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Ich will hier noch nicht weg!

„Wow, sechs Monate wirst du in Chile leben, das ist ja wirklich ganz schön lange!“. Das war einer meiner ersten Gedanken, die mir nach der Zusage von kulturweit in den Kopf kamen. Diesen Satz kann ich heute aber überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Die letzten Monate gingen extrem schnell um. Ein paar Gedanken zu meiner Entscheidung für eine Verlängerung meines Freiwilligendienstes in Santiago de Chile.

Am Anfang meines Freiwilligendienstes gab es das kurze Einführungsseminar in Buenos Aires und wenige Wochen später konnte ich mit den Studenten des Lehrerbildungsinstituts, meiner Einsatzstelle, schon eine Theater-Chor-Reise in den Süden Chiles erleben. Als wäre das nicht schon genug, war ich Ende Oktober mit einer Freundin in der Atacama -Wüste im Norden Chiles und sogar schon in Bolivien, genauer gesagt ein paar Tage im Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt. Am Ende des folgenden Monats fand das traumhafte Zwischenseminar direkt am Strand bei konstanten 30 Grad und mit vielen tollen Menschen und Momenten statt. Meine Reise mit drei weiteren kulturweit- Freiwilligen nach Patagonien steht auch schon für Februar fest. Aber im selben Monat schon zurück nach Deutschland? Unmöglich!

Ich glaube, dass ich im Anfang Dezember erst richtig in Santiago angekommen bin. Das klingt zwar leicht spät, aber wenn dieses „Zu-Hause-Gefühl“ einmal im Ausland richtig eingetreten ist, dann ist es einfach wunderbar! Das „Hola, cómo estás?“ am Anfang eines jeden Gespräches hat sich schon so in meinen Kopf eingeprägt, sodass mir eine andere Begrüßung wahrscheinlich komisch vorkommen würde. Generell wird mein Spanisch immer flüssiger und bei der Arbeit lerne ich jeden Tag Neues, da ich mit einem tollen Team zusammen arbeiten darf. Dazu kommt noch die herzliche Lebensweise der Chilenen, durch die ich mich automatisch wohlgefühlt habe. Interessant ist auch, wie viel ich hier für mich lernen konnte. Und das ist wirklich kein Lehrstoff, den die Schule oder Universität vermitteln kann. Nein, im Ausland lernt man von den Erlebnissen und diese sind eben anders als die in Deutschland!

Allein der Fakt, dass ich so eine lange Blogpause hatte, zeigt ziemlich gut, wie viel ich in den letzten letzten Monaten schon wieder gemacht habe. Zuallererst konnte ich endlich einen guten Volleyballverein im Santiago-Centro finden, wo ich das nächste halbe Jahr spielen kann. Ende Dezember habe ich außerdem noch eine tolle WG mit Chilenen weiter im Zentrum Santiagos gefunden. Ich freue mich schon jetzt auf das halbe Jahr, das ich mit ihnen zusammen leben werde, da unser letztes Treffen echt lustig war. Außerdem gab es kleine Ausflüge in die Berge um Santiago und natürlich musste ich die große Hauptstadt mit Freunden noch viel erkunden- egal ob tagsüber oder abends zum Weggehen (und es gibt noch so viel, das wartet, erkundet zu werden). Darüber hinaus habe ich in Chile einfach das lustigste und untraditionellste Weihnachtsfest meines Lebens gefeiert, was mir noch lange als schöne Erinnerung bleiben wird. Noch unvergesslicher war mein Silvester, was ich in Valparaíso verbracht habe, einem wunderschönen Ort am Meer. Ich habe diesen zwar schon vor dem Zwischenseminar mit ein paar anderen kulturweit-Freiwilligen bereist, aber mir wurde empfohlen, dort unbedingt Silvester zu feiern. Dieser Tipp war goldwert! Bei angenehm-sommerlichen Temperaturen konnten wir zuerst das Feuerwerk von einem der vielen Berge mit Blick auf den Hafen genießen, neue Leute kennenlernen und die ganze Nacht in einem kleinen Club zu lateinamerikanischer Musik bis 8 Uhr morgens durchtanzen. Das werde ich wirklich nie vergessen.

Warum mit solch tollen Momenten schon jetzt aufhören? Warum genau jetzt Südamerika verlassen, wo es doch alles gerade so gut passt? Generell bin ich der Überzeugung, dass ich mein Jahr nach dem Abitur gar nicht besser verbringen könnte. Ich lerne eine neue Kultur ganz intensiv kennen und weiß schon jetzt, dass ich auf jeden Fall noch einmal hierher zurückkehren möchte. Drumherum wurde man durch das super organisierte Programm von kulturweit schon von Anfang an begleitet und konnte während des Vorbereitungsseminars neue Freunde kennenlernen, die jetzt gerade in Ungarn, der Mongolei oder Ägypten ihr FSJ machen. Die meisten von ihnen werde ich glücklicherweise auch im Nachbereitungsseminar wiedersehen! Darauf freue ich mich schon jetzt.

Insgesamt bin ich extrem dankbar dafür, was ich in Santiago schon erleben durfte und ich freue mich auf mein nächstes halbes Jahr mit kulturweit in diesem vielfältigen Einsatzland! Und wenn die nächsten Monate genauso schnell umgehen wie die letzten, dann dauert es nun wirklich nicht mehr lange, bis ich meine Familie und Freunde in Deutschland wieder in die Arme schließen kann.

 

Nos veremos en agosto, Theresa 🙂

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Der schönste Ort der Welt

Von der größten Salzwüste der Welt und vielen anderen atemberaubenden Landschaften in Südamerika: Vorgestern kam ich von der eindrucksvollsten Reise, die ich in meinem Leben gemacht habe, zurück!

