Von Irrungen und Wirrungen – auf dem Weg nach Trinco

Ruckelzuckel, auf und ab, hin und her hüpfe ich im Zug nach Trincomalee. Grüne Landschaft: Palmen und Reisfelder so weit das Auge reicht ziehen an uns vorbei. Häuser und Dörfer entlang der Bahnstrecke, Menschen auf ihrem Weg zur Arbeit, Kinder auf dem Weg zur Schule. Das Leben hautnah und doch fern. Die Luft streicht durchs Fenster, umarmt mich, kühlt. Gerüche – manche willkommen und andere nicht. Kühe, Wasserbüffel, Vögel in den verschiedensten Größen und Farben.

Der Zug rattert weiter vor sich hin, nimmt uns mit in eine andere Welt. Ja, in ein anderes Sri Lanka. Ich bin voll gespannter Vorfreude – habe mich schon lange drauf gefreut, auch dieses Sri Lanka endlich kennenzulernen! Zunächst geht es für drei Tage nach Trincomalee, von wo aus es am Sonntag weitergeht nach Jaffna.

Das Grün schwindet, mehr und mehr trockene Reisfelder liegen links und rechts von unserem Weg. Das Landesinnere und der Nordosten sind derzeit von einer außergewöhnlichen Trockenzeit betroffen. Der Unterschied zum feuchten Südwesten ist kaum zu übersehen. Auch die Luft wird langsam wärmer, der Tag schreitet voran – und wir mit ihm.

Mitten in der Pampa, der Zug hält auf einmal an. Männer gehen durch das Abteil Richtung Zugende, Leute gucken gespannt  aus dem Fenster. Ich bin neugierig und suche mit ein freies Fenster auf der anderen Seite. Draußen liegt ein auf die Seite gekippter Transporter, ringsum Menschen, die neugierig zusehen, sich fragen was passiert ist… Man weiß es nicht. Aber wenigstens scheint niemand verletzt zu sein und nach einer gefühlten Ewigkeit kann es dann auch weitergehen. Auf dass uns auch ja nicht langweilig werde!

Braun und Goldtöne dominieren die Landschaft. Wenige Felder sind grün. Trotz einer leichten Brise fängt der Schweiß an, mir die Stirn und den Rücken entlangzulaufen. Wir kommen unserem Ziel näher, immer näher.

Oder auch nicht. Oops, Stopp verpasst. Bzw. zu spät festgestellt, dass wir hätten umsteigen müssen… Und nun? Busfahren, was denn sonst?! Tja, so landet man in einem Bus nach Kandy, um eine gute Stunde später in Habarana in einen Bus nach Trincomalee umzusteigen – gegeben dem Fall, dass jetzt alles klappt und wir nicht am Ende doch in Kandy landen. Denn einfach wäre ja langweilig, nicht wahr??

Und ruckelzuckel geht es weiter mit dem Bus nach Trinco. Die Straße wird im Rahmen der Infrastrukturmaßnahmen im Norden und Osten Sri Lankas gerade erneuert und ähnelt – laut Annika, denn ich war selber noch nie dort – den Straßen in Ghana. Dirt road all the way… Aber wir sind guter Dinge, trotz vollem Bus und schon über vier Stunden Verspätung. Denn macht ja nichts und so haben wir heute wirklich eine Menge gesehen. Trinco wir kommen – irgendwann – versprochen! 😉

Wir sind da! Und statt und Gedanken machen zu müssen, wie viel wir wohl für das Tuktuk nach Uppuveli bezahlen müssen, werden wir sogar abgeholt. Vielleicht hatte die ganze Verspätung am Ende so doch noch ihr gutes – wir haben auf jeden Fall viel mehr gesehen als vom Zug aus.

Ende gut, alles gut! Und was für ein Ende – ich glaube wir sind im Paradies! Und zugleich ist es ein Ort, der viele schreckliche Geschichten aus den fast 30 Jahren Bürgerkrieg erzählen kann, ein Ort, der spürbar werden lässt, wie rapide sich Sri Lanka derzeit entwickelt, ein Ort, der mir das Gefühl gibt, dass Sri Lanka noch einen weiten Weg hat zu einem stabilen, positiven Frieden.

Ich bin gerade an genau dem richtigen Ort für mich und verdammt glücklich, dass wir es geschafft haben, hierher zu kommen – trotz Krankheit und allem was dazugehört. Und deswegen verabschiede ich mich jetzt erst einmal und genieße meine Zeit hier ganz analog. 🙂