
… und das Ende schon fast greifbar ist. Woran ich das festmache? Zum einen ist mein Tagebuch bald vollgeschrieben mit unglaublich vielen Erfahrungen. Zum anderen neigt sich der Vorrat meiner geliebten Zahnpasta dem Ende zu. Und das will was heißen (irgendwoher musste ja das Übergepäck beim Hinflug herkommen).
Deshalb mache ich das was alle machen. Alles was man noch uuuunbedingt machen will, so in die verbleibende Zeit zu quetschen, dass man sich selbst daran erinnern muss, zwischendurch auch einmal etwas zu essen. Aber jetzt heißt es erst mal: Noch einmal alles geben und genießen!!!
PACK DIE BADEHOSE EIN, NIMM DEIN KLEINES SCHWESTERLEIN
Oder in meinem Fall: Den Bikini und vier deiner Roomies. Voll bepackt und mit viel guter Laune geht’s zusammen mit Sarai, Osvaldo, Kika und Joaco als Wochenendtrip nach Sayulita. Einem Strand an der Pazifikküste und nur 4 Autostunden von Guadalajara entfernt. Abfahrt ist Punkt halb sieben. Also europäische Zeit. Die einzigen die natürlich fertig sind, sind Sarai und ich. Die anderen müssen wir erst mal noch aus ihren Betten prügeln. Typisch. Aber eine Stunde später als geplant geht´s dann wirklich los. Ganz schwäbisch wird natürlich gespart und gezeltet. Ist nur ein bisschen doof, wenn man so gar keine Ausrüstung hat. Aber immerhin konnten wir zwei Zelte auftreiben. Wie hart die Nacht ohne Isomatte und Schlafsack ist brauche ich vermutlich nicht genauer aufzuführen. Aber dafür zelten wir direkt am Strand unter Palmen. Das gleicht´s wieder aus. Definitiv. Bepackt mit zwei Flaschen Malibu. Mangosaft und Eiswürfeln liegen wir also zwei Tage unter Palmen und gehen uns im Meer abkühlen. So lässt es sich aushalten!
v.l.n.r.: Joaco, Sarai, Kika und Osvaldo
ACH WIE GUT, DASS NIEMAND WEIß, DASS ICH RUMPELSTILZCHEN HEIß
Unglaublich aber wahr. Heute ist der letzte offizielle Schultag. Abgesehen von meinen Sommerkursen, welche ich noch geben werde, bedeutet das für mich: Mein letzter Arbeitstag in Mexiko. Krass. Krass. Krass.
Die Schüler des sechsten Semesters haben mit Hilfe von mir und Mario das Theaterstück Rumpelstilzchen einstudiert. Dabei haben sie alle Texte auf Deutsch selbst geschrieben, Kostüme und Dekoration besorgt. Zwischendurch folgen, begleitet von Mario am Akkordeon, Sologesangseinlagen. Wow was für ein Mut! Fazit: Es ist einfach super geworden und ist ein voller Erfolg. Die gute Nachricht: Ich habe das ganze Theater gefilmt und will es zuschneiden. Die schlechte Nachricht: Ich verliere ganz Tanjastyle die Speicherkarte mit den Aufnahmen. Doof gelaufen sag ich da nur.
Ich werde euch vermissen ihr Pappnasen!
Nach der Aufführung wird gefeiert. Wir bestellen Pizza, mampfen Chips und trinken Cola. Als Pädagogin achte ich schließlich auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung meiner Schüler.
HOHER BESUCH AUS DER HAUPTSTADT
Oder auch einfach nur meine zwei Mädels Corinna und Karo, welche ihren Freiwilligendienst in Mexikostadt machen. Ankommen sie mit dem Bus am Freitagabend. Osvaldo mein Mitbewohner hat angeboten, die beiden mit mir im Auto abzuholen. Als ich eine Nachricht von Corinna bekomme, dass sie gleich da sind, schiebe ich schon Panik weil wir noch nicht mal losgefahren sind. Letzten Endes warten Osvaldo und ich noch fast eine Stunde am Busbahnhof. Da hat wohl jemand bei der Zeitbeschreibung schon mexikanische Zeit angenommen Ich freue mich trotzdem riesig die zwei bei mir in Guadalajara Willkommen zu heißen. Da die zwei fast vor Hunger sterben – was sehr unpraktisch wäre am ersten Abend – holen wir uns noch zwei leckere Pizzen, welche wir mit einer Flasche Rotwein nachts um halb 2 genüsslich verdrücken.