Das lange Wochenende ab dem 29. Oktober 2016 haben viele Chilenen für einen Urlaub genutzt und ich natürlich auch. Mit Vicky, der Freundin vom Sprachkurs, ging es zuerst für vier Tage nach Bolivien. Genauer gesagt zur „Reserva Nacional De Fauna Andina Eduardo Avina“. Mit drei Jeeps fuhren wir durch diesen riesigen und schönen Nationalpark. Vicky und ich hatten sehr viel Glück mit unserem Jeep-Fahrer, da er uns viel erklärte und noch jung und aktiv war. Ein Kumpel von uns hatte eher weniger Glück: Gleich am ersten Tag wurde seine Gitarre, die er mitgenommen hatte, aus Versehen mit einem Jeep überfahren. Den Rest der Gitarre seht ihr unten in der Bildergalerie. Dieser wurde am selben Abend noch würdevoll verbrannt… Aber was ist eigentlich das Besondere an diesem Nationalpark? Ganz einfach: Die unglaubliche Fauna und Flora.

Am Anfang des ersten Tages sahen wir die „Laguna Blanca“ und die „Laguna Verde“. Ich war schon bei der ersten Lagune überwältigt von der Natur. Wir fuhren dann aber weiter zu der „Desierto de Dalí“, einer Wüste. Hier waren die Jeeps komplett vom Wüstenstaub überdeckt. Ein Kumpel hat „Theresa“ groß auf die Heckscheibe meines Jeeps in den Staub geschrieben-nur dadurch wusste ich, in welchen ich wieder einsteigen musste. Von außen sahen dann nämlich alle drei komplett gleich aus. Nach der Wüste haben wir sogar noch die „Aguas Termales“, also Wasserquellen, die durch das Grundgestein hindurchdringen und um die 40 Grad heiß sind, Geysire und die „Laguna Colorada“ gesehen. Es war alles wunderschön, vor allem die weitläufige Lagune. Sie war gefüllt mit vielen  freilebenden Flamingos und bot ein Farbspektrum, das ich vorher noch nie in diesem Ausmaß in der Natur gesehen habe. Ich war mir sicher, dass dies das Schönste auf dieser Reise war, aber es sollte noch besser werden.

Am zweiten Tag fuhren wir durch komplett andere Landschaften mit grüner und abwechslungsreicher Vegetation. Wir sahen andere Pflanzen, Tiere und hin und wieder mal ein Bächlein. Ein Stopp war außerdem ein großer Platz namens „Italia Perdida“, der nur aus riesigen Steinen bzw. Felsen bestand. Unser Mittagessen war wiederum direkt neben Lamas auf einer großen, saftig-grünen Wiese. Danach sind wir ein wenig auf die hohen Felsen geklettert und genossen einen atemberaubenden Ausblick über eine Lagune und die anliegende Landschaft. So eine große Diversität innerhalb eines Nationalparks habe ich noch nie gesehen. Nach einigen anderen Attraktionen, kamen wir abends in einem Salzhostel an, was schön warm war, da es endlich Strom und warmes Wasser gab. Das war ein echter Luxus während der Reise.

Am dritten Tag sind wir schon um 3:45 Uhr aufgestanden. Kurz bevor wir in den Jeep gestiegen sind, habe ich den klarsten Sternenhimmel in meinem ganzen Leben gesehen. Wie angewurzelt blieb ich stehen, da es mitten in der Wüste wirklich unglaublich aussah. Unser Ziel war aber der Sonnenaufgang im „Salar de Uyuni“, der größten Salzwüste der Welt. Es war mein absoluter Favorit von allem, was ich bisher gesehen habe. Unser Fahrer hat uns viel rund um die Salzwüste und den Park erzählt. An diesem Tag wurde er vor allem als Photograph gebraucht, was er wirklich gut gemacht hat, wie ihr unten in der Galerie sehen könnt. Nach dem „Fotoshooting“ ging es weiter zu einer riesigen Kakteeninsel mitten in der Salzwüste. Die Kakteen blühten gerade alle, Lamas liefen wieder herum und man konnte von der Spitze der Insel, die weiter entfernt liegenden Vulkane, gut sehen. Wirklich real erschien mir das alles in diesen Tagen nicht. Jedes Mal, wenn ich Freunden oder Verwandten vom „Salar de Uyuni“ erzähle, bekomme ich Gänsehaut. Es war einfach der schönste Ort der Welt!

Nach der Rückfahrt am vierten Tag von Uyuni in Bolivien bis San Pedro in Chile, ging der Urlaub in der Atacama-Wüste weiter. Die Chilenen, die ich im Hostel getroffen habe, wollten mir einfach nicht glauben, dass es in Bolivien so unglaublich war. Sie müssen wohl selbst einmal hinreisen und sich davon überzeugen lassen. Denn die Landschaft in Chile war die nächsten Tage natürlich auch sehr schön, aber den Nationalpark in Bolivien kann, so glaube ich, nichts toppen. In der Atacama haben wir nämlich viel gesehen, zum Beispiel  das Mondtal („Valle de la luna“). Außerdem  sind wir mit Pferden in den Norden vom Wüstenort San Pedro geritten, was ein ganz schönes Abenteuer für mich war. Mein absoluter Favorit in der Atacama war aber die „Laguna de Cejar“. Es ist im Prinzip vergleichbar mit dem Tote Meer: Man konnte ein Buch in die Hand nehmen und sich treiben lassen. Man musste nicht schwimmen, sondern lag einfach wegen des hohen Salzgehalts waagerecht im Wasser. Am Ende waren der gesamte Körper und das Gesicht mit Salzrändern übersäht. Deshalb haben sich alle erst einmal mit klarem Wasser geduscht, bevor es zur nächsten Lagune ging. Dieser Tag war übrigens der letzte unseres Urlaubs.

