Verspätete erste Eindrücke

Hallo, liebe Leser!

Herzlich willkommen auch auf meinem kulturweit-Blog. Wie einige andere komme auch ich erst jetzt, in der zweiten Woche meines sechsmonatigen Aufenthalts in Georgien, dazu, ein paar Zeilen zu schreiben. Leider bin ich kurz nach der Ankunft etwas krank geworden und versuche gerade, wieder auf die Beine zu kommen. 😉

Die ersten Tage waren turbulent und gleichzeitig entspannt, laut und auch leise, umwerfend und, dank des an ausschließlich deutsches Essen gewöhnten Magens, ins-Bett-werfend. Meine Ankunft hat sich um eine Stunde verspätet, was mir vor allem wegen des Abholservices, der dort eine Stunde stehen musste, leid tat. Als ich endlich auf ihn zukam, nahm er mir das Gepäck ab, führte mich zum Wagen und seine georgischen Fahrkünste vor. Diese sind gewöhnungsbedürftig und abenteuerlich, ich finde sie jedoch recht amüsant und erstaunlich, wie Lenkrad und Bremsen in den jeweiligen Situationen einzusetzen sind. Nach einer kleinen, nächtlichen Stadtrundfahrt mit ausführlichen französischen Erklärungen („la opéra….le thêátre….la musée…McDo…DAAD….l’hôtel“) fiel ich ins Bett und wurde ein paar Stunden später vom Sonnenschein aufgeweckt.

Mein Chef holte mich persönlich zu Fuß ab und zeigte mit das Büro und stellte die Angestellten vor. Es ist ein recht kleines Büro mit angrenzendem Beratungszimmer, einem Bad und einer Küche. Die Stimmung ist locker, man ist per Du und zieht sich gelegentlich auf oder gibt lustige Stories zum besten. Eine Arbeitsatmosphäre, die man sich nur wünschen kann!

In den folgenden Tagen lernte ich außer dem IC-Leiter und den beiden georgischen Mitarbeiterinnen noch den DAAD-Lektor und die neue Sprachassistentin sowie den neuen „Boschi“ – von der Boschstiftung entsandter Lektor – kennen. Mit den anderen Freiwilligen, die mit mir ausreisten sowie mit den dreien, die schon im Frühjahr herkamen, traf ich mich auch einmal in einer Bar, um erste Eindrücke zu bequatschen.

Dank einer einheimnischen Bekannten hatte ich bereits am ersten und zweiten Tag Wohnungsbesichtigungen und entschied mich letzten Endes für ein Zimmer, das eine Familie im ersten Stock ihres Hauses vermietet, zusammen mit zwei anderen Zimmern, neuer Küche und kleinem Bad. Hier habe ich mich direkt wohl gefühlt und nenne es jetzt immer eine Mischung aus Gastfamilie und WG (wobei meine neuen Mitbewohnerinnen erst Freitag einziehen), was eigentlich optimal ist. Die Vermiter wohnen unten, und nicht selten werde ich auf einen Kaffee, ein bisschen Brathühnchen oder Kekse in die Küche gebeten. Schon wenn ich das Tor zum Vorhof öffne und ein süßer, zweijähriger englischer Cockerspaniel stummelschwanzwedelnd auf mich zuhoppelt, merke ich, dass ich zuhause bin. Vom Balkon sieht man hauptsächlich Plattenbauten, aber auch ein paar Berge. Die Plattenbauten sehen von außen ein wenig alt und gebrechlich aus, doch wenn es dunkel wird und man in die Wohnungen schauen kann, sieht man Flatscreens, funkelnde Kronleuchter und moderne Küchen. Es ist recht amüsant, durch die Fenster des 15-stöckigen Hauses gegenüber zu gucken, vergleichbar mit einem Fernseher! 😀

