Archiv der Kategorie: Politik
Alles was mit Politik zu tun hat
Geschützt: Mixed Thoughts – Teil 12 von 13+
Geschützt: Mixed Thoughts – Teil 6 von 7+
Dear Mr. US-Außenminister…
Da sitzt man nichtsahnend in seinem Polnischkurs, schaut aus dem Fenster und wen sieht man 2-3 Meter entfernt vorbeigehen? John Kerry, best friend und US-Außenminister! Hätte sich ruhig mal davor melden können, dann hätte ich wenigstens ein gemeinsames Foto schießen können! Am besten mit meiner tollen „Diplomatengepäck“-Tasche aus dem Auswärtigen Amt. Hätte ruhig anrufen können, meine Nummer hätte die US-Regierung ja gehabt…
Im Protokoll steht dieser kurze Spaziergang nicht. Kerry macht Zwischenstopp in Warschau, zuvor war er in Ägypten und Saudi-Arabien, morgen geht es weiter nach Israel. Polen ist somit das einzige europäische Land, das Kerry auf seiner Reise besucht. Die Frage, weshalb nur Polen wurde die letzten Tage viel diskutiert.
Unser dyrektor meinte, Polen stünde – anders als die meisten europäischen Länder – der USA in Sachen NSA-Affäre neutral gegenüber. Das habe einen geschichtlich-mythologischen Hintergrund. Mit allen großen europäischen Nachbarn habe man Probleme gehabt, jeder habe versucht, sich Polen einzuverleiben. Nun orientiere man sich lieber an den Sternen der amerikanischen Flagge.
Zieht man aus der Menge der Autos und des Sicherheitspersonals vor dem Königsschloss Schlüsse, hat Kerry nach seinem Spaziergang eben jenes besichtigt. Ich sags ja, wenn er mich nur angerufen hätte, ich hätte ihn durchs Schloss führen können. Es ist eine wirklich beeindruckende Rekonstruktion des Königsschlosses, das im zweiten Weltkrieg von Nazideutschland zerstört wurde. Vor allem bei den Ausstellungsgegenständen und den detailgetreu gezeichneten Bildern über Warschau kann man nur schwer herausfinden, ob sie Originale sind. Aber für eine Führung ist die deutsch-amerikanische Freundschaft zwischen Kerry und mir dann wohl doch ein wenig zu einseitig… Er kann übrigens von Glück reden, dass er im November das Schloss besucht. Nun haben nämlich vier polnische Schlösser kostenlosen Eintritt. Am Eintrittsgeld wäre nämlich kürzlich fast Warschaus Oberbürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz gescheitert. Sie hatte sich geweigert 5 Zloty(ca. 1,20 €) Eintritt im Schloss Wilanów (dem einzigen der vier Schlösser, das ich noch nicht gesehen habe) zu zahlen. Bei der Bevölkerung kam das nicht wirklich gut an. Es war der Auslöser – nicht die Ursache – für ein Referendum mit dem Ziel, Hanna Gronkiewicz-Waltz abzuwählen. Letztlich ist das Referendum aber an zu geringer Beteiligung gescheitert.
Auch gestern ist der US-Außenminister aus dem Protokoll ausgebrochen und ist auf einem Friedhof in Warschau spazieren gegangen. Und auch ich bin am Wochenende ausgebrochen aus meinem Alltag, habe Kraków besichtigt und war auf dem Friedhof. Hätte Kerry mich gefragt, hätte ich ihm gesagt, dass er am 1.11. zum Friedhof gehen soll. Dann ist es dort nämlich besonders stimmungsvoll. Berichte (und vielleicht sogar Fotos) folgen 😉
Nur in meinem Kopf – Kurzmeldungen
Aus Fehlern wird man klug. So sehr mich selbst dieser Satz auch immer genervt hat, so sehr stimmt er auch. Als eine der wichtigsten Aufgaben sehe ich es an, den Schülerinnen und Schülern (ja, gendern muss sein) zu zeigen, dass sie sich trauen dürfen, Fehler zu machen. Genauso sind manche Fehler aber auch ziemlich witzig. In dieser Kategorie „Kurzmeldungen“ will ich ein paar Fehlerchen zu Geschichten weiterspinnen und mit persönlichen Erlebnissen garnieren.
Neues Naturphänomen verursacht Wetterchaos: die Sonne schneit!
Für 19.00 Uhr ist in der ARD ein Brennpunkt spezial geplant. Der UN-Klimarat reagierte mit Begeisterung: So könnte der Klimakollaps noch in letzter Minute verhindert werden. Doch auch Bedenken regen sich: Was ist, wenn dieses neue Wetterphänomen unkontrollierbare Ausmaße annimmt? Um dieser Frage nachzugehen, ließ die internationale Staatengemeinschaft ein Versuchsexperiment in einer Freiwilligenwohnung Warschaus einrichten. Hier soll getestet werden, wie Menschen auf sehr geringe Temperaturen reagieren. Es konnte so bereits gemessen werden, wie die Restwärme einer verbrannten Pizza sinnvoll genutzt werden kann.
Mutter Müller sauer! Der Vater hat seine Pflicht, die Rosen zu mähen, nicht erledigt!
Seit sie morgens in die Arbeit gefahren ist, haben die hartnäckigen Gewächse das Haus so stark bewachsen, dass die kleine Tochter alleine in dem Haus eingeschlossen ist. Alle Rettungsaktionen sind bisher in einem Fiasko geendet. Die letzte Hoffnung der Familie Müller ist nun ein Märchenprinz! Seine Ankunft wird gegen 16 Uhr am 29. September 2113 erwartet.
