterial finanzieren muss, wie soll man dann über die Runden kommen? Damit das Geld überhaupt reicht, geben die Lehrer hier jeden Tag nach der Schule Nachhilfe.
In der nächsten Woche wird kein Unterricht stattfinden, sondern es werden Ausflüge, Workshops und Aktionen veranstaltet. Ich gebe einen Workshop zum Thema „Upcycling„. Das bedeutet, dass ich mit den Kindern aus „Müll“ Kunst, Schmuck und Gebrauchsgegenstände bastele. Es gibt hier kein Recycling. Alles wird einfach in eine Tonne geschmissen. Was bringt es also, wenn ich in meiner Wohnung schön brav Plastik und Papier von Restmüll trenne? Das Mülltrennungssystem werde ich wohl in den nächsten Monaten nicht umkrempeln können – wohl aber die Einstellung der Kinder. Ich möchte ein Bewusstsein schaffen – ein Bewusstsein für die drei R’s (Reduce, Reuse, Recycle). Immerhin zwei davon können ja auch hier umgesetzt werden. Wir werden am Montag aus Plastikflaschen Blumen basteln, aus alten T-shirts Schals herstellen, aus Tetrapacks Geldbeutel machen und vieles mehr. Ich freue mich schon riesig darauf, denn so was macht mir total Spaß. Tolle Inspirationen habe ich auf der Seite weupcycle.com gefunden. Schaut mal rein, wenn euch so etwas interessiert.
Auf jeden Fall hat heute das erste Treffen der Theater AG stattgefunden. In den letzten zwei Wochen bin ich in jede Klasse gegangen und habe dafür Werbung gemacht. In unterschiedlichem Ausmaß habe ich mit den Schülern ein paar Theaterübungen gemacht, um sie für die AG zu begeistern. Das ist gut angekommen. Aber inwiefern es für sie einfach eine willkommene Abwechslung zum Unterricht war, oder sie es wirklich interessiert hat – das hat sich heute gezeigt.
Ich habe zwei Treffen veranstaltet, einmal für die Dritte bis Sechste Klasse und einmal für die Siebte bis Zehnte. Beim ersten Treffen sind ausreichend Kinder erschienen (zwar nicht so viele, wie ich nach der Begeisterung erwartet hatte, aber genügend um Dinge auf die Beine zu stellen). Es war auf alle Fälle eine Herausforderung, neun Kinder dazu zu bringen, zu kooperieren. Aber es hat auch Spaß gemacht. Wir haben Steckbriefe von uns erstellt und einfache Kennenlern-Spiele gespielt. Dann haben wir Übungen gemacht, um ein Gefühl für Raum und die Personen um uns herum zu bekommen. Schließlich haben wir einen imaginären Bilderrahmen mit Leben gefüllt und darin ein Märchen dargestellt. Insgesamt ist es sehr gut gelaufen und natürlich war ich zum Schluss vollkommen am Ende.

Die Steckbriefe wurden mit „Blinden Selbstporträts“ beschmückt: Man hält ein Blatt vor sein Gesicht, macht die Augen zu und lässt sich von den anderen anleiten, wie man sich malen soll.
Eine halbe Stunde später sollte die ältere Gruppe beginnen, aber leider sind nur zwei Schülerinnen erschienen. Das war natürlich das Horrorszenario. Was sollte ich machen? 90 Prozent der Dinge, die ich vorbereitet hatte, ließen sich zu so wenigen nicht machen. Ich konnte sie ja auch nicht einfach wieder nach Hause schicken, dann hätte ich die beiden auch noch verloren. Also musste ich knallhart improvisieren. Einige Übungen habe ich, so gut es ging, für drei Personen zurecht geschnitten. Und den Rest der Zeit musste ich mir die Ideen aus dem Ärmel schütteln. Da haben wir zum Beispiel aus bewegten Standbildern mit Geräuschen kleine Mini-Szenen entstehen lassen oder selbst-geschriebene Postkartentexte zum Leben erweckt. Im Endeffekt ist es dann ganz gut gelaufen. Da bin ich ziemlich stolz auf mich, dass ich das so hinbekommen habe. Ich werde in der nächsten Woche nochmal kräftig Werbung für die Theater AG machen und zur Not muss ich eben die beiden Gruppen zusammenlegen.

Gesichtspantomime: Eine Person stellt ein Gefühl nur durch den Gesichtsausdruck dar und die anderen müssen es erraten.
Es war auf alle Fälle, wie gesagt, ein ereignisreicher Tag. Hinzu kommt, dass mein Internet heute beschlossen hat, nicht zu funktionieren. Deswegen schreibe ich diesen Eintrag gerade per Hand und stelle ihn dann ein, sobald ein freundlicher, kompetenter Mitarbeiter der Internetfirma vorbeigekommen ist und mir das ganze repariert hat.