
… wird´s trotzdem nicht langweilig. Man muss nur aufmerksam hinschauen.
Raus aus dem Urlaubsfeeling, zurück in den Alltag. So lautet die Devise nach all diesen tollen Abenteuern die ich in meinem Urlaub erleben durfte. Doch auch die letzten zwei Wochen hatten viel zu bieten.
NEUES AUS DEM HAUSE MONTENEGRO
Es fühlt sich toll an wieder Zuhause zu sein. In seinem eigenen Bett zu schlafen und keine Ohropax verwenden zu müssen, da mindestens 3 der 10 Zimmergenossen lautstark schnarchen. Herrlich. Mit neuer Energie geht es also nun in die neue Arbeitswoche. Ich stehe gut gelaunt auf und hüpfe frisch geduscht in die Küche um mir Frühstück zu machen. Also das war der Plan. Denn anscheinend hatte einer meiner Mitbewohner einen Hungeranfall, bei dem mein Müsli zum Opfer gefallen ist. Macht nichts, denke ich mir. Kaufst du dir eben was im Supermarkt bei der Schule. Also ab zur Schule. Ich schnappe mir mein Fahrrad und will losfahren. Und was muss ich feststellen? Einen Platten. Dabei hatte ich extra am Abend zuvor noch mein Hinterrad kontrolliert. Vielleicht hätte ich das mit dem Vorderrad auch machen sollen. Ich beschließe also den Bus zu nehmen. Als ich dann draußen auf der Straße stehe wird mir jedoch schrecklich bewusst, dass ich keine Ahnung habe welcher der tausend Busse an meine Schule fährt. Also ein Taxi. Die Zeit wird langsam auch ganz schön knapp, doch ich lasse mir meine Laune nicht ruinieren. Denke ich zumindest anfangs noch. Denn als ich dann endlich an der Schule ankomme, zockt mir der Taxifahrer mein letztes Bargeld ab. Fazit: Ich stehe hungrig vor dem Supermarkt an der Schule, es ist schon viel zu spät und ich habe kein Geld mehr um mir noch etwas zu kaufen. Tja, auch in Mexiko gibt es diese Tage, die man einfach unter MONTAG abhaken kann.
Am selben Abend schmeißt meine Mitbewohnerin Isabell eine Abschiedsparty. Es sind uuuuunglaublich viele Menschen in unserem Haus und wir haben viel zu lachen. Ich unterhalte mich mit einem Freund von Isa. Während des Gesprächs stellt sich heraus, dass er ein absoluter Fahrradfan ist. Ich erzähle ihm von meinem unglücklichen Montag und meinem Platten. Was dann passiert glaube ich in diesem Moment selbst nicht. Meint der doch im Ernst zu mir: „Ich fahr schnell nach Hause und hole mein Werkzeug. Das bekommen wir wieder hin.“ Hallo? Wir sind auf einer Party!? Gesagt, getan. Er fährt nach Hause und anschließend basteln wir mitten in einer Menge betrunkener und lustiger Partygäste an meinem Fahrrad rum. Sehr hilfsbereit die Mexikaner, das muss man ihnen schon lassen
Bild: Beim Bowlen mit der WG (von links: Joachim, Lu, Ich, Will, Raffa)
Bild: Zusammen mit Sarai nach erfolgreichem Sieg beim Bowlen – also fast
Leider sind die nächsten Tage nicht ganz so rosig, da mich meine Mexiko Diät endgültig in die Knie zwingt. Aber am Ende der Woche bin ich schon wieder fit genug um einen Trip in Mexikos Hauptstadt zu wagen. Man hat ja sonst nichts zu tun
WOCHENENDTRIPP NACH MEXIKO STADT
