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„Welcome to Paradise“…

trifft einfach wahrhaftig auf jeden Part der Karibik in Mexiko zu. Einem Ort an dem man sich mehr als einmal fragt ob das gerade alles real ist, oder ob man gerade träumt.

 

START IN CANCUN 

Zusammen mit Sarai geht´s los. Wir sind beide voller Vorfreude. Urlaub wir kommen. Der einzige Unterschied: Ihr Rucksack hat etwa die Ausmaße meines Handgepäcks. Ich versuche mir das mit der Tatsache zu begründen, dass sie nur Kleider trägt. Mathematisch gesehen habe ich von vorneherein also doppelt so viele Klamotten dabei wie sie. Oder so ähnlich.

Im Flugzeug sitzt zwei Reihen schräg hinter mir ein kleiner Junge am Fenster. Er dürfte etwa 5 Jahre sein und seiner Reaktion zu Folge ist das sein erster Flug. Während ich beim Starten mittlerweile schon fast immer schlafe, flippt er völlig aus. Er lacht und ist völlig begeistert. Als wir in die Wolken fliegen hält ihn nichts mehr. „Wow guck mal Mama, ich kann die fast berühren. Mama, Mama, wir sind oben bei den Wolken. In den Wolken!“ Ich schaue aus dem Fenster und denke: Wow der Junge hat Recht! Manchmal muss man einfach mal wieder die Welt mit Kinderaugen sehen. Vielleicht würde man dann viel öfters am Tag lachen und sich über die kleinen Dinge freuen.

In Cancun angekommen, treffen wir meine Freundin Karo aus Mexikostadt im Hostel. Sie ist schon eine Weile am Rumreisen und wird ihre letzten Tage in der Karibik mit uns verbringen. Schön! Also auf geht´s erst einmal unseren Hunger besänftigen. Der „große“ Park im Herzen des Zentrums ist hierfür genau der richtige Platz. Was sich hier auch einfach alles Park nennt. Unglaublich. Ein großer runder, gepflasterter Platz mit ungefähr fünf Bäumen. Wow. Das Essen ist lecker und wir bekommen sogar eine Suppe zur Vorspeise geschenkt. Die finde ich allerdings nur so lange lecker bis ich ein klebriges Stück Fleisch rausfische. Ein Hühnerherz. Ich möchte gar nicht wissen was ich sonst noch so verspeist habe.

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Here we go! Ich, Karo und Sarai.

Auf dem Platz gibt es eine bomben Attraktion. Überdimensionale ferngesteuerte Autos. So groß, dass ein Kleinkind drin Platz hat und sich wie ein großer fühlt. Und der Papa darf das Auto mit der Fernbedienung steuern. Sieht unglaublich witzig aus, wie die großen Jungs da alle stehen und ihre Kinder durch die Gegend sausen lassen. Ich frage mich wer von beiden wohl mehr Spaß an der ganzen Sache hat 😉

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Na Chicka, wohin fahren wir heute?

Da hier Abends einfach nichts los ist verbringen wir unseren ersten gemeinsamen Abend mit einer Flasche Rotwein im Hostelpool. Jetzt auch nicht unbedingt der schlechteste Start, denke ich.

 

SCHNORCHELN AUF DER ISLA MUJERES

Wir wollen ans Meer! Besser gesagt ins Meer. Denn mittendrin statt nur dabei ist angesagt. Von Cancun aus können wir mit der Fähre auf die Isla Mujeres rüber fahren. Eine Insel, umgeben von dem schönsten blauen Wasser, was ich bisher in meinem ganzen Leben gesehen habe. Man kann sogar noch seinen kleinen Zeh deutlich sehen, wenn man im Wasser steht. Also liebe Badegäste. Bloß nicht pinkeln, wenn ihr nicht auf Gelächter – aufgrund einer gelben Blase um euch herum – aus seid 😉

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Uns geht’s gut! Karo und ich im Meer.

