Wie einige vielleicht bemerkt haben, bin ich momentan weniger aktiv auf meinem Blog, was in erster Linie auf den Unistart zurückzuführen ist. Es war viel los (und ist es immer noch), aber ich versuche mir trotzdem noch Zeit zum Schreiben zu nehmen.
Bisher gefällt es mir aber super in Lüneburg, ich kann mich nicht beklagen! Tolle Uni, schöne Stadt und einige gute Freunde habe ich auch schon hier gefunden.
Über meine Zeit in Chengdu und die Zugfahrt nach Lanzhou (Gansu-Provinz) habe ich hier und hier ja bereits berichtet und nun auch Bilder eingefügt. :)
In Lanzhou habe ich dann tatsächlich auch David getroffen, einen Mitfreiwilligen aus Nanjing, und Cayleigh sowie Roy. Im Hostel selbst haben wir dann noch Ross (Schotte) und Eduardo (Brasilianer) getroffen, mit denen wir dann zu fünft die folgenden Tage gereist sind.
Unsere erste Station war Zhangye, wo wir tagsüber die Matisi-Grotten besichtigt haben. Diese gelten als eine der ältesten und besterhaltendsten Höhlentempel buddhistischer Kunst und beinhalten über 70 Höhlen, von denen die frühesten aus etwa 400 n.Chr. stammen. Die Grotten waren beeindruckend, allein schon wie sie in das nackte Gestein gehauen waren. Und das ganz ohne Maschinen! Die Gänge innen waren sehr eng und es waren doch viele Menschen dort, sodass wir auf dem Weg nach oben mehrmals anhalten und andere Touristen durchlassen mussten. Wir konnten leider nicht sehr viele Grotten besichtigen, da wir mit einer Tour dort waren (im Eintrittspreis mitinbegriffen) und nicht viel Zeit hatten. Am Abend sind wir dann noch zu den Rainbow Rocks gefahren, die einige Kilometer entfernt liegen. Die Rainbow Rocks sind Gesteine, die aus unterschiedlich farbigen Schichten bestehen. Dazu hatten wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang – wow!
Danach waren wir zum Abschluss noch beim KTV, um das Ende der gemeinsamen Reise zu feiern. David ist am Tag danach nämlich Richtung Osten gefahren, während wir vier weiter Richtung Norden sind. Der Abend war sehr sehr witzig, ich habe die Zeit mit den anderen sehr genossen :)
Am Tag danach sind wir dann schließlich aufgebrochen; wir vier sind nach Jiayuguan gefahren. Dort haben wir das westliche Ende der chinesischen Mauer besichtigt (die übrigens auch ziemlich unbekannt ist; viele Chinesen kennen auch nur die bei Peking). Es war wieder irre heiß, aber auch beeindruckend. Denn trotz der Restaurierungen konnte man sich gut vorstellen, wie dieses gigantische Bauwerk früher mal aussah. Es gab am Anfang der Mauer auch eine Ausstellung über die Wiederentdeckung der Mauer, sehr informativ! Die Mauer grenzt an dieser Stelle auch an die Gobi-Wüste, was dem Ausblick noch entgegenkam.

Und das beste: Am Ende der Mauer gibt es extra Stangen, an denen Pärchen ihre Liebesschlösser anbringen können (einen passenden Stand gibt’s natürlich wenige Meter daneben, falls man keine dabei hatte). Wie romantisch ist das denn! :)
Nach Jiayuguan, wo wir zwei Nächte blieben, fuhren Cayleigh und ich weiter nach Dunhuang. Die beiden Jungs sind in die Innere Mongolei geflogen. Dunhuang ist eine weitere alte Stadt auf der historischen Seidenstraße. Die Stadt ist nicht besonders groß, aber hat ein riesiges Angebot an Barbecues – die Stände eröffnen jeden Abend und sind ein wahres kulinarisches Highlight! Im Nachhinein bereue ich ein wenig, nicht mehr probiert zu haben, aber was soll’s. Wir waren am zweiten Tag in den Mogao-Grotten, die zwischen dem 4. und 12. Jahrhundert entstanden und damit als weltweit größte, älteste und besterhaltendste buddhistische künstlerische Schatzkammer gelten. Die Grotten waren atemberaubend – wenn man sich mal vorstellt, wie alt die sind und über wieviele Jahrhunderte hinweg Menschen verschiedenster Religionen hergekommen sind, ist das einfach nur beeindruckend. Denn dort, an der Grenze zwischen Asien und Orient sind nicht nur Buddhisten, sondern auch Christen, Muslime und Juden gewesen. Leider heißt es, dass es die Grotten so wohl nicht mehr lange geben wird, da der Verfall auch durch die Toursitenmassen beschleunigt wird…
Am Abend nahmen Cayleigh und ich dann an einer Kameltour plus Übernachtung durch die Gobi-Wüste teil, weil es unser Traum war, mal in der Wüste zu schlafen. Wir waren eine Gruppe von 6 Leuten; außer uns war ein Amerikaner da und drei Franzosen. Wir waren auch Sanddünenrutschen (wenn es das Wort so gibt:D), aber das war tatsächlich langsamer und unspektakulärer, als es immer aussieht.
In der Nacht sahen wir leider keine Sterne, weil es immer bedeckt war. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung; unser Guide hat viel erzählt aus seiner jahrzehntelangen Arbeit mit Kamelen in der Wüste.
Ich hab auch ein wenig Sand von dort mitgenommen, das klebt jetzt in meinem Erinnerungsbuch :)
Danach fuhren wir zu unserer letzten gemeinsamen Station: Xiahe. Die kleine Stadt liegt wieder ganz im Süden Gansus, und nach einem kurzen Zwischenstopp in Lanzhou fuhren wir mit dem Bus nach Xiahe. Dort fand grade ein großes tibetisches Fest statt, zu dem hunderte Tibeter kamen. Die Stadt war hoffnungslos überfüllt; sämtliche Dorms waren bereits voll. Wir haben gerade noch Glück gehabt und einen Schlafplatz bekommen. In Xiahe ist auch das berühmte Labrang-Kloster, das riesig ist und zwischen Gebirgen rechts und links liegt. Ich muss sagen, letzten Endes haben mir die tibetischen Gebiete am meisten gefallen. Sie sind so anders als der Rest Chinas; die Menschen haben eine grundsätzlich andere Kultur als die Han-Chinesen. Ich fand das Leben dort sehr faszinierend und hoffe, irgendwann wieder dorthin zu können und dann mehr von ihr zu verstehen.
Nach Xiahe fuhr ich zurück nach Lanzhou, wo ich mit dem Flugzeug nach Shanghai flog. Die letzte Woche in China verbrachte ich mit Abschieden und dem Packen meiner Sachen, die sich im Laufe des letzten Jahres angesammelt hatten. Viele meiner Freunde waren bereits gegangen, denn die meisten waren wie ich nur zeitweise in Shanghai. Von daher war ich dann froh, als es auch für mich zurück nach Deutschland ging.
Ich freute mich darauf, wieder bei meiner Familie zu sein, meine alten Freunde wiederzusehen und mich auch emotional wieder fallen lassen zu können. Denn auch wenn ich in China viele Freunde fand, waren die wenigsten echte Bezugspersonen für mich.
Und so paradox es klingen mag, ich freute mich auch wieder darauf, produktiv zu sein, zur Uni zu gehen und etwas zu lernen. Das Jahr in China habe ich sehr genossen und ich nehme viel mit, aber nun war es an der Zeit, wieder ein festes Leben in Deutschland aufzubauen.