Es ist Freitag und am Abend soll die Geburtstagsparty einer anderen Freiwilligen aus Deutschland steigen. Super Sache. Ich kann bei Karo übernachten und wohnen. Leider gibt es nur einen Haken. Sie hat erst Abends zeit und ich lande bereits morgens. Macht nichts denke ich mir. Das packst du schon. Ich mein da leben ja auch nur 21 Millionen Menschen. Uaaaaaah. Als ich mich dann endlich in den Flieger geprügelt habe, ist das Einzige an was ich denken kann: Du bist verrückt. Aber man brauch ja schließlich ein paar Geschichten, die man später mal seinen Enkelkindern erzählen kann. Ich komme also in Mexiko Stadt an, stehe mit Sack und Pack am Flughafen und komme mir vor wie bestellt und nicht abgeholt. Was ja irgendwie auch eine passende Bezeichnung ist. Geh in´s Frida Kahlo Museum, hat man mir gesagt. Okay. Ich bin noch der festen Überzeugung, dass ich ganz mutig die Metro nehmen werde, bis ich in Mitten all dieser Leute stehe. Ähm ja doch das Taxi, welches mich bis zur Haustüre des Museums bringt. Das Museum ist unglaublich toll und auf jeden Fall empfehlenswert. Hier fühle ich mich auch sicher. Ich trinke gemütlich einen Kaffee, schaue mir alles in Ruhe an. Doch irgendwann hat auch das Frida Kahlo Museum keine Infotafeln mehr, die ich noch lesen könnte. Und auswendig lernen ist dann doch zu viel. „Aber es sind doch noch 3 Stunden bis Karo von der Arbeit kommt“ ruft mir mein Unterbewusstsein ängstlich zu. Verdammt. Tief Luft holen und los geht´s. Mutig schnappe ich also meinen Rucksack und stiefel einfach mal in die Stadt. Immer den Menschenmassen hinterher. Die werden schon wissen wo es hingeht. Und tatsächlich. Ich komme an einem großen Kaufhaus raus, in dem ich problemlos die restliche Zeit verbringen kann. Ich bin schließlich auch nur eine Frau. Als ich dann endlich Karo treffe bin ich erleichtert. Und ich muss gleichzeitig über mich selbst lachen. Ich bin in Mexiko Stadt. Die Stadt mit unglaublich vielen Möglichkeiten. Und ich verbringe den halben Tag in einem Kaufhaus und esse bei Mc Donalds.
Die Party am Abend ist auch super witzig und wir lachen viel. Nachts bringen uns ein paar Freunde von Corinna (die, die Geburtstag hat) uns nach Hause. Leider sind wir einer zu viel. Macht nichts, wir haben im Urlaub schließlich geübt. Zu viert hinten auf der Rückbank rauschen wir dann allerdings mitten in eine Polizeikontrolle. Naaaa super. Aber ein bisschen Nervenkitzel muss schließlich sein. Karo und ich stehen also bibbernd am Straßenrand (was nicht nur der Kälte zuzuschreiben ist) und warten darauf, dass die Jungs mit den Polizisten fertig diskutieren. Das Ende vom Lied: Die Polizisten bekommen – natürlich ganz unauffällig – 500 Pesos (ca. 25€) zugesteckt und alles ist wieder gut. Sie lassen uns sogar so weiter fahren. Und dann soll noch mal jemand sagen, die mexikanischen Polizisten wären nicht korrupt…
Wir schlafen lange am nächsten Tag aus und verbringen dann den restlichen sonnigen Tag im Zoo. Wirklich richtig schön und man muss noch nicht mal Eintritt zahlen. Find ich toll.
Natürlich möchte ich auch ein bisschen was vom Zentrum sehen, wenn ich schon mal hier bin. Ich treffe mich mit Christopher (einer der Jungs die wir im Urlaub kennen gelernt haben). Er zeigt mir den Zócalo und die Kathedrale. Richtig interessant.
Bild: Oben auf dem Dach der Kathedrale mit Blick auf den Zócalo.
Anschließend machen wir noch eine Busrundfahrt mit dem Turibus. Mir gefällt die Stadt wirklich gut und es gibt viele interessante Ecken. Am Ende muss ich nur noch mehr darüber schmunzeln, dass ich mir anfangs so in die Hosen gemacht habe. Und auch so geht wieder ein tolles Wochenende vorbei und es heißt wieder: Hallo Guadalajara, Hallo Alltag.
