
….hin und zurück. Geschichten aus dem Alltag vor, in und nach der Schule. Geschichten, die einen zum lachen bringen. Oder auch an den Rand der Verzweiflung treiben.
AUF DEM WEG ZUR SCHULE
ALLES TEQUILA ODER WAS?!
Es ist Donnerstag. Ozman, Joachim und ich machen eine kleine Homeparty mit Tequila. Der letzte Unitag muss schließlich gefeiert werden. Bis spät in die Nacht hinein reden und lachen wir. Blöd nur, dass ich heute wieder arbeiten muss. Es ist das Gefühl, welches sicher einige kennen. Das Gefühl wenn die Augenlieder schwerer sind als die Muskeln, um die Augen zu öffnen. Doch um 7Uhr morgens bleibt mir nichts anderes übrig. Ich zwinge meine Augen dazu, sich wenigstens einen Spalt breit zu öffnen, schleppe mich ins Bad und schwinge meine Hüften aufs Fahrrad. Heute sehe ich aber auch echt schlecht mensch, denke ich mir als ich an der Ampel stehe. Was ist da nur los?! Und das wo ich doch so langsam wach werde vom frischen Fahrtwind. Das muss der Tequila gewesen sein. Ganz sicher. Der Tequilla in Mexiko verdreht einem aber auch immer ordentlich den Kopf… Naja, auf halbem Wege – mein Denkvermögen hat sich auch endlich mal aus dem Schlaf geprügelt – bemerke ich dann endlich, dass ich meine Brille zuhause liegen gelassen habe. Tequila – so schaut´s aus.
IN DER SCHULE
KÄTZCHEN, MÄUSCHEN UND HÄSSCHEN
Das Thema der heutigen Unterrichtsstunde: Verniedlichungen in der deutschen Sprache. Ganz einfach. Die Schüler verstehen sofort: Blümchen kommt von Blume. Kätzchen kommt von Katze. Hündchen kommt von Hund. Dann frage ich „Und woher kommt Häschen?“ – „Häschen kommt von hässlich.“ Ich lache und frage: „Und woher kommt dann Mäuschen?“ – „Mäuschen kommt von hübscher Frau.“. Da haben meine Pappnasen mal wieder genau den springenden Punkt erfasst.
ALLES PORNO ODER WAS?
Anderer Tag. Andere Klasse. Für das 3. Semester (ungefähr 15 Jahre alt) gibt es gleich zwei Klassen, da es so viele Schüler sind. Die eine Klasse ist richtig nett und sehr sehr vorbildlich. Die andere Klasse,… jaaa, puh. Was soll man dazu sagen. Hier ein Beispiel aus der heutigen Stunde. Wir simulieren einen Flohmarkt. Super witzig und alle sind voll dabei. Was sie verkaufen wollen entscheiden sie selbst. Meine lieben und netten 3er wollen süße Kätzchen, Sonnenbrillen und Sticker verkaufen. Toll. Und was machen meine Pappnasen aus der anderen Klasse? Festhalten: Die verkaufen Dildos, Schlampen und Schwangerschaftstests. Ja ne ist klar. Ich bin also die ganze Stunde damit beschäftigt, während hitzigen Verkaufsgespräche zwischenrein zu rufen: „Tania, es ist der Dildo, nicht die Dildo“. „Sebas, es heißt die Schlampen. Nicht die Schlampes!“ „Antonio könntest du bitte Drogen und nicht drogas sagen?“.
Ich will schließlich nicht, dass meine Schüler Assideutsch lernen.
Und spätestens jetzt nenne ich diese Klasse nur noch liebevoll meine Pornoklasse.
Bild: Super Angebote inklusive Katalog zur Auswahl (Ausweise)
AUF DEM WEG NACH HAUSE
HOLA BONITA!