Warum im Vatikan ein Stück der Berliner Mauer steht und was das alles mit der Bundestagswahl zu tun hat
Leute, ich bin im Verzug. Es folgt ein Blogeintrag nach dem anderen. Dieser Eintrag enthält jedoch nur wenig über mich und meine aktuelle Situation.
Karotten-Pizza. So sieht Nachhaltigkeit bei Kulturweit aus. Wenn in Deutschland über Fleischverzicht gesprochen wird, dann meist im „Ich lass mir nichts verbieten“-Stammtisch-Ton. Anders auf dem Vorbereitungsseminar von kulturweit. Dazu in einem der nächsten Blogeinträge mehr.
Polen – deine Geschichte
Mit Fleisch – besser gesagt der Erhöhung der Preise für Fleisch – beginnt auch das wohl einschneidendste Ereignis jüngerer polnischer Geschichte: Viele Streiks in ganz Polen waren die Folge der Preiserhöhung vor 33 Jahren, zwischenzeitlich gab es deswegen Engpässe in der Lebensmittelversorgung. Die Fleischpreise waren natürlich nicht der einzige Grund für einen Aufstand diesen Ausmaßes. Das Streikkomitee unter Führung von Lech Walesa formulierte 21 Forderungen, z.B. Mehr Kitaplätze! Freilassung politischer Gefangener! Höhere Löhne! Herabsetzung des Rentenalters! Anerkennung von Gewerkschaften! Redefreiheit! Mehr Transparenz! Was klingt wie die in Deutschland derzeit allgegenwärtigen Wahlversprechen, ist jetzt schon über 33 Jahre alt. Die kommunistische Regierung Polens hat schließlich den 21 Forderungen der Solidarnosz nachgegeben. Das Danziger Abkommen leutete letztlich das Ende des Kommunismus ein – auch wenn oder gerade weil die Polnische Regierung die Situation anders einschätzte. Es startete ein bemerkenswerter Wandel.
Polen – dein Papst
In seinen Memoiren schrieb Michael Gorbatschow, dass die Geschehnisse in Osteuropa ohne Johannes Paul II. nicht möglich gewesen wären. Der Papst aus Krakau ermutigte seine Landsleute, bat die polnischen Bischöfe um Unterstützung für die Sozialbewegungen, sorgte für millionenschwere Unterstützung für die Solidarnosz und empfing zahlreiche Mitglieder der Vereinigung. Bei seiner zweiten Polenreise forderte er die Umsetzung der Sozialreformen und traf Lech Walesa, der quasi unter Hausarrest stand. Bei seiner dritten Polenreise kritisierte er außerdem das Verbot der Solidarnosz.
Nicht jedem passte der Einfluss des Papstes. Und so wird hinter dem Attentäter, der den Anschlag auf den Papst auf dem Petersplatz verübt hat, der bulgarische Geheimdienst oder der KGB vermutet.
1989 wurde die Solidarnosz wieder zugelassen, die Streiks beendet und dafür ein runder Tisch gebildet, der Polen eine neue Richtung geben sollte. Gemeinsam mit Glasnost und Perestroika hat die Solidarnosz zur Wende in Polen und gewissermaßen zum Fall des Eisernen Vorhangs beigetragen. Als Dank hierfür schenkte die Stadt Berlin Papst Johannes Paul II. ein Stück der Berliner Mauer. Noch heute werden viele Straßen, Plätze und Einrichtungen Polens nach Papst Johannes Paul II. benannt. So auch meine Einsatzschule. Es wurde ein Relief des Papstes und eine Plakette angebracht, auf der steht: „Wirklich groß ist der derjenige, der etwas wissen will“. Und nicht nur eine Plakette des Papstes ziert die Schule. In quasi jedem Klassenzimmer hängen Bilder und Zitate des Papstes aus Polen. Ich habe den Eindruck, dass die Handlungen der Päpste hier weniger kritisch beäugt werden als in Deutschland. Während in Deutschland Papst Benedikt z.B. für zu geringe Reaktion in der Missbrauchsaffäre kritisiert wurde, sieht beispielsweise eine Lehrerin meiner Schule das ganz entspannt. Was hätte er auch machen sollen?
Polen – deine Zukunft
Vergangenen Sonntag gab es große Proteste in Warschau. Aus ganz Polen sollen die Menschen gekommen sein, u.a. für höhere Löhne. Ich habe davon nichts mitbekommen. Dafür wohne ich zu weit vom Zentrum entfernt. Eine Lehrerin zeigte sich aber enttäuscht, dass sich trotz der Menschenmenge niemand aus dem Parlament für die protestierenden interessiert hat. Eine Kollegin wünscht sich einen neuen Fürsprecher für das Volk, einen wie Papst Johannes Paul II.
Hallo, mein Name ist Stefan und ich habe gewählt
In Deutschland wird am nächsten Sonntag gewählt. Ich musste, um sicher zu gehen, dass meine Stimmen – mit den Wahlen letzten Sonntag in Bayern ganze 11 Stück – ankommen, schon Ende August wählen. Und es funktionierte erstaunlich unkompliziert und unbürokratisch. Am Sonntag ist dann der Tag der Wahrheit – und ich werde alles auf der Wahlparty der Deutschen Botschaft in Warschau mitverfolgen.