Post aus Zwischenwelt

Hallo.

Ich habe diesen Moment so lange wie möglich vor mir hergeschoben, aber früher oder später, dachte ich mir jetzt, muss ich diesen letzten Eintrag sowieso schreiben, alles andere wäre seltsam und falsch. Ich kann nicht einfach einen Blog führen und mich dann nicht mehr melden, wenn es drauf ankommt. So sitze ich jetzt also hier und schreibe den wahrscheinlich letzten Post, den ich auf diesem Blog veröffentlichen werde.

Er wird lang, das kann ich euch jetzt schon sagen, weil ich eine ganze Menge reinpacken muss, also nehmt euch am besten ein kleines bisschen Zeit, wenn ihr ihn komplett lesen wollt. Wäre auch schade, wenn ihr ihn nur überfliegt oder Teile auslasst.

Das Rätsel vom letzten Mal löse ich jetzt direkt auf, dann muss ich das am Schluss nicht mehr machen: Wasser.

Ich beginne mal damit, euch ereignistechnisch auf den aktuellen Stand zu bringen.

Um an den letzten Post anzuknüpfen: Ich meisterte meine letzten Schultage, war unterwegs mit Freunden und natürlich sehr wehmütig, dass die Arbeit jetzt schon vorbei sein sollte. Zwischendurch kam mich noch Ruth aus Sarajevo für zwei Tage besuchen, die gerade eine kleine Tour durch Osteuropa machte, was natürlich sehr schön, aber leider auch ziemlich kurz war.
Zwei Tage nach dem letzten Schultag (also an einem Donnerstag) setzte ich mich in einen Bus nach Wien, dort wiederum in einen Bus nach Brno in Tschechien, wo die liebe Mathilde ihren Freiwilligendienst abgeleistet hat. Ich kam relativ früh morgens an, wir gingen frühstücken und beschlossen etwa zehn Minuten später, abends spontan nach Prag zu fahren, wo Richard „Rich and Funky“ Funke in seiner WG seine Abschiedsparty feierte. Obwohl wir uns aus Überraschungsgründen natürlich nicht angekündigt hatten, hatte er noch Platz für uns zum Schlafen, und der Abend war äußerst gelungen. Am nächsten Tag ging es für uns zurück nach Brünn, wo wir abends mit Mathildes Freunden und Freundinnen unterwegs waren. Brünn ist eine lebendige und interessante Stadt mit sehr vielen Möglichkeiten und einem abwechslungsreichen Stadtbild, die mir sehr gefallen hat und zum Wiederkommen einlädt. Samstags schließlich gingen wir ins Kino, „Jurassic World“. Beziehungsweise „Jurský Svět„. Entgegen unserer Erwartung wurde der Film nämlich nicht wie üblich mit Originalton und Untertiteln, sondern mit tschechischer Synchronisation gezeigt, wodurch ich natürlich so gut wie nichts verstanden habe; zum Glück zählt der Film nicht gerade zu der Sorte, wo es auf die Konversationen ankommt.
Abends waren wir noch einmal feiern, schliefen am Sonntag aus und ich machte mich auf den Rückweg.

Die darauffolgende Woche verbrachte ich in Varazdin, da ich sieben Tage lang Besuch von meinem Bruder im Geiste Lukas Böhlken, seines Zeichens Freiwilliger in Ulcinj/Montenegro und AG-Cheftrainer (andere Geschichte), bekam. Wir verbrachten die Zeit mit Nichtstun, Noch-Weniger-Tun, Essen, Einkaufen, Trinken, Kartenspielen und Nichtstun, was auch nicht anders zu erwarten war. Ursprünglich wollte er nur bis Donnerstag bleiben; da ich aber samstags meine Abschiedsparty gefeiert habe, konnte ich ihn überreden, noch für das Wochenende zu bleiben. Zu besagter Abschiedsparty, die eine grandiose Veranstaltung war, ließ sich auch Alina, Freiwillige in Zagreb, erneut in Varazdin blicken.

Nachdem Lucky Luke wieder abgereist war, räumte ich mein Zimmer und zog aus meiner Wohnung aus. Die folgende Zeit verbrachte ich bei meinem besten kroatischen Freund Gerhard (ja, so heißt er wirklich, und nein, er ist nicht deutsch. Die Gründe seiner Eltern für die Namenswahl kenne ich nicht). Sein großer Bruder ist ein sehr talentierter DJ (der seine Sets in dem Zimmer übt, in dem Gero und ich geschlafen haben) und seine Mutter eine vorzügliche Köchin, weshalb ich die Zeit bei seiner Familie natürlich sehr genossen habe. Noch in der selben Woche nahm ich samstags einen Bus nach Ulcinj, um den obligatorischen Rückbesuch bei Lukas zu erledigen.

Das Einzige, was sich änderte, war die Location, das Programm unserer gemeinsamen Zeit blieb gleich. Ach ja, und dann war da noch das Meer.
Viel mehr gibt es über die vier Tage nicht zu berichten.

Nach meiner Rückkehr brachen für mich die letzten paar Tage in Varazdin an, das letzte Wochenende, der letzte Burek von Mlinar, der letzte Gin Tonic im Mea Culpa, das letzte Käse-Frischkäse-Ketchup-Brot mitten in der Nacht nach dem Feiern, der letzte Kaffee mit den Jungs im Mabis am Morgen danach. Und es kam der Zeitpunkt, wo ich mich wahrhaftig von meinen Freundinnen und Freunden, von Varazdin und von meinem kroatischen Leben verabschiedete, für eine gewisse Zeit zumindest.

Danach folgten großartige Wochen in Deutschland, ein überragendes Nachbereitungsseminar und ein paar wunderschöne Tage in Berlin mit meinen Lieblingskulturweitlern, auf die ich jetzt aber nicht eingehen möchte, weil sie für mich irgendwie zu einem völlig anderen Kapitel gehören.

Soweit zu den Ereignissen. Nun noch etwas, was ich mir bei Florentina, die ein halbes Jahr auf Jamaika verbracht hat, abgeschaut habe: ein Alphabet. Um es nicht komplett billig zu kopieren, habe ich meins im Vergleich zu ihrem aber ein bisschen verändert. Meine Damen und Herren, Sie sehen jetzt ein

Kleines Alphabet des Vermissens und Nicht-Vermissens

Was habe ich in Varazdin an Ravensburg vermisst oder nicht vermisst, und was vermisse ich jetzt, wo ich zurückbin, an Varazdin?

Allein wohnen
Natürlich hat es seine Vorzüge, wieder im Elternhaus zu leben (zumindest für ein Jahr), allerdings gibt es einige Aspekte, die ich am Alleinwohnen zu schätzen gelernt habe und jetzt vermisse, was von kompletter Selbstständigkeit über quasi unbegrenzte Privatsphäre bis hin zu alleinigem Bestimmungsrecht, was in der Wohnung passiert und was nicht passiert, reicht.

Bett
Ich habe mein deutsches Bett vermisst. Wenn man mein Varazdiner Klappsofa und mein Ravensburger 1,40-Boxspring-Bett vergleicht, verwundert diese Tatsache nicht wirklich.

Chlorwasser
Ich habe es in Varazdin vermisst, aus dem Wasserhahn trinken zu können (auch wenn mich das nicht umgebracht hätte).

Donnerstags Trinken gehen
So blöd das auch klingt, aber ich habe es streckenweise sehr vermisst, an einem Wochentag normal feiern gehen zu können, was in Ravensburg relativ einfach ist (in Anbetracht der Größe), in Varazdin aber im Prinzip ein Ding der Unmöglichkeit.

Eltern & Bruder
Ja, natürlich hab ich meine Familie vermisst.

Freunde
Dürfte auch nicht weiter überraschen. Ich habe meine deutschen Freunde vermisst, als ich in Varazdin war, und meine kroatischen, seit ich zurück bin.

Gerhard
Um den Buchstaben F nochmal zu spezifizieren, vermisse ich besonders meinen besten Kumpel Gerhard. Wir hatten tatsächlich über das ganze Jahr, das wir uns kannten, nicht mehr und nicht weniger als eine Meinungsverschiedenheit.

Hrvatski
Ich vermisse es über die Maßen, Kroatisch zu sprechen. Zwar bin ich noch in Kontakt mit vielen meiner Freunde und schreibe auf Kroatisch, lese kroatische Texte und versuche, dranzubleiben, aber nichts davon kommt an das Gefühl heran, aus dem Haus zu gehen und ein „Eh di si Svabo, pemo pit v gradu danas?“ zu Ohren zu bekommen und mit einem „Pa da jebote, bumo se nasel negdje oko devet“ zu antworten.

Inbox?
Ein weitverbreitetes Mittel gegen Langeweile ist unter kroatischen Jugendlichen die Methode, auf Facebook „inbox?:)“ zu posten, damit man angeschrieben wird. Da ich nach kurzer Zeit eine ganze Menge kroatischer Facebookfreunde hatte, wurden meine Neuigkeiten ein bisschen überflutet von Inbox-Posts. Das ist etwas, was ich jetzt nicht direkt vermisse bzw. nicht vermissen werde, sobald ich den Großteil entweder gelöscht oder entabonniert habe. (Damit meine ich die SchülerInnen, die ich nur vom Namen her oder aus wenigen Unterrichtsstunden kenne.)

Joj
Über das Wort Joj hatte ich vergangenen Winter schon berichtet. Hier kann ich es natürlich auch benutzen, aber es macht keinen Spaß, wenn man nicht mal aus dem Nichts heraus „Joj“ sagen kann und ein vielstimmiges „JOJ“ zurückkommt.

Kava s mlijekom
Kaffee mit Milch, was stellvertretend für die vielen Morgende steht, die ich mit meinen Freunden beim Kaffeetrinken vor der Schule verbracht habe. Vermisse ich sehr.

Leibinger
Eine Ravensburger Brauerei, mein Stammgetränk in den meisten Kneipen und alles, was mir kroatisches Bier nicht geben kann. Hab ich vermisst.