Wir machen eine Bootstour mit der wir an verschiedenen Stellen halt machen um zu Schnorcheln. Wow so unbeschreiblich schön einfach. Wir sehen die buntesten Fischschwärme, Riffe wie man sie nur aus dem Fernsehen kennt. Ich möchte gar nicht mehr auftauchen und bin hin und weg.

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Uuunmengen an wundervollen Fischen!

Abends geht es mit dem Bus aber auch schon wieder weiter zu unserem nächsten Ziel. Wir wollen schließlich viel sehen.

 

KULTUR IN TULUM 

Spät Abends kommen wir im Hostel an. Die erste Nacht verbringen wir zu fünft in einem vierer Zimmer. Wobei wir drei Mädels jeder unser eigenes Bett haben. Während Sarai die Nacht über eher ein Bewegungskino im Bett obendrüber hat (Sie schläft irgendwann sogar freiwillig draußen auf der Hängematte mit den netten Moskitos), habe ich einen Logenplatz. Kino in HD quasi. Ach wie ich das Hostelleben liebe 😀

Am nächsten morgen flüchten wir gleich zu den Mayastätten direkt am Wasser. Ein bezaubernder Ort, welchen ich nur mit einem Wort beschreiben kann „INCREIBLE!“. Die Ruinen angeordnet wie eine Stadt und eher kleiner. Nicht so große Pyramiden, wie ich sie schon an anderen Orten in Mexiko gesehen habe. Und dann diese unglaubliche Sicht auf das Meer. Hier würde sogar ich zum ultra frühen Frühaufsteher werden. Ja ich.

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Ohne Worte!

Müsste ich jemanden das Paradies auf Erden beschreiben. Ich würde genau diesen Ort dafür wählen.

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Da können sogar die Tiere nicht wegschauen.

Den Rest des Tages verbringen wir mit eisgekühlter Limo am Strand im Schatten einer Palme. Mehr muss man dazu einfach nicht sagen.

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Die Sonne knallt, aber wir wissen uns zu helfen.

 

PARTY IN PLAYA EL CARMEN

Am nächsten Tag heißt es für Karo zurück nach Mexikostadt. Für Sarai und mich geht’s zum Playa el Carmen. Bekannt für seine guten Partys. Das wollen wir natürlich selbst testen. Es wimmelt vor Leuten und Touristen. Und die Verkäufer schlagen sich förmlich um dich. Witzig ist es ja schon, wenn vier Verkäufer um dich herumtanzen wie kleine Kinder, die Schokolade wollen. Und wenn man dann klar macht, dass man wirklich nichts kaufen will? Dann kommt der Mexikaner in ihnen raus. „Do you have a boyfriend? Do you want a boyfriend? I could be your boyfriend.” 😀 Da bin ich ja froh, dass das kein Guadalajara Phänomen ist. Nach einem Bummel an der Strandpromenade und einem Abstecher am Strand geht es also zurück ins Hostel. Schick machen für den Abend. Wir sind bereit.

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Ladys in red.

Ob es letzten Endes an unseren zu hohen Erwartungen, dem ultra jungen Publikum oder den Massen an betrunkenen Menschen lag, dass uns anfangs nichts so irgendwie gefallen hat weiß ich nicht. Jedoch retten wir unseren Abend damit, dass wir unser Frausein völlig ausnutzen. Wo man hinsieht Ladys night. Strike. Wir ziehen also von Club zu Club und kassieren jeden Wilkommensdrink und 2 für 1 Angebote. Mit fast genauso viel Geld wie am Anfang und gefühlten 20 Eintrittsbändeln und –stempeln am Arm, laufen wir dann doch lachend zurück ins Hostel. Sooo übel ist es hier also doch nicht.

 

ISLA HOLBOX – EINE INSEL IM NIRGENDWO

Wir müssen uns erst mal wieder erholen von diesen Menschenmassen in Playa el Carmen. Die Isla Holbox ist dafür genau der richtige Ort. Eine kleine Insel mit einem kleinen Dorf und sonst nichts. Ab und zu trifft man einen anderen Touristen der sich hierher verirrt hat. Wow. Man wird regelrecht von der Stille und der Schönheit der Insel erschlagen.