Es fehlte uns aber noch eine wichtige Sache: Die Astronomie-Tour. Sie wurde die letzten Abende immer abgesagt, da es zu bewölkt war, aber wir wollte es unbedingt einmal mitmachen. Noch während wir im Minibus viel zu spät von der Lagunen-Tour zurückkamen, schrieb mir eine Freundin, dass die Astronomie-Tour an diesem Abend doch bestätigt wurde. Sie ist auch eine kulturweit-Freiwillige und war zufälligerweise zur selben Zeit in San Pedro de Atacama. Netterweise hat uns der Busfahrer an der Hauptstraße rausgelassen und wir sind zum Büro der Organisation gesprintet. Die kulturweit-Freiwillige hat die Angestellten überredet, auf uns zu warten und dadurch konnten wir noch schnell die Tour bezahlen und saßen keine zwei Minuten später im Bus. Wir hatten wirklich viel Glück! Denn  auch dieses Erlebnis war einmalig: Durch große Teleskope konnten wir Sternegalaxien, den Mond und vieles mehr sehen. Einem lustigen Franzosen gehört die ganze Anlage. Später fragte er uns, ob wir nicht ein  Foto vom Mond haben wollten. Er hätte gar nicht fragen müssen-wer will solch ein Bild denn bitte nicht?! Nachdem er ein bisschen an meinen Kameraeinstellungen herumprobiert hat, konnte er durch das Teleskop mehrere Fotos machen. Nach dieser tollen Tour, gab es für uns drei noch einen Drink in San Pedro und damit ging leider auch der letzte Abend unseres Urlaubs vorbei.

 

Ich hoffe, dass die Bilder einen Eindruck von den unglaublichen Erlebnissen der insgesamt neun Tage geben können. Diese Reise werde ich nie vergessen. 🙂

 

 

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Ein Monat, der sich anfühlt wie eine Woche

Nach der Theater-Chor-Fahrt in den Süden Chiles ging es normal weiter mit meinem Freiwilligendienst. Aber was bedeutet schon normal? Einen Alltag haben? Falls ja, dann erlebe ich gerade die unnormalste Zeit in meinem Leben.

Die nächste Reise steht schon an

Nachdem ich ziemlich spät am Freitag, den 7.10.2016, von der Theater-Chor-Reise mit den Studenten des Lehrerbildungsinstituts wiederkam, brauchte ich Samstag erst einmal etwas Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Nachmittags besuchte mich Vicky, die hier in meinem Blog schon öfters vorkam, um die Reise in die Atacama Wüste zu planen. Wir entschlossen uns, zusammen den Norden Chiles zu erkunden und auch noch eine viertätige Tour in die Salzwüste „Salar de Uyuni“ in Bolivien zu unternehmen. Da sie Anfang Dezember schon wieder nach Deutschland geht, wollen wir vorher zusammen in die Atacama fliegen. Laut Bekannten ist November das auch eine tolle Reisezeit für die Wüste. Im Februar ist es zum Beispiel schon so heiß, dass mir von verbrannten Wimpern erzählt wurde. Darauf kann ich dann doch verzichten. Bald muss ich Santiago also mal wieder für ein paar Tage „Tschüss“ sagen.

Das dunkle Kapitel Chiles

Gefangener des Pinochet-Regimes

Da ich eine Woche lang mit 35 anderen Personen immer zusammen gereist bin, brauchte ich endlich mal ein wenig Zeit für mich. Deshalb bin ich dieses Mal alleine ins Zentrum Santiagos gefahren- mein Ziel war das „Museo de la Memoria y los Derechos Humanos“ („Museum der Erinnerung und der Menschenrechte“).

Museo de la Memoria

Museo de la Memoria

Es war -den Umständen entsprechend- ein sehr schönes Museum und ehrlich gesagt auch das erste, das ich bis jetzt in Santiago besucht habe. Es war ziemlich modern und mit vielen eindrucksvollen Bildern bestückt. Zum Glück hatte ich das Thema Pinochet und damit auch die chilenische Diktatur schon im Spanisch Leistungskurs behandelt. Dadurch konnte ich (leider) so gut wie alles verstehen… Ich habe in dem Museum zwar viel gelernt, vor allem durch die schlimmen und zugleich beeindruckenden Einzelschicksale, aber trotzdem hatte ich mir mehr Details erwünscht (so makaber wie es klingt). Mir wurde nämlich vorher gesagt, dass dieses Museum für Chile quasi revolutionär sei, da die Geschichte sehr jung ist und wirklich viele Leute Pinochet noch unterstützen bzw. seine schlimmen Seiten ignorieren. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass in den öffentlichen, normalen Schulen über das Thema nicht geredet wird. In Chile stockt die Aufklärung über die Geschichte also noch gewaltig. Wahrscheinlich muss man der Bevölkerung Zeit geben, bis sie sich trauen, richtig darüber zu diskutieren… Die Diktatur endete eben erst vor 26 Jahren. Ich merkte vor allem in diesem Museum, wie jung diese Geschichte ist: Neben mir fingen manche Personen an zu weinen, trösteten sich oder die Kinder nahmen ihre Eltern schützend in den Arm. In diesen Momenten, hatte mich auf einem Schlag eine so große Traurigkeit übermannt. Es ist wirklich nicht alltäglich, geschichtliche Fakten und Quellen vor sich zu haben und dazu nebenan eine Person, die schon ganz glasige Augen bekam, da sie oder Verwandte wahrscheinlich persönlich damit zu tun hatten. Manchmal war ich kurz davor mitzuweinen, weil eine wirklich traurige Atmosphäre im Raum hing. Es ist sehr schwer diese Momente, die ich im Museum erlebte, zu erklären- allein weil die Diktatur eine wirklich komplexe (und vor allem in Chile eine sehr gespaltene!) Angelegenheit ist. Auf jeden Fall ist das die traurigste Erfahrung gewesen, die ich bis jetzt in Chile gemacht habe.

