Die Sache mit den Motorradhelmen

Das ARD-Studio in Delhi produziert unter anderem einen Videoblog über aktuelle Themen in der Stadt. Darüber bin ich gestolpert und möchte einen der letzten Beiträge gerne aufgreifen. Er spricht eine Thematik an, die wohl den meisten in Deutschland geprägten Menschen auffällt: Die Sache mit den Motorradhelmen.

Hier kann das Video angesehen werden und weil der Rest dieses Beitrags Bezug darauf nimmt, wäre das auch eine gute Idee: Wann ist ein Helm ein Helm?

 Wer auch nur fünf Minuten in Bangalore verbringt, dem fällt sicherlich schnell auf, dass viele Scooter- bzw. Motorradfahrer einen Helm tragen. Allerdings nur die Fahrer. Die Beifahrer nicht. Und das ist doch zumindest auf den ersten Blick etwas verwirrend.

Als ich in der Grundschule war, hatte ich den obligatorischen Verkehrsunterricht. Wir haben uns ein Video angeguckt, in dem der berühmte Versuch mit der Melone gezeigt wurde. Eine Wassermelone wurde ohne einen Helm aus zwei Meter Höhe auf den Asphalt fallen gelassen und sie zerplatzte zu Wassermelonenmatsch. Eine zweite Wassermelone wurde aus der gleichen Höhe mit einem Helm fallen gelassen. Sie war nach dem Fall noch ganz.

Nun frage ich mich, wie man es anstellen soll, in Bangalore zu leben und nicht irgendwann irgendwo mal auf einem Two-wheeler mitzufahren. Ich jedenfalls habe ich das ganze vier Wochen vermeiden können und saß dann doch hinter einem Freund auf seinem Motorrad.

Viele, viele Two-wheelers.

Viele, viele Two-wheeler. Mit und ohne Helm.

Ich bleibe mal ehrlich: Ich hatte selten in meinem Leben so sehr Angst wie auf diesem Ausflug. Als wir mit 70 km/h über die Straßen bretterten, sah ich vor meinem inneren Auge meinen Kopf bei einem Unfall zerplatzen wie die Melone aus der Grundschule.

(Spoiler: Ich habe überlebt.)

Auf diesem Trip habe ich aber auch ein bisschen über die Gesetzteslage gelernt. Und die ist nämlich so: Die Fahrenden müssen einen Helm tragen. Punkt. Dieses Gesetzt ist nur bedingt beliebt, unter einem Helm wird es nämlich recht schnell warm und hier in Bangalore ist es eh schon warm und die Frisur wird außerdem auch zerstört. Ihr versteht. Und so reißen sich die meisten Fahrer*innen schon nicht sehr darum einen Helm zu tragen. Für die Beifahrenden gibt es keine Vorschrift und so erfreuen sich gefühlte 99% des Windes in den Haaren.

Tatsächlich ist es schon so, dass – sofern ein Mann und eine Frau auf einem Two-wheeler sitzen – zumeist der Mann fährt und somit derjenige ist, der den Helm trägt. Aber das liegt eben nicht daran, dass Männer laut Gesetz einen Helm aufhaben müssen.

Und so ist es – im Gegensatz zu der Behauptung im Video – natürlich nicht so, dass Männer einen Helm tragen müssen/dürfen und Frauen nicht. Wie auch immer die Macher dieses kleinen Filmes auf diese doch etwas hahnebüchernde Idee gekommen sind. Die Regelung besagt (zumindest in Bangalore, in Delhi scheint es sich ja jetzt geändert zu haben) eben nur, dass der*die Fahrer*in einen Helm tragen muss – natürlich (!) unabhängig von seinem*ihrem Geschlecht.

Vor dem Gesetzt sind Mann und Frau in Indien übrigens generell gleichgestellt. Es gibt sogar ein gesetzlich anerkanntes drittes Geschlecht, sollte sich jemand nicht einen der beiden traditionellen Geschlechtern zuordnen wollen. Ob das in der Gesellschaft wiederum anerkannt ist, ist dann doch eine andere Diskussion, aber von der gesetzlichen Verankerung eines dritten Geschlechts ist Deutschland beispielsweise noch sehr weit entfernt.

Warum ist mir das jetzt so wichtig? Als ich bekannt gab, dass ich in Indien ein Praktikum machen würde, sah mich jeder an und sagte: „Aber pass auf dich auf, ja?“ Natürlich passe ich auf mich auf, genau wie ich in Europa auf mich aufpasse und dort wurde mir der Satz (mit diesem ganz bestimmten Blick) nie gesagt. Aber ich bin ja eine Frau und Frauen haben es in Indien schwer, das wissen wir doch, Vergewaltigung und so, haben wir in den Nachrichten gelesen. Naja. Es gibt hier schon vieles, was ich als schwierig betrachte. Aber umso wichtiger ist es, korrekt und präzise zu berichten. Und das ist in diesem Beitrag… hm, sagen wir mal, nicht ganz richtig umgesetzt worden.