Es gibt Tage, da genieße ich es, so viel Aufmerksamkeit von den Mexikanern zu bekommen. Ich laufe durch die Stadt und fühle mich toll. Es gibt Tage, da ignoriere Ich einfach die Pfiffe und Sprüche und denke nicht weiter darüber nach. Es gibt aber auch Tage, da bin ich einfach nur noch genervt. Ich fühle mich dann auf mein Äußeres reduziert und sehe richtig wie sie mich förmlich mit ihren Blicken ausziehen. So ein Tag ist heute. Ich sitze auf meinem Fahrrad auf dem Weg nach Hause. Am Bahnübergang muss ich leider warten, da der Zug gerade kommt. Neben mir wendet ein Typ sein Auto. Er lehnt sich aus dem Fenster und pfeift. Ich verdrehe nur die Augen und starre weiter nach vorne. Doch er lässt einfach nicht locker und wirft mir noch ein „Hey schöne blonde Frau, komm doch mal her“ hinterher. Gefolgt von einem dieser schmatzenden Luftküssen, die mich jedes Mal erschauern lassen. Ich starre ihn völlig genervt an und verfluche ihn innerlich. Und dann passiert es. Anscheinend habe ich neue magische Kräfte, von denen ich bisher nichts wusste. Denn während er mich immer noch dämlich angrinst und von oben bis unten begafft, setzt er sein Auto geradewegs rückwärts gegen die nächste Laterne. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und murmle „La vida es dura“ (= Das Leben ist hart). Tja und was lernen wir daraus liebe Mexikaner? Entweder Auto fahren oder eine Frau anmachen. Beides geht definitiv – im wahrsten Sinne des Wortes – nach hinten los.
NACH DEM FEIERABEND
TOASTBROT, MILCH UND WASSER
Ich bin mit Héctor und ein paar Freunden im Rendez Vouz verabredet. Eine kleine französische Bar. Ich springe vorher noch schnell in den Supermarkt, da ich für morgen schließlich etwas zum Frühstück brauche. Da ich allerdings schon spät dran bin gehe ich direkt weiter um meine Freunde zu treffen. Stört ja niemanden in einer Bar. Wir trinken gemütlich Bier und Wein und haben uns viel zu erzählen. Die Runde wird immer lustiger. Irgendwann kommt natürlich jemand auf die Idee – wie das so ist bei feucht fröhlichen Runden – noch einen drauf zu setzen. Donnerstag ist ja auch schon fast Wochenende, ne?! Also ab geht’s zu einer Party. Als ich vor dem Türsteher stehe habe ich schon längst meinen Rucksack auf dem Rücken vergessen.
Er fragt mich: „Und was hast du in deinem Rucksack?“
– „OH! Ähm… Milch, Brot und Wasser?“
– „Nicht dein Ernst!? Mach dich ja nicht lustig“.
– „Nein echt jetzt. Im Ernst“ grinse ich und zeige ihm den Inhalt meines Rucksacks.
– Daraufhin fragt er nur noch trocken: „Bringst du das in deutsche Diskos auch mit?“
Wir schmeißen uns beide weg vor Lachen. Und in anbetracht der ganzen Schickie Mickie Leute um mich herum, komme ich mir in diesem Moment seeeehr Öko vor.
