
…Und genau genommen ist nicht nur heute, sondern in letzter Zeit irgendwie dauernd schlechtes Wetter. Sehr schade, vor allem, wo ich doch seit wenigen Tagen stolze Besitzerin eines wundervollen Fahrrads von Carrefour bin, zum unglaublichen Preis von 199 Kuai, also etwa
24 Euro! Es kostet zwar etwas Überwindung, sich in den Suzhouer Straßenverkehr zu trauen, nach wie vor gilt das Recht des Größten und mit meinem Fahrrad bin ich in der Hierarchie lediglich eine Stufe nach oben gerutscht: Höher stehen immer noch E- Fahrräder, E- Roller, Autos, Lastwagen und Busse. Aber es macht auch Spaß. Häufig steht man in einer Gruppe von 20- 30 anderen Zweiradfahrern an einer Ampel, oder vor einem Verkehrshüter. Hier kam ich auch gleich in den Genuss einer Belehrung, ich stand mit meinem Rad nämlich 10 cm zu weit rechts, sodass den armen, armen Rechtsabbiegern jetzt nur noch 1 Meter und
nicht mehr 1,10 Meter blieben, außerdem sollte ich doch bitte weiter nach vorne kommen. Hierfür tauschte ein vor mir stehender Rollerfahrer mit mir den Platz. Was der genaue Sinn dahinter war, habe ich bis heute nicht begriffen, vielleicht war das auch nur mal wieder eines der Privilegien, die Ausländern hier gewährt werden (vor allem im Straßenverkehr: Für blonde Haare bremsen sogar Busfahrer, das hat aber vermutlich weniger mit Menschenfreundlichkeit zu tun, sondern viel eher mit dem Ärger, den man wohl bekommt, wenn man einen Ausländer umfährt). Doch so schön die Fahrt war, am Schluss war ich doch sehr froh, endlich zuhause angekommen zu sein: Dummerweise hatte ich scheinbar den Fehler gemacht und durch den Mund geatmet. Ich fühlte mich, als hätte ich die Straße abgeleckt.

Die Luftqualität hier ist doch sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man, wie ich, das Glück hat, in einer bayrischen Stadt zuhause zu sein, die sich damit brüstet, „Champagnerluft“ zu haben. Meiner Gesundheit zuliebe werde ich mir jetzt also für’s Radfahren auch eine dieser todchicen Masken zulegen. Es gibt da vor allem für Frauen tolle Modelle, in rosa, mit Häschen und anderen total niedlichen Tierchen darauf. 可爱 !!
Wo wir schon beim Thema Häschen sind, ein zumindest in Deutschland weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass Chinesen statt einem r ein l sagen (also lechts statt rechts usw.). Hiermit muss ich an dieser Stelle endlich einmal vollständig aufräumen: Das ist im Normalfall falsch. Es stimmt aber, dass viele Chinesen wirklich kein deutsches r aussprechen können.
Stattdessen sagen sie ein ch oder schlicht und einfach ein h. So kann es schon mal passieren, dass eine ganze Schulklasse aus tiefer Überzeugung die neue Vokabel durch den Klassenraum brüllt: DEN HASEN MÄHEN! Da soll nochmal einer sagen, in China wandert das Tier vollständig in den Kochtopf…
Johanna!! find ich super deinen Blog 🙂 sehr unterhaltsam zu lesen.
noch eine unwichtige info am rande: hier gibts auch carrefour!!!!
leider verkaufen die hier keine fahrräder 🙁 aber fahrradfahren wäre hier auch selbstmord!
liebe grüße aus Buenos Aires 🙂
Hej,
ja, Carrefour gibt’s ja überall, außer zuhause.. Ehrlich nicht? Bei uns verkaufen die sogar e- Bikes.
Und das mit dem Selbstmord dachte ich mir auch am Anfang, aber wenn man mal reinkommt, dann geht es. Bin ja jetzt auch endlich richtig versichert… 😉
Liebe Grüße
Wie immer ein kurzweiliger und sehr amsüsanter Bericht als Wochenendlektüre!
Vielen Dank, Johanna!
Viele Grüße
Andreas
Hallo Johanna,
habe gerade zufällig im Internet deinen Blog gefunden. In zwei Wochen werde ich auch für 3 Monate in Suzhou sein und dort mein Praxissemester absolvieren. Ist ja schonmal interessant zu wissen, dass sich noch mehr Deutsche in Suzhou aufhalten.
Gruß
Stefan