MyWay
MyWay ist mein Lieblingsclub in Varazdin, in dem ich schon viele Nächte verbracht habe und sehr viele Menschen kennenlernen durfte.

Narca
Narca ist ein Varazdiner Club und gleichzeitig der Ort mit der meisten nicht meinen Geschmack treffenden Musik, den ich kenne. Vermisse ich überhaupt nicht.

Ozujsko
Eine kroatische Brauerei und mein Stammgetränk in den meisten Varazdiner Bars. Vermisse ich jetzt.

Pünktlichkeit
Habe ich in Varazdin absolut nicht vermisst, nicht, weil sie da war, sondern weil sie nicht da war und ich sie nicht brauche. Das gesamte Lebensgefühl des Balkans sagt mir enorm zu, und ich glaube, dass ich Teile davon auch in mich aufgenommen habe. (Ich kann trotzdem noch pünktlich sein, aber es ist mir komplett egal, wenn es jemand nicht ist und ich warten muss. Dann warte ich halt.)

Quecksilber
Ich habe Quecksilber nie vermisst und werde es nie vermissen. Ich wollte nur irgendwas bei Q schreiben und hatte keine Ideen.

Ratse
Die Ratsstube, im Volksmund „Ratse“ genannt, ist meine Stammkneipe in Ravensburg, die ich natürlich vermisst habe.

Schwäbisch
Ja, ich habe Schwäbisch vermisst! Wenn man aus Oberschwaben kommt und ein Jahr lang als Fremdsprachenlehrer Hochdeutsch redet, mit den Kollegen Hochdeutsch redet, mit den Mitfreiwilligen Hochdeutsch redet… dann tut es einfach mal wieder gut, ein bisschen in seinen Dialekt verfallen zu können, ohne ausgelacht oder nicht verstanden zu werden.

Tanzen
Ich habe es in Varazdin vermisst, mal wieder richtig eine Nacht in einem guten Club mit guter Musik durchtanzen zu können (das kam dort vielleicht vier oder fünf Mal vor). Diese Art von Feiern ist in Varazdin einfach weniger etabliert als bei mir in Ravensburg.

U-Bahn
Etwas, was ich sowohl in Varazdin als auch in Ravensburg vermisse, allerdings eher stellvertretend für „Große Stadt“. Mich zieht es zum Studieren fort in die Städte jenseits der 500.000-Einwohner-Grenze.

Volleyball
Ich vermisse das Volleyballspielen mit dem Kollegium und natürlich auch die mitspielenden Kollegen. Volleyball kann ich hier zwar auch spielen, aber nicht in der Form, wie es in Varazdin möglich war.
Volleyball steht in gewisser Weise auch für die Seminare am Werbellinsee, wo ich diesen Sport immer sehr exzessiv betrieben habe.

Wintersport
Klar, in Zagreb kann man einen Berg runterfahren (leicht untertrieben, dort wurde vergangenen Winter eine WM ausgerichtet), aber nichts davon kommt an die nordalpinen Skigebiete heran, die ich letzte Saison eben leider nicht so wirklich auskosten konnte. Deshalb hat Skifahren/Snowboarden wieder oberste Priorität im kommenden Winter.

Xylophon
Dieses Instrument verwende ich jetzt mal als pars pro toto für Schlagzeug und Perkussion, meine größte und langjährigste Leidenschaft, der ich in Varazdin nur in sehr begrenztem Maße nachgehen konnte (mangels Instrumenten und Überäumen). Diese Sache zählt zu den Dingen, die mir am meisten gefehlt haben und die ich am meisten wieder genieße, seit ich zurück bin.

Yes
„Yes“ verwende ich wiederum als pars pro toto für die englische Sprache, die mich sowieso begeistert und natürlich über das vergangene Jahr im Dauereinsatz war; auch das vermisse ich jetzt in Ravensburg.

Zusammen essen
Ich habe es in Varazdin sehr vermisst, mit anderen Menschen zusammen zu essen. Natürlich ist es schön, wenn man unabhängig ist, kochen und essen kann, was man will, wann man will und wo man will, aber ich habe es zu schätzen gelernt, wenn man nicht einsam am Esstisch sitzen muss und alles einfach still ist. Etwas, worum ich froh bin, dass es jetzt wieder anders ist.

Das war’s soweit mit Buchstaben.

Nun ist also Zeit für die letzten Worte auf diesem Blog.
Ich bin dankbar. Dankbar für jede Sekunde meines Freiwilligendienstes, für jede Erfahrung, die ich machen durfte, und für jede, die ich machen musste, für jeden Menschen, den ich getroffen habe, für jede grammatische Regel, die ich erklären konnte. Dankbar für jedes Wort Kroatisch, das ich gelernt habe, auch wenn für jedes kroatische ein italienisches Wort verschwunden ist. Ich bin unendlich dankbar für jede/n Freiwillige/n, die/den ich kennenlernen durfte und mit denen der Kontakt hoffentlich ein Leben lang nicht abreißt.
Ich bin dankbar dafür, ein zweites Zuhause zu haben, zu dem ich jederzeit zurückkehren kann. Was ich auch jedes Mal tun werde, wenn es die Situation und der Kontostand erlaubt.
Ich bin dankbar dafür, wie ich mich verändert habe. Auch, wenn das für mich viel schwerer zu beurteilen ist, ob und wie ich mich verändert habe, merke ich doch sehr eindeutig, dass es gut ist, wie es jetzt ist.
Und ich bin jedem dankbar, der mitverantwortlich dafür war, dass mir das alles ermöglicht wurde.

Zum Schluss noch ein (leicht verändertes) Zitat von meiner Mitfreiwilligen Clara, das zu meiner derzeitigen Situation und meinem Gefühl passt wie die Faust aufs Auge, und quasi unsichtbar an meiner Tür stand; an der Tür, die ich in Varazdin geschlossen habe, und an der, die ich in Ravensburg nach langer Zeit wieder öffnen konnte.

Willkommen in Zwischenwelt, dem Reich der ewig heimwehhabenden Fernwehkranken.

Ich wünsch euch was, danke fürs Lesen, und ich melde mich hier vielleicht in einem Jahr oder so nochmal, falls mir danach ist, einen nachhaltigen reflektierten fair berichteten ökologisch einwandfreien philosophischen Text zu veröffentlichen. (Zählt also mal nicht darauf.)

Liebe Grüße

Florin.

Dieser Blogeintrag verändert alles. Nichts für schwache Nerven

Are you looking for the English version of this post? You can find it here soon.

 

Verehrte Leserschaft,

falls ihr euch wegen des Titels irgendwas Cooles erhofft hattet: Es ist leider nur ein normaler Post. Er ist lang, aber er verändert nicht alles und verträgt sich auch mit schwachen Nerven. Mir ist nur kein besserer Titel eingefallen, und da dachte ich, ich gestalte alles ganz dramatisch á la heftig.co.

Nach einer ziemlich langen (aber dieses Mal angekündigten) Pause lasse ich euch einmal wieder teilhaben an den Geschehnissen in meinem Varazdiner Alltag. Zwei Monate sind nunmal leider so lang, dass ich mich wahrscheinlich nicht mehr an alles erinnern kann, aber dennoch wird es mit ziemlicher Sicherheit einer der längsten Einträge bisher; ich packe in den nächsten Tagen noch Bilder mit rein, dann wird alles ein bisschen anschaulicher.

Nach der Pragreise, von der ich letztes Mal erzählt habe, kam zuallererst ein Austausch des Prva gimnazija Varazdin mit einer Realschule in Fürstenfeldbruck, in den ich über ein paar Umwege als Hybrid zwischen Teilnehmer, Dolmetscher und Begleitperson integriert war. So habe ich auf verschiedenen Ausflügen Dinge und Orte hier gesehen, die ich noch nicht kannte, vor allem aber habe ich (trotz des Altersunterschieds) eine Menge neue Freunde gefunden, sowohl auf kroatischer als auch auf deutscher Seite.
Einer der deutschen Teilnehmer, Patrick, mit dem ich mich besonders gut verstanden hatte, ist am darauffolgenden Wochenende direkt wiedergekommen, weil seine Gastschwester Geburtstag gefeiert hat; praktischerweise war ich sowieso eingeladen, und dann habe ich ihn als Überraschungsgast mitgebracht (wir hatten uns im Prinzip zwei Tage lang kaum aus dem Haus bewegt, um nicht zu riskieren, dass ihn irgendjemand erkennt und die Überraschung platzt), was eine grandiose Aktion war, allen die Sprache verschlagen und den Weg für einen sehr schönen Abend bereitet hat.

Eine Woche später folgte der 1. Mai, den ich zuhause in Ravensburg verbracht habe. Das Wetter war grauenvoll, was uns zwar nicht davon abgehalten hat, eine Maiwanderung zu starten, aber davon, sie länger als 4 Stunden durchzuziehen; dennoch war es natürlich wieder schön, meine Leute zu treffen, und solche Heimatbesuche bringen einfach immer etwas Abwechslung in den Alltag.

Danach kam leider eine ziemlich schlechte Nachricht ins Haus. Unser Antrag auf finanzielle Förderung unseres Projekts wurde mit der Begründung abgelehnt, dass man keine Fahrten ins Ausland finanzieren könne (weshalb man uns das erst nach mehrwöchiger Antragsprüfung mitteilen konnte, steht in den Sternen – auf jeden Fall hat uns das um jede Möglichkeit gebracht, uns einen alternativen Unterstützer zu suchen). Wir haben noch kurz mit dem Gedanken an Crowdfunding gespielt, allerdings hat der Realismus dann Überhand gewonnen, und wir mussten uns eingestehen, dass wir eine vierstellige Summe nicht innerhalb von 12-13 Tagen durch die Unterstützung des Internets stemmen können. Da wir aber beide nicht wirklich mit der Vorstellung leben können, uns später sagen zu müssen, dass unser Projekt in unserem FSJ gescheitert ist, wollen wir es nächstes Schuljahr quasi als Alumniprojekt nochmal versuchen, dieses Mal direkt mit Crowdfunding als Finanzierung. Auch unsere Schüler sind nach wie vor motiviert, wir leisten bereits fleißig Vorarbeit, und Anfang August sollte das Projekt online gehen. Falls es euch interessiert und ihr uns in irgendeiner Form unterstützen wollt, dann meldet euch gerne bei mir und ich gebe euch Bescheid, wenn es soweit ist.

