Ein bisschen Bildung

Gestern waren Jan, Hang, Natalie (auch Kulturweit-Freiwillige aus der Frühjahrsausreise 2013) und ich an der Deutschen Schule Shanghai für eine Diskussionsrunde mit Prof. Zhou Chun, dem ehemaligen Dolmetscher Mao Zedongs. Er hat lange Zeit engen Kontakt mit Deutschen gehabt und viele Jahre in Berlin gelebt, weswegen er beide Kulturen sehr gut kennt. Es war interessant ihn sprechen zu hören und zu erfahren, was er erlebt hat. Ich kann es jetzt nicht Wort für Wort wiedergeben, aber was er auf die vielen Fragen geantwortet hat, hat mich sehr bewegt. Denn obwohl er durch die KP 22 Jahre in Gefängnissen und Arbeitslagern verbringen musste, ist er immer noch ein treuer Unterstützer Chinas. Für ihn sind das Fehlentscheidungen, die von falschen Idealen geleitet wurden, aber es ändert  nichts an seiner Verbundenheit und Ergebenheit zu seinem Vaterland.
Die Art und Weise, wie er erzählt hat, war fesselnd und unterhaltsam zugleich. Mit seiner liebenswürdigen Art hat er immer wieder für Lacher im Publikum gesorgt.

Über sein Leben hat er auch ein Buch geschrieben (http://www.amazon.de/Leben-Schicksal-eines-chinesischen-Intellektuellen/dp/3934376274).

Im Anschluss an die Diskussionsrunde gab es noch einen kleinen Empfang, bei dem es selbstgemachte Snacks gab. Und was für welche! Kuchen, Muffins, Nudelsalat, Quiche, Flammkuchen, Sandwiches… Ich muss sagen, dass ich Deutschland selbst nicht vermisse (dafür gefällt mir China grade einfach zu gut), aber das Essen schon. Überhaupt war es seltsam, wieder nur von Deutschen umgeben zu sein. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, wieder zurück zu sein.

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Hochzeitsmarkt

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In einem Park irgendwo im Zentrum Shanghais.
Es ist Wochenende, zwölf Uhr, man hört den Verkehr der Großstadt leise im Hintergrund.
Die Sonne scheint auf aufgespannte Regenschirme, die aneinandergereiht die Wege säumen. Auf ihnen kleben DIN A4 Seiten, die bei näherer Betrachtung eine Art Steckbrief zu sein scheinen. Alter, Herkunft, Geschlecht, Werdegang und Gehalt einer Person stehen auf diesen Steckbriefen notiert. Fotos sind eine Rarität. Ganz unten: Telefonnummern bei Interesse.
Dazwischen Passanten mit kleinen Notizbüchern und Stiften; es wird hin und wieder etwas aufgeschrieben. Manchmal sieht man sie sogar schon telefonieren.
Hinter den Regenschirmen oder Plakatwänden stehen ältere Leute, die frühstücken, quatschen oder einfach nur Löcher in die Luft starren.

Es ist Hochzeitsmarkt (相亲市场) in Shanghai.
Eltern versuchen so ihre inzwischen erwachsenen Kinder zu verkuppeln, manchmal sogar ohne deren Wissen oder Einverständnis. Deren Geburtsjahr schwankt zwischen 1980 und 1988, manchmal jünger (1990), manchmal älter (die älteste Person war Jahrgang 1957!!!).

Wie unromantisch in einem Land, in dem Kitsch und Schnulz so angesagt sind wie in China.

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neununddreißig

Soviele Tage bin ich nun schon in China.
Was ist inzwischen passiert?

Die Arbeit an den Schulen kommt langsam ins Rollen.

An der WFLMS ist diese Woche grade „Deutsche Woche“.  Marens und mein Projekt lief ganz gut, wir hatten als Belohnung „typisch“ deutsche Snacks: Leibniz-Kekse, Salzstangen und -brezeln, Gummibärchen, Apfel- und Traubenschorle (das Brot war leider zu teuer…). Das Essen hat als Lockmittel erstaunlich gut funktioniert, es kamen um die 60 Schüler und haben gebastelt, gegessen und getrunken. Favorit waren dabei eindeutig die Kekse und Gummibärchen.
Freitags gebe ich dort auch in der 10. Klasse eine Deutsche Ecke, die als eine Art AG den Deutschunterricht vertieft.
Nächste Woche wird dort Halloween gefeiert, indem u.a. sich die Schüler und Lehrer verkleiden und das beste Kostüm gekürt wird. Überhaupt hat die Schule viele, in meinen Augen tolle Veranstaltungen, die den Schulalltag prägen (beispielsweise die deutsche Woche, an der an jedem Tag ein anderes Projekt stattfindet).