Ausstellung eines Fotografen außerhalb des Museums

Ausstellung eines Fotografen außerhalb des Museums

"Das Museum ist eine Schule"- Der Künstler lernt zu kommunizieren und

„Das Museum ist eine Schule- Der Künstler lernt zu kommunizieren und das Volk lernt Verbindungen herzustellen“

Aber wenden wir uns mal wieder den schönen Seiten des Lebens zu:

Micky Maus ganz groß

Nachdem ich im Museum war, wollte ich eigentlich nur zur U-Bahn Station, um wieder zu meiner Wohnung zu fahren. Auf dem Platz zum U-Bahn Eingang waren dann aber sehr viele Menschen und ich folgte ihnen einfach kurz. Sie liefen direkt zum Eingang des „Parque Quinta Normal“-und ich dann eben auch. Ich blieb eine Weile hier, da die Sonne schien und ich einfach etwas Zeit hatte. Außerdem kannte ich bis jetzt nur den Parque Araucano in Vitacura. Aber der Park hier war so viel lebendiger: Es gab viele Verkaufsstände, Tänzer, Clowns und sogar Micky Maus als Maskottchen. Es war generell sehr voll. Man konnte Tretboot in einem Dümpel fahren und auch in ein paar kostenlose Museen, die sich mitten im Park befinden, gehen. Der Parque Araucano, wo ich immer jogge, wirkt dagegen langweilig. Er ist gepflegter, aber nicht lebendiger. Damit ihr eine Vorstellung vom bunten Park weiter im Zentrum bekommt, hier ein paar Fotos.

Parque Quinta Normal

Parque Quinta Normal

Palmen im Parque Quinta Normal

Palmen im Quinta Normal

Ein Gewässer im Park

Ein Gewässer im Park

Einer der vielen Straßenkünstler (und im Hintergrund ein Museum)

Einer der vielen Straßenkünstler (und im Hintergrund ein Museum)

Über die Ernährung in Chile könnte ich einen ganzen Blogartikel verfassen

Über die Ernährung in Chile könnte ich einen ganzen Blogartikel verfassen

 

Ein kleines Kavaliersdelikt

An einem freien Montag stand nun eine Fahrradtour mit Vicky an: Unser Ziel war der Parque O’Higgins, ein Park, der sich noch weiter im Zentrum befindet. Fahrrad fahren ist in Santiago -vorsichtig ausgedrückt- sehr schwierig. Die Autos achten überhaupt nicht auf einen und von den Busfahrern habe ich ja schon in meinem ersten Blogeintrag geschrieben. Von Radwegen kann man hier höchstens träumen. Deshalb gibt es auch eine Radhelmpflicht in Santiago. Zu unserem Glück gab es genau an diesem Tag im Stadtzentrum eine große Demonstration, wodurch einige Viertel durch die Polizei abgesperrt waren und wir trotzdem mit den Fahrrädern durchfahren konnten. Es war so entspannt, auf den normalerweise sehr dichtbefahrenen Straßen, die oft voller Stau sind, einfach durchradeln zu können. Wir waren übrigens nicht die einzigen Fahrradfahrer, die das ausnutzten.

Leere Straßen-Ausnahmezustand in Santiago

Leere Straßen-Ausnahmezustand in Santiago

Nur eine Sache solltet ihr mir nicht nachmachen: An einer Kreuzung von einer abgesperrten Straße und einer Straße mit normalem Verkehr, standen sehr viele carabineros, die chilenischen Polizisten. Es kam kein Auto, also fuhr ich natürlich ganz entspannt über die Straße und merkte dann gegen Ende der Straße, dass Vicky ja fehlt. Sie wartete lachend auf der anderen Seite. Zu meiner Überraschung merkte ich, dass hier eine Ampel stand und diese auch rot war. Ich war schon echt froh, dass die Polizisten nur hinterher schauten, aber nichts unternahmen. Ihr könnt die carabineros nämlich nicht mit irgendeiner anderen Polizei in Südamerika vergleichen. Die chilenischen Polizisten sind nicht bestechlich und mit ihnen ist auch wirklich nicht zu scherzen. Außerdem sind sie die sicherste und zuverlässigste Polizei, die es in ganz Südamerika gibt. Den ganzen Monat lang fiel mir vor allem die Präsenz von ihnen extrem auf. Ich habe eigentlich keinen Tag gehabt, wo mir nicht mindestens ein Polizist begegnet ist. Dadurch fühlt man sich schon echt sicher. Nach einer lustigen Radtour im autofreien Zentrum, sind wir endlich an unserem Ziel, dem Park, angekommen. Aber von wegen Entspannung: Ich fuhr auf einer Wiese mit meinem Fahrrad und ein ziemlich großer Hund, der eben gerade noch rumlag, machte aus irgendeinem Grund Jagd auf mich. Ziemlich schnell trat ich nun in die Pedale- bis der Hund endlich zurückgerufen wurde. Am liebsten hätte ich hinterher noch den Satz gehört: „Der will nur spielen!“. Aber abgesehen davon, war der Parque O’Higgins lauter und größer als der Parque Quinta Normal, aber dafür auch ein wenig schmutziger.

