Gerade sitze ich im Büro, es herrscht eine angenehme Raumtemperatur, alles, das man hört, ist das leise Summen der Klimaanlage und gelegentliches Klicken und Tippen der Computer. Ansonsten ist alles still. Unterbrochen wird die Stille nur von geräuschvollem Naseputzen im vier einhalb Minutentakt meinerseits. Denn das Wetter hier zurzeit ist wirklich gefährlich: Sobald man vor die Tür geht, läuft man gegen eine Wand aus mindestens 30, manchmal bis zu 35 Grad Celsius, veredelt mit einer Luftfeuchtigkeit, die ich bisher nur aus der Sauna kannte. Die erste Reaktion passiert bei mir im Kopf: Gerade habe ich erfolgreich verdrängt, wie heiß es wirklich da draußen ist, da trifft mich die Realität wie ein Schlag, und auch wenn meine gute Erziehung es mir eigentlich untersagt, habe ich nur dieses einzige, von meinen Eltern während meiner Kindheit verschmähte Wort im Kopf, das mit S-C-H anfängt (und ein ß, ein i und zwei e beinhaltet, damit wir uns hier nicht falsch verstehen). Die nächste Reaktion geht dann auch direkt von meinem Körper aus: Innerhalb weniger Minuten läuft der Schweiß wie Milch und Honig in Kleopatras Badewanne zu deren besten Zeiten. Da hilft nur eins: So schnell wie möglich Zuflucht suchen unter der Klimaanlage.
Das war zumindest letztes Wochenende in Shanghai kein Problem- man muss einfach nur die Nanjing Road entlang gehen und sich nach Möglichkeit ganz nah an den Häusern bewegen. Die Türen der Geschäfte sind einladend weit geöffnet und die kühle Luft strömt heraus und schenkt den armen Menschen auf der Straße doch noch ein bisschen Erfrischung. Über die Energie, die so verloren geht, und über die Stromkosten, möchte ich lieber gar nicht nachdenken, vermutlich würde mir von der Zahl bloß schwindelig werden. Bei so viel Großzügigkeit hinsichtlich der Kaltluft ist es auch nicht abwegig, wie meine nette Shanghaier Kollegin am Samstag Abend am Bund einmal laut in die Runde zu fragen, ob jetzt bitte mal jemand die AC anschalten könnte!
Zum Glück ist jetzt schon ganz bald Schluss mit bürointernem Bakterienpool und dem Kampf um die Fernbedienung für die Klimaanlage, Vorsommerferienstimmung macht sich breit. Nur noch ein paar Tage und wir werden endgültig, oder zumindest bis September, in Freiheit und Hitze entlassen!
Zurzeit werden noch die letzten Prüfungen geschrieben. Ich leide zwar sehr mit den Schülern, andererseits verschafft mir das auch hin und wieder mal unerwartet freie Tage, wie letzte Woche Mittwoch und Donnerstag.Da bleibt um so mehr Zeit Dinge wie die Wasserschlacht mit Kollegen vorletzte Woche oder für die Urlaubsplanung. Es gibt ja noch einiges zu tun und zu sehen!