Dann brach die große Zeit der Besuche an.
Am Montag, den 11. Mai, bekam ich Besuch von meiner guten Freundin Alessa aus Ravensburg; wir spielen seit Ewigkeiten zusammen Schlagzeug und ihre Schwester war lange Jahre mit mir in einer Klasse. Auch sie hatte bereits Connections über die Ravensburg-Varazdin-Partnerstadt-Musiker-Schiene, weshalb es sich natürlich angeboten hatte, mich zu besuchen. Wir haben die drei Tage mit dem Basisprogramm an Sightseeing, gutem Essen, Bowling und Kaffee mit allen möglichen Leuten verbracht, es war sehr schön, sie hier zu haben.
Immerhin hatte ich donnerstags Pause und bin freitags nach Zagreb gefahren, um mal wieder die herzallerliebste Alina zu besuchen; sie hat zu der Zeit gerade auch Lilo, einer Freundin von Ruth (Freiwillige in Sarajevo, die ich im Dezember besucht habe), Asyl gewährt, und so waren wir abends zu dritt bzw. auch noch zusammen mit Icky, der anderen Freiwilligen in Zagreb, und ihren Studienfreunden unterwegs, was extrem unterhaltsam war und meiner imaginären Liste aller guten Clubs, die ich kenne, einen Punkt hinzugefügt hat.
Der eigentliche Hintergrund meines Besuchs in Zagreb war allerdings, dass mein bester Freund Florian samstags „früh“ um 10 Uhr in Zagreb gelandet war und ich ihn abgeholt habe, um zusammen mit ihm zurück nach Varazdin zu fahren. Wir haben den Samstag mit Essen und Feiern, den Sonntag größtenteils mit Schlafen, den Montag mit Essen, Entspannen und Stadtbesichtigung und den Dienstag mit Essen und Abreise verbracht – kein spannendes Programm, aber wir haben absichtlich eher auf Entspannung abgezielt. Der Besuch war eigentlich überfällig und ich bin sehr froh, dass wir es zeitlich noch auf die Reihe bekommen haben.

Danach erwarteten mich immerhin vier Tage Pause (ich will es nicht so klingen lassen, als ob ich keine Lust auf die Besucher gehabt hätte – ihr wisst, was ich mit „Pause“ meine), die allerdings unter anderem mit einem intensiven Abiturball gefüllt waren, bei dem ich enorm viel Spaß hatte. Am Tag darauf kam dann schlussendlich meine Familie; mein Bruder hat bei mir in der Wohnung geschlafen, meine Eltern hatten ein Hotel reserviert. In der Zeit von Sonntag bis Mittwoch haben wir die Stadt besichtigt, meine Freunde, Kollegen und AnsprechpartnerInnen kennengelernt, gut gegessen und (zumindest mein Bruder und ich) das – wenn auch unter der Woche eher spärliche – Nachtleben genossen. Vor allem im Nachhinein bin ich glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, meiner Familie zu zeigen, wo und wie ich lebe, mit wem ich arbeite und mit wem ich meine Zeit verbringe; natürlich strebt man in so einem Auslandsjahr erst einmal nach Selbst- und Eigenständigkeit, aber es ist irgendwie auch ein gutes Gefühl, zu wissen, dass meine Familie über meine Lebenssituation Bescheid weiß. Abgesehen davon war es selbstverständlich auch einfach schön, sie zu sehen.

Leider war ich zum Zeitpunkt der Abreise meiner Familie krank, vermutlich aufgrund der Anstrengung, die so eine vollgestopfte Zeit mit sich bringt. Infolgedessen habe ich 24 Stunden durchgeschlafen und war so wieder fit genug, um mich freitags auf den Weg nach Ungarn zu machen mit dem Ziel, mit Rike an unseren Projektplänen zu arbeiten, mal nicht über Skype und Facebook, sondern live und in Farbe – und vor allem zusammen mit den ungarischen Teilnehmerinnen. Wir haben uns aber erst einmal in Budapest getroffen, wo nach kürzester Zeit auch Kai dazugestoßen ist, ehemaliger Freiwilliger in Pecs, Ungarn; er hat nur ein halbes Jahr an seiner Einsatzstelle verbracht und macht gerade eine Osteuropatour. Zu dritt sind wir für das Wochenende bei einer Mitarbeiterin des Goethe-Instituts Budapest eingezogen, die unterwegs war und die Wohnung zwei Goethe-Praktikantinnen überlassen hatte mit der ausdrücklichen Erlaubnis, Freunde dort aufzunehmen. Ich habe (im Gegensatz zu den meisten anderen Städtereisen, die ich bis jetzt unternommen habe) nicht nur primär das Nachtleben, sondern auch sehr viel von der Stadt kennengelernt, was von einer alten Markthalle über alle erdenklichen Brücken, den Gellertberg mit Statue und kleiner Festungsanlage bis hin zum Donauufer und dem Parlament (und vielem mehr) reicht. Das heißt natürlich nicht im geringsten, dass wir das Nachtleben vernachlässigt haben.

2015-05-30 20.57.17

Budapester Sonnenuntergang von der Grünen Brücke

Sonntags machte sich Kai dann auf nach Pecs, und Rike und ich fuhren nach Oroshaza. Oroshaza ist klein, aber fein, es gibt nicht besonders viel zu tun in der Stadt, wenn man nur ein paar Tage auf Besuch ist, aber wir waren sowieso hauptsächlich mit dem Projekt beschäftigt und konnten ansonsten das schöne Wetter in der Natur genießen. Die Arbeit ging gut voran, wir haben Ideen entwickelt und konkretisiert und können jetzt, wenn unsere Vorbereitungen abgeschlossen sind, richtig durchstarten, was auch nötig sein wird, weil es natürlich ungemein schwieriger ist, ein Austauschprojekt mit kroatischen und ungarischen SchülerInnen zu organisieren, wenn man nur noch virtuellen Kontakt zu allen Beteiligten hat.
Mittwochs habe ich mich via Budapest auf die Reise nach Tata, einer kleinen Stadt etwa 70 Kilometer von Budapest entfernt, begeben, wo Marc als Freiwilliger an einem Gymnasium eingesetzt ist, mit dem ich mich schon auf dem Vorbereitungsseminar gut verstanden habe; wo ich jetzt schonmal in Ungarn war, wollte ich die Gelegenheit beim Schopf packen und ihn besuchen. Tata ist ein wunderschöner Ort mit einem See im Zentrum, einer malerischen Promenade und einer außerordentlich schönen Schule; wir haben viel Zeit draußen verbracht, da ich auch dort pünktlich zum Bombenwetter angekommen war. Außerdem steht in Tata der zweitschönste Baum Europas. (Ja, dafür gibt es eine Wahl. Ja, dort stimmen mehrere Zehntausend Menschen ab. Nein, ich nicht, hab ich nur gehört.)

Der See von Tata

Der See von Tata

Nochmal der gleiche See. Andere Tageszeit, andere Uferstelle

Nochmal der gleiche See. Andere Tageszeit, andere Uferstelle

Donnerstags trafen noch zwei von Marcs Freundinnen aus Berlin ein; obwohl ich sehr spontan nach Tata gekommen war und die beiden Mädchen ja überhaupt nicht kannte, wurde ich ganz selbstverständlich in diese schon lange existierende Freundeskonstellation aufgenommen, was sehr sehr erleichternd war und die ganze Zeit noch verschönert hat.
Am Freitag schließlich fuhr ich mit Dilay und Giuli nach Budapest – Marc war auf eine Hochzeit eingeladen und kam abends nach -, wo wir Marius trafen, Freiwilliger in Miskolc/Ungarn und quasi das fehlende vierte Teil in der Berliner Gruppe, mit der ich unterwegs war. Leider hatte ich auf dem VBS nicht besonders viel mit ihm zu tun, denn wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Abends waren wir zuerst zu viert, dann nach Marcs Ankunft zu fünft feiern, und ich habe noch ein paar andere Locations kennengelernt als am vorausgegangenen Wochenende.
Samstags habe ich viele Dinge wiedergesehen, die ich schon kannte, aber auch viel Neues wie beispielsweise die Burg, die wir dem Gellertberg vorgezogen haben. Und abends letztendlich kam das große Treffen: Marc, Marius, Dilay, Giuli und ich trafen Rike (FW aus Oroshaza), die mit ihrer Familie in Budapest war, setzten uns in einen Park, wo kurze Zeit später Clara (FW in Budapest, Frühlingsausreise) und Oliver (FW in Eger/Ungarn) dazustießen, die ich in Olivers Fall schon lange nicht mehr und in Claras Fall noch nie getroffen hatte, und zu guter Letzt trudelten nach und nach alle möglichen Erasmusstudenten aus Österreich, Polen und Ungarn (und bestimmt noch mehr Ländern, die ich schon vergessen habe) ein, die eine WG in Budapest teilen. Anfangs war es dann etwas schwierig, sich mit einer so großen Gruppe zu bewegen, aber der Abend/die Nacht war wieder gefüllt mit viel Gelächter, guter Musik, hier und da verschlungenen Pizzastücken und einem bereits hellen Himmel, als wir nach Hause kamen.
Schlussendlich machte ich mich sonntags auf eine ziemlich unproblematische Heimreise, und da bin ich nun.