Ein schönes Gebäude auf unserem Weg

Ein schönes Gebäude auf unserem Weg

Am Eingang zum Parque O'Higgins

Am Eingang zum Parque O’Higgins (Fotos sind schräg, da sie oft schnell vom Fahrrad aus gemacht wurden)

Nach der Fluchtaktion vor dem Hund ging es auch schon weiter: Diesmal aber eher in die etwas ärmeren Gegenden. Wir waren jetzt nicht in einer población (Slum), aber die Umgebung war doch schon anders. Wir kamen unter anderem an einem Krankenhaus vorbei, wo sich mehrere lange Schlangen vor dem Eingang gebildet haben und sich draußen billige Essensstände und vieles mehr für die Wartenden etabliert hatte. Als uns aus verschiedenen Gründen nicht mehr ganz so wohl in dem Bezirk war, ging es wieder zurück Richtung Fahrradverleih. Wir trafen während des Weges auf die vielen Menschen der großen Demonstration. Unser Problem war nur, dass wir irgendwie auf die andere Straßenseite mussten, also schlängelten wir uns mit den Fahrrädern durch die Menschenmassen. Später, als wir endlich durchkamen, gelangten wir zu einer Ampel (an der ich diesmal wartete). Und dort treffe ich ernsthaft meinen ehemaligen Nachbarn aus meinem Heimatort nahe Berlin. Seit Ewigkeiten habe ich ihn nicht mehr gesehen und plötzlich steht er in der Riesenmetropole Santiago vor mir. Wie klein die Welt doch ist…

Demonstration

Demonstration

Die darauffolgenden Wochenenden waren voller toller Erlebnisse gefüllt. Ich kann aus Zeitmangel ehrlich gesagt nicht über alles schreiben geschweige denn ins Detail gehen. Deshalb nur kurz ein kleines Highlight: An einem Samstag war ich mit Vicky und ihren Freunden vom Sprachkurs in Vitacura feiern. Ich war ganz froh, dass der Club nur fünf Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt war, da ich danach gleich in mein Bett fallen konnte. Wir haben uns einen wirklich coolen Abend in der Bar und im Club gemacht und es war echt interessant, wie es hier ist im Club zu feiern, anstatt in Deutschland -vor allem was das Tanzen angeht! Das war sicherlich nicht die letzte Nacht, in der ich mit Freunden weggehe.

Work, work, work, work, work

Damit ich nicht den Eindruck erwecke, dass ich in Santiago nur Freizeit habe: Von Montag bis Freitag bin ich natürlich in meinem Lehrerbildungsinstitut tätig. Täglich von 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr. Glücklicherweise sind meine vielen Aufgaben immer anders, aber ich bin vor allem für die Presse verantwortlich. Ich schreibe einige Artikel für die deutsch-chilenische Zeitung in Santiago und Texte für die neue Website des LBIs, die bald online geht. Es macht mich natürlich total glücklich, dass ich neben „normalen“ Aufgaben vor allem in dem journalistischen Bereich tätig sein darf- meine absolute Leidenschaft. Aber nicht nur die Aufgaben sind sehr vielfältig, irgendwie hält jeder Tag eine kleine Überraschung bereit: Egal ob die Praktikantin und ihr Freund mich auf der Hälfte des Weges mit dem Auto zufällig mitnehmen oder ob man ein Kompliment für einen Text von den netten Kollegen bekommt. Die kleinen Dinge im Leben machen einen glücklich. Das und viele andere Sachen sind mir Ausland erst richtig bewusst geworden. Und das allein nach einem Monat. Ich bin gespannt, was ich die nächsten fünf Monate noch erleben und lernen werde.

Bald geht es also nach Bolivien und in die Atacama mit Vicky. Die nächste Woche muss noch viel vorbereitet werden. Entspannung ist erst einmal nicht in Sicht, aber dafür bin ich ja auch nicht nach Chile gegangen. An dieser Stelle eine kleine Entschuldigung, dass ich nicht über jeden Tag und alle Erfahrungen schreiben kann. Ich erlebe wie gesagt zurzeit so viel am anderen Ende der Welt und mir fällt abends ein, dass ich noch meinen Blog weiterschreiben muss, damit ich nicht immer dieselben Fragen beantworte. Ich hoffe ihr bekommt trotzdem einen kleinen Einblick in meinen Freiwilligendienst und mein Leben hier. Wenn ich wieder nach Santiago zurückkehre, werde ich den nächsten Artikel über die Reise in meine erste Wüste und Salzwüste schreiben. Es geht auf zu neuen Abenteuern! 🙂

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Ab in den Süden-jetzt wird’s kalt!

Über mein erstes Erdbeben und den kalten Süden Chiles: Die Theater- Chor- Fahrt mit dem LBI in sechs verschiedenen Städten stand nun an!

Ein unbemerktes Erdbeben

Letztes Wochenende war in Santiago einiges los: Zuerst ging ich mit Vicky in dem Costanera Center shoppen, einer der größten Malls Chiles. Trotzdem wurden wir nicht ganz fündig, also gingen wir in den Parque Araucano, der nur zehn Minuten zu Fuß von mir entfernt war. Die Sonne schien natürlich wieder stark und deshalb waren wir wirklich nicht alleine in diesem blühenden Park: Viele Jogger liefen ihre Strecke auf den schönen Wegen ab, Kinder tollten auf den Spielplätzen. Viele Menschen entspannten aber einfach auf den grünen Wiesen und aßen ein Eis. Sehr auffällig waren die riesigen Pfadfindergruppen, die die halbe Fläche des großen Parks für sich in Anspruch nahmen.

Eine eher herbstlicher Ausblick trotz Frühling

Eine eher herbstlicher Anblick trotz Frühling

Frühling im Parque Araucano

Frühling im Parque Araucano

Rose im Parque Araucano

Rose im Parque Araucano

Skaterpark

Skaterpark

Eine der vielen Pfadfindergruppen

Eine der vielen Pfadfindergruppen

Diesen Job könnte ich nicht machen.

Diesen Job könnte ich nicht machen.