Straßentransport

Bangalore ist eine Two-Wheeler-City; die Busse sind vielleicht die stärksten Verkehrsteilnehmer, die unzählbar vielen Scooter und Motorräder aber die heimlichen Könige der Straßen. Wie vermutlich viele andere Menschen, die bislang ihr Leben vorrangig in Nordeuropa verbracht haben, erstaunt mich tagtäglich, was alles auf einen Motorroller passt.

Das kann man auf einem Motorroller transportieren (alles schon gesehen):

– einen Fahrer

– einen Fahrer plus 1-3 Beifahrer

– einen Fahrer plus einen Beifahrer plus mehrere Kisten

– einen Fahrer plus einen Beifahrer plus zehn Kricket-Schläger

– einen Fahrer plus 20 Plastikeimer

– einen Fahrer plus mehrere Weidenkörbe

– eine Kleinfamilie

– einen Fahrer plus 1-3 Schulkinder inklusive Schulranzen

– einen Fahrer plus einen Beifahrer plus drei lebende Ziegen

– einen Fahrer plus 15 lebende Hühner

Was man nicht auf einem Roller transportieren kann:

– einen Elefanten. Dafür braucht man dann schon einen Laster. Sieht in etwa so aus:Elefant auf der StraßeElefant auf der StraßeElefant auf der StraßeElefant auf der Straße_____

Fotocredits gehen an dieser Stelle an die wunderbare Rike.

Theyyam.

Mein Wecker klingelt um 3.50 Uhr und zehn Minuten später laufe ich im Gänsemarsch den anderen Gästen des kleinen Homestays an Keralas Nordküste hinterher. Das Meer kann ich in der Dunkelheit der Nacht nicht sehen, aber deutlich höre ich das Rauschen und rieche seine Nähe salzig in der Luft. Vor uns blinkt ein Licht; es ist einer unser gebuchten Rikschafahrer. Mit Taschenlampen leuchten wir uns den Weg bis zu den drei wartenden Rikschas und steigen ein. Ratternd rauschen wir durch die Nacht, der Fahrtwind lässt mich meinen Schal aus der Tasche kramen. Die Luft ist kühl.TheyyamWir fahren zu einem Theyyam. Theyyam ist ein prähinduistisches Ritualtheater, das seit mindestens 1500 Jahren existiert. Es hat Bestandteile aus Tanz, Mimk und Musik. Verschiedene Tänzer schlüpfen in eine von mehr als 450 Rollen und erzählen die Geschichten nach. Während der Aufführung erreichen die Tänzer eine Art Trance-Zustand und nehmen so die Rolle des in dem Moment verehrten Gottes an. In diesem Moment ist der Tänzer die Gottheit.

Hindu-Priester stammten normalerweise aus der Brahman-Kaste, Angehörige dieser Kaste hatten im alten System die meisten Privilegien. Die Theyyam-Tänzer dagegen kamen von je her aus den niedrigeren Kasten. So hat Theyyam immer die Möglichkeit für nicht-Brahmanen zu direkter Verehrung geboten. TheyyamDie Theyyam-Tradition begrenzt sich auf das Gebiet von Nordkerala und ein wenig des Süden Karnatakas. Und so begreife ich diesen Abend als einzigartige Möglichkeit, diese Tradition zu erleben. Die Rikschas halten vor einem Holztempel und wir steigen aus. Das Theyyam ist schon seit Stunden zugange und ich sehe einen Tänzer im Vorhof. Ich hatte mir vorher Bilder im Internet angeschaut und bin trotzdem sprachlos, dass das Kostüm und das Make-Up genau so sind, wie ich es dort gesehen habe. Neben dem Tänzer stehen Musiker, mehrere Trommeln und eine Schalmei füllen den Hof mit lauter, rhythmischer Musik. TheyyamIm ersten Moment wirkt es, als leite der Schalmei-Spieler den Tänzer an. Auf den zweiten Blick merke ich aber, dass es genau anders herum ist. Die Initiative geht stets vom Tänzer aus und Trommeln und Schalmei folgen einen Herzschlag später nach. Theyyam