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But first I have to do a Selfie

Ich melde mich gleich für eine Bootstour am nächsten Tag an. Vor der Isla Holbox versammeln sich jedes Jahr von Mitte Juni bis Mitte September Tiburone aus aller Welt. Walhaie, die hier auch Dominos – aufgrund ihrer gepunkteten Struktur – genannt werden. Ich bin also genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nach einer Stunde im Boot in Richtung offenes Meer, vorbei an Delfinen und Flamingos in freier Wildbahn, halten wir mitten im Nirgendwo an.

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Habe ich bisher nur aus dem Zoo gekannt. Flamingos!

Wir sind eine kleine Gruppe von 6 Personen. Immer zu zweit wird ausgerüstet mit Taucherbrille, Schwimmweste und Flossen ins Wasser gehüpft. Natürlich ist auch immer ein Führer dabei, der hoffentlich weiß was er tut. Jeder darf zweimal ins Wasser. Das erste mal, als ich einen Tiburon entdecke, welcher geradewegs unter mir durchschwimmt halte ich die Luft an. Es erschauert mich und ich bin hin und hergerissen zwischen unglaublicher Freude und uuunglaublicher Angst. Mein Begleiter erklärt mir nach meinem ersten Tauchgang, dass das sogar nur ein kleiner Walhai mit 8 Metern war. 8 Metern!!! Wer sich´s nicht vorstellen kann sollte das mal im Wohnzimmer ablaufen (vorausgesetzt man hat ein 8m langes Wohnzimmer 😉 ).

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Lächeln bitte 😉

Beim zweiten mal bin ich dann jedoch schon etwas relaxter. Ich weiß schließlich was auf mich zukommt. Haha ja ne ist klar. Diesmal schwimme ich direkt über dem Tiburon. Es ist so schön. Doch dann fängt mein Begleiter an wie wild zu fuchteln. Ich deute dieses gerade noch rechtzeitig als „Schwimm auf die Seite“. Denn mein neuer Freund von Walhai kommt natürlich gerade jetzt auf die Idee, mal eben aufzutauchen. Ich glaub mir spinnts. Mein Begleiter rastet völlig aus, da die das wirklich nur ganz ganz selten machen. Ich dagegen verdaue noch den Schock, dass ich um ein Haar fast auf einem Walhai gelegen wäre. Gott sei Dank sind das Planktonfresser. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis, welches ich nie wieder vergessen werde in meinem Leben.

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Und weg ist er wieder…

Mein Begleiter war so freundlich mir seine Bilder von seiner Unterwasserkamera zu geben. Vielen lieben Dank an dieser Stelle!

Auf dem Rückweg machen wir einen Stopp auf einer Landzunge. Es gibt Ceviche (frischer Fisch mit Tomaten und Limonen. Dazu Nachos) und Erfrischungsgetränke. Perfekt nach so einem Erlebnis. Denn nachdem das Adrenalin langsam weicht, nimmt man seinen knurrenden Magen auch wieder deutlich wahr. Ich schaue dem Herrn bei der Zubereitung zu. Bin schließlich neugierig und immer offen für Essen, das ich noch nicht kenne. Als ich ihm jedoch so dabei zusehe schießt mir ein Gedanke in den Kopf „Wenn das mal nicht der Anfang einer neuen Mexiko-Diät ist“. Ich verdränge den Gedanken jedoch wieder ganz schnell. Ich bin in der Karibik und der Moment ist einfach zu perfekt um jetzt abzulehnen. Hätte ich allerdings auch nur im leisesten geahnt wie meine Nacht aussehen wird, wäre ich in dem Moment wohl gleich davon gesprungen. Denn während mein netter und gutaussehender Zimmerkollege eine hübsche Mexikanerin küsst, habe ich eine wundervolle Nacht mit dem Klo und küsse eine nicht ganz so hübsche Porzellanschüssel. Aber immerhin mexikanisch. So können wir beide am nächsten Tag von einer ereignisreichen Nacht berichten. Der letzte Tag ist also ein Betttag. Ist ja auch mal schön. Mitten auf einer wunderbaren Insel. Nichts tun. Den ganzen Tag schlafen. Genießen. Und bloß nicht an Ceviche denken!!!

