Ich bin seit Donnerstag in Chengdu und wollte eigentlich nur bis Samstag bleiben, aber es gab starke Regenfälle im Norden Sichuans (Provinz), sodass die Busse nicht fuhren. Ursprünglich wollte ich nämlich nach Songpan, ein Dorf nördlich von hier, um ein bisschen Horse Trekking zu machen. Zum Glück ist hier noch eine andere Freiwillige, Miki, bei der ich kurzfristig unterkommen konnte, als ich von meinem Ausflug zum Emei Shan zurück kam. Das ist ein heiliger Berg 2 Stunden Fahrt von Chengdu entfernt, wo ich eine Nacht geschlafen hab und am Morgen (bzw um 4 in der Nacht) zum Gipfel gewandert bin und von dort aus den Sonnenaufgang gesehen hab – der übrigens echt schön war, weil wir über den Wolken waren und die Sonne einfach über dem Wolkenmeer aufgegangen ist, in Rot-Orange und der Himmel wechselte von einem tiefdunklen Blau in ein klares Hellblau. Ich hab hunderte Bilder gemacht, die alle irgendwie gleich aussehen, weil es so schön war:D
Am nächsten Tag hatte ich eigentlich vor den Bus zu nehmen, aber am Bahnhof wurde mir mitgeteilt, dass keine Busse dorthin fuhren – also blieb ich in Chengdu und versuchte es die Tage darauf nochmal, aber bis jetzt fahren immer noch keine Busse und niemand weiß, ab wann der Verkehr wieder läuft. Die Tage hier habe ich relativ entspannt verbracht, Miki und ich sind ein bisschen in der Stadt rumgefahren und waren sonst bei ihr in der Nähe. In Chengdu habe ich auch zufällig noch einen Niederländer und einen Deutschen getroffen, den ich ein paar Tage vorher in Tagong im Westen der Provinz kennengelernt hab. Die beiden sind, als ich nach Chengdu aufgebrochen bin, noch in ein weiteres Dorf gefahren, wo sie drei, vier Tage in einem Kloster gelebt haben. Hat ihnen ziemlich gut gefallen dort, nur das Essen war wohl nicht so super.
Hier war ich auch mit zwei Israelis unterwegs, die ich auch vorher im Westen getroffen habe. Wir sind in den People’s Park gegangen, dem Stadtpark hier, und sind einem etwas schrägen alten Chinesen begegnet, der zu Musik Freestyle getanzt hat. Als er hörte, dass die beiden aus Israel sind, hat er plötzlich mit einem Stock und Wasser Hebräisch auf dem Boden geschrieben – es stellte sich heraus, dass er aus Harbin kommt, einer Stadt ganz im Norden Chinas, und dort als Kind zwischen Juden aufgewachsen war und sogar mal Hebräisch sprechen konnte. Er war völlig aus dem Häusschen, Juden zu treffen und hat sich wahnsinnig gefreut:)
Sonst ist hier nichts allzu aufregendes passiert; ich hab Pandas im nahegelegenen Zoo gesehen, die gerade gefüttert wurden. So wie sie faul auf dem Rücken lagen und sich beim Essen so wenig wie möglich bewegt haben, kamen sie mir irgendwie ziemlich menschlich vor… und sehr süß!
Außerdem waren Miki und ich noch in einer Sichaun Oper, die aber leider nicht mit dem berühmten Maskenwechsel war – dabei werden die Masken der Figuren blitzschnell gewechselt, so, dass man die Bewegung praktisch nicht sehen kann. Aber auch ohne war das ganze eine interessante und amüsante Erfahrung.
An einem Abend waren wir noch bei einer Theaterausfführung einer Grundschule, die von einem Freund von Miki inszeniert wurde. Die Schüler haben den Disney-Film „Die Eiskönigin“ einstudiert und sogar mit Gesangseinlagen vorgeführt. Sehr süß!
Morgen Mittag nehme ich den Zug nach Lanzhou in Gansu, Provinz nördlich von Sichuan (hoffentlich fährt der…), wo ich übermorgen Mittag ankomme. Ich versuche, mich mit einem weiteren Freiwilligen, David, in Gansu zu treffen. Er ist schon vor mir losgefahren und macht dort gerade Horse Trekking, soweit ich weiß.
Übrigens bin ich jetzt schon über 4 Wochen unterwegs und ich muss sagen, es läuft doch echt gut allein:) Die meiste Zeit treffe ich sehr schnell andere Reisende, aber auch das Alleinsein hat mir gut getan. Man lernt viel mehr auf sich zu hören und ist unheimlich flexibel. Obwohl ich fairerhalber sagen muss, dass fast zwei Monate allein schon nicht ganz ohne sind, aber wie heißt es so schön? Herausforderungen sind Gelegenheiten zu zeigen, was man kann;)
In Gansu gibt es übrigens muslimische und tibetische Minderheiten, eines der wichtigsten tibetischen Klöster, das westliche Ende der Mauer, die Rainbow Rocks (Felsen aus verschiedenfarbigen Gesteinsschichten), Wüste, Seidenstraße und eine alte Oasenstadt. Achso, und noch ein paar Grotten und buddhistische Steinhauereien, glaube ich, aber mal sehen, was ich so schaffe:) Gansu war mein persönliches Highlight der ganzen Reiseplanung, ich hoffe, dass mir dieser Regen nicht einen Strich durch die Rechnung macht.