Die ersten Tage bin ich mit dem Taxi gefahren, weil ich das Bussystem noch nicht ganz durchschaut hatte. Diese Woche habe ich jedoch mal den Bus genommen, wobei ich allerdings jedes Mal nachfragen muss, welcher Bus zu meiner Haltestelle fährt. Aber das kommt schon noch… Die Busse sind hier alle gelb, genau wie die Mashrutkas, kleine Busse in Sprintergröße, die man überall heranwinken und überall wieder aussteigen kann. Eine Haltestelle an der Universität gleicht der an einer amerikanischen Highschool: gelbe Busse, Gewusel, müde Gesichter 😉

Am Sonntag habe ich mit der Bekannten, ihrem Bruder und dessen Freund einen Ausflug mit dem Auto ins benachbarte Mzcheta gemacht, was sehr viel Spaß gemacht hat. Zuerst haben wir eine alte Kirche auf dem Berg mit gigantischem Blick über die Stadt Mzcheta besichtigt, sind dann zu 80er-Jahre-Klängen im Auto runter zur Stadt gefahren und haben erneut eine ummauerte Kirche von außen angeguckt. Anschließend gab es georgische Kulinaritäten – Chatschapuri: Käsefladen mit je nach Region anderer Füllung, Chinkali: Teigtaschen, die oben künstlerisch zusammengedreht werden und deren Flüssigkeit man zuerst aussaugt, bevor man die Tasche mit Füllung isst, und eine Art Wrap, dessen Namen ich vergessen habe 🙂 – und die Rückfahrt nach Tbilissi, um dort die Altstadt zu erkunden. Zunächst wieder von oben vom Café Flowers aus, dann von unten mitsamt Schwefelbädern, Wasserfall und botanischem Garten. Durch diesen gelangte man durch etwas Ausdauertraining nach oben zur Statue „Mother of Georgia“, die in der einen Hand eine Schale Wein – für Freunde – und in der anderen Hand ein Schwert – für die Feinde – hält. Hier bot sich uns ein noch schönerer Ausblick über die Stadt, deren Lichter wie eine riesige Lichterkette wirken, die sich über die Stadt legt. Besonders schön finde ich, dass Tbilissi von Bergen umgeben ist und die Lichter sich somit vom Tal über die Berge bis hin zum Horizont erstrecken. Größere Gebäude werden gesondert angestrahlt und das Riesenrad des auf dem Berg liegenden Freizeitparks dreht funkelnd seine Runden. Dieser Anblick bot sich mir bereits aus dem Auto, als ich vom Flughafen abgeholt wurde. Einfach unbeschreiblich und unvergesslich!

Nach meiner Genesung werde ich hoffentlich am Wochenende noch ein paar Ecken Tbilissis oder auch anderer Städte entdecken können. Ich stehe jetzt schon unter Zeitdruck: Alles in Georgien muss gesehen werden! 😀 Am besten natürlich mit schönem Wetter, was hier zur Zeit noch anhält. Geplant ist immerhin schon ein Betriebsausflug mit den Kollegen nach Batumi am Schwarzen Meer und Kutaissi, der zweitgrößten Stadt des Landes. Juhu 🙂

Ich hoffe, ich werde regelmäßig Einträge verfassen und Euch auf dem Laufenden halten!

Bis bald, Amélie

 

4 Gedanken zu “Verspätete erste Eindrücke

  1. Hey Amélie,
    das hört sich ja alles schon mal sehr gut an 🙂 Und die Bilder sind auch sehr schön.
    Ich hoffe, du bist bald wieder fit und versorgst uns weiterhin mit detaillierten Berichten aus Georgien 😉
    Liebste Grüße aus dem Saarland
    Anne

    • Hello!! Danke 🙂 Ja, es sieht so aus, dass es besser wird 😀 Ich werde versuchen, öfter was zu posten, um dich von deinen Hausarbeiten abzuhalten 😀 Liebe Grüße zurück, auch an Martin!!

  2. Liebste Amélie, ein wunderschöner interessanter Blog ist das hier 🙂 Viel Spaß weiterhin hier und schreibe vor allem das Reisetagebuch voll 😀 :*** Grüße aus London :***

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