Weil ich gerade meine letzten Schultage bestreite, könnte ich natürlich wieder stundenlang über die Zeit und mein Leben philosophieren, aber weil ihr euch schon so tapfer bis hierhin durchgekämpft habt, erspare ich euch das; falls ihr meinen Blog verfolgt habt, habt ihr vielleicht sowieso schon ein ganz gutes Bild von meinen diesbezüglichen Gedanken.

Der nächste Post lässt nicht so lange auf sich warten, davon könnt ihr ausgehen.

Die Auflösung des letzten Rätsels: Ein Sarg.
(Falls ihr euch an dieser Stelle mal fragt, ob bei diesen Rätseln mittlerweile tatsächlich noch jemand mitmacht: Die Antwort ist Nein. Aber ich kann nicht aufhören.)

Grüße

Florin.

Rätsel
Mal ist es hart, mal ist es weich/
Es macht uns arm, es macht uns reich/
Es macht uns krank und hält am Leben/
’s ist schwer und kann doch manchmal schweben.

Prag, Projekt, Prüfungen, generell Wörter mit P

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Hallo Internetvolk,

kaum zu glauben, aber nach gut einem Monat schreibe ich schon den nächsten Blogpost! Fast rekordverdächtig. Ich bringe euch wieder auf den neuesten Stand, heute mit freundlicher Unterstützung des Buchstabens P.

P wie Prag!
Damit fangen wir ganz unchronologisch an. Hier waren vom 28. März bis zum 6. April Osterferien, ich machte mich deshalb am Abend des 1. Aprils von Varazdin über Zagreb auf den Weg nach München. Vier Stunden nach meiner Ankunft fuhr ein Bus aus Ravensburg ein, dem die drei größten Chaoten, die diese Welt zu bieten hat, entstiegen, die zufällig auch zu meinen besten Freunden gehören. Mit ihnen machte ich mich an ebendiesem Donnnerstag auf den Weg in die tschechische Hauptstadt Prag.Dort hatten wir ein Hostel gemietet, das zwar nicht ganz billig, aber unbezahlbar gut gelegen war; alles, was wir brauchten, war im Umkreis von 300 Metern zu finden, und bis in die sehr belebte „innere Innenstadt“ (faktisch gesehen war unser Hostel schon in der Innenstadt, ich meine jetzt das innerste Innere) konnten wir gemütlich laufen. Das Sightseeing-Programm haben wir sehr in Grenzen gehalten, da es zum einen ziemlich kalt war und wir zum anderen das meiste sowieso schon von unserer Abifahrt vorletzten Herbst kannten; wir haben uns eher mit der Bar-, Kneipen- und Clubkultur befasst und drei sehr unterhaltsame Abende und Nächte gehabt. Außerdem haben wir uns mit dem Kulturweitler Richard getroffen, der in Prag den gleichen Job wie ich erledigt; es war wirklich schön, ihn nach den gut 7 Monaten, die seit unserem Vorbereitungsseminar vergangen sind, wiederzusehen.
Am Ostersonntag zur Mittagszeit setzten wir vier uns wieder in den Bus nach München, wo sich unsere Wege abends trennten; die Jungs fuhren zurück nach Ravensburg, ich kam am nächsten Morgen völlig übermüdet in Varazdin an und schlief den Rest des Tages.

P wie Präsentationen!
Das Deutsche Sprachdiplom habe ich hier ja bereits mehrmals erwähnt. Nachdem die schriftlichen Prüfungen (siehe letzter Post) an der Gospodarska skola gut über die Bühne gegangen waren, kam für mich die Zeit, die Schüler auf die kurz darauffolgende mündliche Prüfung vorzubereiten. Dabei hat mir unter anderem jeder Schüler seine Präsentation, die einen Teil der mündlichen Prüfung einnimmt, gezeigt, um sich von mir Verbesserungsvorschläge, Aussprachehilfe etc. geben zu lassen. Es hat sich gelohnt, alle SchülerInnen haben die Prüfung bestanden; jetzt warten wir noch auf die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen. Der selbe Spaß ging diese Woche an der Elektrostrojarska skola los, denn dort sind nächste Woche
P wie Prüfungen!,
wo ich vermutlich auch zu tun haben werde. Langweilig wird mir nicht! Schon gar nicht wegen

P wie Projekt!
Es funktioniert! Im Moment sieht es ganz so aus, als würde unser halsbrecherischer Plan aufgehen und als würden wir es tatsächlich schaffen, innerhalb von zweieinhalb Monaten einen Schüleraustausch plus Kurzfilm auf die Beine zu stellen. Unsere größte Sorge, die Finanzierung, hat sich aus verschiedenen Gründen in den letzten Tagen immens verkleinert, und unsere Motivation befindet sich auf dem erforderlichen Höhepunkt, um das alles zu schaffen. Leider, leider kann die ungarische Gruppe nicht nach Varazdin kommen, somit wird es vorerst ein einseitiger Austausch; die nächsten Freiwilligen an unseren Schulen könnten aber vielleicht einen Gegenbesuch im nächsten Schuljahr organisieren, das wird man sehen. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon total auf den Moment, wenn wir in den Bus nach Ungarn steigen und damit den Beweis liefern, dass die Aussage „So ein Schüleraustausch organisiert sich nicht mal eben so schnell“ (den ich bei meiner Suche nach deutschen Partnerschulen zu hören bekommen habe) nicht zutrifft, wenn zwei energische Freiwillige dahinterstecken. Falls alles klappt. Aber da bin ich im Moment sehr zuversichtlich.

P wie Pruder!
Na gut. Bruder.
Mein „kleiner“ Bruder hat eine Gastfamilie in den USA bekommen und wird nun mit Sicherheit das nächste Schuljahr an einer Highschool in Washington State verbringen. Der Gedanke, ihn so quasi zwei Jahre am Stück nicht oder kaum zu sehen, ist schon sehr merkwürdig, aber ich freue mich gerade deshalb sehr für ihn, weil ich ja jetzt selbst erleben darf, wie wertvoll so eine Auslandserfahrung ist; als Austauschschüler ist das sicher nochmal etwas ganz anderes. Einen Teil meines Sommers werde ich aber noch zuhause verbringen, bevor er geht, dann sehen wir uns nochmal eine Weile.

Ich glaube, das war’s für heute. Der nächste Eintrag lässt aller Voraussicht nach eine ganze Weile auf sich warten, da bis zum geplanten Austausch nicht genügend verwertbare Ereignisse anstehen – dafür dann ein Mega-Post, wenn mein Projekt funktioniert hat.

Ach ja, die Rätsellösung aus dem vorletzten Post: Die Zeit. (Hätte man sich denken können, was?)

Bis dann

Florin.

Rätsel
Der es macht, der braucht es nicht/
Der es kauft, der will es nicht/
Der es braucht, der weiß es nicht.

Erleb- und Ereignisse

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

So,

„Der nächste Post kommt in ein paar Tagen“ war wohl ein bisschen falsch geschätzt. Jetzt sind es zwei Wochen geworden, aber ist ja nicht so schlimm.

Ich gebe euch einfach mal wieder einen Eindruck, was bei mir gerade so los ist.
Im Moment habe ich in den Schulen deutlich mehr zu tun als sonst: Morgen stehen die schriftlichen DSD-I-Prüfungen an, weshalb ich natürlich wieder eingespannt bin. Die Schüler scheinen gut vorbereitet, ich habe ein gutes Gefühl. Zudem finden diese Woche im Nationaltheater Varazdin deutschsprachige Theaterspiele statt, an denen auch die Gospodarska skola teilnimmt; Hauptact am Freitag ist eine Gruppe von einer Theaterschule in Rumänien. Ursprünglich war ich eigentlich nur „Sprachtrainer“ für unsere Schauspieler und habe ein bisschen Regieassistenz gemacht, aufgrund mehrfacher Ausfälle in unseren Reihen stehe ich jetzt aber als Schauspieler mit auf der Bühne, was mir unerwartet viel Spaß macht. Leider ist nunmal ein Mädchen ausgefallen, was bedeutet, dass ich in ihrer Rolle mit Highheels und Make-Up auf der Bühne stehen werde; trotzdem (für mich) beziehungsweise deshalb (für alle anderen) wird das Ganze wahrscheinlich ziemlich witzig.

Den größten Teil meiner Arbeitszeit nimmt allerdings ab nächster Woche etwas anderes ein: mein eigenes Projekt! Ich habe es tatsächlich auf die Reihe bekommen, nach einem guten halben Jahr hier etwas anzupacken, was funktioniert (hoffentlich). Es dreht sich um Folgendes: Ich werde zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Rike, die in Oroshaza/Ungarn eingesetzt ist, einen Austausch zwischen ihrer Schule und meinen Schulen organisieren – Kommunikationssprache Deutsch -, dessen Resultat letztendlich ein mehr oder weniger professioneller deutschsprachiger Kurzfilm sein soll, den wir alle gemeinsam in unserem hiesigen und in deren dortigem Filmstudio drehen. Das klingt nach einer Menge Arbeit. Ist es auch. Es ist noch mehr Arbeit, als es klingt, weil wir bis zum Schuljahresende in unseren beiden Ländern noch jeweils etwa 3 Monate Zeit haben, und in diesen 3 Monaten müssen wir das komplette Projekt von Anfang bis Ende durchziehen. Da das aber für uns viel mehr ein Anreiz als eine Hürde ist, freue ich mich sehr auf die Arbeit mit Rike und hoffentlich einen gelungenen Austausch/einen unsere Erwartungen erfüllenden Film. Ich halte euch auf dem Laufenden, was diesbezüglich alles passiert und wie der Stand der Dinge ist.