Ein Stuhl wird bereitgestellt und der Tänzer setzt sich hin; ihm wird Luft zugefächert. Die Nacht ist kühl, doch das Kostüm wirkt schwer und warm. Um die Ecke an der Seite des Tempels brennt ein Lagerfeuer. Die anderen Besucher des Theyyams – alles Bewohner der Umgebung – sammeln sich langsam dort. Wie ich es in religiösen Kontexten schon häufiger erlebt habe, stehen Männer und Frauen getrennt; hier jeweils eine Gruppe auf einer Seite des Feuers. Weil ich gelernt habe, dass es immer schlau ist, das zu tun, was mir die indischen Frauen vormachen, setze ich mich zur Frauengruppe. Hinter mir steht ein großes Zelt, vor dem ein weiterer Tänzer fertig gemacht wird.TheyyamAm Feuer sind nun Männer tätig geworden, sie entfernen die brennenden Holzstücke, so dass nur noch glühende Kohle übrig bleibt. Der Tänzer, der hinter mir vorbereitet wurde, tritt in den Hof. Geleitet von einem kleinen Mann, den ich in meinem Kopf als Priester betitel, läuft er herum, fängt an zu tanzen, immer hinter diesem Priester her. Die Musik ist laut, das Feuer warm und meine Augen brennen vor Müdigkeit und vielleicht auch vom faszinierten Schauen. Ich verliere mein Gefühl für Zeit. Irgendwann wird ein meterhoher Kopfschmuck auf den Tänzer gesetzt, dann eine überdimensionale Kopfmaske über sein Gesicht gestülpt. Die Wirkung ist faszinierend, der Tänzer ist auf eine Art entmenschlicht und ich beginne zu verstehen, wie der Tänzer für ein paar Stunden zu einer Gottheit wird.TheyyamTheyyamTheyyamDas Ritual geht weiter. Nach Minuten oder vielleicht auch einer halben Stunde setzt sich der Tänzer hinter die Frauen. Vereinzelnd oder in kleinen Grüppchen treten Frauen an ihn heran und lassen sich etwas ins Ohr flüstern. Ich stelle mir vor, dass er ihnen die Zukunft deutet. TheyyamTheyyamPlötzlich geht die Flutbeleuchtung aus. Am Horizont deutet sich schon der Sonnenaufgang an, doch noch ist der Himmel dunkel. Das einzige Licht kommt von dem Gluthaufen und Öllampen, die den Tempel beleuchten. Aus dem Zelt hinter mir kommt plötzlich ein weiterer Tänzer hervorgestürmt. Der kleine Priester von vorhin leitet ihn mit einer Öllampe um den Hof, schwenkt sie hin und her, der Tänzer folgend. Zwei weitere Männer unterstützen ihn, der kleine Priester schwankt schon mit dem ganzen Körper, steht nicht sicher auf den Beinen. Plötzlich fängt er an zu zucken, die zwei Männer nehmen ihn auf ihre Arm und tragen in in den Hintergrund. Der Tänzer wird wild, stürmt auf den Kohlehaufen zu und springt mitten hinein. Er kickt dabei die Kohle weit von sich, mitten in die Männergruppe hinein. Die Männer weichen mit einem kollektiven Aufschrei nach hinten, nur um dann wie ein Welle wieder an den Rand zurückzuschwappen. Helfer kehren die Kohle wieder zusammen und wieder springt der Tänzer hinein. Mehrmals wiederholt sich das, die Männergruppe gezwungen sich vor und zurück zu bewegen; ein bisschen wie das Meer das ich Stunden zuvor gehört habe. Langsam bricht der Tag an und der Himmel färbt sich in Vorbereitung auf die Sonne. Meine Kamera habe ich zu diesem Zeitpunkt schon längst weggesteckt; manche Dinge kann ich nicht in Bilder packen. Ich spüre das Adrenalin, das bei jeden Sprung ins Feuer aufs Neue durch meinen Körper gepumpt wird. Theyyam TheyyamLangsam ändert sich der Theyyam. Der Tänzer führt nun einen Mann nach dem nächsten um die Reste der Glut. Offensichtlich kann er nicht gut sehen, manchmal treten er oder seine Begleitung in das Feuer. Mein Puls beruhigt sich langsam und das Adrenalin wird durch Müdigkeit ersetzt. Ich blicke zu den anderen, mit denen ich gekommen sind. Ich sehe in ihren Gesichtern, dass sie in den letzten Stunden ähnliches gedacht haben wie ich; vielleicht sogar wie ich der Zeit keine Beachtung geschenkt haben.

Für uns ist das Theyyam vorbei und wir machen uns wieder auf den Rückweg. Ich stelle mir vor, wie die restlichen Besucher gemeinsam in dem Essenszelt essen, an dem wir beim Verlassen des Geländes vorbei gehen. Die Tradition lebt hier.

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Für mehr Informationen und einen ersten Einblick empfehle ich den deutschsprachigen Wikipedia-Artikel, der tatsächlich ausführlicher ist als der englische. Die Bilder lohnen sich auch.

Tempelumzug

Zum Abendessen lande ich in einem Dosa-Restaurant; nach Aussage meiner Begleitung werden dort die besten Dosas Keralas serviert. Wir essen und als wir gerade wieder aufbrechen wollen, hören wir Trommelrhythmen vor der Tür. Wir treten auf die Straße und werden Teil einer Menschenmasse. Ich bleibe auf dem Bürgersteig stehen. An mir gehen ungefähr zwanzig Musiker vorbei. Sie tragen alle einen weißen Lungi, eine Art Wickelrock und die traditionelle Männerkleidung Südindiens. Die Hälfte von ihnen tragen Perkussionsinstrumente und ich mache vor allen diverse Trommeln und verschiedene Becken und Gongs aus. Die andere Hälfte spielt eine Art Trompete, die ich tatsächlich noch nie vorher gesehen habe. Sie sind lang, kreisförmig nach hinten gebogen und die Trichter sind nach hinten gebogen. Die Musiker bleiben stehen und stellen sich in zwei Reihen gegenüber auf, und so ist der Schall direkt auf die Zuschauer gerichtet. Die Perkussionsinstrumente und die Trompeten zusammen sind ohrenbetäubend.Tempelumzug

