Station 7: Posadas- Einstimmung in Misiones

Posadas ist die Hauptstadt der Provinz Misiones, die ganz im Nordosten Argentiniens zwischen Paraguay und Brasilien liegt. Dementsprechend sind auch Flora und Fauna dort viel tropischer und exotischer als im Rest des Landes.

Die Stadt war die letzte Station auf unserer Reise und gleichzeitig ein schöner Einstieg in die nächsten vier Wochen, die wir in dieser Region verbringen würden.

Unsere Anreise war etwas abenteuerlich, weil unser Bus mitten auf einer der unendlichen Landstraßen eine Panne hatte. Zum Glück wurden wir nach einiger Zeit von einem vorbeifahrenden Bus eingesammelt und erreichten nach 20 Stunden unser Ziel.

In Posadas angekommen, stachen zwei Dinge ins Auge. Erstens die rote Erde, denn in ganz Misiones ist die Erde nicht braun, sondern rot. Und zweitens der Einfluss von Deutschen auf die Region. Als wir durch die „Avenida Rademacher“ an der Gomería „Hämmerle“ vorbeifuhren, zeigte sich deutlich, dass Misiones ab dem Ersten Weltkrieg ein beliebtes Ziel für deutsche Auswanderer war. 30% aller Misioneros haben deutsche Vorfahren.

Da Katharina, eine Kulturweit-Freiwillige, in Posadas eingesetzt war und sich auskennt, wurden wir gut in die Besonderheiten der Region eingeführt. Auf den Straßen werden „Chipas“ (Gebäcke aus Maniokmehl und Käse, die beim Kauen quietschen) verkauft, und statt heißem Mate wird hier Tereré, die kalte Version mit Eis und Saft getrunken. Den kulinarischen Höhepunkt erlebten wir, als wir zum ersten Mal eine reife Mango am Straßenrand fanden und direkt essen konnten.

Posadas liegt am Río Paraná und hat eine schöne Promenade, die Costanera, an der die Posaderos ihre Abende mit Blick auf das andere Ufer verbringen. Dort liegt Encarnación, die paraguayische Grenzstadt, die dafür bekannt ist, dass es dort viele billige Sachen zu kaufen gibt. Um uns das anzuschauen, überquerten wir am Freitag die Brücke nach Paraguay. Encarnación (zumindest der Teil, den wir gesehen haben) besteht wirklich nur aus Läden mit billigen Kleidern, Schuhen, Spielzeug, Elektrogeräten und Tereré-Kannen. Über alldem liegt ein Geruch von Kunststoff. Ich würde die Eindrücke eher als interessant als als schön bezeichnen, aber das waren sie immerhin auf jeden Fall. Außer einem Eis kaufte ich in Encarnación nichts

Misiones verdankt seinen Namen den Jesuitenmissionen des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Ruinen in San Ignacio Miní wir am Tag danach besichtigten. Damals boten die Jesuiten dort den Guaraní, den Ureinwohnern, Zuflucht vor Sklavenhändlern. Sie erhielten medizinische Versorgung und eine Ausbildung, mussten dafür aber Teile ihrer eigenen Kultur aufgeben. Die Jesuiten konnten vor allem durch Kunst, Musik und dadurch, dass sie die Guaraní nicht zwangen, Spanisch zu sprechen ihre ganze Kultur aufzugeben, viele Indianer missionieren. Da der Orden der spanischen Krone aber zu wenig hörig war, wurde er 1767 aus deren Herrschaftsgebiet vertrieben. Die Missionen wurden bei Angriffen teilweise zerstört oder der Dschungel eroberte sie sich zurück. Zum Glück blieben einige als Ruinen erhalten und sind heute Weltkulturerbe. Für mich war dieser Teil der Geschichte Argentiniens sehr interessant, weil ich bisher kaum etwas davon gewusst hatte. Ich finde es beeindruckend, wie die beiden Kulturen im Einklang miteinander leben konnten und durch die Kombination eine neue Art von Kunst (die Mischung aus Guaraní-Kunst und Barock) entstehen konnte.

Am Sonntag, dem 15. Januar fuhren wir drei Stunden in Richtung Norden in die Stadt Eldorado, die Endstation unserer Reise.

 

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