In der Nacht zum Sonntag gab es ein kleines Erdbeben in meiner Region (mit einer Stärke von 3,4- wenn ich mich nicht irre). Ich bekam -im Gegensatz zu meiner Mitbewohnerin- nichts mit. Sie meinte, dass die Chilenen auch weiterschlafen, also nahm ich das erstmal als ein gutes Zeichen wahr. Mal sehen, wann es ein stärkeres Erdbeben gibt, bei dem ich nicht schlafe…

Gira de teatro-coro

Am Montag musste ich schon um 5:30 Uhr im Dunkeln zum Lehrerbildungsinstitut laufen, da nun die Theater-Chor- Fahrt anfing! Sechs verschiedene Städte in fünf Tagen. Im Nachhinein kann ich nur sagen: Danke, dass ich mitkommen durfte!

Uni Talca in Linares

Uni Talca in Linares

Am ersten Tag ging es nach Linares, da dort ein Sitz der Universität Talca ist. Das LBI gehört seit Kurzem zu der Universidad de Talca und von daher gab es ein großes Programm. Die verschiedenen Fakultäten der Uni boten verschiedene Programmpunkte an- z.B. die Pedagogía de Música einen großartigen Chor mit einem sehr passioniertem Dirigenten. Die Solisten waren so professionell und präsent, dass ich Gänsehaut bekommen habe. Dass der Chor „nur“ aus Studenten bestand, konnte ich mir kaum vorstellen-sie hätten locker Eintritt dafür nehmen können. Der erste Auftritt der Studenten meines Instituts stand nun an… Aber worum geht es in dem Stück?

Solo un día

Das Stück „Nur ein Tag“ von Martin Baltscheit handelt davon, dass ein Wildschwein und ein Fuchs sehen, wie eine Eintagsfliege schlüpft. Wie sollen sie ihr nur beibringen, dass sie nur einen einzigen Tag zu leben hat? Sie behaupten dann, dass der Fuchs an diesem Tag sterben wird. Die Eintagsfliege will daraufhin sofort alle wichtigen Ereignisse, die andere Lebewesen normalerweise in einem Leben erfahren, an einem Tag vollbringen. Insgesamt ist es einfach ein sehr positives Stück mit einer wirklich schönen „message“ bzw. Moral für die Schüler oder Studenten.

Nachdem also auch das LBI seinen Beitrag mit dem einstündigen Theaterstück lieferte, stand nun eine sechsstündige Busfahrt nach Villaricca an. Von 25 Grad und Sonnenschein in den Regen: Das ist Chile!

In Villaricca und der nächsten Station, Temuco, habe ich mit der Praktikantin vom LBI in denselben Gastfamilien geschlafen und wir hatten ziemlich Glück. Wir verstanden uns super und haben alles bekommen, was wir brauchten. Der Alltag war folgender: Morgens mit den Kindern der Familie zur Schule fahren, Theaterstück aufführen, mit dem Team weiterfahren, nächste Aufführung. Komplett erschöpft schliefen alle im Bus ein. Obwohl ich nur Fotos die ganze Zeit für den Artikel gemacht habe, den ich später für eine deutsch-chilenische Zeitung schreiben kann, und immer überall geholfen habe, war auch ich echt fertig zwischendurch.

Schulhof in Temuco

Schulhof in Temuco

In der dritten Nacht, in Los Ángeles, schlief ich bei einer besonderen Gastfamilie, die einen sehr seltenen und interessanten Hintergrund hatte und ich davor nicht auf die Idee kam, dass ich solche Menschen in meinem Leben noch einmal treffen würde… Nachdem es bei ihnen am Donnerstag endlich ein sehr leckeres „deutsches“ Frühstück mit Schwarzbrot, Eiern und am Schluss noch Butterkeksen gab, fuhren wir zum nächsten Ort: Concepción.

Auf der Fahrt dahin hielten wir am Wasserfall „Salto de Laja“ an. Die Vegetation ist im kleinen Süden Chiles Deutschland sehr ähnlich, aber mit dem Wasserfall hatte ich nicht gerechnet. Es war eine super schöne Pause mit den anderen deutschen Auslandsstudenten.

Der Wasserfall

Der Wasserfall

Salto de Laja

Salto de Laja

Salto de Laja

Salto de Laja

Einen weiteren schönen Ausblick bot das Colegio Alemán de Concepción selbst: Es war die modernste Schule, die ich je in meinem ganzen Leben gesehen habe. Es war ein riesiges Gebäude mit einer großen Mensa mit echt gutem Essen und die Klassenräume waren ein Traum für jeden Lehrer. Die Sporthalle und die Bibliothek waren sehr schön und es gab sogar einen Schreibwarenladen in der Schule mit allem, was der Schüler eben auch mal vergessen haben könnte. Bevor wir gegen 19 Uhr von unseren Gastfamilien für die Nach abgeholt wurden, haben wir eine Pause am Meer überbrückt. Es war eine tolle Landschaft, wie man auf den Fotos weiter unten erkennen kann. Diesmal war ich alleine in meiner Gastfamilie, aber glücklicherweise gab es kaum Sprachbarrieren: Mein Spanisch wurde von Gastfamilie zu Gastfamilie besser und die Erfolge sind natürlich motivierend. Ich hatte es vorher nicht ganz für möglich gehalten, dass ich z.B. mit meiner Gastschwester über die junge und sehr schwierige Geschichte Chiles auf Spanisch reden konnte!

Die riesige Schule

Die riesige Schule

Die Terrasse der Mensa

Die Terrasse der Mensa

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Typisch für deutsche Auslandsschulen: Deutsche Fähnchen/Flaggen ohne Ende…

Der Strand

Der Strand

Strand 2.0

Strand 2.0

Flussmündung in den Pazifik

Flussmündung in den Pazifik

Felsen

Felsen

 

 

Letzte Station: Chillán

Deutsche Schule Chillán

Deutsche Schule Chillán

Am Freitag stand nun die letzte von den sechs Aufführungen an: In der Schule in Chillán. Hierauf habe ich mich besonders gefreut, da an dieser Schule auch eine kulturweit-Freiwillige arbeitet. Es war echt toll, sich nach den drei Wochen schon wiederzusehen und über das Wichtigste auszutauschen. Das Publikum war an sich auch das allerbeste in Chillán: Die Schüler verstanden die Witze und waren zugleich sehr konzentriert. Das lag vielleicht auch daran, dass die Protagonisten nun sehr gut eingespielt waren und das Stück einfach authentischer war!

