Travel is glamorous only in retrospect.

Samstag, ca. 18:30 Uhr, in Nis, Serbien.: „When is the next bus to Sofia departing?“- „Monday, 16 o’clock.“

Meine Rückreise von Sarajevo versprach spannend zu werden. Das schwante mir schon, als ich mich am Samstagmorgen in den Bus nach Nis setzte, ungewiss, wann ich in Bulgarien ankommen würde. Auskunft über Busabfahrten von anderen Bahnhöfen war weder von der Frau am Ticketschalter, noch von dem Mann am Informationsschalter zu bekommen. Auf Englisch schon gar nicht.

.. Montag, 16:00 Uhr? Entgeisterter Blick und trockenes Schlucken. Okay, nachdenken, Tanja.

„Is there a bus to Belgrade?“ – „Yes, in 30 minutes.“ – „Okay, one ticket please!“

In solchen Situationen reagiert mein Mund schneller, als das Hirn arbeitet. Vielleicht auch besser..

Im Bus. Eher der Tiefpunkt meiner Reise. Dezenter Anflug von Verzweiflung.

Die Wahrscheinlichkeit in Belgrad einen Bus nach Sofia zu kriegen ist recht hoch. Außerdem sitze ich lieber dort, als in Nis fest. Und ich kann mich noch an das Hostel erinnern, in dem wir damals übernachtet haben.

Telefon funktioniert nicht mehr. Kann das Hostel nicht erreichen. Gesteigerte Verzweiflung.

Doch das Glück ist an meiner Seite. In Form meiner Sitznachbarin Jovana, 22, studiert in Belgrad. Nachdem ich ihr, wohl recht Mitleid erregend, meine Geschichte erzählt habe, lässt sie mich mit ihrem Handy telefonieren. Die Nummer ist falsch. Super. Jovana ruft einen Freund an, der die Nummer des Hostels recherchiert und anruft. Yayee. Freie Betten und ich kann jederzeit kommen. Erleichterung.

Es geht bergauf. Ich unterhalte mich die vier Stunden bestens mit Jovana. Schlafe dann ein und als ich in Belgrad aufwache, liegt ein Zettel neben mir. Geld abheben und auf zum Ticketschalter. Sonntag, 14:30 Uhr, ein Bus nach Sofia. Jawoll. Ab ins Taxi. Zu viel gezahlt. Sch**ßegal. Endlich im Hostel und todmüde ins Bett fallen.

Am Sonntag geht’s in die Stadt, auf der Suche nach Essbarem. Dank orthodoxem Ostersonntag haben sogar die 24 h Supermärkte zu. Cafés allerdings nicht. Der Duft von Zimt steigt mir in die Nase, ich genieße den warmen Apple pie, auf dem eine Kugel Vanilleeis zerfließt und schlürfe genüsslich meinen Karamell Mocca. Letzte Krümel werden vom Teller gepickt, Sahne von den Lippen geleckt, der Kellner lächelt mich freundlich an. Die Welt sieht schon viel besser aus und ich laufe lächelnd durch den leichten Nieselregen zurück zum Hostel.

Der Rest der Reise verläuft Problemlos und ich bin um 02:00 Uhr endlich zu Hause, in Veliko Tarnovo.

Was für ne Fahrt.. aber eine Reise ohne Komplikationen ist auch irgendwie keine Reise, oder?

Tanja

 

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