An der I&C, der Berufsschule, auf deren Gelände ich wohne, werde ich ab nächster Woche meine deutsche Ecke starten. In der ersten Stunde werde ich wahrscheinlich ein deutsches Lied vorstellen und den Songtext mit den Schülern erarbeiten. Montag übernehme ich noch eine Deutschstunde zum Thema Essen, was auf A1-Niveau eine echte Herausforderung sein kann. Aber zum Glück bekomme ich von meiner Lehrerin tatkräftige Unterstützung, von daher wird das schon;)

Außerdem bieten Schüler der WFLMS einmal die Woche einen Chinesischsprachkurs für ausländische Lehrer an. Montag war die erste Stunde, die mich leider noch nicht ganz überzeugen konnte. Der Fokus war relativ stark auf neues Vokabular gelegt, ich persönlich würde lieber mehr Grammatik lernen. Mal sehen, ob ich den Kurs dauerhaft besuchen werde, momentan organisiere ich mir noch Privatstunden an der I&C.

In meiner Freizeit mache ich relativ viel mit den anderen Freiwilligen, die inzwischen gute Freunde geworden sind. Zusammen erkunden wir die Stadt, gehen shoppen und besuchen Kulturveranstaltungen wie Klavierkonzerte, Museen oder Kunstausstellungen. Nichtsdestotrotz möchte ich in nächster Zeit mehr neue Leute kennen lernen und habe mich deswegen schon etwas umgesehen. Die Expatcommunity in Shanghai ist nämlich eine der größten in ganz China und dementsprechend viele internationale Angebote gibt es hier, was zum Kontakte knüpfen natürlich ideal ist.

Ich bin noch auf der Suche nach Tanzstunden und einem Französisch-Tandempartner, ich hoffe, dass sich da in der Richtung bald etwas ergibt.

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Golden Week

Diese Galerie enthält 14 Fotos.

Anfang Oktober waren hier Feiertage, die Golden Week  genannt werden und die wir (Hang, Jan, Maren und ich) zum Verreisen genutzt haben. Verschlagen hat es uns dabei nach Nanjing, wo wir zwei andere Freiwillige besucht haben. Nanjing selbst kam uns … Weiterlesen

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China versus Deutschland

Gestern, als ich mich mit einer Schülerin unterhielt, fragte sie mich, inwiefern sich China und Deutschland unterscheiden. Ungeachtet der Tatsache, dass ich grade erst eine Woche hier bin, sind mir schon einige Dinge aufgefallen, die sie ziemlich amüsant fand.

Da wäre einmal zu erwähnen, dass die Leute hier weitaus weniger Parfüm u.ä. nutzen – während man in Deutschland praktisch immer irgendeinen Duft trägt, sei es durch Deo, Parfüm, Aftershave oder sowas, riecht man das hier eigentlich gar nicht. Was jetzt nicht unbedingt bedeutet, dass die Leute vollkommen stinken (wobei es das natürlich auch gibt…), aber wenn hier jemand streng riecht, dann eher aus dem Mund als durch Schweiß.

Was mich noch gewundert hat, war, dass die Shanghainesen im Schnitt viel langsamer laufen als Deutsche – sie schlendern vielmehr gemütlich durch die Straßen. Natürlich ist es im Stadtzentrum weniger so, dort gehen sie auch etwas zügiger, aber insgesamt und vor allem hier bei mir in der Nähe (ich wohne ziemlich weit außerhalb der Stadt) fällt das auf. Auch wenn ich hier auf dem Schulcampus unterwegs bin, muss ich mich jedes Mal zwingen, langsamer zu laufen um nicht zu doll aufzufallen:D Ich dachte vorher immer, dass Menschen, egal in welchem Land, in Großstädten schnell gehen. Aber naja, wieder was dazu gelernt;)

Modebewusste Frauen tragen zum Teil sehr grelle (Neon-) Farben, die (für mich zumindest) manchmal doch eher seltsam anmuten. Genauso sieht man aber auch Frauen, die sich möglichst süß kleiden und generell darauf bedacht sind, mädchenhaft-niedlich zu wirken. Das ist mindestens genauso seltsam:D

Überhaupt sind kitschig-schnulzige Dinge hier groß im Kommen: Im Supermarkt liefen letztens ungelogen die Backstreetboys mit „I want it that way“ und High School Musical-Lieder (!!!). Ich dachte, ich hör nicht recht:D
Als wir am Bund waren, hab ich auch öfter Frauen mit Haarreifen mit blinkenden Hasenohren gesehen… (Hasenohren gibts aber auch an Handyhüllen, sehr interessant!)

