(M)eine Odyssee

Ja, da war sie doch, diese Sache mit dem Visum… Seit Oktober zieht sich diese Odyssee nun hin. Heute bekam die Geschichte dann noch mal einen absoluten Höhepunkt. Und damit meine ich nicht die Aushändigung meines Passes inklusive Visum. Nein, ich meine die Tortur, die sich davor abspielte.

Aber zunächst einmal zurück zum Anfang der Geschichte – vielleicht können zukünftige Freiwillige, die nach Sri Lanka gehen, ja davon profitieren?

Es begann alles mit einem Anruf beim sri lankischen Konsulat in Frankfurt. Ich dachte mir, falls ich persönlich hin muss, bin ich von Gießen aus deutlich schneller in Frankfurt, als in Berlin. Hätte ich doch bloß nicht so viel gedacht. Denn vom Konsulat bekam ich leider eine falsche Auskunft. So schickte die SLNCU (Sri Lanka National Commission for UNESCO) zunächst ein Schreiben ans Außenministerium statt an das (korrekte) Department of Immigration and Emigration. Es war bereits Ende Dezember, als sich bei einem Anruf bei der sri lankischen Botschaft in Berlin herausstellte, dass ich so niemals mein Visum bekommen würde. Also wurde schnellstmöglich der entsprechende Brief noch einmal losgeschickt – diesmal jedoch an die richtige Stelle. Nach einigen Telefonaten mit der Botschaft, die mir beim dritten oder vierten Anruf dann auch endlich die Erlaubnis gab, meinen Antrag überhaupt erst einmal an sie zu schicken, bekam ich dann am 10. Februar mein Visum. Drei Tage vor unserem Vorbereitungsseminar. Der Postbote muss mich für bekloppt gehalten haben, so wie ich ihn angegrinst habe. Die Erleichterung war groß.

Aber bloß nicht zu schnell gefreut! Es handelte sich nämlich erst einmal um ein einmonatiges Entry Visa. Ich sollte natürlich sobald wie möglich in den Genuss kommen, sri lankische Bürokratie einmal live und in Farbe erleben zu dürfen. Und das gleich drei (!!) Mal innerhalb der letzten zwei Wochen.

Als ich vergangenen Montag das erste Mal zum Department of Immigration fuhr, hatte ich ja noch keinen blassen Schimmer, was mich dort erwartete. Also erwartete ich das Unerwartete. 😉 Zunächst geschah nichts außergewöhnlich – Antragsformular ausfüllen, Passfotos machen und aufkleben, anstellen, warten, Antrag abgeben. Doch statt mir den Antrag abzunehmen und mich zu den anderen Wartenden zu schicken, schickte mich der Immigration Officer samt meinem Pass und den mitgebrachten Unterlagen zu einem der Schalter im Warteraum, wo diese mir dann bis auf weiteres abgenommen wurden. Als Pfand erhielt ich ein kleines Stück Papier mit einem Stempel, meiner Passnummer und meinem Namen darauf, zusammen mit der Anweisung, am Dienstag in einer Woche wiederzukommen.

Das tat ich dann auch, in der frohen Hoffnung, einfach hineinspazieren und meinen Pass samt Visum gegen die entsprechende Gebühr einsammeln zu können. Pustekuchen! So einfach – das wäre ja ein Witz gewesen. Neeein, nach anderthalb Stunden Wartezeit, in der sie meine Unterlagen anscheinend das erste Mal tatsächlich in Augenschein nahmen, bekam ich zu hören, dass sie noch einen weiteren Brief – diesmal vom Ministry of Education (MoE) – bräuchten. Sonst könnten sie mir nicht glauben, dass ich tatsächlich im State Sektor und nicht im INGO Sektor tätig bin…

Da ich die erste international Freiwillige der SLNCU bin, ist dieser ganze Prozess für uns alle ein Experiment. Ich bekam also ein weiteres Schreiben von meinem Chef, zusammen mit einer beigefügten Notiz vom Secretary des MoE, dass ich hier als Freiwillige arbeiten darf. Tja, nur dass das dem Immigration Officer heute morgen leider nicht formell genug war. Er hat es laut eigener Aussage „durchgehen“ lassen, aber nur nachdem er sich mich einmal gründlich vorgeknüpft hatte. Denn ich als Diplomatin, müsse doch wissen, wie sich die Visumsbeantragung in Sri Lanka bis ins Detail formell gehört. Diplomatin? Formeller Prozess durch das Ministerium? Ich? Nach einem fehlgeschlagenen Versuch, dieses kleine Missverständnis aufzuklären, habe ich dann lieber meine Klappe gehalten und nur noch „mhmmm“, „okay“ und „yes“ von mir gegeben. Lasst mich einfach nur sagen, dass ich nach der von mir als Standpauke und Bloßstellung empfundene Ansprache ein klein wenig mit den Nerven fertig war.

Glücklicherweise hieß es dann erst einmal wieder warten, warten, warten. So konnte ich mich erst mal wieder erholen, bevor der nächste Schreck auf mich wartete. Als ich endlich mein Formular zum Bezahlen erhielt, hieß es, ich solle doch tatsächlich die volle, statt die halbe Visumsgebühr bezahlen. Für internationale Volunteers gibt es da verschiedene Tarife, und anscheinend stand in keinem der ganzen Schreiben, die ich eingereicht habe, dass ich den geringeren Tarif bekommen sollte. Auch auf mehrmaliges Nachfragen hin, lies sich da nichts mehr machen.

Für meinen inneren Seelenfrieden – und um auf gar keinen Fall noch ein weiteres Mal einen Fuß in dieses Department setzen zu müssen – bezahlte ich dann also die gesamte Summe von 20000 Rupies (umgerechnet derzeit ca. 125€). 62,50€ dem sri lankischen Staat in den Rachen geworfen. Aber so what? Ich habe jetzt endlich (!!) mein Visum, und es gilt sogar bis zum 24. Februar 2013 und erlaubt mir eine unbeschränkte Anzahl von Einreisen ins Land… Und so ging sie dann zu Ende, meine Odyssee.

Tut mir Leid, dass die sri lankische Bürokratie hier nicht sehr gut wegkommt. Aber wer mir Tränen abzwingt, bekommt von mir nun mal keine gute Rezension. Die ersten beiden Male hat es einfach nur lange gedauert – damit kann ich umgehen. Aber diese Unfreundlichkeit und Abwesenheit jeglicher Hilfsbereitschaft, die ich heute erleben musste, vertrage ich schlecht.

Fazit: Viel Erfolg meinen Nachfolgern – und lernt aus meinen Fehlern! Für irgend etwas muss es ja gut gewesen sein, dass bei mir mit dem Visum so viel schief gelaufen ist…

Achja, und den nächsten Behördengang hebe ich mir, wenn möglich, für die gaaanz weit entfernte Zukunft auf. 😉