Ausgeschlafen und mit einem mega Frühstück im Bauch (um es mit den Worten meines Mitbewohners Ozman zu kommentieren, als er den voll beladenen Tisch mit frischem Obst sieht: Ooooh my god Tanja, it´s just breakfast – No it´s BREAKFAST Ozman :-* ) gehen wir in eine Bar namens Black Sheep um das Spiel Deutschland Ghana anzuschauen. An dieser Stelle: Ja auch in Mexiko spielt Deutschland. Und ja auch bei uns geht das Spiel unentschieden aus. Aber dennoch ein fettes Dankeschön an alle Deutschen, welche mich darüber immer gerne informieren. Beim nächsten großen Stromausfall seid ihr definitv meine Rettung
Nach dem Spiel ist Kultur angesagt. Ich will meine Stadt schließlich von ihrer besten Seite präsentieren. Was dann passiert war natürlich von vorne bis hinten durchgeplant. Wir laufen direkt in eine riesige Loveparade, die geradewegs ins Centro Historico führt. Unser Ziel. Also mischen wir uns mitten in eine bunt gemischte Menge. Es wimmelt nur so von Homosexuellen auf der einen Seite und von schockierten Mexikanern auf der anderen Seite. Für das katolischte Land das ich kenne, mit Sicherheit ein Schock für´s Leben.
Ein ganz normaler Samstag in Guadalajara – ja ne ist klar!
Was jedoch sehr angenehm ist: Wir sind als Touristen einmal nicht die Hauptattraktion und können ganz ungestört beobachten. Im Zentrum angekommen sind meine zwei Besucher immer noch so mit Fotografieren beschäftigt, dass das gut gemeinte „Übrigens das ist unsere Kathedrale, das Wahrzeichen der Stadt“ einfach nur untergeht.
DIE Kathedrale von Guadalajara
Doch irgendwann wird uns das alles zu viel und wir brauchen eine Pause. Also wie geplant geht es zu den Hospicios Cabanas wo wir die berühmten Malereien des mexikanischen Künstlers Orozcos bewundern wollen. Dass auf dem Platz davor heute ein großes Sektentreffen stattfindet habe ich natürlich gewusst und bin von den im Kreis tanzenden Menschen nur wenig überrascht Alle haben weiße Kleider an, es riecht nach einer Art Weihrauch und alle beten zu Grishna.
Als wir dann endlich unser Ziel nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen, hat das früherer Hospitz für Kinder, heute nur noch Museum, bereits geschlossen. Mein Besucherplan geht heute einfach voll auf. Super Sache.
Das berühmteste Gemälde Guadalajaras von Orozco in der Kuppel der Cabanas.
Dafür holen wir das gleich am nächsten Morgen nach bevor wir uns mit meinem Mitbewohner Osvaldo auf den Weg nach Tequila machen. Die Stadt des Tequilas. Okay da hätte man jetzt auch von alleine drauf kommen können. Ich wollte es nur noch mal betonen. Dort machen wir eine Führung durch eine Produktionsfirma.
Total schick bei der Führung. Corinna links, Osvaldo und Karo.
Wir lernen viel und zum ersten Mal bekomme ich ein wenig sogar ein Gespür dafür, warum man Tequila hier nicht nur zum Besaufen trinkt. Wir probieren uns durch verschiedene Sorten durch und am Ende habe ich sogar den Trick raus, wie man das Zeug schluckt ohne das Gesicht zusammen zu ziehen. Natürlich wird anschließend noch gut eingekauft. Wir sind ja schließlich jetzt Profis und wissen was schmeckt.
Tequila ist definitiv nicht gleich Tequila!
Leider geht auch so schon wieder ein Wochenende viel zu schnell vorbei und am nächsten Tag heißt es bereits Tschüss sagen. War schön mit euch Mädels
LUCHA LIBRE
Wer in Mexiko ist muss bei den Lucha Libre gewesen sein! Sagen auf jeden Fall alle. Zugegebenermaßen hört sich das sehr anzüglich an, wenn man deutsch spricht. Aber es ist dann doch wiederum sehr harmlos wenn man es aus dem spanischen ins deutsche übersetzt (= freier Kampf). Bei diesem Kampf (hauptsächlich Männer) wird mit Masken gekämpft und eigentlich alles ist erlaubt. Schlagen, Treten, Springen,… alles. Ist schließlich ein freier Kampf. Okay klingt brutal. Eigentlich ist das ganze mehr Show als Kampf. Das Publikum rastet dabei völlig aus. Ruft und singt. Und ich? Ich sitze mit Sarai und Felicity (zwei meiner Mitbewohnerinnen) völlig schockiert mitten in der Menge. Ich weiß nicht ob mir das gefällt, rede mir aber fleißig ein „Du bist in Mexiko, du musstest das mal gesehen haben.“. Eine andere Welt. Leider darf man noch nicht mal Fotos machen. Schlitzohr was ich bin, hat sich mein Handy jedoch trotzdem beim Telefonieren wie von selbst ausgelöst
Mittendrin statt nur dabei! Lucha Libre!
Als wir anschließend noch feiern gehen, können nur noch über das ganze Spektakel lachen. Verrückter Abend.
AUSBLICK
Ich habe noch viel vor mir. Das ist klar. Doch ich fange erst einmal mit der Karibik von Mexiko an. Man muss es ja nicht gleich übertreiben. Ich freue mich trotzdem schon bald davon berichten zu dürfen.