Leider war ich viel zu kurz dort, ich hätte gerne viel mehr Zeit mit Vroni gehabt. Aber wie sagt man immer? Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist… Die darauffolgende fünfstündige Busfahrt fing in der dichten, grünen Vegetation der Bío-Bío Region Chiles an und endete in der trockenen Landschaft in Santiago. Gegen 23:30 Uhr  fiel ich dann in mein Bett in meiner Wohnung und konnte die ganzen Eindrücke am Wochenende zumindest schon ein wenig  verarbeiten.

Was ich am langen Wochenende und die folgenden Tage in Santiago unternommen habe, erfahrt ihr im nächsten Blog! 🙂

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¡Feliz Dieciocho!

Chile feiert seine Unabhängigkeit eine ganze Woche lang und ich bin mittendrin. Meine ersten zwei Wochen in Argentinien und Chile.

Zwischenstopp: Buenos Aires

Von den insgesamt 250 kulturweit Freiwilligen, die am Vorbereitungsseminar am Werbellinsee bei Berlin teilgenommen haben,  ging es für mich und circa 15 andere Freiwillige erst einmal nach Buenos Aires!  Verabschiedet wurde ich von meinen Engsten am Flughafen und im Flugzeug konnte ich noch einen traumhaften Sonnenuntergang zum Abschied beobachten- mein letzter Blick auf Berlin für ein halbes Jahr. Wirklich glauben konnte ich das in diesem Moment überhaupt nicht.

Die Zeit in Buenos Aires ging aber sehr schnell durch die ganzen Seminare um. Aber auch Sehenswürdigkeiten wie die Brücke „Puente de la Mujer“ oder  „Casa Rosada“ ließen wir uns nicht entgehen. Wir haben eine coole Zeit in dieser sehr impulsiven und lauten Stadt gehabt, bevor wir zu unseren Einsatzstellen fahren oder fliegen konnten.

"Puente de la Mujer"

Die Brücke: „Puente de la Mujer“ in Buenos Aires


Der Flug über die Anden

Der Flug über die Anden

Gated communtities in Santiago?

Nach einem beeindruckenden Flug über die schneebedeckten Gipfel der Anden, ging es für mich endlich weiter nach Santiago! Mein Zimmer und mein Bad in der Wohnung in Vitacura (Stadtteil im Norden Santiagos) sind sehr schön. Verwundert war ich aber schon, als mir gesagt wurde, dass ein nur der Concierge die Tür zum Wohnblock aufmachen kann. Glücklicherweise gibt es 24 Stunden lang jemanden, der da ist (Ich will aber nicht wissen, wie wenig Gehalt die Leute dafür hier bekommen). Aber das ist nicht die einzige Art, wie Vitacura seinen Bewohnern einen sicheres Gefühl geben will: Kameras sind überall. Hohe  Zäune, Wachmänner und Garagen für die wenigen, die sich in Santiago  ein teures Auto leisten können, sind fast überall in Vitacura zu finden. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig für jemanden wie mich, der einfach in den Garten oder die Garage des Nachbarn in Deutschland laufen kann. Aber unsicher fühle ich mich hier definitiv nicht.

Mein Ausblick jeden Abend vom Balkon

Mein Ausblick jeden Abend vom Balkon


Ein typisches Schild in Vitacura zur Abschreckug

Ein typisches Schild in Vitacura zur Abschreckung

Fünf Minuten weiter weg gibt es eine große, sehr amerikanisch angehauchte Mall mit allen Shops, die man braucht. Und nur zehn Minuten zu Fuß ist mein Deutsches Lehrerbildungsinstitut entfernt. Also kommen wir mal zu meinem ersten Tag an meiner zukünftigen Einsatzstelle!

Instituto Profesional Alemán „Wilhelm von Humboldt“

Nur circa 50 Studenten werden am Lehrerbildungsinstitut (LBI) ausgebildet, das nur auf Pädagogik spezialisiert ist. Dadurch ist es sehr überschaubar, was mir sofort sympathisch war! Meine Ansprechperson, Katharina, führte mich einmal komplett rum. Von allen Kollegen wurde ich sofort mit einem Küsschen auf die Wange begrüßt- die chilenische  Version von einem Händeschütteln. Danach gab es ein Quiz über Chile, organisiert von den Studenten. Auch die große Deutsche Schule nebenan hat ein riesiges Fest gemacht- es wurde  der chilenische Nationaltanz Cueca von Sportlehrern in traditionellen Gewändern getanzt, die Geschichte Chiles erzählt und die kleinen Kinder haben in den Chören unglaublich laut gesungen.  Das LBI war natürlich auch geschmückt anlässlich der Dieciocho- Ferienwoche, die nun anstand. Chile feiert seine Unabhängigkeit-und das nicht nur am LBI!  Überall, wo man hinschaut hängen chilenische Flaggen- im Bus, an Balkons aber auch an wichtigen Gebäuden und selbst ein kleiner Pudel, der mir entgegen gelaufen ist, war mit einem Halsband geschmückt, das aus den drei chilenischen Farben bestand.