Bild: Zusammen mit Patty und Héctor bei der Party
GRADUACIÓN
Joachim (mein Mitbewohner) hat seine Graduación. Dass das irgendwas mit seinem Abschluss an der Uni zu tun hat ist mir klar. Und dass das gefeiert werden muss schon gleich zweimal. Samstag also eine Party. Bin ich dabei. Nur gibt es einen Haken. Ich denke: Wir machen eine Hausparty mit all seinen Freunden und jedem der kommen möchte. Das erste Mal werde ich allerdings stutzig, was meine Theorie angeht, als ich mir eine schicke Bluse für besondere Anlässe kaufe und Sarai fragt: „Ach ist das für die Graduación am Samstag?“ – „Öhm hmmm ne eigentlich nicht!?“. Man kann es ja auch übertreiben für eine Hausparty. Denke ich immer noch. Das zweite Mal werde ich stutzig als Ozman mir erzählt, er habe sein Lieblingshemd zu Hause vergessen. Drehen jetzt denn alle durch? Seit wann trägt der Bub denn Hemden? Tja nun weiß ich warum. Es gibt eben keine Party bei uns Zuhause – was ich ja dachte – sondern, und jetzt kommt´s: Wir gehen zusammen auf seinen Abschlussball. OH MEIN GOTT. Ich sitze also einen Tag vorher beim Frühstück und muss schockiert feststellen: Ich habe weder ein Kleid noch Schuhe für so einen Anlass (hätte ich da lieber mal auf meine Cousine beim Packen gehört, aber nein ich Sporty hab natürlich nur flache Schuhe und lässige Kleider eingepackt). Improvisieren ist angesagt. Und nach fleißigem Durchwühlen der Kleiderschränke meiner Mitbewohner kam dann folgendes Ergebnis zustande:
Ich find mich schick, bin aber dennoch völlig underdressed. Dass auch die Mexikanerinnen immer so viel Blink Blink haben müssen an ihren Kleidern. Aber ich habe das dann natürlich mit meinen überragenden Salsakenntnissen wieder gutmachen können. Hust….
Sarai und ich mit Absolvent Joaco
Der Abend ist dennoch bombe. Wir gleiten elegant aus dem Taxi und werden auf dem roten Teppich gleich von einem hübschen Menschen im Frack empfangen, welcher eine Klemmmappe unter dem Arm trägt. Die Gästeliste. Die Gästeliste auf der unsere Namen stehen. Ha! Wir werden von einem anderen Menschen, ebenfalls im Frack, zu unseren Plätzen geleitet und allen vorgestellt. Lange hält es uns allerdings nicht auf den Stühlen und es wird die ganze Nacht durchgetanzt, gelacht und gefeiert. Ich komme mir vor, als ob ich mitten in einem dieser amerikanischen Teeniefilme bin. Diese Filme bei denen man als pubertierender Teenie vor dem Fernseher sitzt und träumt auch mal auf so einen Ball zu gehen. Einen Ball auf dem elegant die Sau rausgelassen wird. Tja jetzt kann ich sagen: Ich war dabei und geil wars!
VOR DEM SCHLAFEN GEHEN
TIERFREUNDLICHES SPORTTREIBEN
Ich habe meine neue Sportart gefunden. Macht unglaublich viel Spaß, hält fit und erspart einem die lästigen Übungen im Fitnessstudio. Da sich auf englisch einfach alles immer cool anhört, nenne ich das jetzt einfach mal „hunting cucarachas“. Richtig. Cucarachas. Kakerlaken auch genannt. Ja ich weiß, die sind super widerlich. Vor allem wenn sie diese komischen Schabgeräusche machen wenn man im Bett liegt und eigentlich schlafen will. Aber umbringen? Kommt gar nicht in Frage. Die können doch auch nichts dafür dass sie keiner mag. Außerdem, wenn man sie mit diesem terror Spray vernichtet, hat man binnen weniger Sekunden eine Ameisenstraße an der Backe, welche sich über die Überreste hermacht. Ne danke da verzichte ich darauf. Also zurück zu meiner neuen Sportart. Statt die Biester zu töten beschließe ich sie zu fangen und nach draußen zu katapultieren. Was ich anfangs nicht gedacht hätte: Speedy Gonzales ist ne lahme Kröte dagegen. Ich hechte also von einem Eck ins andere. Vom Bett auf den Stuhl und wieder runter auf den Boden. Hüpf hoch an die Decke krieche, um unters Bett zu kommen. Und das ganze Spiel wieder von vorne. Man braucht – wenn man eine langsame Cucaracha erwischt hat – etwa 10 Minuten um sie einzufangen. Aber gerne auch mal 30 Minuten. Wer da nicht ins Schwitzen kommt Hut ab!
Ach ich liebe Mexiko!