Archiv der Kategorie: Freiwilligenarbeit
Was ich als Freiwilliger so mache
Geschützt: Evaluation: Erwartungen
Geschützt: Mixed thoughts – Teil 2 von 6+
Nur in meinem Kopf – Kurzmeldungen
Aus Fehlern wird man klug. So sehr mich selbst dieser Satz auch immer genervt hat, so sehr stimmt er auch. Als eine der wichtigsten Aufgaben sehe ich es an, den Schülerinnen und Schülern (ja, gendern muss sein) zu zeigen, dass sie sich trauen dürfen, Fehler zu machen. Genauso sind manche Fehler aber auch ziemlich witzig. In dieser Kategorie „Kurzmeldungen“ will ich ein paar Fehlerchen zu Geschichten weiterspinnen und mit persönlichen Erlebnissen garnieren.
Neues Naturphänomen verursacht Wetterchaos: die Sonne schneit!
Für 19.00 Uhr ist in der ARD ein Brennpunkt spezial geplant. Der UN-Klimarat reagierte mit Begeisterung: So könnte der Klimakollaps noch in letzter Minute verhindert werden. Doch auch Bedenken regen sich: Was ist, wenn dieses neue Wetterphänomen unkontrollierbare Ausmaße annimmt? Um dieser Frage nachzugehen, ließ die internationale Staatengemeinschaft ein Versuchsexperiment in einer Freiwilligenwohnung Warschaus einrichten. Hier soll getestet werden, wie Menschen auf sehr geringe Temperaturen reagieren. Es konnte so bereits gemessen werden, wie die Restwärme einer verbrannten Pizza sinnvoll genutzt werden kann.
Mutter Müller sauer! Der Vater hat seine Pflicht, die Rosen zu mähen, nicht erledigt!
Seit sie morgens in die Arbeit gefahren ist, haben die hartnäckigen Gewächse das Haus so stark bewachsen, dass die kleine Tochter alleine in dem Haus eingeschlossen ist. Alle Rettungsaktionen sind bisher in einem Fiasko geendet. Die letzte Hoffnung der Familie Müller ist nun ein Märchenprinz! Seine Ankunft wird gegen 16 Uhr am 29. September 2113 erwartet.
„Welche Spiele spielst du am liebsten? Sammelst Du Schmetterlinge?“
„Hallo, ich heiße Stefan Polen…“
So oder so ähnlich hörte es sich beim Vorbereitungsseminar an, wenn sich zwei bisher noch nicht bekannte Freiwillige trafen. Man fragte nach dem Vornamen, und statt dem Nachnamen nach dem Einsatzland. Und ehe man sich versah, ersetzte das Einsatzland bei manchen den Vornamen auch noch.
„Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. […] Sie fragen euch: wie alt ist er? Wie viele Brüder hat er? […]“ (aus: Antoine de Saint Exupéry: Der Kleine Prinz)
Ich muss zugeben, ich habe selbst am letzten Tag noch die Fragen großer Leute gestellt und nach Name, Einsatzland, Dauer gefragt. Doch schon die Frage, ob man in da jeweilige Einsatzland wollte oder nicht, brachte bei manchem die interessantesten Geschichten hervor.
Besonders am Anfang war es spannend. Keiner kennt jemanden und jeder quatscht so einfach jeden an. Ob im Bus, im Kino, beim Essen holen oder am Essenstisch. Das Ergebnis war eine ziemlich offene und freudige Atmosphäre. Und so mancher schrieb jetzt nach dem Seminar: „Und plötzlich hatte ich 234 neue Freunde auf der ganzen Welt…“ (Ich habe dies erstmals bei Clemens ( bratwurstsalat.wordpress.com ) gesehen). Sooo viele weltoffene, reflektierte und engagiere Menschen habe ich zuvor noch nie auf einmal gesehen. Und zu jedem Gesicht gibt’s eine andere tolle Story.
… ich komme aus Bayern…
Neben der Frage, wohin man geht, gibt es noch die häufige Frage, woher man kommt. Zumindest mir wurde oft die Frage gestellt. Denn bis ich meinen Dialekt einigermaßen abgestellt habe, dauert es ein wenig. Und ehrlich gesagt mag ich diese Frage sogar. Denn das einzige, was an mit bayerisch ist, ist der Dialekt. Und so kommt man über die einzelnen Vorurteile ins Gespräch.
Auch hier in Warschau komme ich oft darauf zu sprechen, wie dies oder das in Bayern ist. Die Bundesländer sind einfach zu verschieden. Wie verschieden sie sind, nimmt man im Alltag in Deutschland gar nicht so sehr wahr. Man glaubt, als sei überall in Deutschland so. Erst aus der Außenperspektive fallen die Unterschiede auf.
… und ich helfe jetzt für sechs Monate beim Deutschunterricht mit…
Sich vorstellen – das ist auch ein wichtiges Thema hier im Deutschunterricht. Der Kleine Prinz wäre vielleicht von manchem enttäuscht – so richtig den Kern der Persönlichkeit trifft man mit dem gelernten Wortschatz nämlich (natürlich noch) nicht, schließlich lernen die Schüler erst im ersten, zweiten oder dritten Jahr Deutsch. Aber ich suche noch nach Mitteln und Wegen die Fragen des kleinen Prinzen auch zu stellen – ohne den Stoff zu vernachlässigen.