Flaggen in jedem Garten

Flaggen in jedem Garten

Ausgerechnet zu den großen Fiestas Patrias am Wochenende wurde ich krank. Trotzdem erkundete ich meinen Stadtteil Vitacura mit all seinen kleinen Geheimnissen… Am Montag wurde ich von einer echt netten Kollegin und ihrer Familie zum typisch chilenischen Grillen eingeladen (In Chile herrscht während der Feierwoche eine regelrechte Fleischknappheit!). Außerdem gingen wir auf den großen Berg Cerro San Christóbal, von welchem man ganz Santiago erblicken konnte. Hier mal ein paar Bilder von der atemberaubenden Aussicht:

Ausblick auf den höchsten Turm Südamerikas

Ausblick auf den höchsten Turm Südamerikas


Cerro San Christóbal

Ausblick vom Cerro San Christóbal


Cerro San Christóbal

Ausblick vom Cerro San Christóbal

Chilenismo

Von Dienstag bis Freitag habe ich dann meinen Sprachkurs gemacht, da das LBI nun wegen der Feierwoche komplett geschlossen hat und jede/r kulturweit- Freiwillige/r  eh dazu verpflichtet ist, einen Sprachkurs in seinem Gastland zu machen. Meiner war in Providencia, ein von mir aus ziemlich naheliegender Stadtteil-erreichbar nur mit Bus. Da ich die Woche ganz viel „chilenische“ Buserfahrung gemacht habe, muss ich  an dieser Stelle jetzt die Öffentlichen in Berlin ganz hoch loben! Liebe BVG, danke, dass ihr Abfahrts-und Ankunftszeiten der Busse angebt und eure Busse eine Federung haben und relativ modern sind. Danke vor allem an die Busfahrer, dass ihr erst losfahrt, wenn die Türen geschlossen sind. Danke, dass ihr nicht mitten im Berufsverkehr ganz entspannt und ausgiebig mit jemandem telefoniert und in das Vorderauto fast reinkracht. Danke, dass ihr an Stationen anhaltet- ohne das man euch heranwinken muss. Danke, dass ihr nicht alle 5 Minuten ein anderes Auto anhupt.  Und tausend Dank, dass ihr nicht extrem waghalsige Aktionen durchzieht (ich habe aufgehört zu zählen, wie knapp die Bus- und Autofahrer einen Unfall in letzter Sekunde abwenden) . Also,  an alle Menschen, die auf die unfreundlichen Berliner Busfahrer schimpfen: Seid froh, wie entspannt und zuverlässig ihr in Deutschland ankommt! Das ist wirklich ein Luxus.

Aber zurück zum Sprachkurs: Hier habe ich endlich gelernt, das chilenische Spanisch mit seinen wirklich gravierenden Unterschieden zum europäischen Spanisch, richtig zu verstehen. Ich bekam ein ganz gutes Gehör für den starken südamerikanischen Dialekt. Kein Wunder, ich musste ja auch von 9:30 Uhr bis 17 Uhr in der Schule bleiben (mit langen Pausen), um die 30 Stunden zu erfüllen. Da der Kurs am Montag ausfiel, musste an jedem Tag eine Einheit nachgeholt werden. Unterbeschäftigt war ich nicht.

El Centro

Aber neben der Arbeit, darf natürlich der Spaß auch nicht zu kurz kommen. Samstag bin ich mit Vicky, einer Freundin vom Sprachkurs, von Providencia bis ins Zentrum Santiagos gelaufen. Wir waren auf einem etwas größerer Hügel mitten in der Stadt. Santiago ist wie ihr merkt, nicht nur außenherum von den Anden umgeben, sondern auch im Inneren sehr bergig.

Auf dem Hügel

Auf dem Hügel

Danach ging es weiter ins Zentrum: Wir sahen sehr sehr viele Sehenswürdigkeiten, die wir später unbedingt besichtigen müssen, z.B. den „Palacio de la Moneda“. An diesem Tag ging es aber nur darum, das Zentrum kennenzulernen und nicht total  gestresst in jedes Museum o.Ä. rein zu rennen. Wir sind aber in die Kirchen gegangen und passend zu diesem Blog stand eine Figur mit dem Namen „Heilige Teresita von den Anden“ (Theresa/Theresita schreiben sie hier alle ohne „h“).

In einer Kirche in Santiago: die Statue mit dem Namen"Teresita"

In einer Kirche in Santiago: die Statue mit dem Namen „Teresita“

Als wir aus der Kirche kamen, haben wir plötzlich laute Trommelgeräusche gehört und sind ihnen gefolgt. Auf einer großen Straße waren Trommler und dazugehörige, bunt verkleidete Tänzer. Das ist eine unglaubliche Szene, die man nicht jeden Tag sieht.

Die Musikergruppe

Die Musikergruppe


Die Tänzer

Die Tänzer

Zum Schluss waren wir noch auf dem „ Mercado Tirso de Molina“, ein Markt, der uns von Einheimischen empfohlen wurde, da er nicht touristisch beladen bzw. überteuert ist. Und so war es wirklich. Es war ein Markt voller bunter Obstsorten, frischem Gemüse und auf der nächsten Etage roch man alle Gerüche der chilenischen Gerichte, angeboten von kleinen Restaurants oder Ständen. Später liefen wir durch das Szenenviertel Bellavista, wo vor allem viel Schmuck mit Kupfer verkauft wurde (ein Armreif wurde natürlich gleich als Andenken mitgenommen). Danach liefen wir weiter und gelangten an den Río Mapocho, ein Fluss der einmal durch gesamt Santiago fließt. Deshalb ist Bellavista mit Providencia vor allem über Brücken verbunden (man beachte die ganzen Schlösser am Geländer). So kamen wir wieder an der Busstation an und ein toller Tag ging zu Ende.

Der Markt (man beachte die riesigen Kiwis hinten)

Der Markt (man beachte die riesigen Kiwis hinten)


Der Río Mapocho

Der Río Mapocho


Die vielen Schlösser

Die vielen Schlösser

Am Montag fängt nun endlich mein Freiwilligendienst richtig an. Auch darüber halte ich euch gerne mit dem nächsten Blogeintrag auf dem Laufenden.  🙂