Zwischen Nützlichkeit und Nostalgie

Wer suchet der findet, aber wer aufräumt der findet auch! Und zwar meist noch eine ganze Menge mehr als er erwartet hat.

Beim ausgiebigen momentanen Ausmisten meines Zimmers, das ich nach fast fünf Jahren in meiner lieb gewonnen Köln-Ehrenfelder WG aufgebe, stoße ich auf die diversen Facetten, die das eigene Reich bietet. Ich befinde mich in einer Ansammlung aus Nützlichem, Unnützlichem und Nostalgischem. Was für eine Menge an Gegenstände dabei allein eine einzige Schublade hervorbringen kann ist unglaublich. Schubladen und Schränke, die auf die gleiche Art und Weise wie die mysteriösen schwarzen Löchern zu funktionieren scheinen. Zwischen noch brauchbaren Utensilien wie diversen Kabeln, die mit der Hälfte der restlichen im Schrank befindlichen Gegenstände eine Verbindung einzugehen scheinen, Kamera- und Druckerzubehör, Lochern, Anspitzern, Stiften, Klebestiften, Notizblöcken und gefühlt Millionen kleiner Tesarollen, stoße ich auch auf brauchbare Reiseutensilien. Darunter ein echtes Schweizer Taschenmesser meines lieben Opis oder eine funktionierende Stirntaschenlampe.

Dann wieder einige Dinge, die leider wohl oder übel auf den „Unbrauchbar“-Stapel zurückfallen werden. Alte Kalender, Hüllen von – ja das wüsste ich auch gerne – und noch einige Teile, die es wohl nicht in die Zwischenlagerstation für meine Kisten schaffen werden. Sortiert werden auch Fotos und Postkarten und nur selten kann ich mir beim Betrachten ein innerliches „Ach, war das schön“ oder „Ach, wie lieb/nett“ verkneifen. Nicht so hingegen bei der Vielzahl an unterschiedlich stark biometrisierten Passfotos, die sich im Laufe der Zeit so anhäufen und bei denen eher ein „Ach, du …“ herausrutscht. Dennoch möchte ich euch auch diese Schätze natürlich nicht vorenthalten. Denn Fotos zeigen ja meist nicht nur die schönen, traurigen oder denkwürdigen Momente eines Lebens, sondern erinnern uns eben auch an unsere eigenen Veränderungen – innerlich wie äußerlich – sowie an die Vergänglichkeit der Zeit. Daher bleibt die Frage: Als Erinnerung aufheben oder doch eher weg damit? (Benutzen werde ich wahrscheinlich keins davon mehr…!)

Umso schöner wenn man dann doch noch über die Fotos stolpert, die einem das gewünschte Lächeln ins Gesicht zaubern und den „Ach, war das schön“-Moment ins Gedächtnis zurück rufen. Nostalgie pur bei Gedanken an den wunderbaren Park Retiro mit seinen Ruderbooten im Sonnenschein, „patata rellena“ – herrlich duftende gefüllte Kartoffeln, sich mit vielen Menschen in kleinen Wohnungen auf enge Sofas quetschen oder einen schönen Stadtspaziergang machen und wenn man dann außer Atem war, gab es immer noch das „Abono joven“ – das Metroticket für junge Leute, das einen zuverlässig in Madrid nach Hause brachte.

Zwischen Nützlichkeit und Nostalgie – eins steht fest: Ich bin bereit für México – wenn auch mein Zimmer noch nicht komplett danach aussieht…

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