Schon eine Woche Estland!

Montag, 18. März 2013

Tere hommikust! Das ist estnisch und heißt guten Morgen. Was Schulferien heißt weiß ich zwar noch nicht aber nachdem ich jetzt gerade mal eine Woche hier in Estland bin und meine ersten Tage sehr gut überstanden habe, musste ich mich schon wieder von der Schule, den Lehrern und den Schülern für eine Woche in die Ferien verabschieden. Für mich wird es in dieser Woche trotzdem etwas zu tun geben, wenn auch nicht sehr viel. Am Mittwoch und am Freitag werde ich eine Aufnahmeprüfung für die 10te Klasse der deutschen Abteilung beaufsichtigen.

Und da meine WG, aufgrund der großen Reisefreudigkeit meiner Mitbewohner, momentan ziemlich leer ist, fasste ich den Entschluss ebenfalls für zwei Tage Tallinn zu verlassen. So sitze ich in diesem Moment in einem Bus nach Tartu. Hier in Estland und wie es scheint in sämtlichen Nachbarländern ist so etwas wie bei uns „Mein Fernbus“ oder „Dein Bus“ nichts Neuartiges. Die Reisebusse, ausgestattet mit kostenlosem WiFi und teilweise sogar Steckdosen sind hier neben dem Zug ein sehr beliebtes und günstiges Reisemittel.

Es folgt ein kleiner Rückblick auf meine erste estnische Woche: Am Montag verbrachte ich meinen ersten Tag am Tallinna Saksa Gümnaasium. Ich lernte hauptsächlich die deutschen Lehrer der Schule kennen, die ein eigenes Lehrerzimmer für die deutsche Abteilung haben. Für die ersten Tage sollte ich mit den deutschen Lehrern „mitlaufen“ und mir den Unterricht anschauen, konnte mich allerdings hier und da auch schon einbringen. Für Mittwoch Mittag war für die Schüler der 10ten und 11ten Klasse das Schulfinale von „Jugend debattiert international“ geplant. Zu den zwei Themen „Soll für estnische Schüler in der 9ten Klasse ein Berufspraktikum eingeführt werden“ und „Sollen in der Schule internetfähige Geräte verboten werden“ (mit den internetfähigen Geräten sind vor allem Smartphones gemeint) debattierten nun jeweils zwei Schüler für und zwei Schüler mit Argumenten gegen die gegebene Aussage. Zu den internetfähigen Geräten sollte gesagt sein, dass damit vor allem Smartphones gemeint sind, die wie ich selbst schon beobachten konnte recht häufig von den Schülern eingesetzt werden – ob sinnvoll oder nicht sei dahingestellt. Die gesamte Debatte wurde auf Deutsch geführt, sodass die Debattanten zusätzlich vor der Hürde standen, die richtigen Wörter zu finden um Ihr Argument zu verteidigen oder zu belegen. Dies gelang allen der acht Schüler wie ich finde sehr gut. Trotzdem kann die Schule nur 4 Schüler in das Stadtfinale von Tallinn im April schicken. In der anschließenden Jurysitzung durfte auch ich meinen Kommentar zu den einzelnen Debattanten abgeben, dass am Schluss die vier richtigen Vertreter gefunden wurden. Ich bin gespannt wie sich die Schüler vor anderen deutschsprachigen Schülern der Stadt schlagen werden.

Mein Donnerstag startete etwas chaotisch. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meinen täglichen Weg zur Schule erklären. Ich wohne im östlich gelegenen Stadtteil Lasnamäe. Das TSG ist im Stadtteil Mustamäe, welches im Südwesten der Stadt liegt. Um nun zur Schule zu kommen muss ich in der Innenstadt umsteigen. Da ich kein Freund langer Busfahrten bin nehme ich normalerweise die Expressbusse, die um einiges schneller an ihr Ziel kommen, da sie einige Haltestellen überspringen. Glücklicherweise gibt es auf meinem Weg zwei Busverbindungen mit Expressbussen, die meinen Weg auf ca. 33 Minuten verkürzen.

An diesem Donnerstag musste ich jedoch, aufgrund des Projekttages etwas später erscheinen als sonst. Ich plante die siebte Klasse zu begleiten, die einen dieser roten Touristenbusse gemietet hatte. Den ersten Expressbus nahm ich wie geplant. Nur als ich dann an der Haltestelle des zweiten stand musste ich feststellen, dass der Expressbus nur bis ca. 9:30 fährt. Da es allerdings schon 9:35 war musste ich also auf einen normalen Bus setzen und kam somit ca. 15 Minuten später als geplant an der Schule an und das waren 5 Minuten zu spät. Der Touristenbus war mitsamt der Klasse weg. Ich fand dann eine andere Gruppe, die ich begleiten durfte und so war der Tag dann doch nicht so erfolglos wie er gestartet hatte.

Und schon kam mein erstes Wochenende in Tallinn, an dem ich das estnische Nachtleben kennenlernen sollte. Meine georgische Mitbewohnerin feierte am Samstag mit einem italienischen Freund (ja, hier gibt es eine beachtliche Anzahl an europäischen Freiwilligen) ihren Geburtstag. Auf die Party folgte eine Nacht in der Club- und Barszene Tallinns. Wie vielleicht zu erwarten war, gehen hier eine ordentliche Menge Vodka über die Theke. Da es meine erste Erfahrung mit estnischen Bars war, die sich im übrigen nicht groß von denen in Deutschland unterscheiden, hielt ich mich da natürlich zurück.

Nun rollt der Bus gleich in den Busbahnhof Tartus ein. Mal sehen was mich in der kleinen Studentenstadt im Süden Estlands so erwarten wird. Vielleicht werde ich ja schon auf meiner Rückfahrt davon berichten.

 

Kohtumiseni,

Julian

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Mein kleiner Bruder, da hast du ja schon ganz schön was erlebt im fernen Tallinn. Schön dass es Dir gut geht! Ich freue mich auf mehr 🙂 <3