Ich schaue nach links und mir bleibt erstmal der Mund offen stehen. Da kommen langsam drei Elefanten auf mich zu. Auch sie bleiben stehen und so stehe ich nun ziemlich genau zwischen der Musikergruppe und den Elefanten.Tempelumzug

TempelumzugEs sind Tempelelefanten; sorgfältig geschmückt, mit Reitern auf den Rücken, ihren Trainern neben sich und mit Kette an den Füßen. Diese Tiere sind weder frei noch sehen sie besonders glücklich aus. Aber ich komme in diesen Minuten nicht aus dem Staunen heraus, die dieses Erlebnis in mir auslöst; und so schiebe ich meine Tierschutzgedanken erstmal zur Seite.Tempelumzug

Meine Begleitung schreit mir ein paar Erklärungen ins Ohr. Es ist ein Tempelumzug eines Brahmanen-Tempels. Die Kaste der Brahmanen stellte in der Vergangenheit die Priester und war bzw. ist (je nachdem, ob der Mensch, den du fragst, das Kastensystem ernst nimmt oder nicht) die höchste Kaste des Systems. (Und aus solch oberflächlichen Infos setzt sich mein Wissen über das Kastensystem derzeit zusammen Sehr viel mehr weiß ich nicht. Das Einzige, was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass es ein sehr sensibles Thema ist. Ich würde wahnsinnig gerne mehr darüber wissen, möchte aber gleichzeitig nicht nachfragen, da die doch sehr wenigen vier Monate, die ich bislang in Indien bin, mich bei weitem nicht dazu berechtigen solch ein sensibles Thema anzusprechen. In solchen Momenten merke ich, wie wenig ich von der Gesellschaft hier verstehe und auch auf absehbare Zeit nicht verstehen werde, weil mir unter anderem schlichtweg ein umfassendes sozio-politisches und geschichtliches Wissen fehlt. Ich arbeite dran.)

Warum bleiben sie ausgerechnet hier stehen, frage ich. Meine Begleitung zuckt die Achseln und meint dann, dass vielleicht der Besitzer des Restaurants ein Unterstützer des Tempels sei. Und tatsächlich verteilt genau dieser Mann zwischenzeitig heißen Masala-Tee an die Musiker und Priester. An der These ist meiner Meinung nach also etwas dran.Tempelumzug

Die Trompeter machen immer wieder Pausen und ich sehe den Schweiß über ihre Oberkörper rennen. Es ist auch um 20.00 Uhr noch unbeschreiblich heiß und die Instrumente sehen aus, als müssten sie mit viel Zwerchfellunterstützung gespielt werden. Kurz gesagt: Das Ganze sieht sehr anstrengend aus. Immer bei der gleichen musikalischen Phrase halten die Jungen auf den Rücken der drei Elefanten ihre weißen Puschel in die Höhe (und lösen damit bei mir die Assoziation mit Cheerleadern aus).Tempelumzug

Nach einer halben Stunde setzt sich der Zug wieder in Bewegung. Langsam gehen die drei Elefanten an mir vorbei. Ich schaue ein wenig sprachlos an diesen Tieren hinauf. Einige der Menschen neben mir berühren sie leicht mit der Hand, als müssten sie sich vergewissern, dass sie tatsächlich existieren. Ich schaue ihnen hinterher. In meinen Ohren klingelt es, ein nachträglicher Effekt der Musik, und ich weiß selber nicht genau, was ich empfinde. Vielleicht eine Art Sprachlosigkeit und vielleicht auch eine wenig Erfurcht angesichts einer Tradition, die sich vermutlich so oder in sehr ähnlicher Form seit hunderten von Jahren gestaltet.Tempelumzug

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In Karnataka (der Bundesstaat, in dem ich lebe) ist das Halten von Tempelelefanten übrigens aus Gründen des Tierschutz gesetzlich verboten. Ich habe so das dumpfe Gefühl, dass sich dieses Gesetz in den nächsten Jahren nicht in Kerala durchsetzten wird. Dazu erschien mir dieser Umzug zu sehr Teil des religiösen Alltags. Ich weiß nicht, wie der gesetzliche Rahmen in den anderen Staaten Indiens aussieht.

Der Weihnachtsbaum

Pünktlich zum 1. Dezember wird der Tannenbaum ins Foyer gebracht. Er ist aus Plastik, ist zusammensteckbar und wird außerhalb der Adventszeit im Keller aufbewahrt. Er bekommt den Platz neben der Tür zum Lehrerzimmer zugewiesen und zwei Kollegen machen sich daran ihn zu schmücken. Amüsiert verfolgen die andere Praktikantin und ich den Fortschritt und jedes Mal, wenn ich ins oder aus dem Lehrerzimmer gehe, muss ich ein wenig mehr grinsen. Schon bei Deepavali, dem Hindu-Äquivalent zu Weihnachten, habe ich gelernt, dass die Liebe zu leuchtenden und blinkenden Lichtern in dieser Gesellschaft tief verankert ist. Das spiegelt sich auch in unserem Weihnachtsbaum wider. Zusätzlich zu Weihnachtskugeln, kleinen Weihnachtsmännern und nicht zuletzt Zuckerstangen aus Plastik (die ich persönlich ja eher aus us-amerikanischen Weihnachtsfilmen als von deutschen Weihnachtsbäumen kenne) werden dem Baum mehrere Lichterketten verpasst. Die Krönung kommt ganz am Schluss mit einer Lichterkette in Weihnachtsmannoptik. Sie blinkt. Die andere Praktikantin und ich bekommen uns vor Lachen nicht mehr ein. Es gibt Dinge, die sind so großartig, dass selbst eine Beschreibung ihnen nicht gerecht wird. Dieser Baum ist eines davon.