Was noch erwähnenswert wäre, ist das umgekehrte Schönheitsideal von der Hautfarbe:
Deutsche wollen braun sein, Chinesen weiß und jeder hält den anderen für bekloppt:D Hier in China sieht man häufig Leute, die Regenschirme als Sonnenschirme nutzen (was ich letztens übrigens auch gemacht habe, weil die Sonne einfach zu krass schien… Ich sag euch, ich hab mich nie chinesischer gefühlt als in diesem Moment:D). Als ich der Schülerin erzählte, dass sich in Deutschland manche Leute gerne mal stundenlang ohne Sonnenschutz in die pralle Mittagssonne legen um braun zu werden, hat sie mich erstmal vollkommen entgeistert angeschaut („Die Deutschen sind doch verrückt, es ist doch viel zu heiß“). Hier gibt es auch einen Haufen an Bleachingcremes, Body Lotions u.ä. mit Bleichmitteln um die Haut heller zu machen (und bevor jetzt alle denken „Die Chinesen sind doch verrückt“, möchte ich einmal kurz anmerken, dass es in Deutschland Dinge wie Selbstbräuner und Sonnenstudios gibt. Kommt das nicht auf das Gleiche hinaus?) – wobei Bleachingcremes wegen Nebenwirkungen nicht ganz unumstritten sind, aber genaueres weiß ich dazu auch nicht (aber hey, es gibt auch Hautkrebs!).

Dann wäre da noch der Verkehr: Ampeln und Verkehrsregeln im Allgemeinen sind immer relativ, und zwar relativ unwichtig. Man fährt, wie es grade passt und wie man Lust hat, rote Ampeln sind nur eine Empfehlung, die nicht gilt, wenn man’s eilig hat. Deswegen heißt es hier vor allem als Fußgänger immer „Augen auf“ beim Straßenüberqueren, weil man nie weiß, von wo jetzt jemand kommen kann. Funktionieren tut es seltsamerweise aber trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb), denn wenn jeder auf den anderen achtet, passiert irgendwie trotzdem nichts.
Naja, Deutschland als Land der Regeln und Richtlinien kennt sowas natürlich nicht…

So, last but not least: Shanghai und vielleicht China generell ist um einiges kontrastreicher als ich es von Deutschland kenne. Vor allem in einer Megastadt wie hier prallen die Welten krass aufeinander – in der Innenstadt kann man von der teuersten Shoppingmeile mit Designerläden in weniger als einer Minute in eine Nebenstraße einbiegen und links liegt ein schlafender Obdachloser auf Pappkartons, die Straße hat riesige Schlaglöcher und alte Autos drängen sich an den Straßenverkäufern vorbei und pusten dabei stinkende Abgase in die Luft.
Reiche, moderne Chinesen mit iPhones und westlicher Kleidung hasten auf den Straßen vorbei und würdigen die zum Teil wirklich schlimm verschandeten Bettler keines Blickes. Ich finde, in Deutschland wirken die Bettler zumindest einigermaßen gesund und „normal“, aber hier habe ich schon Menschen gesehen, die mit dem Gesicht nach unten liegend (!)  auf dem Boden betteln und von denen ich nicht sicher sagen konnte, ob sie überhaupt noch atmen. Das ist natürlich ein sehr extremes Beispiel, aber sowas habe ich noch nie in Deutschland erlebt, hier aber schon ein paar Mal gesehen…

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Fotos und: Der Stand der Dinge

So, hier kommen jetzt die angekündigten Fotos:)

Gestern waren Hang, Jan (Mitfreiwilliger) und ich noch auf einem Markt, wo wir das Feilschen geübt und einige Dinge (Rucksäcke, Gürtel, Kopfhörer…) erstanden haben. Das Ganze war gar nicht so anstrengend wie ich es mal in Peking erlebt habe, sondern eigentlich sogar ganz angenehm:D Jan als Westler wurde zwar mehr von den Verkäufern angesprochen (die wollten ihm immer teure Uhren verkaufen…), aber insgesamt hat es uns dreien Spaß gemacht. Zum Teil haben wir einfach nur so gefeilscht, um aus sportlichem Ehrgeiz auszuprobieren, wie weit wir den Preis senken können.

