Nachdem ich mich an Saltas Flughafen von Marion verabschiedet hatte, stieß ich wieder auf die anderen Kulturweit- Freiwilligen. Ida und Fanny verabschiedeten wir schon am Freitag, weil sie schon früher ihr Projekt in Misiones beginnen mussten. Die letzte der vier Wochen reiste ich gemeinsam mit Carola.
Wer mich kennt, weiß, dass bei mir was Reisen angeht, in Sachen Spontaneität noch Spielraum nach oben frei ist.Ich plane gerne mal vor und schon weiß auch gerne schon am Morgen, wo ich abends schlafen werde. Innerhalb unserer Reisegruppe war ich damit das Gegenstück zu den Jungs, die immer alles „ganz spontan“ angehen ließen. In den Tagen nach Salta nahmen Carola und ich uns ein Beispiel daran und wuchsen spontaneitätsmäßig über uns hinaus.
Los ging´s mit unserer Reise ins Bergdorf Cachi:
Als wir morgens an den Busbahnhof kamen, um ganz spontan eine Fahrt zu buchen, stellte sich heraus, dass die nächste erst wieder in drei Stunden ging. Egal! Das Warten lohnte sich. Die Fahrt nach Cachi ist spektakulär. In einem wackeligen alten Bus voller Backpacker und alter Dorfbewohner befuhren wir dünne Bergsträßchen durch die Valles Calchaquíes und den Nationalpark „Los Cardones“ (Die Kakteen).
In Cachi waren leider alle von uns angestrebten Hostels schon voll, aber zum Glück konnte man für uns noch ein Plätzchen in der Albergue Municipal, unserer bisher wohl spartanischsten, aber auch günstigsten Unterkunft, finden (20 Pesos= 4€ die Nacht).
Wir genossen zwei Tage der Ruhe in einem Dorf, das so fotogen ist, dass ich vermutete, dass die Bewohner alle einen Tourismus-Tauglichkeitskurs besucht haben. Die Einwohner grüßten immer nett und in der perfekten Western-Kulisse ritt ein langhaariges Mädchen ohne Sattel auf ihrem Schimmel durch die Straßen. Wenn das kein Fotomotiv ist:)
Am Sonntag machten wir eine Wanderung zu einem der für die Gegend charakteristischen Friedhöfe. Die Gräber bestehen aus Schutthaufen und oft schon verrotteten Holzkreuzen. Der Zerfall steht in einem krassen Kontrast zu den knallbunten Plastikblumen, die an jedem Grab befestigt sind. Obwohl auf dem Friedhof Müll liegt und die Grabhäuschen teilweise komplett in sich zusammen gefallen sind, wirkt diese Art von Friedhöfen lebhafter und „fröhlicher“ (wenn man das von einem Friedhof sagen kann) als die deutschen Friedhöfe.
Von Cachi ging es weiter ins nächste Bergdorf Cafayate. Leider mussten wir um dorthin zu gelangen über Salta zurück, das heißt fünf Stunden Fahrt nach Salta. Dort erfuhren wir überraschenderweise, dass der nächste Bus erst in drei Stunden fahren würde, kurz gewartet, offiziell drei Stunden weiter nach Cafayate. Leider hatten wir in mitten der nächsten spektakulären Landschaft im Nirgendwo einen geplatzten Reifen, sodass wir letztendlich um 21 Uhr am Ziel ankamen.
Die Suche nach dem Hostel „El Almacén“, in dem wir (doch etwas unspontan) telefonisch reserviert hatten, entpuppte sich als einziges Missverständnis. Das Wort „almacén“ heißt nämlich auf Spanisch „Lebensmittelgeschäft“ und genau zu solchen schickten uns die Dorfbewohner, die wir nach dem Weg fragten – leider nachts mit unserem gefühlten Körpergewicht auf dem Rücken bei aufziehendem Sturm.
Als wir uns endlich dazu entschieden, im Hostel anzurufen, konnten die Mitarbeiter sich an keine Reservierung erinnern. Genial! Als wir ziemlich verzweifelt auf der Plaza ankamen, sammelte uns dort zum Glück ein Mensch auf, der vor kurzem erst eine Herberge eröffnet hatte und uns motiviert dort hinbrachte. Sie war zwar noch nicht wirklich fertig renoviert, aber für diese Nacht genau das richtige.
Da es in Cafayate gar nicht sooo viel zu sehen gab, wie war gedacht hatten, fuhren wir nach einer Bodega-Wanderung und dem Verzehr des ersten Wein-Eis meines Lebens (Cafayate ist der zweitwichtigste Weinproduzent des Landes) weiter nach Tafí del Valle.
Das liegt auf halbem Weg nach San Miguel de Tucumán, wo am Mittwoch unser Bus nach Misiones abfahren sollte. Da in Cafayate zur Zeit weder Internet noch Telefonleitungen funktionierten, konnten wir gar kein Hostel vorbestellen, doch das war nicht schlimm, denn als wir nach Tafí einfuhren, regnete es da heftig und die beiden spontanen Füchse entschieden sich innerhalb von zehn Minuten, wieder in den Bus zu steigen und doch gleich weiter nach Tucumán zu fahren.
Dort erlebten wir zum ersten Mal, was ich mir eigentlich von jeder argentinischen Stadt erwartet hatte: Wir wurden von der Hitze erschlagen. Es war bereits nach 19 Uhr und trotzdem wollte man sich nicht rühren, weil die Temperaturen so drückend waren.
San Miguel wird im Lonely Planet als Arbeiter- und Industriestadt mit bodenständigem Charme beschrieben, die solchen Menschen gefällt, denen auch Hitze und Gestank gefallen. Zu dieser Sorte Menschen hatte ich mich zwar bisher nicht gezählt, aber ich fand´s trotzdem gar nicht so schlimm. Wahrscheinlich weil wir das einzigartige Privileg erlebten, die Stadt bei erfrischendem Regen zu besichtigen.
Schon den ganzen Tag freuten wir uns auf unsere letzte lange Busreise, denn ich bin zu einem großen Fan der Langstreckenbussse, mit denen man sich hier fortbewegt, geworden. Ich finde, es gibt keine bessere Art durch Argentinien zu reisen, als im zweiten Stock auf den Plätzen direkt hinter der Frontscheibe eines Doppeldeckerbusses durch die unendliche Landschaft zu fahren (außer vielleicht eine noch ökologischere). So bestiegen Carola und ich am Mittwochabend den Bus, der uns in offiziell 17, 5 Stunden nach Posadas in Misiones bringen sollte.



















Mit dem Bedürfnis, schon am Morgen zu wissen, wo man abends schlafen wird, bist Du nicht alleine. Thomas lässt grüßen … Im Gegensatz zu Dir wünscht er sich meist, dass Andere die Vorausplanung machen. Ob das für Südamerika gilt, weiß ich zwar nicht, doch manchmal gibt es dazu eine „Absicherungslösung“. Bei HRS-Vorausbuchungen kann man z.B. „im Standard“ (ohne Super-Schnäppchen) bei Vorausbuchungen meist bis 18 h am Anreisetag noch kostenlos stornieren. Man hat also die Option, von unterwegs noch kurzfristig abzusagen, falls man spontan umplant und hat trotzdem für den „Normalplan“ oder den Fall der Fälle schon mal eine sichere Unterkunft. So waren wir z.B. durch die USA gereist. Kannst du bei Gelegenheit mal testen …