Ein paar Tage später haben wir die Weihnachtsfeier für die Sprachstudenten. Dafür wird der Baum ein Stockwerk höher in die Veranstaltungshalle getragen. Wie es sich für eine Party gehört, wird der Baum von uns weiter aufgebrezelt und bekommt noch eine Runde Weihnachtskugeln sowie eine Tonne Lametta verpasst. So steht er die gesamte Party über dezent im Hintergrund und macht sich gut als Deko-Element.

Am nächsten Tag wird der Baum wieder an seinen alten Platz neben der Lehrerzimmertür gebracht. Aber etwas ist ein wenig anders als vorher. Ich stehe vor dem Baum und versuche die Welt wieder in die Gerade zu bringen. Nachdem ich meinen Kopf nach rechts gekippt habe, geht mir auf, dass der Baum ziemlich schief steht. Der Baum sieht aus, als hätte er auf der Party einen über den Durst getrunken.

Ich sitze am Computer und arbeite, als es plötzlich im Foyer laut kracht. Der Baum ist umgekippt. Helfer springen herbei und richten ihn wieder auf. Der Vorteil von Plastikkugeln ist, dass sie beim Runterfallen nicht kaputt gehen. So werden sie wieder an den Baum gehängt. Der Baum selber lehnt mittlerweile mit der oberen Hälfte an der Wand.

„Er kann nicht mehr alleine stehen“, sage ich zu einer Kollegin. „Ja“, sagt sie, „er sieht aus, als hätte er zu hart gefeiert und ist in Partyklamotten eingeschlafen.“ Ich nicke. „Er war einfach zu betrunken um sich abzuschminken“, sage ich. „Trauriger Anblick“, sagt die Kollegin. Wir fangen an zu lachen.

Ein paar Stunden später kippt der Baum zum zweiten Mal um. Jemand erbarmt sich und trägt ihn wieder in den Keller. Da darf er jetzt seinen Rausch ausschlafen. Bis zur nächsten Weihnachtsparty.

Momentaufnahmen

Als die Mail von kulturweit kam, dass unser Zwischenseminar in Malaysia stattfinden würde, war mir kurzzeitig sehr nach Tanzen zu Mute. Ich habe nicht getanzt, mich allerdings weiterhin unglaublich gefreut.

(In der Retrospektive weiß ich gar nicht, warum ich nicht getanzt habe. Vielleicht saß ich in der Bib. Wahrscheinlich saß ich in der Bib, im Prinzip habe ich da gewohnt. Aber es ist mir ein Rätsel, warum mich das vom temporären Freudebekunden abgehalten hatte.)Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur)Unser Zwischenseminar war also in Kuala Lumpur, Malaysia. Und weil ich manchmal unverschämtes Glück habe, konnte ich mir die anschließende Woche ebenfalls frei nehmen und kam so auf ganze zehn Reisetage. Das habe ich ausgenutzt.Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Kuala Lumpur)Ich war auf einer Insel und die habe ich mir sogar von einem Berg (norddeutsche Definition) angeschaut. Ich habe mich auf die Jagd nach Streetart gemacht und bin Fahrradrikschas ausgewichen. Ich bin einmal quer durch Malaysia bis nach Singapur gefahren und habe einmal mehr die Annehmlichkeiten des Schengenraumes angepriesen (wenn man denn drinnen ist, das Reinkommen ist bekanntlich ein anderes Thema). Momentaufnahmen (Kuala Lumpur) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang)Ich habe mir in Singapur die Füße wund gelaufen und mir in den deshalb gekauften neuen Sandalen die Füße an anderen Stellen wund gelaufen. Ich habe Singapurs Skyline ebenso wie Malaysias Palmen-über-Palmen-Wälder angestaunt. Ich habe an der Straße von Melaka gesessen und nach Indonesien rüber gewunken. Ich habe mich in Georgetown in ein Sechser-Dorm eingebucht, um Menschen kennenzulernen und war schlußendlich die einzige in eben jenem Dorm und war in Singapur im gleichen Dorm wie die unglaublich beeindruckende Francine Neago. Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang)

Die Weihnachtsdeko hat mich daran erinnert, dass es schon Ende November war, doch gefühlt stecke ich immer noch im Hochsommer. Ganz am Ende habe ich mich furchtbar erkältet und meine letzten Tage vorwiegend im Hostelbett verbracht. Ich habe mich ein kleines bisschen in Malaysia verliebt. Und immer und immer wieder war ich dankbar für die Möglichkeit, das alles zu erleben. Ich hatte eine großartige Zeit, freue mich aber genauso wieder im wundertollen Indien zu sein.Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Penang) Momentaufnahmen (Singapur)) Momentaufnahmen (Singapur)) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Singapur) Momentaufnahmen (Melaka) Momentaufnahmen (Melaka) Momentaufnahmen (Melaka)Momentaufnahmen (Kuala Lumpur)Momentaufnahmen (Melaka)

Angekommen.