Bild: Bei der Stadtrundfahrt
NEUES AUS DEM SCHULALLTAG
In der Schule läuft es mittlerweile richtig gut. Ich habe Routine und wirklich viel Spaß an meiner Arbeit. Ich kann mich mittlerweile sogar schon auf Spanisch aufregen, wenn die Pappnasen mal wieder nicht zuhören. Aber im Groß und Ganzen sind sie alle ganz lieb und ich habe jeden Einzelnen schon ins Herz geschlossen. Es gibt viel zu tun und ich übernehme mittlerweile die Hälfte der Stunden. Zusätzlich mache ich die Prüfungsvorbereitung und helfe beim deutschen Radio mit. Fühlt sich irgendwie gut an dieses Arbeitsleben.
An einem ganz normalen Schultag geschieht jedoch etwas komisches. Ich sitze auf meinem Platz. Mario macht gerade den Unterricht als plötzlich alles anfängt zu wackeln. Ich denke so „ Man ey was für ein Lastwagen ist denn da draußen vorbei gefahren!?“. Als auch keiner der Schüler oder Mario etwas dazu sagt, bin ich mir noch nicht mal sicher, ob ich mir das einfach nur eingebildet habe. Einen Tag später lese ich allerdings in der Zeitung, dass es ein kleines Erdbeben gab. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können… Lastwagen. Ich lache und kann nur noch sagen: Wie doof.
KOSTÜMPARTY VON PATTY UND JUNE
Meine zwei Freunde schmeißen am Samstag eine Kostümparty. Finde ich spitze. Das beste Kostüm kann sogar eine Flasche Rum gewinnen. Nicht schlecht. Blöd nur, dass die tolle Fasnachtskiste von uns im Keller in Donau steht und ich mir natürlich nicht im entferntesten Gedanken darüber gemacht habe, dass ich so etwas brauchen könnten. Ich zerbreche mir also den Kopf. Durchwühle alle meine Kleider. Durchwühle die Kleider meiner Mitbewohner. Doch nichts. Ich gebe es schon fast auf als mir der Gedanke kommt einfach als Deutsche zu gehen. Ich ziehe also einfach beide Kleider an die ich dabei habe, binde mir einen Schal als Schürze um. Kommt einem Dirndel schon mal recht nahe. Also für mexikanische Verhältnisse reicht es aus, beschließe ich. Noch zwei Zöpfchen geflochten und schnell ein Lebkuchenherz gebastelt. Als ich in den Spiegel schaue bin ich zufrieden. Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus. Auf jeden Fall authentisch. Das denken sich die anderen Gäste auch und am Ende gehe ich glücklich mit einer Flasche Rum nach Hause. Tja, manchmal muss man einfach das sein, was man ist
Bild: Alle schick verkleidet
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DIE GEWOHNHEITEN DER MEXIKANER
Wo man hinsieht fegende Mexikaner. Es spielt keine Rolle welche Uhrzeit, welcher Winkel der Stadt. Einer fegt immer. Der Gehweg muss schließlich sauber sein.
Eines Nachts Gewittert es ordentlich. Es blitzt und donnert. Der Regen prasselt und wechselt allmählich in Hagel. Ich liege im Bett und lausche dem Spektakel. Genieße die seltene Kühle und frische Luft die durch mein tolles Fenster hineinströmt. Das Gewitter zieht weiter und auf die stille danach folgt ein wohl bekanntes Geräusch. Die Mexikaner fegen schon wieder. Ich lache und verstehe die Welt nicht mehr.
AUSBLICKE
Und schon wieder sind die Koffer gepackt. Auf geht’s nach Costa Rica. Wir werden dort unser Zwischenseminar von kulturweit haben und über unsere bisherige Zeit und Erfahrungen sprechen. Ich freue mich darauf und bin gespannt, was die anderen aus Mittelamerika zu erzählen haben.