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Ich glaube, ich sollte mal wieder einiges aus meinem Alltag erzählen, davon hab ich hier ja noch relativ wenig berichtet.

Ich gehe jeden Dienstag und Donnerstag nachmittags zum Chinesischunterricht zu Frau Liang, die drei Büros weiter sitzt. Mit ihr verstehe ich mich ziemlich gut, sie ist eine geduldige Lehrerin, mit der man gut plaudern kann. Als ich ihr erzählt hab, dass ich gerne koche und chinesische Gerichte ausprobieren möchte, hat sie mir zur nächsten Stunde eine Packung 年糕 (Niangao) mitgebracht, ein traditionelles Gericht, das man normalerweise zu Neujahr isst. Der Name bedeutet wortwörtlich „Jahr hoch“ und steht für den Wunsch, sich jedes Jahr weiterzuentwickeln und seine Fähigkeiten auszubilden. Sie hat mich auch zu sich zum Essen eingeladen und mir angeboten, ihrer Mutter beim Kochen zuzusehen. Mal sehen, wann es sich ergibt, das würde ich nämlich wirklich gerne mal.

Dann habe ich in den letzten Tagen Kontakte zu anderen ausländischen Lehrern hier geknüpft. Dazu muss man sagen, dass ich mit denen normalerweise nichts zu tun habe, weil sie in anderen Lehrerzimmern sitzen und sie daher praktisch nie sehe. Auf meinem Gang wohnen noch zwei kanadische Lehrerinnen, Yvette und Fairly, beide etwa Mitte Zwanzig. Im Flur unter mir wohnt ein Englischlehrer, Larry, der bereits um die 70 ist und schon seit 10 Jahren an dieser Schule lebt und arbeitet. Im gleichen Lehrerzimmer wie Larry ist auch noch ein weiterer ausländischer Lehrer, David, den ich mal im Aufzug angesprochen hatte und mit dem ich mich ziemlich gut verstehe. Leider treffe ich die anderen praktisch nie, obwohl wir entweder im gleichen Haus wohnen oder im gleichen Flur arbeiten. Manchmal habe ich die Kanadierinnen zum Mittagessen getroffen, aber die meiste Zeit sieht man sich irgendwie eher selten.

In der letzten Zeit habe ich auch damit begonnen, die Gegend hier mehr zu erkunden. Ich habe mich am Sonntag in den 720er Richtung 莲花路地铁站 (Lian hua lu di tie zhan) gesetzt, bin durch den Minhang District gefahren und habe entdeckt, dass man auf dieser Strecke an einigen Fressstraßen voll Garküchen, einem großen Supermarkt und einer Uni vorbeikommt. Die Linie endet dann an einer Haltestelle der Metrolinie 1, wo ich ausgestiegen und in eine der Imbisse gegenüber gegangen bin. Es war einer von denen, die man hier überall findet: Etwas klein, etwas schäbig; Plastikhocker an schlichten Tischen, an den Wänden leicht vergilbte Fotos der Speisen, daneben Tafeln mit den Gerichten in chinesischer Schrift. Ich ging zum Tresen und antwortete auf die Frage „你吃什么?“ (Was willst du essen?) mit „什么最好吃?“ (Was schmeckt am besten?). Diese Frage funktioniert erstaunlich gut, vor allem wenn man keine Ahnung vom Angebot hat.   Letzten Endes entschied ich mich für eine leicht scharfe Nudelsuppe mit Rind, nichts besonderes, aber es schmeckte und machte satt. Schräg gegenüber von mir saß ein junger Mann, der seine Suppe laut schlürfte und mit seinem scheinbar leicht schwerhörigen Bruder telefonierte, weil er jeden Satz etwa fünfmal wiederholen musste, bis dieser ihn verstand (na gut, vielleicht war es dort auch sehr laut). Rechts an der Wand saßen zwei Männer, die nicht viel älter als ich sein konnten und durch ihr Aussehen ziemlich auffielen. Sie hatten lange Haare, die sie als eine Art hohen Dutt trugen. In dem Dutt steckten kleine Stäbchen (oder so) und ein schwarzes Band hielt alles zusammen. Sie trugen schwarze Kung Fu-Anzüge und in schönem Kontrast dazu Nike Sportschuhe. Hätte zu gern gewusst, woher die wohl kamen…

Außerdem war ich endlich mal im Walmart hier in der Nähe und habe einige praktische Dinge gekauft, die ich seit Ewigkeiten gesucht, aber nie gefunden habe. Im gleichen Gebäude gibt es auch ein McDonalds, das immer voll zu sein scheint.

Demnächst will ich die anderen Buslinien ausprobieren und schauen, wo die so hinführen. Zum Glück kostet eine Busfahrt nur 2 Yuan, also umgerechnet 0,25€.

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