Ich komme hier an. Viele Dinge sind mir klar, ich lasse mich nicht mehr so sehr aus der Ruhe bringen und verhalte und bewege mich sogar im (von mir doch sehr respektierten) Straßenverkehr angemessen. In 80% der Zeit regen mich die Hupen nicht mehr auf und ich starre den Müll nicht mehr fassungslos an. Sogar mit den Rikschafahrern kann ich mittlerweile gut verhandeln. Vielleicht nicht unbedingt souverän, aber dennoch zielorientiert und meist verstehe ich sogar, was sie mir sagen.Bangalore

BangaloreNatürlich heißt das noch lange nicht, dass ich mittlerweile alles durchschaut habe – eher im Gegenteil. Die Anzahl der Dinge, die ich nicht verstehe, beläuft sich sicherlich auf 1000. Die Anzahl der Dinge, von den ich noch nicht mal weiß, dass ich sie wissen müsste, um diese Stadt und nicht zuletzt dieses Land und seine Gesellschaft besser zu verstehen, ist vermutlich um ein Vielfaches höher.

Und einher kommt die Einsicht, dass ich nicht alles verstehen muss, um damit umgehen zu können. Versteht mich nicht falsch, ich bin viel zu neugierig um aufzuhören, Fragen zu stellen und weiter nachzudenken. Aber die Akzeptanz, dass etwas anders läuft, ist nicht an das Wissen, warum das so ist, gebunden. Das ist für mich unheimlich entspannend und erspart mir eine Menge Frust. Und das spart wiederum Energie, die ich wieder in den Prozess des aktiven Verstehens investieren kann. Eine Win-Win-Situation also.

Ich bin angekommen in Bangalore. Jetzt geht die große Erkundung eigentlich erst richtig los. Und weil man ja immer in Bewegung bleiben soll, folgt die nächste Änderung gleich auf dem Fuße. Ich bin umgezogen und lerne jetzt einen neuen Stadtteil kennen. Ich freu mich darüber und weine dem Restaurant mit den besten Dosas und dem Restaurant mit dem besten Kaffe, die bislang bei mir um die Ecke waren, nur ein klein bisschen hinterher. Ok, ein klein bisschen mehr.Bangalore

BangaloreUnd es ist soweit: Ich bin neidisch auf alle Motorrollerfahrenden. Ich möchte auch einen Scooter haben!

My sir, it’s Mysore

Dieser Morgen beginnt ähnlich früh wie mein letzter, dank der benachbarten Moschee neben dem Hotel sitze ich pünktlich zum ersten Gebetsruf senkrecht im Bett. Zu meinem Glück hat aber ein schlauer Mensch Ohropax erfunden und deshalb ignoriere ich den Weckruf und bleibe noch ein wenig im Bett liegen.

Wahrsager! Im Hotel!

Wahrsager! Im Hotel!

Das Hotel bedarf an dieser Stelle übrigens schon allein deshalb einer Erwähnung, weil es sogar über einen hauseigenen Wahrsager verfügt. Die zentrale Lage und das sehr günstige Zimmer sind in diesem Zusammenhang vielleicht eher zweitrangige Informationen. (Vielleicht auch nicht. Aber ein Wahrsager toppt halt schon ziemlich viel.)

Nach dem Frühstück setze ich meine Stadtbesichtigung am gleichen Ort fort, an dem ich den vorherigen Tag beendet hatte: Auf dem Devaraja-Markt. Da ich am Vorabend kurz nach einem heftigen Gewitter unterwegs war und ich teilweise durch knöchelhohes Wasser gewatet bin, möchte ich nun den Markt noch einmal im trockenen Zustand und bei Tageslicht sehen.

Devaraja-MarktDevaraja-MarktDevaraja-MarktDevaraja-MarktDanach wandere ich durch Mysores Straßen bis zum Jaganmohan-Palast, der heute eine Kunstgallerie beherbergt. Leider kommen gleichzeitig mit mir ungefähre 10 Reisebusse voll mit Schülern an (das ist weder ein Witz noch eine stilistische Übertreibung). So wird der Museumsbesuch ein wenig lauter und voller als erwartet.

Jaganmohan-PalastMeine wundervolle Kollegin hatte mir noch empfohlen zum Chamundi-Hill, dem Hausberg Mysores, zu fahren. Dorthin fährt sogar ein Stadtbus und den finde ich sogar auch noch auf Anhieb. (Ein Jackpot-Moment.) Mein Reiseführer erzählt mir, dass es auf dem Berg einen Tempel gibt, dass er neben dem Palast Mysores wichtigstes Ausflugsziel ist und das er auch bei Indern sehr beliebt ist.