Abgesehen davon hat auch hier uns die Regenzeit heimgesucht. Was bedeutet, dass es ein, zwei Stunden wie aus Eimern schüttet. Das Wasser steigt und steigt. Bald steht alles unter Wasser. Gut, dass ich mich auf einer Insel befinde. Diesen Gedanken sollte man allerdings nicht zu sehr vertiefen, sondern lieber das im knietiefen Wasser Herumwaten lustig finden. Rede ich mir jedenfalls fleißig zu.

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Da wird sogar mein nicht vorhandener Regenschirm überflüssig

Am nächsten Morgen geht es schon leider wieder zurück. Früh morgens waten wir also bepackt mit unserem Gepäck durch die Reste der Überflutung zum Hafen. Von der Fähre aus geht es zum Bus. Vier Stunden Busfahrt nach Cancun, wo wir mit dem Flugzeug wieder nach Guadalajara fliegen. Es ist natürlich Schade dieses Paradies wieder verlassen zu müssen. Dennoch fühlt es sich gut an, wieder Festland unter den Füßen zu haben. Während der Fahrt merke ich jedoch, dass mein Geldbeutel fehlt. Eine halbe Stunde zuvor war er noch in meiner Tasche, welche ich zwischen meine Füße geklemmt hatte. Ich durchwühle den ganzen Bus, doch das einzige was ich finde ist mein Reisepass, welcher unter meinem Sitz liegt. Na große Klasse. Gott sei dank war ich so vernünftig meine etwa ungefähr umgerechneten hundert Euro getrennt von meinen Kreditkarten aufzubewahren. Zugegebenermaßen verstehe ich, dass man meinen hübschen, neuen und handgemachten Geldbeutel klaut. Was man aber mit meinem Führerschein, meinen sämtlichen FSJ und Studentenausweisen anfangen kann verstehe ich nicht. Das gute an der Sache ist: Ich brauche einen neuen Führerschein. Mit 17 sieht man doch einfach noch etwas verzogen und ungeformt aus. Und ich muss mich nicht mehr bei der nächsten Polizeikontrolle schämen 😉

Am Flughafen angekommen müssen wir noch eine ganze Weile warten, ehe wir uns in die riesen Schlange zum einchecken einordnen können. Vor uns steht eine Familie mit einem kleinen Kind. Das Mädel schreit und flucht. Nur weil es irgendwas nicht bekommt. Ich – noch in Gedanken bei Ceviche und meinem Geldbeutel – bin total genervt. Und plötzlich platzt es aus mir raus. Auf spanisch knöpfe ich mir die Kleine vor. „Ich kann seit zwei Tagen nichts mehr Essen. Mein Geldbeutel wurde mir geklaut und ich muss genauso wie du in dieser Schlange stehen. Du hast also keinen Grund hier rumzuschreien.“ Das Mädchen mit den Kulleraugen starrt mich genauso entsetzt an wie ich es selbst von mir bin. Für einen Moment Ruhe. Dann fängt der Papa der Kleinen an zu lachen und wir stimmen alle mit ein. So endet die Woche dann doch noch mit einem Grinsen im Gesicht 😉

 

FAZIT

Wir hatten eine wundervolle Woche in einem Paradies, wie ich es noch nie gesehen habe. Wir haben unglaublich viele Tiere gesehen, sind im schönsten Wasser geschwommen. Und das nicht ganz so schöne Ende hat mir einfach nur eines gezeigt: Das Paradies existiert wirklich auf Erden. Denn wäre es der Himmel oder ein Traum gewesen, dann hätte die Hölle dort definitiv nicht existiert – so hat am Ende alles sein Gutes 🙂

VIVA LA MEXIKO

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