Abends waren wir dann noch am People’s Square und am Bund (siehe Fotos oben) und haben mit gefühlt einer Millionen anderer Chinesen die Shanghaier Skyline bewundert.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich echt froh bin, noch mit anderen Freiwilligen in einer Stadt gelandet zu sein. Ohne die andern wüsste ich nicht, wie ich die Feiertage verbracht hätte, weil man so am Anfang natürlich noch niemanden kennt und das dann doch ziemlich einsam werden kann:D Morgen geht wieder die Schule los, mal sehen wie das so wird. An der Schule, auf dessen Gelände ich auch wohne, habe ich noch keine richtigen Aufgaben. Die andere Schule (ich bin an zwei verschiedenen eingesetzt und pendel je zwei bzw drei Tage hin und her) hat mir schon klarere Angaben gegeben, wo sie meine Unterstützung brauchen und wie meine nächsten Projekte so aussehen können.

Momentan ist das Wetter noch ziemlich schwül-heiß, mittags sind es oft 30° (und ich hab mir sagen lassen, dass das noch wesentlich besser ist als noch vor drei, vier Wochen…). Vor allem in den Bussen und U-Bahnen hier ist es manchmal wirklich unangenehm – da steht man eingezwängt zwischen verschwitzten Fremden, es ist eklig schwül und durchs Fenster kommen die stinkenden Abgase der vielen Autos (wobei letzteres in Peking wesentlich schlimmer ist) und wenn dann die Haltestelle erreicht ist, muss man sich durch die Masse durchzwängen um rauszukommen. Daran werde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen:D Achja, und das viele (und geräuschvolle) Ausspucken wäre hier auch noch erwähnenswert!

Insgesamt fühle ich mich hier aber ganz wohl, und dass ich ein bisschen die Sprache beherrsche, hat sich inzwischen als sehr hilfreich erwiesen. Ich freu mich schon sehr darauf, mich hier einzuleben und den Rest der Stadt zu erkunden.

Soviel erstmal von mir:)

 

 

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Vorbereitungsseminar, Beijing und erste Eindrücke

Die letzten zwei Wochen hatten es ganz schoen in sich und aufgrund von Zeitmangel und schlechtem WLAN sowohl am Werbellinsee als auch in Beijing und hier in Shanghai komme ich erst jetzt zum Schreiben. Deswegen hier ein kurzer Umriss der vergangenen 16 Tage:

Das Vorbereitungsseminar am Werbellinsee in ein paar Worte zusammen zu fassen ist ziemlich schwierig, aber versuchen will ich es trotzdem: Die ersten paar Tage waren sehr anstrengend, weil wir viele Vortraege anhoeren mussten, viel Programm und wenig Freizeit hatten. Die restlichen Tage waren zwar ebenso durchgeplant, aber inhaltlich kam mehr Bewegung in die Sache – wir haben viel gelernt zu den Themen Interkulturelles, Kommunikation, Projektmanagement, (De-)Eskalation, Kulturschock, aber auch Teambuilding und Grundsaetzliches ueber Kulturweit, Versicherungen und unsere Partnerorganisationen. Es war toll so viele neue Leute kennenzulernen, die wie man selbst bald fuer ein oder ein halbes Jahr ins Ausland gehen. Mein persoenliches Highlight des Vorbereitungsseminars war der Workshoptag, an dem ich „Erlebnispaedagogik“ gemacht habe. Wir haben viele Gruppenspiele selbst ausprobiert und nachher evaluiert, geschaut, welche Eindruecke wir dabei gesammelt haben und welche Schluesse wir daraus ziehen koennen, um diese Uebungen spaeter selbst mit Gruppen machen zu koennen. Erwaehnenswert waere auch noch der Kulturabend, an dem Freiwillige vorgesungen und selbst geschriebene Texte vorgelesen haben. Einige Auftritte waren wirklich beeindruckend und allgemein war die Stimmung sehr froehlich und ausgelassen.