Mein Kopf ist allerdings noch auf (nord)europäische Dimensionen von Menschenansammlungen eingestellt und so staune ich bei meiner Ankunft sowohl die Menschenmassen als auch die Stände und Verkäufer an. Vielleicht sollte ich mal anfangen, meinem Reiseführer zu glauben, wenn der mir erzählt, dass ich viele Menschen erwarten soll.

Chamundi HillChamundi HillSuchbild. Wer findet den Affen?

Chamundi HillAngesichts der Schlange verzichte ich auf einen Tempelbesuch...

Angesichts der Schlange verzichte ich auf einen Tempelbesuch…

Für den Rückweg entscheide ich mich spontan für einen anderen Bus, allein weil ich den letzten Punkt seiner Route als eine weitere Sehenswürdigkeit wiedererkenne. Der Busfahrer warnt mich zwar, dass man nur in der Nähe halten würde, aber ich fühle mich gerade ein wenig abenteuerlustig und steige trotzdem ein. Es stellt sich heraus, dass der Bus auf der anderen Seite des Berges runterfährt und einen etwas größeren Schlenker über ein Dorf außerhalb der Stadt macht. Ich finde es aber eher witzig als irgendwas anderes und genieße die Aussicht über die Felder. Und die frische Luft. Es gibt Momente, da vermisse ich frische Luf (kann ich mir auch nicht erklären). Jetzt atme ich tief ein und freue mich über den Augenblick.

Feld„In der Nähe“ stellt sich ein wenig später als circa 1 km Entfernung heraus, die ich in Mittagshitze und mit Gepäck zurücklege, bevor ich an der St. Philomena-Church ankomme. Ich bin einfach nur platt und möchte fast behaupten, dass sich die Kirche nicht gelohnt hat. Das kann aber auch nur die Erschöpfung und die Unterzuckerung sein, wer weiß. Immerhin ein Foto habe ich gemacht, von daher: Seht selbst.

St. Philomena ChurchMeine Rückfahrt nach Bangalore verläuft unproblematisch. Im Bus werde ich von einem indischen Film unterhalten. Leider war der auf Kannada. Ich versuche, die Storyline zu verstehen, scheitere aber auf ganzer Linie. Auf jeden Fall ging es um Liebe und getanzt wurde auch, so viel kann ich wiedergeben.

In Bangalore angekommen, stellt sich der Weg vom Busbahnhof bis zu mir nach Hause als die Schwierigkeit des Tages heraus. Nach bester Deutscher-Bahn-im-Winter-Tradition wird immer noch ein Fahrgast mehr in den Bus gedrückt, bis ich mich wie in der vielzitierten Sardinenbüchse fühle. Nur, dass die Büchse in diesem Fall zusätzlich noch in der Sauna liegt. Über zwei Stunden brauche ich für den Weg, den ich am Vortag in einer Stunde zurückgelegt habe. Der Verkehr zur Rush-Hour ist buchstäblich der Wahnsinn und ich bin mehr als froh, als ich endlich ankomme. Alles in allem war meine Reise ein voller Erfolg.

MysoreMysoreFür den Titel gibt es übrigens keine Story oder Erlebnis oder irgendwas, dass ihn relevant werden lässt. Aber ihr glaubt doch nicht, dass ich mir so einen fantastisch schlechten Wortwitz entgehen lasse?

Jeg reiser alene*

Mein Wecker klingelt viel zu früh. Eigentlich wollte ich das Haus zwischen 6 und 7 Uhr verlassen und eigentlich hätte mir klar sein sollen, dass ich das nicht schaffe. Ich beschließe, meinen eigenen Zeitplan nicht ernst zu nehmen und mache mich leicht verspätet auf den Weg.

Zwischen mir und der Abreise steht allerdings noch die Aktion Geld abheben. Das ist leider manchmal ein bisschen schwieriger als angedacht, doch 20 Minuten später verlasse ich die fünfte Bank strahlend mit meinem Geld.

MysoreMysoreDann mache ich mich auf den Weg nach Mysore. Mysore liegt gute 140km südwestlich von Bangalore und gehört nach allgemeiner Übereinstimmung zu einem der Must-sees Karnatakas (das ist der Bundesstaat, in dem ich lebe). Die Stadt datiert zurück bis ins 12. Jahrhundert und war immer wieder der Regierungssitz. Die Fürstenfamilie gibt es sogar immer noch, seit der Unabhängigkeit Indiens von den Briten 1947 haben sie jedoch keinen politischen Einfluss mehr.

Nach einer Stunde Stadtbus fahren und anschließenden drei Stunden Überlandbus stehe ich in Mysore. Eine meiner wundervollen Kolleginnen hatte mir am Vortag bei der Hotelbuchung geholfen und mir den Weg erklärt. Also winke ich den Rikschafahrern an der Busstation ab und mache mich zu Fuß auf den Weg.

MysoreMysoreNatürlich verlaufe ich mich trotz Wegerklärung und Handy mit Googlemaps und GPS. Das ist der Moment, an dem ich Mo treffe, der mich wieder auf den richtigen Weg bringt.