In den letzten Wochen bzw. seit dem letzten Post, wo ich berichtet habe, war ich mal wieder ein bisschen unterwegs. Am zweiten Wochenende nach den Weihnachtsferien war ich zuhause, Grund dafür war die Wahl der neuen Oberen der Landsknechte 2015 (versteht jetzt wahrscheinlich nicht jeder Nicht-Ravensburger, warum ich dafür extra für ein Wochenende nach Hause fahre, aber egal). Am Wochenende darauf war ich „außerplanmäßig“ schon wieder zuhause, weil meine Urgroßmutter im Alter von 102 Jahren von uns gegangen ist und montags die Trauerfeier war. Ich bin sehr froh, dass ich mich entschieden habe, spontan hinzufahren; zudem habe ich so wieder einmal einen großen Teil meiner Familie gesehen.
Die darauffolgenden beiden Wochenenden habe ich in Varazdin verbracht; mein Freundeskreis wird stetig größer, außerdem sind neben mir zwei junge Studenten eingezogen, und so wäre mir wahrscheinlich nicht mal mehr langweilig, wenn ich weniger zu tun hätte. Am vorletzten Februarwochenende war ich dann schon wieder in Deutschland, allerdings nicht zuhause, sondern „nur“ in München. Dort war sonntags die Uraufführung des Musicals „Gefährliche Liebschaften“; der Text stammt von Wolfgang Adenberg, die Musik von meinem Onkel Marc Schubring, weshalb ich auch hingefahren bin. Ein großartiges Stück, das aller Voraussicht nach ein weiteres Mal auf die Bühne kommt; wenn es so weit ist, kann ich es jedem nur ans Herz legen, hinzugehen. Auch die Rezensionen der Zeitungen und Theaterkritiker sind großteils positiv ausgefallen.
Eine Woche später, am letzten Februarwochenende, war ich erneut zuhause, dieses Mal zur Wahl der neuen Buaba 2015 (für alle Nicht-Ravensburger, das ist auch eine Landsknechtsveranstaltung) und damit auch das letzte Mal mindestens bis zum 1. Mai, vielleicht auch das letzte Mal bis zum Sommer. Und vorgestern schlussendlich habe ich von Samstag auf Sonntag Freundinnen in Zagreb besucht; übernachtet habe ich bei einer Mitfreiwilligen, die dort arbeitet, nachdem ich mit ihr und ein paar anderen, die ich während des Austauschs (habe ich Anfang Januar mal erzählt, dieser Choraustausch nach Ravensburg) kennengelernt habe, feiern war. Ein sehr schöner Abend mit Wiederholungsbedarf.

In knapp drei Wochen sind hier Osterferien und ich habe natürlich ein bisschen Reiserei geplant; danach – wenn ich eben etwas zu erzählen habe – melde ich mich wieder.

Grüße

Florin.

Die Zeit

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Bok prijatelji!

Es ist ein strahlender Wintertag, der sich eher schon anfühlt wie ein Vorbote des Frühlings, die Sonne lässt die vom Schnee frisch polierten Ziegel der Burg vor meinem Küchenfenster ihr rötliches Licht auf meine Tastatur werfen. Der Himmel ist klar, es ist angenehm warm, und ich beginne, einen besonderen Post zu schreiben.

So hätte ich diesen Text begonnen, wenn ich ihn vor einer Woche veröffentlicht hätte. Jetzt habe ich ihn genau genommen zwar trotzdem so begonnen, aber ich habe gelogen. Es ist ein grauer, bewölkter, relativ trüber Wintertag, es ist ganz schön kalt und ich bin hundemüde. Dennoch ist es ein besonderer Post: Mein Aufenthalt in Varazdin erreicht heute auf den Tag genau seinen zeitlichen Zenit. Halbzeit.
168 Tage in Varazdin liegen hinter mir, 168 Tage liegen vor mir. Zeit, zurückzublicken, und Zeit, vorauszublicken. Zeit, Schlüsse zu ziehen, und Zeit, Pläne zu machen. Zeit zum Nachdenken.

Das vergangene halbe Jahr war selbstverständlich ein sehr ereignisreiches, voller Menschen, die mir Freunde geworden sind, voller Orte, die mir vertraut geworden sind. Ich habe speziell bei der Arbeit bereits jetzt viel gelernt und viele sowohl schöne als auch fürs spätere Leben nützliche Erfahrungen gemacht. Ich habe gelernt, was es bedeutet, allein zu leben, selbstständig zu sein, für mich selbst sorgen zu müssen; ich habe auch gelernt, was es bedeutet, ein Fremder zu sein – und wie schön das Gefühl ist, wenn man es hier und dort nicht mehr ist. Ich habe manche Vorurteile meinerseits revidiert und andere dazu gebracht, ihre Vorurteile gegenüber mir zu revidieren. Unter all den Dingen, die ich bis jetzt schon erfahren und gelernt habe, habe ich aber vor allem die Zeit kennengelernt, ihre Paradoxität, ihr unveränderliches Fortschreiten, und die Tatsache, dass sie niemals objektiv ist.
In einem halben Jahr, denke ich mir, habe ich in der Schule die ersten Schritte gemacht, wenn ich angefangen habe, eine Fremdsprache zu lernen. In diesem halben Jahr habe ich eine Fremdsprache schon so weit kennengelernt, dass ich viel verstehen und einiges sagen kann und sie mir vor allem vertraut klingt, wenn ich sie höre.
In einem halben Jahr, denke ich mir, habe ich früher ein paar Klassenarbeiten geschrieben, ein bisschen was in der Schule gelernt, mich ansonsten mit Freunden getroffen und das Leben vorbeiziehen lassen. In diesem halben Jahr jedoch habe ich eine Kultur kennengelernt, ein Land, neue Arbeitsmethoden; ich habe Unterrichtspraxis und Lebenserfahrung gesammelt und ein besseres Verständnis für Menschen, die Unterschiede zwischen ihnen und ihre Gemeinsamkeiten entwickelt.
In einem halben Jahr, denke ich mir, habe ich zuhause ein paar neue Straßennamen kennengelernt und kannte nichts anderes als mein eigenes trautes Heim. In diesem halben Jahr habe ich ein zweites Zuhause gefunden und weiß nun, was es bedeutet, ein Mensch zwischen Hier und Dort zu sein, jemand, der sich nicht nur zu Hause zuhause fühlt, sondern auch in der Welt.

A place is only as good as the people in it. – Pittacus Lore, „I Am Number Four“

Ich habe erfahren, dass „zuhause“ nicht in erster Linie dadurch zum Zuhause wird, dass man den Ort mag oder das Land oder die Sprache; „Zuhause“ ist ein Ort, wo man Menschen kennt, die einem das Gefühl geben können, zuhause zu sein. Dass das bei mir in Varazdin jetzt schon der Fall ist – nach einem halben Jahr -, hätte ich am Anfang nicht gedacht, aber umso besser passt der Titel meines Blogs: strange becomes familiar, Fremdes wird zu Vertrautem.

Ich habe gelernt, dass Zeit relativ ist. Dass in einem halben Jahr so viel passieren kann und es sich trotzdem noch anfühlt wie eine Woche. Dass man oft das Gefühl hat, man könne die Zeit, die einem an einem Ort, bei einer Tätigkeit oder im Leben gegeben ist, nie so sehr genießen und ausnutzen, wie man sich das vorgestellt hat, weil gerade die schönen Momente so schnell vorübergehen, dass man es oft nicht glauben kann, wenn sie vorbei sind. Ich merke gerade jetzt, dass ich Zeit oft nicht einordnen kann – die Zeitspanne, die jetzt vorüber ist, erwartet mich ein weiteres Mal, und ich weiß nicht, ob ich mich auf ein scheinbar ewiges oder ein scheinbar viel zu kurzes halbes Jahr freuen soll. Zur gleichen Zeit ist mir aber bewusst, dass mir die zweite Hälfte meines Aufenthalts in meiner Erinnerung niemals so kurz oder lang vorkommen wird wie die erste, weil Zeit immer subjektiv ist, und je nachdem, was die nächste Zeit bringt, wird es mir vorkommen wie ein halbes Leben oder wie ein Wimpernschlag. (Oder tatsächlich wie ein halbes Jahr.)

Ich habe gelernt, viel dankbarer für das zu sein, was mir ermöglicht und gegeben wird, dankbarer für Dinge, die ich vorher als selbstverständlich hingenommen habe. Auch, wenn es keine riesigen Unterschiede gibt, ist mir doch im Gespräch mit Menschen hier mehr und mehr klar geworden, wie gut ich es hatte und weiterhin habe, und wie viel Wertschätzung ich dieser Tatsache eigentlich entgegenbringen muss.

Ich habe auch gelernt, was es bedeutet, einmal nicht irgendwie selbstverständlich zu einer Gruppe zu gehören, sondern auf Menschen angewiesen zu sein, die einen in diese Gruppe aufnehmen, wobei mir gleichzeitig meine Selbstständigkeit und meine Abhängigkeit von anderen bewusst geworden ist – ein durchaus merkwürdiges, aber sehr lehrreiches Gefühl.

Ihr seht, mein Auslandsjahr ist bestimmt vom Lernen und Erfahren. Das mag nichts Neues sein, dass man während eines Auslandsjahres Dinge lernt, aber wie unbewusst und dauerhaft und vor allem in welchem Ausmaß das geschieht, wird mir ehrlich gesagt erst jetzt während des Schreibens klar, wo ich mir einmal wirklich Zeit nehme und zurückblicke auf das, was war. Gleichzeitig blicke ich natürlich vor allem nach vorn auf das, was kommt: Möglicherweise ein großes Projekt, definitiv viele weitere Erfahrungen im Unterrichtsbereich, weitere Sprachkenntnisse, noch mehr fremde Länder und Städte, und vieles, was ich jetzt noch nicht kommen sehe.
Bei all den Gedanken über die Zeit und den Freiwilligendienst schwingt natürlich im Hinterkopf immer ein bisschen Melancholie mit. So schön das alles jetzt gerade ist und so viel es mir auch gibt, es wird in einem halben Jahr vorbei sein, und zwar für immer – dieses Jahr, wie ich es jetzt erleben darf, kommt nie wieder. Daraus entsteht manchmal der zwanghafte Gedanke, die Zeit so sehr auszunutzen, wie es nur geht, und jetzt alles zu tun, „solange man noch kann“; mir ist aber klar geworden, dass eines der besten Dinge ist, das Jahr gerade eben ohne selbstgesetzte Zwänge zu genießen, weil vor allem das der Teil ist, der in dieser Form im Leben wahrscheinlich nicht wiederkehrt.

