Auf Safari im Bürokratiedschungel

Auf einer Safari in Sri Lankas Bürokratiedschungel kann man so einiges erleben! Besonders für diejenigen unter euch, die eine Tätigkeit in einer staatlichen oder multilateralen Organisation in Betracht ziehen, wird sie eine wahre Bereicherung sein. Man trifft interessante Wesen, liest Literatur, Policies und Studien zu einer Vielfalt spannender und aktueller Themen, gewinnt stets neue Einblicke in die Funktionsweise dieses Biotops und, last but not least, kommt jeden Morgen in den Genuss der Nationalhymne und an manchen Tagen zusätzlich noch von buddhistischen Chantings. Eine Erfahrung für alle Sinne, die ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet!

Es gibt eine Vielzahl interessanter Wesen zu entdecken, die sich zum Teil seit sehr langer Zeit in diesem Biotop aufhalten und aufgrund dieses langen Aufenthalts prächtig entwickeln konnten. Besonders im direkten Kontakt mit diesen Exemplaren kann der Dschungelentdecker sehr viel über das Biotop und über die allgemeinen Zusammenhänge in diesem Land lernen. Zudem ist es durchaus aufschlussreich, die verschiedenen Spezies und ihre Positionen zueinander kennenzulernen.

So gibt es zum Beispiel die Spezies Staatssekretär, hier Secretary genannt. Diese Spezies ist in der Dschungelhierarchie äußerst hoch angesiedelt und übt eine nicht geringe Macht aus. Um im Bürokratiedschungel voranzukommen, ist es deshalb unbedingt ratsam, die entsprechenden Staatssekretäre für das eigene Anliegen zu gewinnen. Das geht am besten, wenn man ihnen mit Sätzen wie „Wir haben die volle Unterstützung des Präsidenten“ oder „Nach den Gesprächen werden wir dem Präsidialamt Bericht über die Fortschritte erstatten“, begegnen kann.

Eine andere Spezies, die zwar am unteren Ende der Dschungelhierarchie angesiedelt ist, aber trotzdem nicht unbedingt weniger interessant ist, ist das Haushaltspersonal. Davon gibt es in den meisten Bereichen des Dschungels mehrere – jemand der Tee kocht, ein anderer, der für Reparaturen zuständig ist und wieder ein anderer, der die Vertreter der oberen Hierarchieschicht sicher durch die Welt transportiert (sprich: Fahrer). Wie gesagt ist diese Spezies nicht unbedingt weniger interessant. Vor allem, weil ihre Mitglieder dem gewöhnlichen Dschungelentdecker wesentlich mehr Zeit und Aufmerksam schenken, als die Spezies des Staatssekretärs. Diese zieht es eher vor, sich zu verstecken und nur auf mehrfache Nachfrage Zutritt zu ihren Bauten zu gewähren.

Ein wichtiger Hinweise für alle potentiellen Dschungelentdecker unter euch: Als Dschungelbesucher sichtbaren europäischen Hintergrunds muss man darauf bedacht sein, wie man in diesem Biotop auffällt und wahrgenommen wird. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Staatssekretär sich ein wenig mehr dafür interessiert, weshalb man an einem Meeting mit ihm teilnimmt, als für das eigentliche Thema des besagten Meetings. Dessen sollte man sich bewusst sein und möglichst schnell Strategien entwickeln, diese Neugier schnell und kompetent zu befriedigen.

Ich grüße euch herzlich aus dem sri lankischen Bürokratiedschungel und hoffe, ich konnte euch diesen auf diese Art ein wenig näher bringen.

Ein Gedanke zu „Auf Safari im Bürokratiedschungel

  1. Moin Anna

    Herzlich willkommen in Club! Wer hat eigentlich gesagt, daß Bürokratie eine typisch deutsche Eigenart sei,dem ist mitnichten so!
    Du hast mir in der Vergangenheit häufiger eine gewisse Voreingenommenheit vorgehalten, aber dein sarkastisch/ironischer Beitrag hätte von mir stammen können. Ich finde es erbaulich zu sehen, daß der Apfel nicht weit vom Birnbaum fällt.
    Laß dir aber von solchen Eigenarten des Verwaltungsapparates nicht dein Bemühen vermiesen, Dinge zum Positiven zu verändern. Mit ein bißchen Abgeklärtheit und findiger Argumentation (s.o. kriegt man so manchen aus seinem scheinbar sicheren Stuhl gelüftet. Gegen ‚allgemeine Verunsicherung‘ haben die meisten nämlich kein Konzept parat.

    Herzliche Grüße
    Gert

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