Auf Achse

„Reisen = Entdecken, dass alle unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.“, sagte der englische Schriftsteller Aldous Huxley. Und ein bisschen hat er damit bestimmt Recht: Natürlich ist nicht alles anders, als man hört, aber doch vieles.

Angefangen mit der Tatsache, dass den meisten China- Touristen davon abgeraten wird, dass man nicht ohne Reisegruppe reisen sollte. Das ist aber völliger Unsinn: Gerade, wenn man auf sich selbst gestellt ist, lernt man so viel dazu. Und in der Not findet man immer jemanden, der sein Smartphone bemüht, um einem den Bus zum Hostel zu heraus zu suchen oder der einem sagt, wo man günstig und gut essen gehen kann.

Über den Dächern von Yangshuo

Es ist wahnsinnig spannend,mehr von diesem riesigen Land zu entdecken. Bisher waren wir in Guilin, Yangshuo, Kunming, Chengdu und im Jiuzhaigou Nationalpark. Und bis jetzt ist alles gut gelaufen, bis auf einige kleine Abenteuer. In Kunming beschlossen wir eines schönen Mittags, dass wir gerne das „Rote Land“ bei Dongchuan sehen wollten. Wir fragten an der Rezeption und wurden informiert, dass es mit dem Bus eine Fahrt von 2- 3 Stunden sei, und dass wir dort in einem Gästehaus übernachten könnten. Wir packten also unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg. Nach besagten zwei Stunden erreichten wir auch Dongchuan- leider war von „rotem Land“ weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen stiegen wir in einer Stadt aus, in die sich wohl eher selten Ausländer verirrten. Wir wurden von Kopf bis Fuß gemustert und jeder Schritt wurde interessiert beobachtet. Innerhalb der halben Stunde, die wir dort verbrachten, wurden wir zum Gesprächsthema Nummer 1.

„May we take a picture with you?“ Ist die wohl am öftesten gestellte Frage im ganzen Land.

Wir hatten ganz einfach keine Ahnung, was wir jetzt tun sollten. Also riefen wir wieder im Hostel an. Die Rezeptionistin wusste uns auch nicht zu helfen und wollte mit einem Einheimischen sprechen. Nach einiger Diskussion konnten wir einem Mann in der Nähe endlich klarmachen, dass er bitte mit der Frau am anderen Ende der Leitung sprechen sollte. Es hatte sich mittlerweile eine ganze Schar neugieriger Kinder um uns versammelt. Als er uns das Telefon zurückgab, kam die große Ernüchterung- Unser Ziel lag noch etwa 4 Busstunden von uns entfernt! So schnell wir konnten, gingen wir zurück zum Busbahnhof und kauften uns Tickets. Schon als wir einige Minuten später im Bus saßen, konnten wir darüber lachen. Gelernt haben wir, dass wir uns vielleicht vorher ein bisschen besser informieren sollten.

Jiuzhaogou Nationalpark

Es gab aber vor allem sehr viele ausschließlich schöne Erfahrungen. Mehrmals wurde uns in Bussen Obst geschenkt, meistens konnten wir uns kaum verständlich machen, mein chinesisch ist nicht unbedingt das Beste und in China gibt es unzählige verschiedene Akzente, die es einem nicht unbedingt einfacher machen. Aber meistens kann man sich auch ohne viele Worte verständigen und so schlossen wir viele Bekanntschaften. Bei unserem letztem Halt in Jiuzhaigou kannten wir nach einigen Tagen den Großteil der Dorfbevölkerung und eine Frau war so traurig darüber, dass wir schon wieder fahren würden, dass sie versuchte, uns davon zu überzeugen, zurückzukommen und Männer aus dem Dorf zu heiraten.

Noch sind wir nicht am Ende unserer Reise und bleiben gespannt, was uns noch erwartet! Soviel steht jetzt schon fest: So viele vollkommen unterschiedliche Dinge und Erfahrungen haben wir bisher noch nie in so kurzer Zeit gemacht und es hilft einem, Land und Leute besser verstehen zu lernen.