Ich könnte ewig erzählen und doch fehlen mir gerade die Worte, um alles auszudrücken, was mir durch den Kopf geht. Aber ja, bla bla, „musst du erlebt haben, damit du weißt, wie’s ist“ – viele Dinge kann ich natürlich nicht beschreiben.
Für die kommende Zeit erhoffe ich mir, dass vieles so bleibt, wie es ist, dass viele neue Dinge passieren, selbstverständlich auch, dass manche Dinge nicht mehr passieren; fest steht aber, dass – egal, was passiert – ich „mein Bestes geben werde“, die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes so zu nehmen, wie sie kommt, und in vollen Zügen zu genießen. Das ist mir rückblickend bis jetzt auf jeden Fall schonmal gut gelungen.

In ein paar Tagen kommt der nächste Post, dann wieder mit weniger exzessiv philosophischen Gedankenspaziergängen und mehr Erlebnisberichten und Einblicken in mein Leben statt in meinen Kopf.

Hier noch die Auflösung des letzten Rätsels: The dark.

Grüße

Florin.

Alt, aber passend:
Immer essend, allverzehrend
Nie zufrieden, allzerstörend
Niemals jemals wirklich satt
Bis sie die Welt verschlungen hat.

Wie jetzt „Schon ein Drittel vorbei“?!

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Hallo Welt,

ich muss mich manchmal über mich selbst wundern. Obwohl ich ja sehr gerne schreibe – Texte aller Art -, stelle ich mich als relativ fauler Blogschreiber heraus, und so beginne ich gerade den achten Eintrag (die Bilder und den ersten Eintrag abgezogen: sechs Texte aus Varazdin), während ich feststellen muss, dass mein Freiwilligendienst schon zu einem Drittel vorüber ist. Das ist ziemlich verrückt und auch ein bisschen beänstigend, zu sehen, wie schnell die Zeit vorbeifliegt; ein Drittel eines Schuljahres hat sich früher immer angefühlt wie ein halbes Leben. Andererseits habe ich bis jetzt auch schon so viel erlebt… hach ja, die Zeit.

Seit meinem letzten Beitrag ist wieder einiges passiert.
Am ersten Dezemberwochenende war ich in Sarajevo und habe Ruth besucht, die dort als Freiwillige eingesetzt ist. Wir haben uns die Zeit mit dem Weihnachtsmarkt der in Sarajevo ansässigen Botschaften (wo ich zum ersten und letzten Mal in meinem Leben kanadische Elchmilch, die mit irgendeiner Art Alkohol gemischt war, getrunken habe, was ähnlich wie Bailey’s geschmeckt hat und damit nicht direkt meinen Geschmack trifft) und hauptsächlich ausgiebigem Feiern vertrieben, ich habe das Wochenende sehr genossen und werde auf jeden Fall nochmal hinfahren.

In der Woche vor den Weihnachtsferien fand ein Austausch zwischen dem Prva gimnazija Varazdin und dem Spohn-Gymnasium in Ravensburg statt, so ein Zufall! Um da mit hineinzurutschen, hatte ich mich kurzerhand dem Schulchor des Prva angeschlossen, kam so nach vielen Jahren einmal wieder zum Singen und zudem eine Woche früher als geplant nach Hause, was natürlich sehr schön war. Während dem Austausch war ich quasi ortskundige Begleitperson und Teilnehmer zugleich, was eine ganz witzige Mischung war und selbstverständlich auch mit sich brachte, dass ich nach Bedarf die SchülerInnen abends in meine Lieblingskneipen, -bars und -pubs mitnahm und ihnen das bombastische Ravensburger Nachtleben näherbrachte. Das Austauschprogramm war meistens ansprechend und angemessen entspannt, um zu gewährleisten, dass die Kräfte fürs Singen aufgespart werden konnten; auch die beiden abschließenden Auftritte gingen gut über die Bühne und schließlich verabschiedeten sich am Freitag vor Weihnachten alle außer mir wieder nach Kroatien.

Mein Weihnachten war schön wie jedes Jahr, mal abgesehen davon, dass die Schneeverhältnisse zu dem Zeitpunkt noch kein schönes Skierlebnis versprachen; das musste warten bis zum 5. Januar, meinem ersten und eventuell einzigen Skitag in dieser Saison, der dafür auch richtig gut war. Mein Silvester war erwartungsgemäß unterhaltsam, ich bin mit ein paar Freunden für einige Tage ins Allgäu gefahren und wir haben in einer Wohnung gefeiert, die sich irgendwie im Familienbesitz von einem der besagten Freunde befindet und leersteht. Besonders viel Interessantes gibt es da allerdings auch nicht zu erzählen, es sei denn, jemand interessiert sich dafür, was zur Zeit so von morgens bis abends auf Pro7 und Viva läuft und wie viele Silvesterkracher man braucht, um einen Schneemann zu sprengen.

Morgen beginnt nun wieder die Schule und damit für mich die Arbeit. Es war schön, so eine lange Zeit zuhause mit meiner Familie verbringen zu können, meine Leute zu treffen, sich im eigenen Zimmer nicht nur wie auf Besuch zu fühlen, anständiges deutsches Bier zu trinken… viele Dinge, die ich vermisse, während ich hier in Varazdin bin. Ich habe allerdings auch gemerkt, dass es Dinge in Varazdin gibt, die ich vermisse, wenn ich zuhause bin, und ich bin sehr froh, dass sich dieses Gefühl eingestellt hat: Egal, wohin ich gehe, ich kann mich immer darauf freuen.

Der Austausch hat im Übrigen meinem Kroatisch sehr viel gebracht (verwunderlich, wo ich doch nach Deutschland gefahren bin, aber viel Zeit mit kroatischen Menschen zu verbringen – mal außerhalb des Deutschunterrichtes – ist nunmal der beste Lehrer), ich habe über die Ferien fleißig gelernt und hoffe, dass sich das in nächster Zeit bemerkbar macht. Außderdem habe in den Teilnehmern einige Freunde und viele Bekannte gefunden, mit denen ich Zeit verbringen kann, abends ausgehe und so weiter und so fort; ein Erfolg auf ganzer Linie also, dieser Austausch nach Hause.

Hier ist gerade Tauwetter, was die Querfeldein-Abkürzung zu meinem Supermarkt in eine Matschlandschaft und meinen Einkaufsweg dadurch in ein relativ anspruchsvolles Jump-and-Run-Spiel verwandelt hat. Vorwiegend jump, um genau zu sein.

Ich verabschiede mich für heute mit der Auflösung des letzten Rätsels: Feuer.

Bis bald

Florin.

Rätsel, zur Abwechslung mal ein englisches
Cannot be seen, cannot be felt/
Cannot be heard, cannot be smelt/
Lies behind the stars, beneath the hills/
Life it ends and laughter it kills.

 

Bilder

Are you looking for the English version of this post? Sorry, there is none, because this post is all about pictures which naturally can’t be translated. Anyway I wrote something on English to bring people here. If you want to read that: here you go.

 

Hallo,

als kleiner Nachtrag zum vorgestrigen Beitrag kommen hier noch Bilder von meinem Krk-Urlaub (damals, vor dem Einbruch) und der Stadttour durch Belgrad im Rahmen des besagten Seminars.

IMG_0489
Ja, das war der Ausblick vom Balkon des Apartments…

IMG_0490
… zu dem diese Tür hinausgeführt hat.

IMG_0492

IMG_0493
Hach ja, da war’s noch sonnig und warm.
Nun zu Belgrad:

Foto 19.11.14 10 47 59
Rechts im Bild ein Architekt und gleichzeitig unser Stadtführer, dessen Namen ich vergessen habe. Dahinter: Ein altes Gebäude, das zugunsten des Belgrad Waterfront-Projekts abgerissen werden soll, soweit ich das mitbekommen habe; dabei geht’s um „Modernisierung“, größtenteils hässliche, moderne Glas- und Metallklötze, die schöne, alte Bauten ersetzen. Die Idee fanden die meisten von uns nicht direkt brilliant.

Foto 19.11.14 11 06 13

Foto 19.11.14 11 42 27

Foto 19.11.14 11 48 54

Foto 19.11.14 12 38 03
Berliner! Bietet alles, was das Herz in dem Moment begehrt hat.

Foto 19.11.14 12 43 07
Die Silhouetten sollen wohl bekannte serbische Leute aus Geschichte und Gegenwart darstellen, die Farben findet man auf der serbischen Flagge wieder.

So, das war’s.

Bis demnächst

Florin.

Ajde ajde

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Tag zusammen,

nach diesmal noch längerer Funkstille gibt’s jetzt wieder ein Lebenszeichen von mir. Es ist eine Menge passiert (ich kann mich schon nicht mehr an alles erinnern), aber ich gebe mir wie immer Mühe, so kurz wie möglich und so lange wie nötig zu schreiben.

Mein Kroatisch wird besser! Ja, tatsächlich! Ich habe zwar nach wie vor das Gefühl, mich überhaupt nicht ausdrücken zu können, allerdings verstehe ich mittlerweile relativ oft, worüber gesprochen wird, wenn ich den ungefähren Kontext kenne, kam sogar schon in den Hochgenuss, mitlachen zu können, wenn jemand einen Witz auf Kroatisch gemacht hatte, und denke, ich bin auf einem guten Weg, auch wenn meine Gespräche an der Theke/Kasse immer noch so ablaufen: „Dobar dan, jedan Staropramen molim.“ (Guten Tag, bitte ein Staropramen [hier weit verbreitetes tschechisches Bier].). – Irgendwas auf Kroatisch, fragender Blick. – Wahlweise: „Da!“/“Ne!“/Lächeln./“Sorry, I don’t really speak Croatian“oder selten: „Oprostite, ne govorim Hrvatski.“
Ereignis des Tages gestern: Habe im Kaufland eingekauft und konnte alle Fragen an der Kasse beantworten, musste nicht auf Englisch zurückgreifen und wurde nicht enttarnt (zumindest wurde mir nicht verständlich gemacht, dass meine sehr begrenzte Sprachkenntnis offensichtlich ist). Es gibt Hoffnung!