… und meine Hobbys sind…ähh…
Auch ich muss die Standard-Fragen beantworten. Eine Frage bringt mich aber immer wieder ein wenig durcheinander – die nach den Hobbys. Die wurden die letzten 15 Monate nämlich immer weniger – und jetzt gilt es nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
Mal sehen, was ich hier so finde, ehe ich auf meinen Heimatplaneten zurückkomme.
PS: Ich bin hier nicht der erste Blog mit Zitaten von dem Kleinen Prinzen. Schaut mal hier: kulturweit.blog/kolorowy/2013/09/20/prosz%e1%b6%92-pani/
Bis(s) zu Weihnachten
Leute, ich bin im Verzug. Hier folgt jetzt ein Eintrag nach dem anderen. Nicht jeder Artikel wird jedem gefallen, aber ich will ja auch so viel verschiedenes schreiben wie möglich.
Hallo, ich bin Stefan und ich hasse Abschiede
Als ich 5 Jahre alt war oder so, haben wir mit unserer Kindergartengruppe den ortsansässigen Pfarrer verabschiedet. Ich hatte diesen Pfarrer davor wahrscheinlich noch nie gesehen und selbst wenn ich ihn schon mal gesehen hätte, er wäre für mich uninteressant gewesen. Aber dann, dann standen wir da in einer Reihe, alle mit Winke-Taschentüchern in der Hand – und der kleine Stefan begann zu heulen. Dasselbe in der 2. Klasse Grundschule: der bei den Schülern unbeliebte Direktor, den der kleine Stefan wahrscheinlich auch noch nie bewusst gesehen hat, wurde verabschiedet – und der kleine Stefan begann zu heulen.
Einmal Weihnachten und zurück
Nicht ganz so tränenreich, aber dennoch emotional gestaltete sich der Abschied von den Austauschschülerinnen beim Austausch mit unserer Partnerschule in Schio, Italien in der 9. Klasse. Wir waren dort für eine Woche im September oder Oktober und alles vor Ort hat mich irgendwie an Weihnachten erinnert. Die Maroni, die es auf einem Markt gab, der Kamin, an dem wir unsre Schuhe wärmten, dieses berühmte erste Gemälde von Christi Geburt, die Bücher im Schrank, auf denen was von Weihnachten steht, das Warten, der familiäre Zusammenhalt. Im Nachhinein gesehen, nicht viel, was mich an Weihnachten denken ließ. Aber für mich War es wie eine Woche Weihnachten und wieder zurück. Und ein halbes Jahr später würde man sich wieder sehen.
’s ist alles anders… – Abschied mit einem Gesicht* voller Zufriedenheit
Dieses Mal hat sich der Abschied dagegen gar nicht wie ein Abschied angefühlt. Ich hatte eine kleine Abschiedsfeier gegeben. Für mich war es so, als würde man sich folgende Woche gleich wieder sehen. Nach nur einem Spot geht’s weiter, sozusagen. Außerdem kann man ja viel skypen.
Verabschiedet hat man sich dieses Mal bis Weihnachten, weil ich da für ca. 2 Wochen wieder nach Hause fahre. Dann würde alles wieder genau so sein wie früher.
…’s ist alles anders!
Dass aber nicht alles genau so wie bisher werden könnte, kam mir erst auf dem Vorbereitungsseminar in Berlin in den Sinn. Thema der „Homezone“ war da der Kulturschock. Der Auslandsaufenthalt beginnt der Theorie zufolge meist mit großer Euphorie, hat zwischendurch einen Stimmungseinbruch und normalisiert sich schließlich. Ähnlich ist es, wenn man nach dem Aufenthalt wieder zu Hause ankommt. Der Kulturschock findet sein Pendant im Rückkehrerschock (oder so). Dieser Schock kann verschiedenste Ursachen haben: fehlende Aufmerksamkeit, zu große Aufmerksamkeit, zu wenige Veränderungen, zu viele Veränderungen, …
Dass neues auch Veränderung bringt, dass Veränderungen zu so einem Jahr dazu gehören könnten, musste ich in der Zwischenzeit seit der Bewerbung vergessen haben. Ganz egal, wie die Welt in 6 Monaten auch ausschauen wird, jetzt ist sicher nicht alles wie immer. Denn das jetzt mache ich ja auch deswegen, weil eben nicht alles ist wie immer.
Und so beginne ich nun, wie immer mit der für mich (und auch für Polen) typischen Verspätung, mich innerlich zu verabschieden. Sicher, vieles wird bleiben. Ohne einiges altes werde ich mich hier nicht zu Hause fühlen können. Ich will nichts überstürzen. Aber wenn ich mich nicht von einigem altem (und vor allem von meinem Perfektionismus) verabschiede, wird nichts neues Platz finden.
PS: Ich möchte mich hiermit ganz offiziell für den schlimmen Kalauer in der Überschrift entschuldigen. Soll nicht mehr vorkommen.
PPS: Falls Kalauer der falsche Ausdruck ist, möchte ich mich auch dafür entschuldigen.
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*Man beachte die doppelte Wortbedeutung, die ich selbstverliebtes Genie hier verwendet habe.