Im Laufe des Seminars haben Jan, Hang und ich (die beiden sind auch mit mir in Shanghai) unser Freiwilligenprojekt „Kulturweit bewegt“ auf die Beine gestellt (ein entsprechendes Video der Ausreisegruppe 2011 findet ihr auf youtube). Dabei geht es darum, dass Freiwillige in ihren Einsatzorten kurze Tanzvideos filmen, die wir spaeter zu einem Video zusammenschneiden.

Am Mittwoch, den 11.09. bin ich wieder zurueck nach Hannover gefahren, wo ich die letzte Nacht zu Hause verbrachte. Am naechsten Tag bin ich dann von Hannover ueber Frankfurt, wo ich mit Hang und Maren (ebenfalls Kulturweit-Freiwillige in Shanghai) nach Beijing geflogen bin. Den ersten Tag der Einfuehrungswoche  hatten wir frei und haben ihn mit essen, die Gegend erkunden und kleinen Einkaeufen verbracht. Samstag stand unser Ausflug zur chinesischen Mauer auf dem Plan, und zu unserer Freude hatten wir grosses Glueck mit dem Wetter: Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen um 26 Grad sind wir zwei Kilometer der Mauer entlanggelaufen (wobei es streckenweise eher ein Klettern war, weil die Stufen so schmal und steil waren). Gluecklicherweise waren wir an einem Abschnitt der Mauer, der nicht von Touristen ueberlaufen war, sodass wir den Ausblick auf die bewaldeten Berge ringsum und auf die Mauer selbst in Ruhe geniessen konnten. Fotos folgen!:)

Sonntag hatten wir dann einen letzten Seminartag zu den Themen chinesisch-deutsche interkulturelle Kommunikation, der inhaltlich gesehen sehr hilfreich war, aber nach 10 Tagen Vorbereitungsseminar war bei den meisten schon eine Saettigung bezueglich Kennenlernspielen, Gruppendiskussionen und Flipchartsbeschreiben zu spueren. Am Abend sind wir dann nochmal (fast) alle in eine Bar gegangen, um die letzten Tage gemeinsam ausklingen zu lassen. Es war schon ein komisches Gefuehl, nach fast zwei Wochen Vorbereitung auf das Ausland dann  aufzubrechen und an seine Einsatzorte zu reisen.

Montagmorgen sind Maren, Hang und ich dann mit dem Zug nach Shanghai gefahren, aber erstmal zum Bahnhof zu kommen, war komplizierter als gedacht: In einer Gruppe von etwa 6 Leuten, die auch zum Bahnhof mussten, sind wir morgens um acht gestartet. Da wir mit unseren grossen Koffern im Morgenverkehr kaum Chancen haben wuerden, ein Taxi zu bekommen (die uebrigens alle einheitlich gross bzw klein sind und mit mehr als zwei Koffern ueberfordert sind), wollten wir die U-Bahn zum Hauptbahnhof nehmen. Als wir dann irgendwann unsere gefuehlt tausend Koffer die vielen Stufen heruntergetragen hatten (Aufzug gab es natuerlich nicht und die einzige Rolltreppe fuhr nur aufwaerts), machte uns eine Frau darauf aufmerksam, dass die Linie, die zum Bahnhof faehrt, ersatzlos ausgefallen ist. (In dem Moment wusste ich Deutschland zu schaetzen, weil es dann immer irgendwen gibt, der sich darum kuemmert, dass es wieder laeuft und beispielsweise ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird. Hier faellt die Bahn einfach aus und man muss schauen, wie man weiterkommt.)

Nach einigen Minuten Ratlosigkeit entschieden wir uns, doch ein Taxi zu nehmen (wir hatten ja keine andere Wahl…). Leichter gesagt als getan, denn als ob es zur Rush Hour nicht sowieso schon voll ist, sind saemtliche Fahrgaeste der U-Bahn auch auf Taxis (Taxis? Taxen?) umgestiegen. Unser Riesengepaeck tat sein Uebriges (Taxifahrer nehmen natuerlich lieber Leute mit wenig Gepaeck), sodass wir fast eineinhalb Stunden brauchten, bis wir genug Taxis (?) fuer alle hatten. Den Zug haben wir schliesslich verpasst, aber wir konnten die Tickets gegen die fuer den naechsten umtauschen. Nach einer fuenfeinhalbstuendigen Fahrt sind wir dann angekommen und wurden von unseren Ansprechpartnern abgeholt.