Kurzer Nachtrag zu der Sache mit dem Floorball im letzten Beitrag: Ich muss mich korrigieren, es ist weniger Unihockey als vielmehr Eishockey ohne Eis und auch ohne Inlineskates. Unihockey ähnelt wohl mehr dem Fußball (vom Regelwerk her), während das bei Floorball nicht zutrifft. Wieder was dazugelernt.

Am ersten Novemberwochenende habe ich meiner Heimatstadt Ravensburg einen kurzen Besuch abgestattet. Aufgrund widriger Umstände konnte mich meine Freundin in der letzten Oktoberwoche nicht besuchen, und so war es gut, dass ich spontan für das Wochenende nach Hause gefahren bin. Außerdem fiel die letzte große  gemeinsame Veranstaltung der Landsknechte 2014 auf den Freitag, an dem ich angekommen bin, sodass ich dort auch dabei sein konnte. Es war schon ein sehr komisches Gefühl, sonntags von zuhause wegzufahren und irgendwie auch zuhause wieder anzukommen, aber daran werde ich mich für dieses Jahr gewöhnen müssen.

Den Hauptteil dieses Beitrags nimmt definitiv die Zeit vom 14. bis zum 22. November ein.
Für jeden kulturweit-Freiwilligen gibt es drei verpflichtende Seminare: Das Vorbereitungsseminar im August vor dem Freiwilligendienst, das Nachbereitungsseminar nach der Rückkehr nach Deutschland und das Zwischenseminar, welches bei mir vom 17. bis zum 21. November stattgefunden hat. Es werden verschiedene Seminarorte ausgewählt und alle Freiwilligen aus der Region werden zu dem Ort eingeladen, der ihnen am nächsten liegt; meiner war Sremski Karlovci in Serbien, ein relativ kleines „Dorf“, wo auch samstags um 12 die Bürgersteige hochgeklappt werden, allerdings mit ein paar schönen Gebäuden. Bevor ich aber dorthin gereist bin, habe ich mich freitags für das Wochenende mit den anderen SeminarteilnehmerInnen in einem wunderschönen Hostel in Belgrad getroffen, um die Stadt tagsüber zu erkunden (zumindest die meisten von uns) und sie abends unsicher zu machen. Mir wurde im Vorfeld mehrmals gesagt, das Belgrad nicht besonders schön sei; dem muss ich bis zu einem gewissen Punkt zustimmen. Die Stadt wurde erschreckend oft – ich meine, mich an die Zahl 34 zu erinnern – zerstört und war unter ständig wechselnder Herrschaft, dementsprechend gibt es kein einheitlich schönes Stadtbild. Allerdings hat Belgrad einen gewissen Charme, eine Art eigenes Lebensgefühl, das mir sehr zusagt; ich würde dort nicht leben wollen, werde aber mit Sicherheit noch ein paar Mal über diese Straßen gehen und das Leben in den graffitibesprayten und betonierten Adern pulsieren spüren.

Aufgrund gewisser Schwierigkeiten mit dem Bus kamen wir montags kollektiv etwas zu spät zum Seminar.
Die Zeit von Montag bis Freitag war voll von Input, Infos, Ideen, Erfahrungsaustausch, Entspannung, Essen, Stadtführungen, Selbstreflexion und Spaß zu jeder Tages- und Nachtzeit. (Man bemerke den dreifachen Einsatz von Alliteration.) Das Seminar kam für mich genau zum richtigen Zeitpunkt, hat mir sehr viel weitergeholfen und schöne Erinnerungen hinterlassen.
Zwei Wörter haben den Sprachgebrauch in diesen fünf Tagen dominiert: Ajde und Joj. „Ajde“ bedeuted so etwas wie „Komm schon“ oder „Auf geht’s“, lässt sich in fast jeder Situation einsetzen, wird auch gerne zur Verabschiedung in Kombination mit „Bok“ (= Hallo und Tschüss unter Freunden und jungen Leuten, vergleichbar mit Servus) verwendet, kurz: ein Universalwort. „Joj“ ist eine Art Ausruf und ebenso vielseitig einsetzbar. Beispiele: „Ich hab im Lotto gewonnen.“ – Joooj! „Ich hab meinen Geldbeutel verloren.“ – Joj… „Wir müssen morgen um 8 Frühstück machen.“ – Joooooj! Endlose Möglichkeiten! Und es macht enorm Spaß, einfach mal so mit ein paar Freiwilligen durch die Gegend zu jojen.
Der Großteil der Gruppe machte sich freitags nach Seminarende nach Novi Sad auf – nicht weit entfernt von Sremski Karlovci (im Volks- bzw. eher Freiwilligenmund liebevoll SK [ess:käi] genannt) – wo eine der Freiwilligen eingesetzt ist, um dort das Wochenende zu verbringen. Der harte Kern, bestehend aus Ruth, Freiwillige in Sarajevo, und mir, verbrachte den Abend/die Nacht/den frühen Morgen noch in Belgrad (wo wir den Berichten der anderen zufolge, die auf der Rückreise noch einmal im dortigen Hostel vorbeigeschaut haben, einen bleibenden – positiven! – Eindruck hinterlassen haben), bevor unsere Busse zurück nach Sarajevo und Zagreb fuhren. Das folgende Restwochenende verbrachte ich zum allergrößten Teil mit Schlafen.

Ich bin seit einigen Wochen Teil der Lehrer-Volleyball-AG (nach mehrfacher Nachfrage aus verschiedenen Ecken des Kollegiums und auf Empfehlung meines Vorgängers), wir treffen uns einmal die Woche für anderthalb Stunden. Meine spielerische Exzellenz ist grade noch im Urlaub, hat sich aber für Sommer nächsten Jahres angekündigt, wenn ich mir weiterhin so viel Mühe gebe.

Es ist bitterkalt hier zur Zeit, die ersten Schneevorhersagen trudeln ein, ich bin gespannt, wann er kommt. Das weckt allerdings schon umso mehr meine Lust auf die neue Ski- und Boardsaison, in die ich starten werde, sobald ich über Weihnachten zuhause bin.

Zum Abschluss die Auflösung des Rätsels aus der letzten Ausgabe: Fluss. Wieder mehrfach richtig gelöst.

Bis bald

Florin.

Rätsel
Gib mir zu essen, und ich lebe.
Gib mir zu trinken, und ich sterbe.
Was bin ich?

Dobar dan, ja sam Florin

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Tag Leute,

nach ein bisschen Funkstille melde ich mich mal wieder mit einem neuen Beitrag.

In der Zwischenzeit sind ein paar Sachen passiert. Wie man sich vielleicht vom Titel herleiten kann (zu deutsch: Guten Tag, ich bin Florin), habe ich angefangen, Kroatisch zu lernen. Aufgrund dessen, dass ich bis jetzt erst einmal Unterricht hatte, beschränken sich meine Kenntnisse noch auf wenige Wörter, aber ich habe das Gefühl, dass mir die Sprache besser liegt als erwartet. Letztendlich habe ich ja auch nicht das Ziel, perfektes Kroatisch zu sprechen, um irgendwelche hochkomplexen und mit Fachausdrücken gespickten Reden zu halten, sondern mich einfach nur verständigen zu können, weshalb wir im Unterricht auf Grammatik so gut wie keinen Wert legen. Das ist eine andere Art, an eine Sprache heranzugehen, die mir vielleicht deshalb mehr zusagt, weil sie mich wenig an den Unterricht in meiner Schulzeit erinnert (es läge mir fern, zu behaupten, dass der Fremdsprachenunterricht in meiner Schulzeit schlecht war, aber nach 8 Jahren reicht es eben auch damit). Ich kann schon sagen, wer ich bin, woher ich komme, kann Bier (wahlweise auch: Blumen, Schokolade, Käse) bestellen und mich freundlich bedanken. Außerdem weiß ich jetzt, was „žemlja“ bedeutet, obwohl (besser gesagt: weil) meine Kroatischlehrerin zwanzig Mal betont hat, dass das Wort sehr ungebräuchlich und für mich überflüssig ist. Es bedeutet Semmel.

Vergangenen Freitag habe ich meinen Geburtstag gefeiert, im kleinen Kreis gezwungenermaßen. Es ist ein sehr ungewohntes Gefühl, zum ersten Mal an seinem Geburtstag weder Familie noch die üblichen Verdächtigen um sich zu haben, aber die Leute, mit denen ich den Abend verbracht habe, haben das ganz gut kompensiert. Jetzt in meinem Besitz: „Chasing a Croatian Girl“ von Cody McClain Brown. Der Klappentext macht ein kleines Geheimnis aus dem, was drinsteht, aber das werde ich in nächster Zeit mal lüften. Apropos girl: Am vorausgegangenen Wochenende, was ja in Deutschland dank drittem Oktober ein verlängertes war, hatte ich Besuch von meiner Freundin. Es war sehr schön, sie zu sehen; wir haben uns bewusst gegen großartig viel Programm entschieden, weshalb es von dem Wochenende nicht wirklich mehr zu erzählen gibt.

Ich habe mittlerweile mit Jakob Bekanntschaft gemacht, einem 15-Jährigen aus Esslingen. Er macht hier ein Austauschschuljahr (mir war gar nicht bewusst, dass Leute dabei woanders hingehen können/wollen als in die Vereinigten Staaten oder nach Kanada) und bleibt deshalb in etwa so lange wie ich. Ein sehr netter junger Mann, mit dem ich voraussichtlich auch noch ein paar weitere Unternehmungen machen oder Abende verbringen werde.