Ich finde mein Hotel und checke ein. Dann entscheide ich mich den Devaraja-Markt zu besuchen, für den Mysore sehr berühmt ist. Keine zwei Minuten später treffe ich auf der Straße wieder auf Mo. Er nimmt sich meiner an und schlägt mir vor, mich ein wenig in Mysore herumzuführen.

MysoreWährend wir laufen, erfahre ich, dass Mo als Elefantentrainer im Palast arbeitet. Die Story kann ich natürlich nicht verifizieren, aber ob wahr oder nicht, es ist eine gute Story. Nachdem wir den Old Market besuchen (kleiner als der Devaraja-Markt und nur einmal wöchentlich), fragt mich Mo, ob ich sehen möchte, wie Räucherstäbchen und ätherische Öle hergestellt werden (noch so eine Sache, für die Mysore bekannt ist).

„No risk, no fun“, denke ich mir und stimme zu. Ich bin froh, dass ich mitgegangen bin, denn diesen Laden in einer Hintergasse hätte ich wohl nie selber gefunden. Im Eingangsbereich sitzt eine ältere Dame, die Räucherstäbchen rollt. Der Ladenbesitzter erklärt mir in einem sehr guten Englisch die unterschiedlichen Produktionsschritte. Hängen bleibt, dass Räucherstäbchen zwischendurch über einen langen Zeitraum trocknen müssen, sodass ein Stäbchen im Endeffekt über einen Monat Herstellungszeit benötigt.

Einen Raum weiter sind auf einem kleinen Tisch mehrere Reihen von Flakons aufgereiht. Aber meine Aufmerksam gehört erstmal der Wand, die über und über mit internationalen Grüßen beschrieben ist. Immer wieder kehren meine Augen zu einzelnen Beschrieftungen zurück. Ich erfahre, das der Laden seit 1936 existiert. Bei einem Glas Chai erzählt mir der Ladenbesitzer sehr viel über Öle, meine Hände riechen noch den ganzen Tag nach einem Potpourri aus Sandelholz, Lotus, Pfefferminze, Rose und vielem mehr.

Yam HerbalsYam HerbalsDer nächste Punkt meines Touri-Aktionsplans ist der Stadtpalast. Das Palastgelände ist riesengroß. Den Mittelpunkt bildet der Palast, es gibt mehrere Tempel und jede Himmelsrichtung hat ein Tor. Um reinzukommen, zahle ich als Nicht-Inderin das fünffache des Eintrittspreises.

PalastgeländePalastgebäudePalastgeländePalastgeländePalastgeländePalastgeländeDen Palast selber kann man auch besuchen, allerdings ist das Fotografieren streng verboten. Ich schiebe mich mit gefühlten eine Million anderer Menschen durch die Räume. Ich bin schwer beeindruckt und bedauere das Kameraverbot. Tatsächlich lebt bis zum heutigen Tag die ehemalige Fürstenfamilie in dem Palast. Ich sag euch, das Gebäude kann es locker mit dem Buckingham Palace aufnehmen. Und das Wetter ist besser. Ich bin mir sicher, die Queen wäre neidisch.

Den ersten Tag beschließe ich mit einem kurzen Abstecher zum Devaraja-Markt. Ich nehme neugierig die Stimmung auf und ignoriere erfolgreiche 70% der Versuche mich zum Kaufen von *insert random thing* zu animieren. (Bei 30% lasse ich mich in ein Gespräch verwickeln. Ich bin noch am Lernen.)

Devaraja-MarktDevaraja-MarktDevaraja-Markt

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* Jeg reiser alene (=ich reise alleine) ist ein Lied, das mir während meiner Kurzreise immer wieder durch den Kopf ging. Da ich Sonntags arbeite und deshalb Freitag und Samstag unterwegs war, ist es ein wenig schwer, Reisebegleitung zu finden. Das Lied passte zu diesem Trip.

Von der Arbeit

Die Arbeit am Montag und Dienstag war begleitet von folgender Aussicht. Ich denke, ihr versteht, wenn ich sage, dass ich meinen Job ziemlich toll finde.JugendcampWir waren für zwei Tage im Eagle Ridge Resort (das übrigens von einer sehr gastfreundlichen deutsch-indischen Familie betrieben wird). Das Resort liegt aber nicht außerhalb Bangalores, tatsächlich gehört es auch zum Stadtgebiet und bildet damit einen großen Kontrast zu den restlichen Teilen der Stadt, die ich bis dato kennengelernt habe. Eagle Ridge ResortEagle Ridge ResortEagle Ridge ResortWenn man sich vom der Blickrichtung des ersten Bildes um 180° drehte, sah man übrigens folgendes Bild. Und dieses Bild gehört genauso zu den Gründen, warum ich meinen Job gerade ziemlich toll finde.JugendcampIch habe ein Jugendcamp mitbetreut. 89 deutschlernende Kinder wollten bespaßt, unterhalten und nicht zuletzt unterrichtet werden. Es war anstrengend, heiß und wahnsinnig gut. Nach mittlerweile 7 Jahren Jugendarbeit habe ich fast vergessen, wie gerne ich auch mit Kindern arbeite. Es war eine schöne Erinnerung. JugendcampJugendcamp