Fuer mich ging es Richtung Sueden, mit meiner Lehrerin bin ich eine halbe Stunde Taxi bis zur Schule gefahren, wo ich meine Wohung habe. Die ist wirklich schoen und in gutem Zustand; jemand hat vorher geputzt und Dinge wie Besteck, Taschentuecher und Decken bereit gelegt (danke:)). Internetzugang habe ich momentan kaum; ich sitze grade im Lehrerzimmer, was so ziemlich der einzige Ort ist, wo ich vernuenftig ins Internet komme. WLAN gibt es offiziell zwar schon, aber meist ist die Verbindung so schlecht, dass ich nicht mal zur Anmeldeseite komme.  Morgen bekomme ich dann endlich eine chinesische SIM-Karte fuer mein Handy, mit der ich auch mobiles Internet habe (hoffentlich…).

Heute morgen wurde ich schon von einigen Lehrerinnen begruesst und ein bisschen eingewiesen in das Leben hier auf dem Campus. Ich war auch schon in einem Deutschunterricht der Niveaustufe B1, was ganz interessant war, weil die Schueler hier gar nicht so anders sind wie ich vorher dachte:D Aehnlich wie in Deutschland auch bloedeln sie im Unterricht herum oder sind auch mal desinteressiert, quatschen nebenbei und machen nicht immer das, was sie sollen. Irgendwie hatte ich mir das Ganze disziplinierter vorgestellt, aber so eine lockere Atmosphaere ist auch nicht schlecht:)

Dann war ich auch schon einkaufen (ich hab zum Glueck eine Kueche mit Kuehlschrank) und hab meinen Koffer fast vollstaendig ausgepackt.

Das war’s erstmal von mir, ich hoffe, ich habe in naechster Zukunft zuverlaessigeres Internet als in letzter Zeit;)

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Doch immer wenn was neu beginnt, sagt auch etwas in mir „Das war’s.“*

Inzwischen ist wieder eine Menge Zeit vergangen; mir bleibt noch genau diese Woche in Hannover. Nächsten Montag fahre ich Richtung Berlin zum Vorbereitungsseminar, und dann geht es auch schon los: Zurück in Hannover fliege ich am nächsten Tag nach Beijing. Da ist nämlich unsere Einführungswoche vom Goethe Institut. Am 15.09. geht es dann endlich nach Shanghai, wo ich am 16. meinen Dienst beginnen werde.

Da mir jetzt wirklich nicht mehr viel Zeit bleibt (eine Woche!!!), stehen momentan viele Abschiede an. Letzten Freitag habe ich mit einer Freundin zusammen eine Abschiedsparty gegeben, diese Woche treffe ich einige Freunde noch zum letzten Mal, besorge Kleinigkeiten und packe meinen Koffer (endlich) zu Ende. Samstag wird dann noch mit der Familie gefeiert, und ehe man’s sich versieht, werde ich auch schon am Bahnhof stehen und auf den Zug nach Berlin warten.

Es ist ein ziemlich seltsames Gefühl, wenn man so ewig lange auf etwas hinarbeitet (immerhin war die Bewerbungszeit letzten Dezember) und man ständig meint, dass das Ganze doch noch in unerreichbarer Ferne ist. Und dann, irgendwann, vergeht die Zeit fast unbemerkt und plötzlich kann man schon die Tage zählen, bis es endlich losgeht. Und wenn es dann langsam ernst wird (was ich spätestens dann gemerkt hab, als es mit dem Kofferpacken losging), wünscht man sich doch noch zwei, drei Wochen mehr. Aber naja, man will ja bekanntlich immer das, was man nicht hat; von daher versuche ich die restlichen Tage einfach zu genießen, mit geliebten Menschen ein letztes Mal Zeit verbringen und nebenbei mich auf das zu freuen, was vor mir liegt.

 

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*Clueso
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Blogeintrag Nummer Eins

Stand der Vorbereitungen:

Formales fast fertig, nur noch ein paar Kopien einschicken.

Gefühlslage: Vorfreude, aber auch noch ein bisschen Unglauben.

Momentan bin ich noch mehr mit dem Einrichten des Blogs beschäftigt als meinem FSJ an sich.

Fühlt sich an, als wäre es noch so lang hin (zwei Monate!), aber so wie das ja immer ist, vergeht die Zeit erst gar nicht und dann kommt alles Schlag auf Schlag. Aber bis dahin werde ich erstmal meine restliche Zeit in Deutschland genießen und mich auf das kommende Jahr freuen.

 

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