Vor zwei Wochen war ich zum ersten Mal an der Gospodarska skola, was übersetzt so etwas ähnliches wie eine Wirtschafts- und Tourismusschule ist, die ist gleich um die Ecke von mir. Der letztjährige Freiwillige ist dort erst relativ spät eingesetzt worden, deshalb sind sie dieses Jahr ganz froh, dass ich schon nach ein paar Wochen gekommen bin. Das bereits mehrfach erwähnte Magazin läuft jetzt schon gut, viele Texte sind fertig, und ich habe auch das Gefühl, dass sich das ziemlich verselbstständigt, sodass es in Zukunft auch ohne Freiwilligenarbeit fortgeführt werden kann.

Noch eine Sache, die mir in den hiesigen Schulbüchern aufgefallen ist: „Floorball“ ist laut den Büchern DIE Sportart und fast jeder Beispielschüler spielt es. Das hat mich anfangs gewundert, weil ich nicht einmal wusste, was das für ein Sport sein soll; jetzt wundert es mich immer noch, weil es – soweit ich das verstanden habe – eine Art Unihockey ist. Ist vermutlich einfach interessanter, als wenn alle Fußball spielen würden.

Jetzt bin ich schon über einen Monat hier. Die Zeit verging in den ersten Wochen rasend schnell, sehr viele neue Eindrücke, neue Menschen, neue Orte, neue Gegebenheiten.

Die Auflösung des Rätsels aus der letzten Ausgabe (jede Einsendung war korrekt): Kugelschreiber.

Bis dann

Florin.

P.S.: Die Rätselrubrik fand ich amüsant, die führe ich fort.
Was bewegt sich und kommt nicht fort/
hat einen Mund und spricht kein Wort/
hat ein Bett und kann doch nicht schlafen/
und birgt für jeden einen sicheren Hafen?

Verschiedenes

Are you looking for the English version of this post? You can find it here.

 

Tag zusammen,

der heutige Blogeintrag wird aus verschiedenen Gründen etwas länger.

Zuallererst das Wort zum gestrigen Sonntag.
Ich kam abends nach Hause (woher? Das folgt im Anschluss), wollte meine Tür aufschließen und merkte dabei, dass ich sie nach dem ersten Umdrehen des Schlüssels einfach aufdrücken konnte, ohne die Türklinke zu benutzen. Der Grund dafür: Bei mir wurde eingebrochen und einige teure, teilweise wirklich brandneue technischen Geräte wurden entwendet. Was mich eigentlich am meisten ärgert, ist dabei der Verlust all meiner Daten, da sowohl mein Laptop mit den eigentlichen Daten als auch meine Festplatte mit den gesicherten Dateien abhanden gekommen sind. Das bedeutet eben, dass all meine Projekte, angefangene Bücher, halbfertige Kompositionen, wichtige Dokumente, Erinnerungen in Bild- und Textform, Musik, Urlaubsfilme et cetera nun Geschichte sind. Diesen Blogeintrag schreibe ich mit meinem kleinen Netbook, das glücklicherweise als einziges verschont geblieben ist.
Damit ihr jetzt nicht den Eindruck bekommt, als würde man hier alle drei Wochen ausgeraubt: Die Leute, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, waren alle sehr betroffen und meinten, Varazdin sei eigentlich eine ruhige und sichere Stadt; das passiert hier sehr selten. Blöd eben, dass es mich direkt in meinen ersten Wochen getroffen hat.
Ich werde jetzt eben versuchen, das Beste daraus zu machen. Die im ersten Post erwähnten lebenswichtigen Dinge sind noch da; Bett, Sofa, Schrank, Tisch, WLAN – hier werde ich immer noch überleben.

Soviel mal dazu, das konnte vermutlich deshalb passieren, weil mein Wochenende sehr schön war.
Ich habe mich Donnerstag Mittag mit dem Bus auf den Weg nach Pula in Istrien, im Süden des Landes, gemacht, um dort einige Freunde zu besuchen, die als diesjährige Abschlussklasse dort auf Studienfahrt waren (für alle Knechte: „meine“ Buaba). Ich traf an ihrem Campingplatz ein, wollte an der Schranke vorbeimarschieren, da der eigentliche Plan war, dass ich bei ihnen im Bungalow übernachten sollte und mir damit die Kosten für etwas Eigenes gespart hätte. Allerdings wurde ich dabei von einem jungen Mann in akzentfreiem Deutsch aufgehalten, der mich darauf hinwies, ich könne entweder nur bis Mitternacht bleiben oder müsse mir ein eigenes Apartment mieten. Da ich sonst schlichtweg keine Übernachtungsmöglichkeit gehabt hätte, stand ich zehn Minuten später in einem sehr geräumigen Apartment mit Balkon und einem großen Doppelbett. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Der folgende Abend mit meinen Freunden verlief wie geplant feucht-fröhlich und bedarf keiner weiteren Ausführung.

Am darauffolgenden Morgen musste ich irgendwie vom etwas abseits gelegenen Campingplatz nach Pula kommen, um dort einen Bus in Richtung Rijeka erwischen zu können. Nachdem ich aber unvorhergesehenerweise noch die Miete für das Apartment bezahlen musste, blieb leider kein Geld für ein Taxi übrig. Ich machte mich also zu Fuß auf den Weg und hoffte einfach, dass die auf Google Maps angeschriebenen 7 Kilometer auch auf Fußgänger zutreffen würden; die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber in meinem Fall starb sie leider sehr schnell. Natürlich war vor mir noch niemand auf die absurde Idee gekommen, vom Campingplatz nach Pula zu laufen, weshalb es leider keine Fußwege gab. In der folgenden Stunde spürte ich des Öfteren den Luftzug eines vorbeirasenden Autos in den Haaren, stapfte über ein Paintballgelände (das glücklicherweise zu dem Zeitpunkt unbenutzt war), sammelte mit meinen Beinen eine Menge Dornen und Stacheln ein, verschlang eine Packung Schokocroissants und zwei Liter Cola und hatte währenddessen noch mit der Tatsache zu kämpfen, dass ich am Abend zuvor wohl ein Glas Wasser zu viel getrunken hatte. Schlussendlich kam ich am Busbahnhof an, nachdem ein barmherziger Einwohner mich von seinem Fenster aus stadtwärts pilgern gesehen und sich kurzerhand ins Auto gesetzt hatte, um mich das letzte Stück zu fahren. Ich merkte dort, dass ich doch noch genug Geld für ein Taxi gehabt hätte, wurde aber vom Geizhals in meinem Kopf für meine Sparsamkeit gelobt. Der Rest des Tages verlief im Gegensatz dazu unspektakulär, und ich konnte mich gegen Abend in den Bus nach Krk („Hauptstadt“ der gleichnamigen kroatischen Insel) setzen, in dem bereits Icky, Alina und Miri saßen, kulturweit-Freiwillige aus Zagreb/HR und Ptuj/SLO. Mit ihnen verbrachte ich das Wochenende dort in einem Apartment.
Ursprünglich sollten in diesem Bus auch Ruth und Julian sitzen, beides Freiwillige aus Sarajevo, allerdings gab es in beiden Fällen leichte Komplikationen. In Kurzform: Dem einen fehlte eine funktionierende EC-Karte und etwa 5 Minuten, um besagten Bus zu erwischen, der anderen fehlte ein Reisepass, woraufhin sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause fuhr, allerdings mit ihrer funktionierenden EC-Karte, auf die sich der eine verlassen hatte. Jedenfalls bestritten wir unseren ersten Abend zu viert, ab Samstag war Julian dann auch mit von der Partie. Aufgrund unseres ansonsten außerordentlich anstrengenden Alltags genossen wir diese Tage der Entspannung sehr und feierten Sonntag ab 0 Uhr Ickys Geburtstag – alles in allem ein gelungenes Wochenende.

Da es aus meinem Arbeitsleben im Moment nichts Erzählenswertes gibt, führe ich hier noch ein paar Dinge auf, die mir in der letzten Zeit aufgefallen sind.

Nudeln brauchen hier 13 Minuten. Egal, was auf der Packung steht oder welche Form sie haben. Diese Vereinheitlichung erleichtert mein Leben als ungeübter Amateurkoch enorm.

Die Hausaufgabenmoral der Schüler ist eine zusätzliche Gemeinsamkeit zwischen hier und zuhause; bei einer Kontrolle hatten von 10 Schülern stolze 10 % eine Hausaufgabe vorzulegen.

Wenn man bei mir in der Küche sitzt (zum Essen/Kochen/…), fühlt man sich nie wirklich allein, weil vom Café ein Stockwerk tiefer das Radio nach oben tönt. Zum Radiosender sei gesagt, dass er eine sehr merkwürdige Mischung aus dem in Deutschland üblichen Mainstream (inklusive „Problem“ von Iggy Azelia mit einer täglichen Mindestrate von 15 Wiederholungen) und meiner relativ unbekannten Lieblingsmusik spielt, was ich allerdings begrüße.

Entweder habe ich bis jetzt nur die guten Ecken kennengelernt, oder mein Eindruck trügt mich tatsächlich nicht: Varazdin scheint mir eine überdurchschnittlich saubere Stadt zu sein. Die Wege und Straßen sind gefegt und so gut wie müllfrei, Kippenstummel auf dem Boden ein eher seltener Anblick. Sehr löblich.

Das war’s für heute von mir; die Nachrichten fangen nächstes Mal hoffentlich besser an. Bilder kann ich aufgrund meiner technischen Voraussetzungen im Moment nicht veröffentlichen, davon gibt es dann einfach eine geballte Ladung, sobald es mir wieder möglich ist.

Grüße aus dem spätsommerlich-frühherbstlichen Varazdin

Florin.

P.S.: Was ist ein Bär, der schreiend auf einer Kugel sitzt? Die Auflösung folgt in der nächsten Ausgabe.

Zur Werkzeugleiste springen